WIWO- Special zu NM

Beitrag: 1
Zugriffe: 356 / Heute: 1
Technology All S. 3.856,68 -0,40% Perf. seit Threadbeginn:   +129,38%
 
proxicomi:

WIWO- Special zu NM

 
15.04.01 18:57
Exklusiv-Studie: Die Börsenlieblinge der Profis
Thiel Logistic, Comdirect Bank und T-Online sind die derzeit am häufigsten von Analysten beobachteten und von den meisten Fonds gekauften Aktien am Neuen Markt. Das ist das Ergebnis einer Studie der Stuttgarter Beraterfirma Wolff & Häcker Finanzconsulting (whf) im Auftrag der WirtschaftsWoche.
Investoren lieben die Ruhe. „Was alle vermeiden wollen, sind Überraschungen,“ sagt Christoph Lampert, Vorstand für das Aktiengeschäft bei Schroder Salomon Smith Barney in Frankfurt. „Vorhersehbarkeit bringt die besten Aktienkurse.“

„Wer informiert uns auch in schlechten Zeiten zuverlässig? Das ist für viele Investoren die Schlüsselfrage,“ bestätigt Hendrik Wolff. Der ehemalige Investmentbanker ist Vorstand der Wolff & Häcker Finanzconsulting (whf) in Stuttgart. Zum zweiten Mal haben Wolff und seine Kollegen in einer Exklusivstudie im Auftrag der WirtschaftsWoche die Lieblinge der Investment-Community ermittelt – ein umfassendes Ranking, aus dem sich ablesen lässt, welche Börsenneulinge am Neuen Markt intensiv von Profis beachtet und welche links liegen gelassen werden. An der Umfrage haben sich 88 Analysehäuser, Portfoliomanager und Fondsgesellschaften beteiligt .

Unternehmen, die für die Börse berechenbar sein wollen, müssen viel investieren: Fast ein Drittel seiner Zeit setzt Günter Thiel, Chef des Logistik-Shootingstars, für Investoren ein . Doch der Aufwand lohnt sich: Thiel belegt mit deutlichem Vorsprung Platz eins des WirtschaftsWoche-Rankings der 134 Börsenneulinge des Jahres 2000 .

Tatsächlich haben die Spitzenreiter des Vorjahresrankings der Börsenneulinge 1999 (WirtschaftsWoche 14/2000) über den gesamten untersuchten Zeitraum besser abgeschnitten als der Durchschnitt – selbst in der so gut wie alle Aktienkurse zertrümmernden Baisse am Neuen Markt. Der damalige Sieger, der Computervermarkter Medion, konnte sein Kursniveau seit Anfang 2000 gut behaupten . Eine respektable Leistung, wenn man bedenkt, dass der Nemax All-Share Index im gleichen Zeitraum rund 54 Prozent verloren hat.

www.wiwo.de/WirtschaftsWoche/Wiwo_CDA/...2,13742_58325,00.html

Ein gleichgewichtetes Portfolio aus den zehn besten Werten der Befragung des vergangenen Jahres (Medion, Broadvision, Pixelpark, Consors, Fantastic, Evotec, Direkt Anlage Bank, Constantin, Highlight, Gauss) schlug sich über 13 Monate weitaus besser als eines aus den zehn am wenigsten von Investoren beachteten und mit dem Makel schwacher Investor-Relations-Politik behafteten Firmen (NSE, B.I.S., Haitec, GfN, TTL, Fortec, Lobster, Wizcom, Kleindienst, MusicMusicMusic).

Im Boom zu Jahresanfang stiegen die Topten sehr stark , bis Ende Februar um stolze 97,5 Prozent. Die schlechtesten zehn schafften im selben Zeitraum 36,7 Prozent, der Nemax lag mit plus 70 Prozent genau in der Mitte. Auch in der dann einsetzenden Abwärtsphase liefen die Topten deutlich voraus. Noch Ende Januar 2001 waren Besitzer des Top-ten-Portfolios mit 23 Prozent Verlust seit Jahresende 1999 deutlich besser dran als der breite Markt (minus 38 Prozent) und erst recht als die Besitzer eines Worst-Ten-Portfolios (minus 47 Prozent).

