Wird 2004 endlich das Jahr der ASP's ?

   Das Hauen und Stechen hat begonnen. Auf dem Markt für Software auf Mietbasis werden in Deutschland zwar noch keine nennenswerten Umsätze gemacht, trotzdem rangeln viele Firmen um die besten Plätze. Schließlich gilt das sogenannte Application Service Providing (ASP) als das neue Wunderkind der IT-Branche.

   Die Zielgruppe der ASP-Anbieter sind vor allem kleinere und mittelständische Unternehmen, die keine eigene IT-Abteilung samt Rechenzentrum und Fachpersonal haben. Solche Firmen können mit Hilfe von ASP-Dienstleistern fertig konfigurierte Anwenderprogramme übers Internet mieten und sich so den Administrationsaufwand sparen. Im Gegensatz zum Outsourcing, wo der Anwender auch Inhaber der Software-Lizenzen ist und diese im Rechenzentrum eines Dienstleisters verwalten lässt, mietet ein ASP-Kunde lediglich die Nutzung von Programmen.

   Das hört sich günstig an. Aber wie günstig ist es wirklich? Für Deutschland ist diese Frage schwer zu beantworten, da die meisten Anbieter hier zu Lande mit genauen Preisangaben geizen. Offensichtlich ist das ASP-Modell selbst für die Anbieter noch zu jung, um genau zu kalkulieren. Eine Ausnahme bildet Alphaware. Das Unternehmen aus Freilassing nennt konkrete Zahlen: 99 Mark in den ersten vier Monaten kostet die Miete für Alphawork, eine Web-basierte Software zur Warenwirtschaft, bei Abschluss eines Jahresvertrags. Ab dem fünften Monat gilt dann der reguläre Preis von 130 bis 180 Mark pro Anwender, je nachdem, welche Angebote von Alphawork benutzt werden.

USA sind weiter
In den USA ist das ASP-Modell bereits weiter verbreitet als hier zu Lande. Die Unternehmen nennen deshalb schon konkrete Preise. American Software verlangt bei Netzbezug seiner ERP-Suite E-Intelliprise 199 Dollar je Anwender monatlich. Oracle Business Online staffelt die Preise je nach Programm zwischen 150 und 895 Dollar monatlich pro Anwender. EDS verlangt für ERP-Anwendungen von SAP zwischen 425 und 660 Dollar pro Monat und User.

   SAP selbst bietet im Rahmen der Internet-Strategie Mysap auch in Deutschland unter dem Oberbegriff des Application Hosting eine Outsourcing-Variante und ein ASP-Modell an. Der Markt ist verlockend und weckt Goldgräberstimmung. Ansprüche auf ein möglichst großes Stück vom Kuchen melden deshalb inzwischen nicht nur viele Dienstleister und Software-Häuser, sondern Unternehmen aus allen Ecken der IT-Branche an. Die Marktforscher von der Gartner Group sind überzeugt, »dass nicht heute, aber in den nächsten Jahren immer mehr Firmen einsteigen werden«, so Rita Terdiman, eine Analystin der Gartner Group. Als Beispiel nennen die Analysten den Prozessorhersteller Intel, der neuerdings einen ASP-Service in den USA anbietet.

   Besonders aktiv im ASP-Geschäft sind die Schwergewichte aus der Telekommunikations-Szene wie etwa AT&T, Sprint, MCI-Worldcom oder das britische Unternehmen Cable & Wireless. Ehrgeizige ASP-Pläne verfolgt auch der Softwaregigant Microsoft, der sich in den USA seit Juni 1999 bei sechs ASP-Unternehmen eingekauft hat. Kosten soweit bekannt: Über 280 Millionen US-Dollar.

   Aber auch auf dem europäischen Markt werden erste Allianzen geschmiedet. So betrat Mitte Januar beispielsweise J.D. Edwards den ASP-Ring. Der Hersteller von Software zum Enterprise Resource Planning (ERP) gab bekannt, sein Angebot in Richtung Miet-Software zu erweitern. Unter dem Namen JDe-Sourcing plant das Unternehmen die weltweite Nutzung der eigenen Unternehmensanwendungen und E-Business-Lösungen über das Internet zu vermarkten. Helfen soll dabei Uunet, die Internet-Abteilung von MCI-Worldcom, einer der weltweit führenden Konzerne aus der Telekommunikationsbranche. In der Partnerschaft mit J.D. Edwards stellt Uunet die Internet-Infrastruktur für JDe-Sourcing zur Verfügung.

   Auch TPS-Labs, ein CRM-Spezialist, wird in Zukunft verstärkt auf ein ASP-Konzept setzten. Zur Zeit verhandelt das Unternehmen mit möglichen Partnern, um die CRM-Software TPS Oceans 2000 in einer Miet-Lösung via Internet zur Verfügung zu stellen. Den gleichen Weg geht ADP: Der Anbieter von Software zur Personalwirtschaft mit dem weitverbreiteten Produkt Paisy will in Zukunft ebenfalls Flagge als ASP zeigen. Auch TDS, ein IT-Dienstleister aus Neckarsulm, will laut einer Pressemitteilung als Application Service Provider wahrgenommen werden. Demnach wird TDS in Zukunft in Zusammenarbeit mit weiteren Anbietern standardisierte Software-Lösungen auf Mietbasis bereitstellen. Sogar der Netzwerkspezialist Novell hat, wie es in einer Pressemitteilung heißt, den ASP-Markt im Visier. Um die Ambitionen glaubhaft zu unterstreichen, kaufte Novell den ASP Just-On aus Palo Alto in Kalifornien. Durch die Übernahme erwirbt Novell Technologien und Know-how für den wachsenden Markt der Application Service Provider, heißt es schlicht. Die Kosten der Übernahme wurden nicht bekannt.

   Für Anwender ist die Betriebsamkeit auf dem ASP-Markt ein gutes Zeichen. Schließlich bedeutet ein großes Angebot oft auch sinkende Preise.

ow