Ist die Kurserholung bereits vorbei oder nur unterbrochen? Sollten Anleger jetzt noch aussteigen oder das gedrückte Niveau bereits als Einstiegschance nutzen? Mit Blick auf die kommenden Wochen sind Analysten vorsichtig optimistisch.
Hamburg - Die Kursverluste an der Börse seien eher eine Zwischenkorrektur im Aufwärtstrend als einer Trendwende zu nachhaltig fallenden Notierungen. Innerhalb von zehn Tagen hat der Deutsche Aktienindex Dax - zuletzt zusätzlich belastet durch enttäuschende Zahlen von Bayer und Allianz - rund zehn Prozent nachgegeben.
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Nach Ansicht der Landesbank Rheinland-Pfalz sind deutsche Aktien jetzt wieder sowohl im historischen als auch im internationalen Vergleich so bewertet, dass wieder Spielraum für Kursgewinne entstanden sei.
Die Marktteilnehmer hätten bereits vor den Anschlägen in Madrid die Nachhaltigkeit der konjunkturellen Erholung in Frage gestellt, Gewinne mitgenommen und in defensivere Sektoren umgeschichtet. Die Terrorangriffe hätten in dieser Phase lediglich die Konsolidierung beschleunigt.
Im Sog der Terrorangst werde häufig übersehen, dass sich die aktuelle ökonomische Debatte lediglich um die Frage nach dem Wachstumstempo und nicht um einen möglichen Rückfall in die Rezession drehe, so die LRP. Zwar sei gegenwärtig bei zahlreichen Frühindikatoren eine rückläufige Tendenz feststellbar, doch bewegen sich diese immer noch auf hohen Niveaus.
Vier Prozent Wachstum - Rezession ist kein Thema
Angeführt vom Zugpferd USA sollte die Weltwirtschaft in diesem Jahr um deutlich mehr als 4 Prozent wachsen. Mit entsprechender Verzögerung dürfte sich diese positive Entwicklung auch in Euroland und Deutschland bemerkbar machen.
Die Landesbank sieht bereits in den kommenden Wochen positive Impulse, weil die US-Unternehmen ihre Zahlen zum ersten Quartal vorlegen. Die Konsensschätzung für das Gewinnwachstum der S&P 500-Unternehmen liegt derzeit bei einem Plus von rund 15 Prozent.
Da die Prognosen in den letzten Wochen aber kontinuierlich nach oben revidiert wurden, könnte dieser Wert sogar leicht übertroffen werden. Von einer fortgesetzten konjunkturellen Erholung sollten zunächst weiter die zyklischen Sektoren wie Industrie, Transport, Logistik und Technologie am stärksten profitieren, so die LRP.
Etwas vorsichtiger geben sich die Analysten der Landesbank Baden Württemberg, was die Entwicklung der kommenden Wochen angeht. Sie raten zum Abwarten, da sie nicht mit einer schnellen Rückkehr zu den Dax-Jahreshochs rechnen.
Vor allem US-Termine im Fokus
Die Stimmung an den Aktienmärkten habe sich im Vergleich zum Jahresanfang merklich eingetrübt. Konjunkturskeptiker finden zunehmend Gehör, meint LBBW-Aktienstratege Frank Schallenberger. Sie sorgen vor allem an der Wall Street für nachdenkliche Mienen, zumal die Bewertung insbesondere bei Technologiewerten ambitioniert sei.
Charttechnisch gebe es kurzfristig wenig Grund zum Optimismus, so Schallenberger. Nach der mehrwöchigen Gipfelbildung wurden wichtige Unterstützungslinien nach unten durchbrochen. Unterstützend für die Märkte sei dagegen, dass es auf Grund der niedrigen Zinsen kaum attraktive Anlagealternativen gebe. Renditesuchendes Kapital werde daher auch weiterhin seinen Weg an die Aktienmärkte finden.
Abhängig ist die Entwicklung der kommenden Woche vor allem von US-Konjunkturdaten. Hier steht am Freitag der aktuelle Verbrauchervertrauensindex an sowie die Zahlen für das Bruttoinlandsprodukt und der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA. Beide werden am Donnerstag bekannt gegeben.
Von Unternehmensseite wird am Mittwoch die Bilanz der Metro und am Donnerstag der Abschluss der Lufthansa bekannt gegeben. Von beiden Werten erwarten Experten aber wenig Einfluss auf das gegenwärtige Marktgeschehen. Nachdem der MDax-Konzern KarstadtQuelle überraschend am vergangenen Donnerstag Zahlen vorgelegt hatte, wird sich beim offiziellen Termin am Dienstag alles auf den Ausblick des Einzelhändlers konzentrieren. Am Donnerstag folgt dann die Bilanz von HeidelbergCement .