Zwar sind die Graumarktkurse alles andere als berauschend, aber das liegt j auch an der presse der letzten Tage, die entgegen der Zeichnungsempfehlungen von einbrechenden Kursen etc. spricht. Nach Aussage
von Lintec-Chef L. sind übrigens gestern schon für die über 3 Mio. Pixelnet-Aktien schon über 5 Mio. Zeichnungsgebote eingegangen. Daher kann, sofern nicht zu viele Orders gestrichen werden, davon ausgegangen werden, daß die Emission vollständig plaziert wird. Zur HV heute in den nächsten Tagen mehr... Nachfolgend ein Interview mit dem Pixelnetchef:
Pixelnet ist ein Anbieter von Dienstleistungen rund um die digitale Fotografie. Der Fotograf soll sich durch den Service des Internet-Portals www.pixelnet.de den Weg zum Fotofachhändler sparen können.
Instock sprach mit Matthias Sawatzky, Vorstandsvorsitzender des Neuer-Markt-Kandidaten, über das Geschäftsmodell und Zukunftsvisionen.
Instock:
Mit der Gründung von Pixelnet haben Sie Ihre Geschäftstätigkeit auf internetbasierende Dienstleistungen für den Fotomarkt umgestellt. Warum haben Sie sich aus dem Geschäft mit Digitalen-Fotobearbeitungs-Stationen zurückgezogen.
Sawatzky:
Mit der Vorbereitung auf die Umstellung unseres Geschäftsmodells hatten wir schon vor drei Jahren begonnen. Die Installation von Digital-Imaging-Stationen bei Geschäftskunden war sicher ein gutes Geschäft, aber nach Vollendung eines solchen Auftrages bleibt das Nachfolgegeschäft aus. Die Konsequenz daraus war, in den Direktvertrieb an den Privatkunden zu gehen, was wir auch mit Dienstleistungen vervollständigen können. Das hat den Vorteil, dass wir unabhängig vom Fotofachhandel arbeiten können.
Instock:
War vielleicht auch die Konkurrenz zu stark?
Sawatzky:
Nein. Der Fotografie-Markt steht wie damals nach dem Wegbruch des Schmalfilm-Marktes wieder vor einer Schwelle. Er wird sich völlig umgestalten. Die digitale Fotografie und das Internet, machen es möglich, dass ein Markt für dieses Geschäft außerhalb von Fotoläden entsteht. Wer einen Massenmarkt wie die Fotografie neu erschließen will, schafft das nur übers Internet. Und auf unserem Gebiet sind wir first mover.
Instock:
Wie lange werden Sie diese Pionierfunktion noch halten?
Sawatzky:
Ich schätze unseren Vorsprung auf ein halbes bis ein Jahr.
Instock:
Die Eintrittsbarrieren für diesen Markt sind durchaus überwindbar, insbesondere für die großen Filmhersteller Kodak, Fuji und AGFA. Wann rechnen Sie mit dem ersten Konkurrenz-Portal?
Sawatzky:
Wenn Sie diese drei Unternehmen nennen, verneine ich die Aussage über die Eintrittsbarrieren. Diese drei sind stark mit ihren herkömmlichen Vertriebspartnern verstrickt. Um neue Vertriebswege am Fachhandel vorbei aufzubauen, müssten sie sich strukturell völlig umstellen. Bei ihrer Größe würde das hohe Kosten verursachen.
Instock:
Was gibt Ihnen diese Sicherheit?
Sawatzky:
Wir haben Gespräche mit einer Venture-Capital-Gesellschaft geführt, die in eine Umstrukturierung eines Filmherstellers in vergleichbarer Größe in Großbritannien investiert hat. Dabei wurden umgerechnet 20 Millionen Mark in den Sand gesetzt. Die haben die neuen Strukturen einfach nicht umsetzen können.
Instock:
Eine Alternative zur Umstrukturierung wäre für diese großen Unternehmen der Aufkauf eines kleineren Dienstleisters. Stellen Sie sich mit Ihrem Börsengang zur Verfügung?
Sawatzky:
Das haben wir nicht vor. Wir werden unseren Weg nach vorn fortsetzen. Aus unserer Startposition heraus müssen wir natürlich schneller laufen als andere.
Instock:
Sehen Sie sich etwa konkurrenzlos?
Sawatzky:
Wenn wir von Wettbewerbern sprechen, dann denke ich eher an andere bereits bestehende Internet-Dienstleister, welche in diesen Bereich einsteigen könnten. Diese haben dann jedoch nicht die Verbindungen zum Fotogeschäft, und es fehlt ihnen an Know-how.
Instock:
Wie wollen Sie Ihren Namen bekannt machen und den zeitlichen Vorsprung halten?
