Nach Zinssenkungsreigen treten
'harte Fakten'
in Vordergrund
Nach dem Zinssenkungsreigen der vergangenen Woche dürften sich die Anleger am Aktienmarkt zunächst einmal sammeln. Die Zinsdrosselungen der US-Notenbank Fed, der Europäischen Zentralbank (EZB) und der britischen Notenbank hätten eine Liquiditätshausse hervorgerufen, schreiben die Analysten von Delbrück Asset Management. "Für die Nachhaltigkeit einer Aufwärtsbewegung sind nun hard facts seitens der Konjunktur notwendig."
Investoren dürften daher gespannt darauf sein, wie die Notenbanken die weitere Lage einschätzen. Am Donnerstag legen Europas oberste Währungshüter den EZB-Monatsbericht vor. Einen Tag zuvor präsentiert die Bank of England ihren quartalsweisen Inflationsbericht. Beide Notenbanken hatten in der vergangenen Woche die Zinsschraube um jeweils 0,50 Prozentpunkte gelockert.
An Konjunkturdaten stehen am Donnerstag die Schätzungen des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im dritten Quartal in Italien und den Niederlanden an - und damit die ersten vorläufigen BIP-Zahlen im Euroraum. Aus den USA kommt am Donnerstag mit dem Philly-Fed-Index ein wichtiger Frühindikator, am Freitag werden dort die Verbraucherpreise für Oktober veröffentlicht.
OPEC-TREFFEN DÜRFTE FÜR KURZFRISTIGE UNRUHE SORGEN
Die US-Einzelhandelsumsätze am Mittwoch dürften nach Ansicht von Marktbeobachtern wegen der Rekord-Autoabsätze im Oktober für positive Überraschungen sorgen. Dagegen sollten die Daten für die Oktober-Industrieproduktion in den USA am Freitag trübe ausfallen.
Für kurzfristige Unruhe wird nach Meinung der Deutschen Bank das OPEC-Treffen am Mittwoch in Wien sorgen. Angesichts fallender Ölpreise entscheiden die Kartellmitglieder darüber, ob und in welchem Umfang die Ölfördermenge gedrosselt werden soll.
REIHE DER DAX-UNTERNEHMENSZAHLEN SETZT SICH FORT
In Deutschland setzt sich unterdessen die Reihe der DAX-Unternehmenszahlen fort. Nach Meinung von HSBC Trinkaus & Burkhardt stehen den Anlegern dabei auch Negativüberraschungen ins Haus.
Am Montag legt das Spezialchemieunternehmen Degussa DGX.ETR seine Neunmonatszahlen vor. Tags darauf sind BASF BAS.ETR und Infineon IFX.ETR, am Mittwoch Lufthansa LHA.ETR, Bayer BAY.ETR, Allianz ALV.ETR und Siemens SIE.ETR mit Resultaten an der Reihe. Für den Donnerstag haben E.ON EOA.ETR und Linde LIN.ETR Ergebnisse angekündigt.
Auch am Neuen Markt NMDP.ETR hagelt es Zahlen. Unter anderem legt am Montag Mobilcom MOB.ETR Resultate vor, Consors CSO.ETR und die DAB Bank DRN.ETR sind am Dienstag beziehungsweise Donnerstag dran, comdirect COM.ETR am Freitag. Im Ausland dürften die Quartalsergebnisse des Luft- und Raumfahrtkonzerns EADS PEAD.PSE EAD.FSE interessant sein. In den USA legen die Computerriesen Dell DELL.NAS DLC.FSE und Hewlett-Packard HWP.NYS HWP.FSE am Donnerstag Zahlen vor.
Henkel mit Umsatz und Ergebnis im Q3 auf Vorjahresniveau
Die schwächelnde Konjunktur wird nach Ansicht von Branchenexperten auch beim Düsseldorfer Konsumgüterkonzern Henkel HEN3.ETR Spuren hinterlassen haben. Analysten gehen davon aus, dass der Konzern, der am Montag (12. November) seine Geschäftszahlen für das dritte Quartal angekündigt hat, Umsatz und Gewinn auf Vorjahresniveau ausweisen wird.
