Wirtschaftsprüfer: das System ist krank!

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BizzBabe:

Wirtschaftsprüfer: das System ist krank!

 
15.04.02 12:15

"Das System der Wirtschaftsprüfer ist krank"

  Frankfurt (ots) - Ex-Andersen-Partner Marek Wojcicki übt scharfe
Kritik am weltweiten Oligopol der großen Wirtschaftsprüfer. Der
Gründer der Frankfurter Unternehmensberatung "Heaven21" sieht den
Bankrott von Enron und die Verwicklung des Prüfers Andersen als
"Beispiel für eine Krankheit, die die gesamte Branche erfasst hat".
 
  "Es gab Schwächen, die nicht zuletzt ein entscheidender Grund für
mich waren, das Unternehmen zu verlassen. Allerdings waren das keine
Andersen-spezifischen Schwächen. Hier und da lässt sich immer mal
wieder ein Prüfer korrumpieren oder macht einfach schlechte Arbeit.
Viel entscheidender ist, dass es erhebliche strukturelle Fehler bei
den großen Wirtschaftsprüfern gibt. Ihr System ist nicht mehr
tragfähig", kritisierte Marek Wojcicki in einem Interview mit dem
Manager Magzin.
 
  Alle Big Five der Wirtschaftsprüfungsgesellschaften seien in
ähnliche Skandale verwickelt. "Probleme mit der Vernetzung der
Wirtschaftsprüfer zu den Unternehmen, für die sie arbeiteten, gab es
schon immer. Der Fall Enron hat allerdings auch gezeigt, wie
unbeholfen und ungeübt die Prüfer darin sind, sich der Öffentlichkeit
zu präsentieren", so Wojcicki. Wenn der damalige Andersen-Chef nach
der Enron-Pleite auf ganzseitigen Anzeigen mit seinem Konterfei für
Vertrauen in Andersen werbe, könne das nur eine Reaktion provozieren:
"Die müssen es aber nötig haben." Das Vertrauen in die Unabhängigkeit
der Prüfe sei zurecht ins Wanken geraten. "Die Prüfer beschränken
sich nicht nur auf Buchprüfung, sondern beraten die Unternehmen
gleichzeitig in Rechts-, Steuer- und Managementfragen, führte
Wojcicki weiter aus.

 
  Die Abspaltung der Beratungssparte bei Andersen in das neue
Unternehmen Accenture sei nichts weiter als Augenwischerei. "Es ist
schlicht falsch, zu glauben, dass die Aufspaltungen dieser
Unternehmen für Unabhängigkeit sorgen oder sorgen werden. Schauen Sie
sich die Bilanzen der Prüfer an: Mit Prüfungsaufträgen werden zwar
etwa 40 Prozent des Umsatzes bei den Big Five erwirtschaftet - aber
nur zehn Prozent des Gewinns. Mit ihren Berater-Tätigkeiten machen
die Konzerne dagegen 90 Prozent des Gewinns - ein wesentlich
lukrativeres Geschäft. Für das man übrigens nicht unbedingt voll
ausgebildete Wirtschaftsprüfer braucht: War dieses Examen noch vor
zehn Jahren Pflicht, um bei einem der großen Wirtschaftsprüfer zu
arbeiten, gilt dies heute nicht mehr", so Wojcicki. Jetzt sei der
Gesetzgeber gefordert: "Es braucht den Druck von außen. Freiwillig
werden die Prüfer kaum von ihrem Weg abweichen. Die US-Börsenaufsicht
und der Senat arbeiten jetzt scheinbar ernsthaft an einem Verbot von
Prüfer- und Beratungsdiensten aus einer Hand. Der oligopolistisch
aufgebaute Markt wird sich anders nicht knacken lassen", betonte
Wojcicki.
 
   Marek Wojcicki arbeitete als Unternehmensberater mehr als zehn
Jahre für den Prüfer Pricewaterhouse, bevor er für Arthur Andersen im
Rang eines Partners in Frankfurt die Einheit "Business Systems
Practice" aufbaute. Vor zwei Jahren machte sich der Informatiker und
Betriebswirt selbstständig, gründete "Heaven21", eine Kombination aus
Unternehmens- und Medienberatung, die heute rund 70 Mitarbeiter
zählt.

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