Sawatzky:
Wir wissen, dass wir noch viel Marketing-Aufwendungen leisten müssen, um den Bekanntheitsgrad unseres Namen zu erhöhen. Zudem werden wir unser Portal ständig erweitern.
Instock:
Gehen Sie deshalb schon ein halbes Jahr nach Ihrer Geschäftsumstellung an die Börse?
Sawatzky:
Ja, auch. Eben diese Wettbewerbssituation fordert von uns hohe Investitionen in die Ausweitung der Plattform, wenn wir ganz vorn mit dabei sein wollen. Nur durch aggressives Marketing können wir unseren Bekanntheitsgrad erhöhen. Mit überproportionalen Aufwendungen haben wir es inzwischen schon auf 160.000 Kunden gebracht. Damit liegen wir mit 20 Prozent über Plan. Auch wegen der hohen Werbekosten werden wir in diesem Geschäftsjahr trotzdem 12,3 Millionen Mark Verluste schreiben.
Instock:
In welcher Höhe liegen denn diese Kosten?
Sawatzky:
Zur Zeit bei 13 Millionen Mark, bis 2003 werden es 24 Millionen Mark werden.
Instock:
Im ersten Quartal 2000 setzte Pixelnet 3,8 Millionen Mark um. Bis Ende des Geschäftsjahres soll sich der Umsatz verzehnfachen. Ist diese Prognose nicht sehr optimistisch?
Sawatzky:
Ich denke, diese Zahlen sind nachvollziehbar, wenn man bedenkt, dass das Bildergeschäft erst jetzt im Sommer richtig beginnt. Der erste Umsatz-Höhepunkt wird somit im Herbst erzielt werden. Auf das Sommergeschäft haben wir uns durch eine zügige Kundenaufbaustruktur gut vorbereitet, was unsere Kundenanzahl bestätigt.
Instock:
Das Herzstück Ihres Geschäfts ist die Fotobearbeitungs- und Übertragungssoftware "pixel2picture". Was passiert, wenn diese nicht überzeugt?
Sawatzky:
Dass unsere Software das Herzstück unseres ganzen Geschäfts ist, das ist tatsächlich so. Dies gilt aber nicht für alle Zeiten. Wir wollen auch die Software weiterentwickeln. Das wird zu unseren Hauptaufgaben gehören. Rund um diesen Kern bieten wir allerdings auch ein Bündel von Dienstleistungen an, die das Laborgeschäft stützen.
Instock:
Zur Zeit läuft die Software nur auf Windows. Wird es dabei bleiben?
Sawatzky:
Nein, ab Juli wird es sie auch in der Mac-Version geben.
Instock:
Sie wollen Ihr Geschäft internationalisieren. Wohin soll es gehen und auf welchem Weg?
Sawatzky:
Wir wollen eigene Standorte dort aufbauen, wo sich das Mail-Order-Verhalten schon durchgesetzt hat. Dazu gehören vor allem Nord-Europa, die Schweiz und Frankreich. Die Europäisierung soll bis Ende 2001 vollzogen sein. In Großbritannien, den USA und in Asien wollen wir über Partnerschaften, die wir schon in Aussicht haben, präsent werden.
Instock:
Welche Anteile Ihres Emissionserlöses planen Sie dafür?
Sawatzky:
Nicht einmal die Hälfte des Erlöses.
Instock:
Für einen 9x13-Abzug geben Sie in Ihrer Preisliste 59 Pfennige an. Gilt das sowohl für analoge als auch für digitale Fotos?
Sawatzky:
Nein, das ist der Preis für ein digitales Foto. Für analoge Filme haben wir einen Pauschalpreis von 18,90 Mark. Abzüglich Entwicklungs- und Versandkosten käme man auf einen Preis pro Foto von etwa 30 Pfennigen. Das sind marktübliche Preise.
Instock:
Apropos Versandkosten: Das Angebot versandkostenfreier Zusendung gilt laut Ihrem Portal nur noch zwei Wochen. Wieviel wird es dann kosten?
Sawatzky:
Das ist eine Marketing-Maßnahme, die sicherlich noch verlängert wird.
Instock:
Angenommen, durch den Markteintritt eines Wettbewerbers käme es zum Preiskampf. Wie viel kann Pixelnet noch nachgeben?
Sawatzky:
Analystenstudien bestätigen, dass wir einen Preiswettbewerb aufnehmen könnten. Sowohl in Verhandlung mit Entwicklungslaboren als auch durch Kosteneinsparung aufgrund verbesserter Technologie ist noch genügend Luft, um die Preise wenn nötig zu senken.
Instock:
Herr Sawatzky, vielen Dank für dieses Gespräch.