Andreas Lindenberg, Mitgründer und Ex-Vorstand der WWL Internet AG, hat seine Börsen-Erfahrungen in dem Buch "Albtraum Neuer Markt" schonunglos offen beschrieben. Im Interview mit manager-magazin.de erzählt er, wie es zu dem Absturz des "Wachstums-Segments" und seiner Firma kommen konnte.
Andreas Lindenberg
mm.de:* Herr Lindenberg, was beschäftigt einen, wenn man nach dem Absturz seines Unternehmes am Schreibtisch sitzt und versucht, die Ereignisse der letzten Jahre zu verarbeiten?
Lindenberg: Die Frage, die mich am meisten bewegt und ständig begleitet hat, war: Warum ist das alles so gelaufen? Insofern war die Arbeit an dem Buch auch für mein inneres Gleichgewicht eine große Hilfe. Es ging mir wirklich darum, nicht etwas zu schreiben, was nach Rache oder Abrechnung aussieht. Deswegen war mir auch sehr daran gelegen, an den entscheidenden Stellen deutlich zu machen, dass ich meinen Teil Mitschuld an der Entwicklung habe.
mm.de: Ist Ihnen diese Aufarbeitung leicht gefallen? Immerhin hat die Geschichte von WWL auch mit persönlichem Scheitern zu tun...
Lindenberg: Das große Problem war, mit diesem heiklen Thema leidenschaftslos und ohne Emotionen umzugehen. Natürlich setzt mir die ganze Geschichte immer noch arg zu, und wenn man dann alles noch einmal Revue passieren lässt, gibt es schon den einen oder anderen Adrenalinstoß.
mm.de: Wie haben Ihre alten Kollegen reagiert, als sie von Ihrem Vorhaben erfuhren?
Lindenberg: Ich hatte natürlich einige Bedenken, als es um die Veröffentlichung des Buches ging. Das hatte auch damit zu tun, dass einige Bekannte, die mich anfangs immer zum Schreiben ermuntert hatten, wenige Tage vor Drucklegung ihre Meinung änderten. Das lag wohl unter anderem daran, dass sie heute noch teilweise bei der WWL arbeiten.
mm.de: Hat man versucht, Ihnen Ihr Vorhaben auszureden?
Lindenberg: Zumindest gab es zwischendurch Drohungen nach dem Muster: "Wenn der Lindenberg das Buch wirklich bringt, braucht er erst gar nicht zu versuchen, jemals wieder irgendwo Fuß zu fassen." Aber das war natürlich nicht ernst zu nehmen, denn soviel Macht und Einfluss hat wohl niemand. Tatsache ist allerdings, dass mir immer wieder gesagt wurde: "Unterschätz' die Macht der Beisheim-Gruppe nicht."
mm.de: Nicht nur ihr altes Unternehmen ist angeschlagen, auch der Neue Markt taumelt. Er ist – nach einer kurzen Blütezeit – seit März 2000 massiv eingebrochen und gilt als Tummelplatz für Zocker und Betrüger. Wie konnte es zu dieser Schieflage kommen?
Lindenberg: Da waren verschiedene Faktoren im Spiel. Zum einen gab es da bei vielen Beteiligten einen unglaublichen Selbstbereicherungstrieb, der immer wildere Blüten trieb. In einigen Bereichen haben sich Verhältnisse entwickelt, die man moralisch nicht mehr gut heißen kann. Zum anderen hat die Misere auch mit der Konstruktion des Neuen Marktes zu tun.
mm.de: Inwiefern?
Lindenberg: Das Regelwerk hat entscheidende Mängel. Es spricht ja, zumindest in der damaligen Form, durchaus kleine Firmen an und ermuntert sie zum Börsengang. In Wahrheit aber ist der Neue Markt wesentlich komplizierter, als es auf den ersten Blick scheint. Das führte dazu, dass viele Beteiligte für das, was da auf sie zukam, völlig unvorbereitet waren.
*Das Interview führte Redakteur Clemens von Frentz
Andreas Lindenberg
mm.de:* Herr Lindenberg, was beschäftigt einen, wenn man nach dem Absturz seines Unternehmes am Schreibtisch sitzt und versucht, die Ereignisse der letzten Jahre zu verarbeiten?
Lindenberg: Die Frage, die mich am meisten bewegt und ständig begleitet hat, war: Warum ist das alles so gelaufen? Insofern war die Arbeit an dem Buch auch für mein inneres Gleichgewicht eine große Hilfe. Es ging mir wirklich darum, nicht etwas zu schreiben, was nach Rache oder Abrechnung aussieht. Deswegen war mir auch sehr daran gelegen, an den entscheidenden Stellen deutlich zu machen, dass ich meinen Teil Mitschuld an der Entwicklung habe.
mm.de: Ist Ihnen diese Aufarbeitung leicht gefallen? Immerhin hat die Geschichte von WWL auch mit persönlichem Scheitern zu tun...
Lindenberg: Das große Problem war, mit diesem heiklen Thema leidenschaftslos und ohne Emotionen umzugehen. Natürlich setzt mir die ganze Geschichte immer noch arg zu, und wenn man dann alles noch einmal Revue passieren lässt, gibt es schon den einen oder anderen Adrenalinstoß.
mm.de: Wie haben Ihre alten Kollegen reagiert, als sie von Ihrem Vorhaben erfuhren?
Lindenberg: Ich hatte natürlich einige Bedenken, als es um die Veröffentlichung des Buches ging. Das hatte auch damit zu tun, dass einige Bekannte, die mich anfangs immer zum Schreiben ermuntert hatten, wenige Tage vor Drucklegung ihre Meinung änderten. Das lag wohl unter anderem daran, dass sie heute noch teilweise bei der WWL arbeiten.
mm.de: Hat man versucht, Ihnen Ihr Vorhaben auszureden?
Lindenberg: Zumindest gab es zwischendurch Drohungen nach dem Muster: "Wenn der Lindenberg das Buch wirklich bringt, braucht er erst gar nicht zu versuchen, jemals wieder irgendwo Fuß zu fassen." Aber das war natürlich nicht ernst zu nehmen, denn soviel Macht und Einfluss hat wohl niemand. Tatsache ist allerdings, dass mir immer wieder gesagt wurde: "Unterschätz' die Macht der Beisheim-Gruppe nicht."
mm.de: Nicht nur ihr altes Unternehmen ist angeschlagen, auch der Neue Markt taumelt. Er ist – nach einer kurzen Blütezeit – seit März 2000 massiv eingebrochen und gilt als Tummelplatz für Zocker und Betrüger. Wie konnte es zu dieser Schieflage kommen?
Lindenberg: Da waren verschiedene Faktoren im Spiel. Zum einen gab es da bei vielen Beteiligten einen unglaublichen Selbstbereicherungstrieb, der immer wildere Blüten trieb. In einigen Bereichen haben sich Verhältnisse entwickelt, die man moralisch nicht mehr gut heißen kann. Zum anderen hat die Misere auch mit der Konstruktion des Neuen Marktes zu tun.
mm.de: Inwiefern?
Lindenberg: Das Regelwerk hat entscheidende Mängel. Es spricht ja, zumindest in der damaligen Form, durchaus kleine Firmen an und ermuntert sie zum Börsengang. In Wahrheit aber ist der Neue Markt wesentlich komplizierter, als es auf den ersten Blick scheint. Das führte dazu, dass viele Beteiligte für das, was da auf sie zukam, völlig unvorbereitet waren.
*Das Interview führte Redakteur Clemens von Frentz