STF: ADE: HINTERGRUND: Putsch in Thailand bietet Chancen für Investoren
FRANKFURT (dpa-AFX) - Für Asiens Boomländer sind plötzliche Schocks keine
Seltenheit: Krankheiten wie Vogelgrippe oder Sars, eine heftige Finanzkrise
ebenso wie die Flutkatastrophe erschütterten in den vergangenen zehn Jahren die
Region. Jetzt sind in Thailands Hauptstadt Bangkok die Panzer vorgefahren - ein
Militärputsch ausgerechnet in dem Land, das lange Zeit als Musterschüler auf dem
Weg zur Demokratisierung galt. 1997 war Thailand allerdings bereits
Ausgangspunkt für den Kollaps der Tigerstaaten. Experten sehen jedoch in dem
Staatsstreich vom Dienstag keine ernsthafte Gefahr für die Finanzmärkte der
Region. Sie empfehlen den Anlegern, Ruhe zu bewahren und ihre Positionen bei
Abschlägen aufzustocken.
"Man darf die Lage nicht schönreden, sie ist aber verhältnismäßig ruhig",
sagt Mauro Toldo, Volkswirt bei der Deka Bank. "Bis zu einem Zahlungsausfall
Thailands müsste noch einiges passieren." Auch der Direktor des Internationalen
Währungsfonds, Rodrigo de Rato, beschwichtigte am Mittwoch, die asiatischen
Volkswirtschaften seien widerstandsfähiger gegenüber externen Schocks geworden.
Die makroökonomischen Rahmenbedingungen seien verbessert, die Flexibilität der
Wechselkurse erhöht. Auf die aktuelle Krise reagierte der Thailändische Baht
sowie andere asiatische Währungen kaum.
AKTIENMARKT ÖFFNET AM DONNERSTAG WIEDER
Der Aktienmarkt in Bangkok war zum Zeitpunkt des Militärputsches bereits
geschlossen und soll am Donnerstag wieder seine Pforten öffnen. Experten gehen
davon aus, dass es gerade in den ersten Handelstagen zu stärkeren Abschlägen
kommt. Diese böten jedoch für Anleger mit einem mittleren Anlagehorizont die
Möglichkeit zu selektiven Zukäufen, hieß es in einer Studie von Allianz Global
Investors. Die Experten des Vermögensverwalters sehen in dem Militärputsch sogar
die Chance, dass der Putsch die politische Starre unter dem umstrittenen Premier
Thaksin Shinawatra lösen kann.
Der Militärstreich richtet sich vor allem gegen Shinawatra, dem seine Gegner
Machtmissbrauch und Korruption vorwerfen. Zunächst hatte der Putsch während
einer Auslandsreise Shinawatras am Dienstag zu Verkäufen an den internationalen
Finanzmärkten gesorgt. "Unmittelbar danach war nicht klar, was passiert - da
reagieren die Märkte immer heftig", erklärt Deka-Volkswirt Toldo. Viele
Marktteilnehmer hätten sich an 1997 erinnert. Thailand sei für die Region zwar
weiterhin ein wichtiges Land, habe aber nicht mehr die Bedeutung damals. In der
Region seien zudem seitdem große Fortschritte erzielt worden. "Die Länder haben
ihre Defizite verbessert und die Bankensysteme reformiert, China und Indien sind
Wachstumsmotoren geworden." Von einer Verlangsamung des Wachstums in den USA
beispielsweise gingen größere Gefahren aus.
UNION RÄT ZU ANLAGEN IN "EMERGING MARKETS"
Nach Einschätzung der Union Investment könnten Indonesien und Malaysia in
Mitleidenschaft gezogen werden. "Kurzfristig werden die Märkte runtergehen, das
zeichnet sich schon bei der Währung ab", betont Union-Fondsmanager Hans Hoelzl.
Investoren sollten die Gelegenheit nutzen und auf "Emerging Market"-Anlagen zu
setzen. "Ich gehe davon aus, dass die Militärs die Macht wieder abgeben werden
und das Land schon in einer Woche aus dem Gröbsten raus sein wird", sagt Hoelzl.
"Ich rate Investoren, noch zwei bis drei Tage zu warten und dann zuzukaufen."
Emerging Markets tendierten grundsätzlich zu wesentlich größeren Schwankungen,
die Trends sähen aber gut aus. "Langfristig sollte man die Anteile überbewerten
auf 20 bis 25 Prozent des Portfolios, abhängig von der persönlichen
Risikoneigung."/dj/zb/mw
--- Dorothée Junkers, dpa-AFX ---
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2006-09-20 14:04:43
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