Wirtschaftsnobelpreis

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Wirtschaftsnobelpreis

 
10.10.02 08:44
www.berlinonline.de/aktuelles/.../wirtschaft/.html/183717.html

Über die Psychologie in der Ökonomie

Wirtschaftsnobelpreis geht an Kahnemann und Smith

Sebastian Wolff

BERLIN, 9. Oktober. Nach der gängigen Theorie müsste der Mensch seine ökonomischen Entscheidungen immer möglichst rational treffen - das heißt, er handelt so, dass es ihm den größtmöglichen Vorteil bringt. Die Wissenschaft hat dafür den Fachbegriff Homo Oeconomicus geprägt. Doch anhand von Experimenten haben die beiden diesjährigen Gewinner des Nobelpreises für Wirtschaftswissenschaftler, Daniel Kahnemann und Vernon L. Smith, bewiesen, dass es in der Praxis oftmals mit dem Homo Oeconomicus nicht so weit her ist.

Kahnemann, Jahrgang 1934 und Professor an der Princeton Universität im US-Bundesstaat New Jersey, hat in seiner "Prospect Theory" zum Beispiel nachgewiesen, dass Menschen sich über mehrere kleine Gewinne viel stärker freuen, als über einen großen - auch wenn die Gesamtsumme niedriger ausfällt. Aus dieser Erkenntnis können zum Beispiel Versicherungsvertreter nützliche Lehren ziehen: Die Aussicht auf eine Zusatzrente von monatlich 2 000 Euro vier Jahre lang (insgesamt 96 000 Euro) könnte ein besseres Verkaufsargument sein, als die einmalige Auszahlung von 100 000 Euro.

Stark mit Psychologie haben auch die Experimente zu tun, für die Smith, Jahrgang 1927, ausgezeichnet worden ist. Smith, der an der George Mason Universität im US-Bundesstaat Virginia lehrt, hat in Laborunterexperimenten Regeln für neue Märkte durchgespielt - so zum Beispiel für deregulierte Strommärkte. Wären sie in der Praxis angewendet worden, hätte Beobachtern zufolge ein Desaster, wie es nach der Freigabe der Strompreise in Kalifornien gegeben hat, vermieden werden können. Nach der Liberalisierung waren die Elektrizitätsunternehmen nicht in der Lage, die sprunghaft steigenden Strompreise an die Verbraucher weiterzugeben und machten Milliardenverluste. Die Stromversorgung brach zeitweise zusammen.

Zudem wies Smith nach, dass Menschen sich in der Praxis weniger eigennützig verhalten, als Ökonomen unterstellen. Die Bereitschaft, eine größere Summe Geld mit anderen zu teilen, ist umso höher, je genauer sie die Begünstigten persönlich kennen. Wenn Wohlfahrtsorganisationen den persönlichen Kontakt zwischen Spendern und bedürftigen Kindern herstellen. Solche experimentellen Ansätze waren in der Wirtschaftswissenschaft lange verpönt. Seit einigen Jahren sind sie jedoch in Mode. Der Nobelpreis für Kahnemann und Smith ist dafür ein Beleg.
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