Wie New Yorks Börse zweitklassig wurde

Beiträge: 6
Zugriffe: 696 / Heute: 1
Happy End:

Wie New Yorks Börse zweitklassig wurde

 
10.01.05 12:22
Peinlicher Rabatt an der New Yorker Börse: Mangelnde Nachfrage hat den Mitgliedsbeitrag für einen Platz auf dem Parkett auf den tiefsten Stand in neun Jahren fallen lassen. Der Ramschpreis zeigt, dass die NYSE längst nicht mehr konkurrenzlose Spitze ist.


New York - Die Sache begann bekanntlich mit einer Platane und 25 Dollar. Der Baum wuchs früher einmal an der Wall Street, darunter gründeten 1792 zwei Dutzend Kaufleute in Puderperücken die Vorläuferin der New Yorker Börse. 25 Dollar waren die Aufnahmegebühr für eine Mitgliedschaft im Händlerklübchen, das vorerst im nahen Kaffeehaus "Tontine" tagte.

Inzwischen ist das natürlich ein bisschen teurer geworden. Ein "Sitz" an der New York Stock Exchange (NYSE), so vermeldet das Haus, koste neuerdings exakt eine Million Dollar. Die Börsianer finden das allerdings gar nicht teuer, um hier aufs Parkett zu dürfen - ganz im Gegenteil. "Ein nachweihnachtliches Schnäppchen", mokierte sich das "Wall Street Journal" jetzt vielmehr. "Ein Sonderangebot."

NYSE-Mitgliedsbeiträge sind wie Devisenkurse, sie ändern sich mit Angebot und Nachfrage. Eine Million Dollar sind dabei heutzutage in der Tat ein Ramschpreis. Vor einem Jahr noch hatte die Börsenführung 1,5 Millionen Dollar dafür verlangen können - und vor dem Crash von 2000 sogar über 2,5 Millionen Dollar. Die neue Gebühr ist die niedrigste in neun Jahren.

"Chef-Austrockner" Thain

Der Grund für den dramatischen Rabatt ist an der Wall Street allen klar: Die New Yorker Börse - obwohl mit fast 18 Billionen Dollar Kapitalisierung immerhin auch weiter die größte, wichtigste Weltbörse - ist nicht mehr das, was sie mal war. Allen Beteuerungen des noch taufrischen Chefs John Thain zum Trotz. "Die NYSE steht im Herzen der globalen Vermögensbildung", sagte der noch neulich.

Und sie geht jetzt in ein entscheidendes Jahr. Nach den Endlos-Skandalen von 2003 und 2004 um den fett gepolsterten Absturz des Thain-Vorgängers Dick Grasso und die Selbstbereicherung der einst so ruhmreichen Parkett-Specialists, nach Anleger-Revolten und Management-Reform findet die NYSE auch in ihrem 213. Bestehensjahr kaum Frieden.

So sind die Modernisierungspläne, mit denen Thain sein Haus gegenüber der Techbörse Nasdaq und neuen elektronischen Handelsplattformen wie Instinet und ArcaEx konkurrenzfähig machen will, intern weiter umstritten: Die Boys auf dem Parkett fürchten die Elektronik. Wer drängelt sich schon noch um einen der 1366 Börsensitze, wenn die bald sowieso obsolet sind? "Die Nachfrage trocknet aus", begründete Jamie Selway, ein Direktor bei der Brokerfirma White Cap Trading, die NYSE-Beitragsflaute im "Wall Street Journal" jetzt. "John Thain ist der Chef-Austrockner."

Das Ende der Börse?

Die NYSE selbst macht dagegen allein die "Marktbedingungen" dafür verantwortlich, dass sie sich dergestalt unter Wert verhökern muss. "Sitzpreise sind zyklisch", sagt ein Sprecher. "Im Moment hängen sie am niedrigen Handelsvolumen, niedriger Volatilität und dem anhaltenden Druck auf die Kommissionen."