Bis Ende der ersten Märzwoche diesen Jahres schrumpfte der Performancevorsprung der Besten dann allerdings immer mehr: Während viele der schlechteren Werte schon ganz unten angekommen waren – viele sind an der Börse weniger wert als ihre Cashbestände – riss der anhaltend schwache Markt nun auch die letzten bisher noch glimpflich davon gekommenen großen Werte mit nach unten. Spätestens im Oktober 2000 hätten Anleger auch die hoch eingestuften Werte verkaufen und ihren Performancevorsprung realisieren müssen. Bis Ende der ersten Märzwoche 2001 schrumpfte dieser nämlich auf weniger als acht Prozentpunkte zum Marktdurchschnitt zusammen.

Anleger haben daraus gelernt: Auch die am intensivsten von der Financial Community beobachteten Aktien darf man nicht kaufen und jahrelang liegen lassen. „Wenn Fonds massiv investiert sind, kann es auch zu massiven Kursstürzen kommen, sobald etwas schief läuft“ warnt Wolff. Analysten stufen die Aktie dann reihenweise herunter und Fondsmanager werfen sie im Herdentrieb auf den Markt. Wolff: „Auch Anleger, die in Spitzenreiter des Rankings investieren, sollten auf jeden Fall Stop-Loss-Kurse setzen und diese regelmäßig kontrollieren.“ Nur wer diszipliniert Kursmarken ins Visier nimmt, bei deren Unterschreiten er die Aktien verkauft, kann Debakel vermeiden, wie sie 2000 am Neuen Markt passierten.

Marktbeobachter beschwören jetzt das Ende des Ausverkaufs: „Einen soliden Boden sollte der Markt bei seinem Tief aus dem Herbst 1998 finden,“ schätzt Michael Geiger, Topanalyst bei Credit Suisse First Boston in London. 20 Prozent Kursrückgang im Index sind danach also durchaus noch drin. Investoren warten auf ein Signal für die Wende: „Auslöser könnten positive Unternehmensnachrichten in der laufenden Berichtssaison sein,“ schätzt der Neue-Markt-Experte. Auf jeden Fall sei die ernste Konsolidierung am Neuen Markt vorübergehend: „Investoren werden, angespornt von hohen Gewinnchancen, weiter in den Markt investieren.“

Deutlich positiver sind die Analysten von Independent Research: „Mit der Realität hat die gegenwärtige Übertreibungsphase nichts mehr zu tun.“ Viele Unternehmen, mit denen die Analysten regelmäßig in Kontakt stehen, verstehen die Welt nicht mehr, denn ihr Geschäft verläuft diametral entgegengesetzt zum Kursverlauf. Independent Research: „Zahlreiche Investoren stehen mit viel Geld in den Startlöchern, der Markt ist aber fundamental und technisch noch nicht sauber.“

Die Analysten der DG Bank stimmen zu: „Für die kommenden Wochen erwarten wir eine signifikante Erholung, wobei der März noch von großer Unsicherheit und hoher Volatilität geprägt sein sollte.“ Die Erfahrungen mit den Topten des Emissionsjahrgangs 1999 sprechen dafür, dass viele der Werte aus der aktuellen Liste der Siegeraktien von einer solchen Erholung überdurchschnittlich profitieren werden. Natürlich hilft es einem Unternehmen nicht, wenn es Analysten und Fondsmanager hätschelt, aber sein Geschäftsmodell nicht überzeugt. Doch wenn Markt und Geschäftsmodell stimmen, winken bei Börsenneulingen, die eine gute Investor-Relations-Politik machen und viel von Analysten beobachtet werden, überdurchschnittliche Kursgewinne.

Denn auch Profiinvestoren sind nur Menschen: Viele Informationen von Analysten und gute Investor Relations (IR) der Unternehmen geben ihnen die Sicherheit, die sie vor allem im Sturm an der Börse suchen. Hinzu kommt, dass Unternehmen aus der Auseinandersetzung mit Analysten, die ihre ganze Branche europa- oder weltweit kennen, wertvolle Anregungen auch für ihr operatives Geschäft bekommen.

Dagegen werden die Kellerkinder selbst von ihren eigenen Emissionsbanken nach dem Börsengang allein gelassen. „Erst locken sie uns an die Börse, dann sagen sie, wir wären zu klein,“ beschwert sich der Vorstandschef eines IT-Unternehmens. „Da beißt sich die Katze in den Schwanz.“ Grund für die Vernachlässigung: Die Kapazitäten der Institute wurden für den nächsten Börsengang gebraucht. „Banken haben Provisionen gejagt,“ sagt Lampert, „die Betreuung nach dem Börsengang bringt aber erstmal kein Geld.“

In die Lücke stießen dann teure PR- und IR-Agenturen, die aber oft keinen Zugang zu Investoren hatten. „Viele Unternehmen am Neuen Markt wissen einfach nicht, wie die praktische Welt der Analysten aussieht,“ sagt der Frankfurter Emissionsberater Olaf Schuth, der Thiel auch nach dem Börsengang beriet.

