Nachdem die Kurse auch auf positive Nachrichten nur noch verhalten reagieren, dürfte in Kürze die Nagelprobe für die laufende Hause anstehen: Im beginnenden vierten Quartal muss der Nachweis gelingen, dass die Börsen eine mögliche konjunkturelle Wende zu Recht vorweg genommen haben. Ob die Feierlaune angebracht war, wird sich schon in wenigen Wochen zeigen. Dann beginnen die traditionell stärksten Börsenmonate November, Dezember und Januar.
Die Kurse haben sich in der jüngsten Vergangenheit in mancherlei Hinsicht völlig anders verhalten als dies in „normalen“ Zeiten zu erwarten ist: Einem Einbruch zu Jahresbeginn, während einer traditionell guten Börsenphase also, folgte eine ausgedehnte Nachkriegsrallye, die in Dauer und Ausmaß die meisten Anleger auf dem falschen Fuß erwischt haben dürfte. Mittlerweile scheinen sich die Börsianer darauf verständigt zu haben, dass es nur noch den Angstmonat Oktober zu überstehen gilt; anschließend sollte die Hausse erst so richtig loslegen.
Vielleicht wäre es klug, sich auf das exakte Gegenteil einzustellen: Sollte der von vielen befürchtete Oktober-Einbruch ausbleiben, und danach sieht es derzeit aus, könnte es ab November ungemütlich werden. Spätestens dann, wenn sich auch „Lieschen Müller“ in Erwartung einer aufziehenden Jahresendrallye mit Aktien eingedeckt hat, könnte eine Flaute einsetzen. Vom „Bild-Indikator“ war an dieser Stelle ja kürzlich schon einmal die Rede: Nachdem die Boulevard-Presse das Thema Aktien neu zu entdecken scheint, ist größte Vorsicht angebracht. Eine Schwächeperiode zum Ende des Jahres würde im übrigen gut zu diesem in vielerlei Hinsicht ungewöhnlichen Börsenjahr passen.
Noch perfider wäre allerdings ein anderes Szenario: Die Kurse steigen auch gegen Jahresende noch eine Weile weiter um damit auch dem letzten Bären das Fell über die Ohren zu ziehen. Und erst wenn der letzte Pessimist das Handtuch geworfen hat, dreht der Markt...
Gruss