2003 könnte ein Jahr der Fusionen werden
Firmen müssen sich zusammenschließen, um weiter Kosten zu senken - Geringere M&A-Prämien für Anleger
von Daniel Eckert
Berlin - Was waren das Zeiten, als Daimler-Benz in einem Megadeal mit Chrysler zusammenging und Vodafone für 200 Mrd. Euro Mannesmann schluckte. Zumindest äußerlich ist auf dem Markt für Fusionen und Übernehmen in letzter Zeit Ruhe eingekehrt. Doch unter der Oberfläche rumort es. Europaweit könnte es bald zu einer neuen Welle von Übernahmen kommen. Diesmal ist es aber nicht der Boom, der Unternehmenszusammenschlüsse antreibt, sondern die Konjunkturflaute. "In der Krise waren viele Unternehmen zu drastischen Einschnitten gezwungen. Mittlerweile sind sie jedoch so abgespeckt, dass sich innerbetrieblich keine weitere Einsparungen mehr realisieren lassen", sagt Karen Olney, Analystin bei Dresdner Kleinwort Wasserstein in London. Da die Konjunktur jedoch weiterhin schwach bleibt, sehen viele Konzernvorstände einen Ausweg darin, mit Konkurrenten zusammenzugehen und Synergieeffekte zu nutzen. Olney: "Es gibt gute Gründe, dass es 2003 nach zwei schwachen Jahren wieder verstärkt zu Mergers & Acquisitions (M&A) kommen sollte".
Für relativ starke Unternehmen bietet die derzeitige Wirtschaftssituation sogar eine Chance, Wettbewerber günstig zu übernehmen. "Das allgemeine Bewertungsniveau ist in vielen Branchen deutlich in die Knie gegangen", sagt Christian Stroop, M&A-Experte bei der Investmentbank JP Morgan in Frankfurt. Dass die Finanzwelt meilenweit von einem 200-Mrd.-Euro-Megadeal wie der Mannesmann-Akquisition entfernt ist, liegt schon allein daran, dass die Marktkapitalisierungen massiv gesunken sind. Für den gesamten Volkswagen-Konzern müsste ein Aufkäufer heute nicht einmal zehn Mrd. Euro berappen. Die Allianz ist an der Börse für rund 23, Siemens für 35 Mrd. Euro zu haben. In anderen europäischen Ländern sieht nach dem Kursverfall der vergangenen Jahre ähnlich aus.
In einer Studie präsentierte Olney jetzt knapp 30 Gesellschaften, die besonders attraktive Übernahmekandidaten darstellen. Bei ihren Berechnungen schaute die Analystin vor allem auf das Kurs/Buchwert-Verhältnis (KBV). Es besagt, wie viel Geld an der Börse für einen Euro Buchwert hingelegt werden muss. Je niedriger das Verhältnis im Branchenvergleich, desto verlockender eine Übernahme oder Fusion. Neben einer Reihe britischer Unternehmen hält die Analystin auch einige deutsche Firmen für lohnende Übernahmekandidaten. Gemessen am KBV besonders günstig sind nach Olneys Berechnungen Bayer, Thyssen-Krupp und Fresenius Medical Care. Auch Douglas und Leoni finden sich auf der Liste potenzieller Übernahmekandidaten. Im kontinentaleuropäischen Ausland erscheinen Olney der Ölkonzern Repsol und der Elektronikunternehmen Alcatel als interessante Kandidaten.
Anleger warnt Olney jedoch davor, sie sollten sich keine übertriebenen Hoffnungen auf üppige Übernahmeprämien wie 1999 oder 2000 machen: "Die Erfahrung mit Nach-Boom-Fusionen in Japan zeigt, dass die Aufschläge heute deutlich geringer ausfallen dürften." Damit die neue M&A-Welle richtig ins Laufen komme, seien außerdem vermutlich einige Großfusion als Eisbrecher nötig.
M&A-Experte Christian Stroop äußert sich etwas zurückhaltender: "In den einzelnen Unternehmen sind auch ohne Fusionen weiterhin Produktivitätssteigerungen möglich." Seiner Meinung nach gibt es derzeit noch keinen zwingenden Grund für "Not-Fusionen". Das bedeute andererseits freilich nicht, dass sich der M&A-Markt 2003 nicht wieder belebe. Auch Stroop ist sicher: "Wir werden dieses Jahr noch einige größere Transaktionen erleben."
