Maschinenbau
Kaum eine andere Branche hat so stark vom Aufschwung profitiert wie der Maschinenbau. Die Unternehmen sitzen auf dicken Auftragspolstern und sind so gut wie kaum eine andere Branche auf einen drohenden Abschwung vorbereitet. So hätten viele der mehr als 7000 Maschinenbaubetriebe in den vergangenen fünf Jahren so gut verdient, dass sie sich ein Finanzpolster für magere Zeiten aufbauen konnten, sagt Ralph Wiechers, Chefvolkswirt beim Branchenverband VDMA. Die Krise im Inland in den 90er Jahren hat die oft mittelständisch geprägten Firmen mit ihren rund 950 000 Beschäftigten zudem dazu gezwungen, sich breiter aufzustellen. So geht ein Großteil der Maschinen heute ins Ausland. Und selbst wenn in klassischen Industrieländern wie den USA die Nachfrage wegen der Finanzkrise nachlasse, blieben noch reiche Rohstoffländer – wie Saudi-Arabien –, in denen auch künftig Bau-, Verpackungs- und Nahrungsmittelmaschinen geordert würden, sagt Wiechers. Auch Norbert Walter, Chefvolkswirt der Deutschen Bank meint: „Für bestimmte Maschinenbauer, die zum Beispiel Kraftwerke oder Turbinen herstellen, ist die wirtschaftliche Lage noch immer ausnehmend gut und wird dies vermutlich auch bleiben.“
Flexiblere Arbeit
Die rot-grüne Regierung hat dem Arbeitsmarkt ein Erbe hinterlassen, das sich in einer Krise als wertvoll herausstellen könnte: die „Gesetze für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt“, bekannt als Hartz I bis V. Sie halten Arbeitslose dazu an, schneller nach einem Job zu suchen, Mini- und Midi-Jobs wurden ausgeweitet und die Zeitarbeit wurde erleichtert. All diese Punkte haben den Arbeitsmarkt flexibler gemacht, sagen Experten. Dank der Zeitarbeit etwa könnten Betriebe heute schneller auf konjunkturelle Schwankungen reagieren – und Beschäftigung auf- oder abbauen. Unabhängig davon ist Arbeit billiger geworden: Etwa weil der Beitrag zur Arbeitslosenversicherung von 6,5 Prozent auf heute 3,3 Prozent gesenkt wurde. Hinzu kommt, dass aufgrund des demografischen Wandels künftig das Jobangebot stärker steigen könnte als das Arbeitskräfteangebot. Insgesamt erwarten Experten daher, dass im nächsten Abschwung – anders als früher – die Langzeitarbeitslosigkeit nicht mehr steigen wird. Und: „Wir werden im Jahresschnitt künftig vermutlich nicht einmal mehr die Vier-Millionen-Marke überschreiten“, sagt Eugen Spitznagel vom Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung in Nürnberg.
Die Autoindustrie ist zu langsam
Die deutsche Autoindustrie rühmt sich ihrer Innovationskraft und weiß von zahlreichen Aktivitäten zu berichten, wenn es um das Auto, den Antrieb und den Treibstoff der Zukunft geht. Doch die deutschen Hersteller, die Milliarden in Forschung und Entwicklung investieren, sind spät dran. Ihr Problem: es fehlen die richtigen Autos in der nötigen Stückzahl, um schnell auf die Klimadiskussion und den Abschwung reagieren zu können. Mit 750 000 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von 290 Milliarden Euro ist die Branche eine Säule der deutschen Wirtschaft. Sie wird von mehreren Seiten ins Wanken gebracht: steigenden Kosten in der Produktion (Stahl, Löhne, Rohstoffe), schwächeren Absatzmärkten, ungünstigen Wechselkursen und steigenden Spritpreisen. Andere europäische Anbieter – Fiat, Renault, Peugeot-Citroen – trifft das Kostenproblem auch. Ihre überwiegend kleinen Autos finden aber leichter Käufer. Und: „Die deutschen Hersteller haben nicht mit genügend Tempo innovative Antriebe entwickelt“, sagt Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer. Er fürchtet, dass es – wie in den USA oder Frankreich – zu Produktionsanpassungen kommt. „Das zweite Halbjahr wird schwer – und 2009 erst recht.“
(Erschienen im gedruckten Tagesspiegel vom 03.08.2008)
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