Bulle & Bär
Wie Steuern die Börse steuern
DÜSSELDORF. Spätestens seit der fulminanten Jahresschlussrally überwiegt an der Börse wieder der Optimismus. Analysten erwarten auch im neuen Jahr steigende Kurse, Anleger kaufen noch einmal kräftig zu. Die Kürzung des Sparerfreibetrags scheint diese Hoffnung noch zu unterstützen. Immerhin werden durch die neuen Obergrenzen Aktien attraktiver – Anleihen fallen weiter zurück.
Der Grund dafür ist recht einfach zu erklären. Während noch im vergangenen Jahr Singles 1 370 Euro und Eheleute zusammen 2 740 Euro steuerfrei als Zinserträge verbuchen konnten, ist es ab sofort nur noch rund die Hälfte. Daher gilt es, die Zinseinnahmen zu senken und stärker auf Kursgewinne zu setzen. Denn diese sind nach der Spekulationsfrist von einem Jahr noch völlig von der Steuer befreit. Dividenden, die manchmal allein schon für drei oder vier Prozent Rendite im Jahr verantwortlich sind, werden vom Fiskus zudem nur zu 50 Prozent angerechnet.
Es ist daher kaum verwunderlich, dass viele Anleger noch kurz vor dem Jahreswechsel ihr Depot umgeschichtet haben. Doch wer jetzt denkt, das frische Kapital sollte auch langfristig für Bewegung an den Börsen sorgen, der täuscht sich. Denn die Kürzung des Sparerfreibetrages ist nur eine von zahlreichen anstehenden Änderungen bei der Besteuerung von Kapitalerträgen.
Bereits 2009 soll eine generelle Abgeltungsteuer eingeführt werden. Das heißt, von jedem Euro der – egal ob als Zinsertrag oder Kursgewinn anfällt – erhält der Staat ein Viertel. Auch mit der noch gültigen Spekulationsfrist, nach der Kursgewinne von Aktien, die länger als ein Jahr gehalten werden, völlig von der Steuer befreit sind, ist dann Schluss.
Ausgenommen davon werden voraussichtlich nur die Aktien sein, die schon vor der Einführung der neuen Steuer im Portfolio liegen. Wer also jetzt Renten in Aktien tauscht, dürfte damit noch gut fahren – künftig sieht es aber anders aus. Allerdings dürften viele Anleger, die jetzt Anleihen besitzen, sehr risikoscheu sein und nur zögerlich auf defensive Werte umschichten.
Neuen Schwung für die Börse versprechen derartige Strategien daher zumindest langfristig nicht. Dafür könnten jedoch ganz andere Finanzprodukte profitieren. Beispielsweise beim Bausparen fallen in der Ansparphase zwar nur geringe Zinsen auf das Guthaben an. Diese entlasten zum einen den Sparerfreibetrag, zum anderen sind zum Ausgleich auch die späteren Sollzinsen vergleichsweise erträglich. Auch Erträge aus speziellen offenen Immobilienfonds, die ihr Geld vor allem im Ausland investieren, können in Zukunft weiterhin steuerfrei fließen, da die Anleger die ausländischen Freibeträge ausnutzen. Für solche Angebote sollte in Zukunft die Nachfrage steigen, für die Aktien dagegen zumindest aus steuerlicher Sicht eher nicht.
Quelle: HANDELSBLATT, Dienstag, 16. Januar 2007, 06:54 Uhr
Euer
Einsamer Samariter
Wie Steuern die Börse steuern
DÜSSELDORF. Spätestens seit der fulminanten Jahresschlussrally überwiegt an der Börse wieder der Optimismus. Analysten erwarten auch im neuen Jahr steigende Kurse, Anleger kaufen noch einmal kräftig zu. Die Kürzung des Sparerfreibetrags scheint diese Hoffnung noch zu unterstützen. Immerhin werden durch die neuen Obergrenzen Aktien attraktiver – Anleihen fallen weiter zurück.
Der Grund dafür ist recht einfach zu erklären. Während noch im vergangenen Jahr Singles 1 370 Euro und Eheleute zusammen 2 740 Euro steuerfrei als Zinserträge verbuchen konnten, ist es ab sofort nur noch rund die Hälfte. Daher gilt es, die Zinseinnahmen zu senken und stärker auf Kursgewinne zu setzen. Denn diese sind nach der Spekulationsfrist von einem Jahr noch völlig von der Steuer befreit. Dividenden, die manchmal allein schon für drei oder vier Prozent Rendite im Jahr verantwortlich sind, werden vom Fiskus zudem nur zu 50 Prozent angerechnet.
Es ist daher kaum verwunderlich, dass viele Anleger noch kurz vor dem Jahreswechsel ihr Depot umgeschichtet haben. Doch wer jetzt denkt, das frische Kapital sollte auch langfristig für Bewegung an den Börsen sorgen, der täuscht sich. Denn die Kürzung des Sparerfreibetrages ist nur eine von zahlreichen anstehenden Änderungen bei der Besteuerung von Kapitalerträgen.
Bereits 2009 soll eine generelle Abgeltungsteuer eingeführt werden. Das heißt, von jedem Euro der – egal ob als Zinsertrag oder Kursgewinn anfällt – erhält der Staat ein Viertel. Auch mit der noch gültigen Spekulationsfrist, nach der Kursgewinne von Aktien, die länger als ein Jahr gehalten werden, völlig von der Steuer befreit sind, ist dann Schluss.
Ausgenommen davon werden voraussichtlich nur die Aktien sein, die schon vor der Einführung der neuen Steuer im Portfolio liegen. Wer also jetzt Renten in Aktien tauscht, dürfte damit noch gut fahren – künftig sieht es aber anders aus. Allerdings dürften viele Anleger, die jetzt Anleihen besitzen, sehr risikoscheu sein und nur zögerlich auf defensive Werte umschichten.
Neuen Schwung für die Börse versprechen derartige Strategien daher zumindest langfristig nicht. Dafür könnten jedoch ganz andere Finanzprodukte profitieren. Beispielsweise beim Bausparen fallen in der Ansparphase zwar nur geringe Zinsen auf das Guthaben an. Diese entlasten zum einen den Sparerfreibetrag, zum anderen sind zum Ausgleich auch die späteren Sollzinsen vergleichsweise erträglich. Auch Erträge aus speziellen offenen Immobilienfonds, die ihr Geld vor allem im Ausland investieren, können in Zukunft weiterhin steuerfrei fließen, da die Anleger die ausländischen Freibeträge ausnutzen. Für solche Angebote sollte in Zukunft die Nachfrage steigen, für die Aktien dagegen zumindest aus steuerlicher Sicht eher nicht.
Quelle: HANDELSBLATT, Dienstag, 16. Januar 2007, 06:54 Uhr
Euer
Einsamer Samariter