Firmen müssen sich zusammenschließen, um weiter Kosten zu senken - Geringere M&A-Prämien für Anleger
von Daniel Eckert
Berlin - Was waren das Zeiten, als Daimler-Benz in einem Megadeal mit Chrysler zusammenging und Vodafone für 200 Mrd. Euro Mannesmann schluckte. Zumindest äußerlich ist auf dem Markt für Fusionen und Übernehmen in letzter Zeit Ruhe eingekehrt. Doch unter der Oberfläche rumort es. Europaweit könnte es bald zu einer neuen Welle von Übernahmen kommen. Diesmal ist es aber nicht der Boom, der Unternehmenszusammenschlüsse antreibt, sondern die Konjunkturflaute. "In der Krise waren viele Unternehmen zu drastischen Einschnitten gezwungen. Mittlerweile sind sie jedoch so abgespeckt, dass sich innerbetrieblich keine weitere Einsparungen mehr realisieren lassen", sagt Karen Olney, Analystin bei Dresdner Kleinwort Wasserstein in London. Da die Konjunktur jedoch weiterhin schwach bleibt, sehen viele Konzernvorstände einen Ausweg darin, mit Konkurrenten zusammenzugehen und Synergieeffekte zu nutzen. Olney: "Es gibt gute Gründe, dass es 2003 nach zwei schwachen Jahren wieder verstärkt zu Mergers & Acquisitions (M&A) kommen sollte".
Für relativ starke Unternehmen bietet die derzeitige Wirtschaftssituation sogar eine Chance, Wettbewerber günstig zu übernehmen. "Das allgemeine Bewertungsniveau ist in vielen Branchen deutlich in die Knie gegangen", sagt Christian Stroop, M&A-Experte bei der Investmentbank JP Morgan in Frankfurt. Dass die Finanzwelt meilenweit von einem 200-Mrd.-Euro-Megadeal wie der Mannesmann-Akquisition entfernt ist, liegt schon allein daran, dass die Marktkapitalisierungen massiv gesunken sind. Für den gesamten Volkswagen-Konzern müsste ein Aufkäufer heute nicht einmal zehn Mrd. Euro berappen. Die Allianz ist an der Börse für rund 23, Siemens für 35 Mrd. Euro zu haben. In anderen europäischen Ländern sieht nach dem Kursverfall der vergangenen Jahre ähnlich aus.
In einer Studie präsentierte Olney jetzt knapp 30 Gesellschaften, die besonders attraktive Übernahmekandidaten darstellen. Bei ihren Berechnungen schaute die Analystin vor allem auf das Kurs/Buchwert-Verhältnis (KBV). Es besagt, wie viel Geld an der Börse für einen Euro Buchwert hingelegt werden muss. Je niedriger das Verhältnis im Branchenvergleich, desto verlockender eine Übernahme oder Fusion. Neben einer Reihe britischer Unternehmen hält die Analystin auch einige deutsche Firmen für lohnende Übernahmekandidaten. Gemessen am KBV besonders günstig sind nach Olneys Berechnungen Bayer, Thyssen-Krupp und Fresenius Medical Care. Auch Douglas und Leoni finden sich auf der Liste potenzieller Übernahmekandidaten. Im kontinentaleuropäischen Ausland erscheinen Olney der Ölkonzern Repsol und der Elektronikunternehmen Alcatel als interessante Kandidaten.
Anleger warnt Olney jedoch davor, sie sollten sich keine übertriebenen Hoffnungen auf üppige Übernahmeprämien wie 1999 oder 2000 machen: "Die Erfahrung mit Nach-Boom-Fusionen in Japan zeigt, dass die Aufschläge heute deutlich geringer ausfallen dürften." Damit die neue M&A-Welle richtig ins Laufen komme, seien außerdem vermutlich einige Großfusion als Eisbrecher nötig.
M&A-Experte Christian Stroop äußert sich etwas zurückhaltender: "In den einzelnen Unternehmen sind auch ohne Fusionen weiterhin Produktivitätssteigerungen möglich." Seiner Meinung nach gibt es derzeit noch keinen zwingenden Grund für "Not-Fusionen". Das bedeute andererseits freilich nicht, dass sich der M&A-Markt 2003 nicht wieder belebe. Auch Stroop ist sicher: "Wir werden dieses Jahr noch einige größere Transaktionen erleben."