Aber auch aus Washington droht der NYSE neue Unbill: Die Börsenaufsicht SEC plant, die Regeln für den US-Aktienhandel gründlich umzukrempeln - und das Geschäft vielleicht komplett auf Elektronik umzustellen. Das soll für eine Transparenz zu Gunsten der Aktionäre sorgen, wie sie in den geheimnisumwitterten Hallen der Stock Exchange bisher ungewohnt war. Der NYSE, die den Mythos der Anonymität zum Geschäftsprinzip erhoben hat, kommt so was gar nicht zupass. Und den wegrationalisierten Specialists erst recht nicht.

Also schickt Thain - der dagegen einen "Zwitter-Markt" aus Parkettauktion und elektronischem Handel bevorzugt - in diesen Tagen fleißig Leitartikel und Leserbriefe an die US-Wirtschaftspresse. "Unser Erfolg kommt nicht von SEC-Regeln", schrieb er etwa ans "Wall Street Journal". In einer Schaltkonferenz mit Börsenreportern legte er nach, gar das rüde Ende einer Institution beschwörend: Unter den neuen Vorgaben "fiele es uns sehr schwer, das Auktionsmodell beizubehalten".

Handcomputer gegen Müdigkeit

Um seinen bedrängten Parkett-Herren neuen Mut zu geben, dachte sich Thain etwas Besonderes aus: Er besorgte ihnen für mehrere Millionen Dollar insgesamt 3000 neue PDA-Handcomputer. Die Dinger haben, neben ihrer Schnelligkeit, einen Vorteil: "Mit weniger als 1,8 Pfund Gewicht", prahlt der Hersteller IBM, "helfen sie gegen Ermüdungserscheinungen."  
Parocorp:

Up, weil

 
10.01.05 23:41
interessant!

Was wird die NYSE tun?

NoRiskNoFun:

Schliessen... o. T.

 
10.01.05 23:45
Happy End:

Bye Bye Wall Street

 
24.01.05 14:18
Börsenflucht in New York

Von Marc Pitzke, New York

Immer mehr US-Unternehmen kehren der Börse den Rücken. Der Exodus ist eine Folge der jüngsten Firmenskandale an der Wall Street: Die vom Kongress drastisch verschärften Bilanzgesetze machen ein Listing vor allem für kleinere Betriebe inzwischen viel zu teuer und umständlich.


New York - Am Ende war es einfach eine Frage des Geldes. Mindestens 750.000 Dollar koste es seine Firma im Jahr, sich an der US-Techbörse Nasdaq Composite  listen zu lassen, klagt Michael Scharf, CEO der New Yorker Stahlfirma Niagara Corporation. Ganz zu schweigen von den endlosen Überstunden seiner Buchhalter, die dafür drauf gingen, dem immer strengeren, undurchsichtigeren Vorschriftenlabyrinth der Börsenaufsicht SEC Genüge zu tun.

Also unternahmen Scharf und sein Direktorium schließlich einen drastischen Schritt: Sie meldeten Niagara - ein Unternehmen mit 1000 Mitarbeitern und gerade mal knapp 300 Millionen Dollar Jahresumsatz - wieder von der Nasdaq ab. "Die Company verspricht sich davon bedeutende finanzielle wie zeitliche Ersparnisse", hieß es in einer dürren Mitteilung an die Investoren. "Wir glauben, dass unseren Aktionären damit besser gedient ist."

Niagara ist kein Einzelfall. Eine wachsende Zahl meist kleinerer US-Unternehmen gelangt zu dem Schluss, dass sich das Börsengeschäft heutzutage für sie nicht mehr lohnt. "Voluntary Delisting" heißt das hier, oder im Wall-Street-Jargon auch "going dark": Die Firmen verlassen die Nasdaq, die Amex oder die New York Stock Exchange (NYSE) lieber wieder, als sich den unbequemen Transparenz- und Bilanzgesetzen auszusetzen. Und zwar nicht, weil sie etwas zu verbergen hätten, sondern weil es sich nicht rentiert.

Offenlegung kleinster Bilanzdetails

Vor drei Jahren noch kehrten nur 67 amerikanische Aktienkonzerne der Börse dergestalt den Rücken. 2004 waren es nach ersten Berechnungen des Finanzwissenschaftlers Alexander Triantis von der University of Maryland schon rund 200. "Viele Manager haben beschlossen, dass die Vorteile der Aktienliquidität die Kosten nicht wert sind", sagte er der "New York Times".

