auf jedem Fall hier im Norden:
Grünkohl ist ein Klassiker unter den norddeutschen Gerichten. Grundsätzlich besteht das Gericht aus Grünkohl, Kartoffeln und Fleisch. Allerdings gibt es sehr viele Variationen: z.B. kann es sich bei den Kartoffeln um normale Bratkartoffeln handeln, um Süßkartoffeln (auch Bataten genannt, wenn ich mich nicht täusche) und um in Zucker geschwenkte Bratkartoffeln (wobei der Begriff süße Kartoffeln hier oben meist in Zucker geschwenkte Bratkartoffeln meint). Außerdem können die Kartoffeln auch noch gekocht und dann unter den Grünkohl gemischt werden (das ist dann die "Nordhackstetter Art"). Beim Fleisch handelt es sich in der Regel um Kassler, Schweinebacke und Kohlwurst (sowas wie 'ne norddeutsche Cabanossi).
Grünkohl ist ein Wintergericht, dabei gilt, daß der Frost über den Kohl gegangen sein muß. Das heißt es muß mindestens einmal Nachtfrost gegeben haben, bevor der Grünkohl geerntet werden kann.
Grünkohl selber machen ist eigentlich ganz einfach - wenn auch etwas zeitaufwendig. Zu allererst besorgt Ihr Euch auf dem Wochenmarkt frischen Grünkohl. Der Kilobeutel kostet so ca. DM 3,- und sollte für zwei bis drei Personen langen (so'n Kilobeutel sieht nach ziehmlich viel aus - laßt Euch nicht täuschen, das kocht ein). Kartoffeln (festkochende Sorte) könnt Ihr dann auch direkt mitnehmen und Fleisch gibt's beim Schlachter um die Ecke. Ach ja: einen hellen Aquavit braucht Ihr auch noch (der sollte übrigens eiskalt genossen werden).
Zuhause angekommen kann's dann losgehen. Als erstes öffnet Ihr eine Flasche Bier, die Ihr trinkt, während Ihr Euch mental auf die Euch bevorstehende Prüfung einstellt. Dann bereitet Ihr den Grünkohl vor.
Dazu wascht Ihr die Blätter kurz unter fließend Wasser ab, um sie von eventuellen Sandresten zu befreien. Dann schneidet Ihr die ganzen Stielansätze, Strunken und was sonst noch unschön ist weg. Die übrigbleibenden Blätter rupft Ihr klein und gebt sie in einen großen Topf mit Wasser.
Wenn der Topf voll ist, schaltet Ihr den Herd an und kocht den Kohl solange, bis die Kohlblätter auf ein Viertel ihres frischen Volumens zusammengefallen sind. Den Vorgang wiederholt Ihr solange, bis der Beutel aufgebraucht ist (oder Ihr für dieses Mal genug habt).
Grünkohl schmeckt übrigens am besten, wenn er einmal aufgewärmt wurde - macht Euch also keine Sorgen, wenn Ihr zuviel davon kocht.
Sobald der Kohl nicht mehr in dieser sperrigen Blattform vorliegt, gebt Ihr etwas Kümmel dazu und kocht ihn auf kleiner Flamme weiter. Nach einer Weile gebt Ihr das Fleisch mit in den Kohltopf.
Spätestens jetzt ist es Zeit für das nächste Bier. Wenn Euch das als Beschäftigung nicht reicht, dann könnt Ihr den Kohl gelegentlich umrühren.
Nach einer halben Stunde oder so fangt Ihr an die Kartoffeln zu kochen (Ihr solltet den Topf mit dem Grünkohl aber im Auge behalten und Wasser zugeben bevor der Kohl anbrennt).
Bis die Kartoffeln gar sind, habt Ihr genügend Zeit, das nächste Bier aufzumachen, und es voller Stolz zu trinken.
Nachdem die Kartoffeln gar sind (also noch fest, aber nicht zu fest) nehmt Ihr sie aus dem Topf, schreckt sie kurz mit kaltem Wasser ab und schält sie. Dann schneidet Ihr sie in Stücke. Die Stücke stellt Ihr erstmal beiseite und prüft den Kohl. Wenn er weich und saftig ist, dann ist er gar. Wenn nicht, dann müßt Ihr noch etwas warten. Ein weiteres Bier kann dabei helfen.
Wenn der Kohl gar ist, erhitzt Ihr Butter in einer großen Pfanne. Sobald das Fett heiß ist, gebt Ihr die Kartoffelstücke hinein und bratet sie bei großer Hitze an.
Wenn die Bratkartoffeln soweit angebraten sind, daß man sie als Bratkartoffeln bezeichnen kann, schaltet Ihr die Hitze zurück, bestreut sie großzügig mit Zucker (am besten mit braunem) und bratet sie solange weiter, bis der Zucker zu karamelisieren beginnt. Wenn die Kartoffeln richtig süß sind und an einigen Stellen auch eine leichte Kruste bekommen haben, dann ist das Essen fertig. Ihr braucht jetzt nur noch den Grünkohl mit den Bratkartoffeln zusammen auf einen Teller zu geben und das Fleisch darauf zu verteilen. Dazu gibt's Senf und das nächste Bier. Guten Appetit!
Wenn Ihr schließlich pappsatt seid, dann kommt der Aquavit in's Spiel: Ihr holt ihn aus dem Eisfach und gießt Euch ein Glas davon als Verdauungshilfe ein.
Den Rest der Flasche trinkt Ihr dann nach und nach, um das Saubermachen in der Küche halbwegs erträglich zu gestalten... ;-)
Wenn Ihr Euch all die Arbeit ersparen wollt, dann könnt Ihr Grünkohl natürlich auch in einem der zahlreichen Restaurants der Region essen. Während der Saison bietet eigentlich jedes Restaurant mit gutbürgerlicher Küche Grünkohl an; teilweise sogar "Grünkohl satt", d.h. Ihr könnt vom Grünkohl immer wieder Nachschlag bekommen.
Grünkohl ist übrigens ein beliebtes Essen bei den Weihnachtsfeiern der hiesigen Firmen.