Um das zu ändern und um die teuer eingekauften Investmentbanker auch in der Börsenflaute auszulasten, entwickeln Banken wie Schroder Salomon Smith Barney neue Konzepte: „Das erste Jahr nach dem Börsengang ist extrem kritisch,“ sagt Investmentbanker Lampert. „Dann entscheidet sich, welche Investoren das Unternehmen erreicht. Wir helfen, die Aktionärsbasis zu verbreitern und die Loyalität der wichtigsten Investoren zu verbessern.“ Dazu organisiert die Bank Roadshows, coacht IR-Manager und Vorstände, spricht mit Investoren und setzt deren Feedback auch in Handlungsempfehlungen um. M & A-Experten führen dem Unternehmen Übernahmekandidaten zu. Vorstände können ihren Unternehmen mit den dank geschickter Investorenpflege eingenommenen Mitteln einen unaufholbaren Vorsprung gegenüber Wettbewerbern verschaffen.

Das ist auch nötig: „Generell wird die IR-Arbeit der meisten Unternehmen von der Financial Community als überaus mittelmäßig wahrgenommen. Nur wenigen Titeln, allen voran Thiel, der zweitplatzierten Comdirect und Lion Bioscience, gelingt es hier, gute Noten zu bekommen,“ stellen Wolff & Häcker in ihrer Untersuchung fest.

T-Online, Nummer drei der Gesamtwertung, ist zwar schon wegen der hohen Zahl von Banken, die im Emissionskonsortium saßen, eine der meistgecoverten Aktien. Die IR-Arbeit der lange Zeit von Managementproblemen gebeutelten Darmstädter fällt dagegen deutlich ab. Es sei schwer, einen Verantwortlichen auch nur ans Telefon zu bekommen, berichten Analysten, die es gewohnt sind, schnell Zugang zu Vorständen zu erhalten.

Bei den im unteren Viertel der Rangliste notierten Werte brennt es dagegen bei allen drei Kriterien: „Sie wurden von den Profis schon kurz nach ihrem Börsengang aussortiert, werden weder von Analysten gecovert noch von Fonds gekauft oder auch nur beobachtet,“ bilanziert Wolff. Die Punktzahlen der zehn Schlusslichter des Jahrgangs 2000 sind dabei um 50 Prozent schlechter als die der Verlierer aus den Reihen der 1999er-Börsenneulinge – die Schere zwischen viel und wenig beachteten Werten geht weiter auseinander. Das dürfte sich in Zukunft noch stärker in der Kursentwicklung bemerkbar machen.

Anlegern, die von den großen Investoren abgehakte Aktien im Depot haben, tröstet die Gewissheit, dass auch diese Fehler machen. So legte der Elektronikhändler Fortec, 2000 von Analysten und Fondsprofis aussortiert, dank permanent steigender Geschäftszahlen und übertroffener Prognosen eine formidable Performance hin. Wolff: „Aus dem einen oder anderen hässlichen Entlein kann doch noch ein schöner Schwan werden.“


HAUKE REIMER


--------------------------------------------------
© WirtschaftsWoche heute 2001
Es gibt keine neuen Beiträge.


Börsen-Forum - Gesamtforum - Antwort einfügen - zum ersten Beitrag springen

Neueste Beiträge aus dem Technology All Share (Performance) Forum

Wertung Antworten Thema Verfasser letzter Verfasser letzter Beitrag
11 1.118 USU Software --- Cashwert fast auf ATL -- Lalapo MrTrillion3 01.12.24 18:01
11 523 Elmos Semiconductor Jorgos Highländer49 08.11.24 18:23
  19 Bitte an Ariva Spitfire33 taos 28.09.24 11:26
  68 Comroad Kursziel 5 Euro in 3 Monaten! BWLer KevinRoberts 19.09.24 12:03
  14 Hallo Agilent-Aktionäre Anke Mankanke cfgi 21.08.24 22:29

--button_text--