Dabei sollten sich die einzelnen Sparten sehr unterschiedlich entwickeln. So rechnen die Experten mit einem deutlichen Ergebnisanstieg in den Sparten Kosmetik, Wasch- und Reinigungsmittel und einem Rückgang der zyklischen Geschäftsfelder Industrieklebstoffe und Hygiene/Oberflächentechnik. Bei der Spezialchemiesparte Cognis wird ebenfalls mit einem schwachen Ergebnis gerechnet.
UMSATZ AUF VORJAHRESNIVEAU - EBIT ETWAS SCHWÄCHER
Für den Konzern erwarten die Analysten einen Umsatz zwischen 3,25 und 3,41 Milliarden Euro nach 3,256 Milliarden Euro im Vorjahresquartal. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) soll sich auf 235 Millionen bis 237 Millionen Euro belaufen und damit etwas unter dem Vorjahresniveau von 242 Millionen Euro liegen. Das Ergebnis vor Steuern sehen die Branchenkenner bei 176,50 Millionen bis 201 Millionen Euro. Im Jahr zuvor waren es 200 Millionen Euro gewesen.
Susanne Seibel, Analystin bei UBS Warburg geht zudem davon aus, dass der Konzern wegen der Konjunkturschwäche seine Umsatz- und Gewinnprognosen reduzieren wird. Das Unternehmen rechnet bisher mit einer Erholung in 2002. Auch diese Position dürfte Henkel noch einmal überdenken, so die Analystin.
VERKAUF VON COGNIS WIRD ENTSCHEIDEND SEIN
Weitaus größerer Bedeutung als den Zahlen selbst messen die Experten dem Verkauf von Cognis bei. Am 12. September hatte sich Henkel mit der britischen Investorengruppe Schroder Ventures und Goldman Sachs Capital Partners auf die Abgabe des Chemiegeschäft für 2,6 Milliarden Euro geeinigt. Allerdings gestanden die Düsseldorfer ihren Vertragspartnern ein zweimonatiges Rücktrittssrecht zu. Dieses läuft nun parallel zum Quartalstermin aus. In Branchenkreisen und Presseberichten wird bereits darüber spekuliert, dass Henkel den Preis auf Grund der Wirtschaftsschwäche senken muss.
Der Verkauf wird von den Analysten dennoch übereinstimmend als positiv beurteilt. Henkel könne sich dann verstärkt auf sein Konsumgütergeschäft konzentrieren, befand Hans Zayed von BNP Paribas. Ohne Cognis wäre die Henkel-Aktie laut Arnauld Langlois, Analyst bei J.P. Morgan, auf ihrem derzeitigen Kurs unterbewertet. "Der Verkauf ist das Schlüsselelement für eine Neubewertung von Henkel", so Langlois.
Analysten erwarten herben Gewinneinbruch bei Bayer im 3. Quartal
Nach den Gewinnwarnungen, dem Vermarktungsstopp des Cholesterin-Senkers Lipobay/Baycol und der anhaltenden Konjunkturschwäche erwarten Analysten für Bayer BAY.ETR im dritten Quartal einen deutlichen Gewinneinbruch. Das Leverkusener Chemie- und Pharmaunternehmen wird an diesem Mittwoch (14. November) die Quartalszahlen vorlegen.
Bayer wird im Berichtszeitraum nach Ansicht von Analysten voraussichtlich einen deutlichen Einbruch beim operativen Gewinn vor Sonderposten ausweisen. Dabei gehen die von der Nachrichtenagentur dpa-AFX befragten Experten von 117 Millionen bis 356 Millionen Euro aus. Im gleichen Vorjahreszeitraum hatte Bayer noch einen Gewinn vor Sonderposten von 724 Millionen Euro erwirtschaftet.
KONJUNKTURSCHWÄCHE UND ERNSTE PROBLEME BEI MEDIKAMENTEN VERHAGELN BILANZ
Ende Oktober hatte der Vorstandsvorsitzende Manfred Schneider erneut davor gewarnt, dass das vierte Quartal eines der schlechtesten seit "vielen, vielen Jahren" sein werde. Bayer hat im laufenden Jahr nicht nur mit der allgemeinen Konjunkturschwäche zu kämpfen: Der Ertrag des Unternehmens wird zudem durch erhebliche Probleme bei den Medikamenten Kogenate und Lipobay geschmälert.
Schneider hatte kürzlich in einem Interview erneut eingeräumt, dass Ausschau nach Partnern für Teile oder die gesamte Pharmasparte gehalten werde. Er hatte dabei allerdings betont, dass die Leverkusener die Mehrheits-Kontrolle behalten wollen.
NACHRICHTEN ÜBER PARTNER FÜR DIE PHARMASPARTE WÜRDE VON ANALYSTEN BEGRÜSST
"Jede Nachricht über einen Partner und das Listing in New York wird dem Aktienkurs Auftrieb geben", betonten HypoVereinsbank Analysten. Die Bayer-Notierung am Big Bord in New York wurde zuletzt verschoben und ist nun für den 31. Januar 2002 geplant.
Die Ergebnisse in allen Sparten werden den Analysten von Dresdner Kleinwort Wasserstein zu Folge im dritten Quartal schwächer ausfallen. Die deutliche Konjunkturabkühlung sorge bei den Sparten Polymere (Kunststoffe) und Chemie für Sorgenfalten. Die Gesundheitssparte werde durch die Rücknahme des Medikaments Lipobay belastet.
ANALYSTEN: LIPOBAY-RÜCKZUG DÜRFTE BILANZ DEUTLICH BELASTEN
Auch in der Landwirtschaft geht Dresdner Kleinwort von einer Abschwächung aus. Allerdings wird der quartalsweise Rückgang auch auf saisonale Einflüsse zurückgeführt. Im Vormonat hatte der Konzern für 7,25 Milliarden Euro Aventis CropScience von Aventis SA PAVE.PSE AVE.FSE und Schering SCH.ETR gekauft.
Die Analysten waren sich einig, dass das Lipobay-Desaster die Bilanz deutlich belasten wird. Bayer hatte selbst erklärt, dass dadurch ein operativer Verlust in Höhe von 800 Millionen Euro im Gesamtjahr entstehe. Unklar sei derzeit, wie sich die Verluste auf die Quartale verteile, sagten die Analysten.
Die Profitabilität bei Bayer dürfte sich nach Ansicht von Schroder Salomon Smith Barney im Jahr 2003 erholen. Die anziehende Chemiekonjunktur Ende 2002 und dann auch positiven Auswirkungen der Umstrukturierungen dürften dies bewirken, betonten die Analysten.
UBS-Nettogewinn im 3. Quartal bei 885 Mio bis 1,186 Mrd Franken
Die schweizerische UBS UBSN.ZRH UBR.FSE wird an diesem Dienstag (13. November) voraussichtlich einen Einbruch des Nettogewinns für das dritte Quartal 2001 auf 885 Millionen bis 1,186 Milliarden Schweizer Franken bekannt geben müssen, schätzten Analysten. Im Vorjahresquartal hatte die Bank einen Gewinn von 2,075 Milliarden Franken erwirtschaftet. Hauptgrund für den Einbruch sei das schwierige wirtschaftliche Umfeld, urteilten Analysten. Das hätten schon die Quartalszahlen der US-amerikanischen Wettbewerber gezeigt. Mit einer Verbesserung der Lage im vierten Quartal sei in dessen nicht zu rechnen, hieß es aus der Bank Leu.
BANK LEU: UBS-GEWINN VON 1,186 MRD EURO - RISIKOVORSORGE 200 MIO EURO
UBS werde sich dem allgemeinen Trend der Branche nicht entziehen können, wenngleich die Auswirkungen weniger heftig ausfallen dürften, erklärte Patrick Uefeti. Denn die UBS sei nicht so stark wie die US-Konkurrenz auf das Geschäft mit Fusionen und Übernahmen (M&A) fokussiert. Dafür engagiere sich die Bank stärker in der Vermögensverwaltung in Europa.
Uefeti erwartet einen Gewinn von 1,186 Milliarden Euro und damit 43 Prozent weniger als im Vorjahresquartal. Die verwalteten Vermögen dürften mit 2,109 Billionen im Wert 11 Prozent unter dem des zweiten Jahresviertel liegen. Die Risikovorsorge dürfte von 76 Millionen auf 200 Millionen erhöht worden sein, schätzte der Analyst.
BANQUE CANTONALE VAUDOISE KRITISIERT VERHALTEN BEI SWISSAIR-KRISE
Michel Wiederkehr von der Banque Cantonale Vaudoise erklärte: Die ungeschickte Handhabung der Krise der Fluggesellschaft Swissair/Crossair hatte nicht nur zur Folge, dass verärgerte Kunden Vermögen von etwa 100 Millionen Franken abgeführt hätten, sondern hätten auch das Image der Bank beschädigt. Das Engagement bei der Swissair/Crossair sei zwar eine risikoreiche Anlage, werde aber das Quartalsergebnis nicht belasten, urteilte der Analyst. Der UBS komme zu Gute, dass sie breit aufgestellt und gut im Privatkundengeschäft positioniert sei, erklärte er.
Mit einem Gewinnrückgang um 57 Prozent im Jahresvergleich auf 885 Millionen Franken rechnet Christoph Bieri von der Banca del Cottardo. Die verwalteten Vermögen würden nach seiner Ansicht im dritten Quartal um 5 Prozent auf 2,421 Milliarden Franken zurückgehen. UBS Warburg dürfte mit 76 Prozent hinter dem Nettogewinn des Vorjahres zurückbleiben. Das entspräche einem Gewinn von nur noch 268 Millionen Franken. Allerdings seien die Erträge aus dem Investment Banking noch relativ ungeschoren davongekommen, urteilte Bieri. Morgan Stanley erwartet einen Nettogewinn von 946 Millionen Euro, die Deutsche Bank 900 Millionen Franken.
Die wichtigsten Wirtschafts- und Finanz-Termine bis Mittwoch, den 14. November:
Montag, 12. November
D:
Degussa Q3-Zahlen
Comdirect Q3-Zahlen
Mobilcom Q3-Zahlen
Henkel PK
Brokat außerord. HV
BETA Systems Q3-Zahlen
Mensch und Maschine Software Q3-Zahlen
A.S. Creation Q3-Zahlen
USA:
Feiertag, Bond-Markt geschlossen
Aktienmärkte geöffnet
Dienstag, 13. November
D:
Infineon Jahresabschluss
BASF Q3-Zahlen
Beiersdorf Neunmonatszahlen
Morphosys ZB Q3-Zahlen
Rhein Biotech ZB Q3-Zahlen
GPC Biotech Q3-Zahlen
SGL Carbon Q3-Zahlen
SinnerSchrader Bilanz-PK
GB:
Vodafone H1-Zahlen
Verbraucherpreise Oktober
Mittwoch, 14. November
D:
Allianz Q3-Zahlen
AC-Service Q3-Zahlen
Commerzbank Q3-Zahlen
Siemens untestierter Jahresbericht
Infineon Technologies Q4-Zahlen
Continental Q3-Zahlen
Bayer Q3-Zahlen
Deutsche Lufthansanovember Q3-Zahlen
ELMOS Semiconductor Q3-Zahlen
MAXDATA Q3-Zahlen
Telegate Q3-Zahlen
Constantin Film Q3-Zahlen
AT&S H1-Bericht
Carrier 1 Q3-Zahlen
WWL Internet Q3-Zahlen
SHS Informationsysteme Sitzung Aufsichtsrat
Wella Analystenkonferenz
Buderus PK Analystenkonferenz