Der Börsen-Exodus ist eine direkte Folge der Betrugsskandale, die die Wall Street seit ein paar Jahren erschüttern. Um weiterem "unternehmerischem Fehlverhalten vorzubeugen" und "Investoren zu schützen", verschärfte der US-Kongress im Juli 2002 die Bilanzregeln für alle hier börsennotierten Firmen. Der inzwischen nicht nur in US-Finanzkreisen berüchtigte Sarbanes-Oxley-Act - benannt nach seinen Verfassern, dem Senator Paul Sarbanes und dem Abgeordneten Michael Oxley - verordnete den Unternehmen eine bisher nicht gekannte Transparenz, die Offenlegung kleinster Bilanzdetails und eine periodische Berichtspflicht bei der SEC.

Doch das gut gemeinte Gesetzeswerk wird nun zum Bumerang. Für große Konzerne sind die neuen Börsenvorschriften zwar eher nur ein Ärgernis. Für die kleineren aber entpuppen sie sich als eine oft unüberwindliche Hürde. Darüber murrten zunächst nur ausländische Unternehmen, die in New York gelistet sind, so auch die deutsche Allianz , BASF  oder Bayer .

Langsam erfasst der Unmut aber auch die US-Aktiengesellschaften. Das Headhunter-Unternehmen Korn/Ferry schätzt die mit Sarbanes-Oxley verbundenen Zusatzkosten für amerikanische Börsenlistings mittlerweile auf im Schnitt 5,1 Millionen Dollar im Jahr. Insgesamt koste es die US-Wirtschaft jährlich über fünf Milliarden Dollar.

Die Großen wie Microsoft  oder IBM  können sich eine Aufgabe ihres Listings aus Kapital- und Prestigegründen natürlich nicht erlauben und müssen die hohen Kosten zähneknirschend hinnehmen. Die Kleinen aber wandern ab.

So verließ die Regionalbank Fidelity Federal Bancorp kürzlich die Nasdaq, um 300.000 Dollar im Jahr zu sparen. Ebenso das Bankhaus KS Bancorp aus North Carolina, das Datenunternehmen Anacomp aus San Diego und Corfacts, ein kleiner Telemarketing-Betrieb aus New Jersey.

Sie alle ziehen es vor, ihre Anteilsscheine künftig über die "Pink Sheets" zu handeln, ein außerbörsliches, elektronisches Marktsystem, das ohne jegliche SEC-Aufsicht operiert. Solche "Over-the-counter"-Werte müssen sich nicht an die Sarbanes-Oxley-Maßgaben halten - was ihnen allerdings oft auch einen dubiosen Ruf einhandelt. "Firmen, die in den Pink Sheets gelistet sind", warnt da etwa die SEC, "können zu den riskantesten Investments gehören."

Vom Big Board zum Pink Sheet, die Unternehmen sehen keine andere Wahl: "Wir stecken unser Geld lieber direkt in unser Geschäft", sagt Corfacts-Präsident Ariel Freud über die hohen Listing-Kosten. Niagara-CEO Scharf freut sich auch ganz persönlich: Jetzt müsse er seine Arbeitstage nicht länger mit lächerlich aufwendigen SEC-Rechenschaftsberichten verschwenden, sondern könne sich wieder "voll auf meine Firma konzentrieren".

www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,338224,00.html  
Parocorp:

NYSE will früher öffnen; Europa zuliebe

 
29.01.05 20:19
NYSE Considers Plan to Open Earlier, Thain Says


Jan. 26 (Bloomberg) -- The New York Stock Exchange is considering a plan to open trading by as much as two hours earlier to attract more business from international investors, NYSE Chief Executive Officer John Thain said.

The exchange wants to make a decision within the year, Thain told reporters at the World Economic Forum in Davos, Switzerland. Trading now begins at 9:30 a.m. and ends at 4 p.m. in New York.

``We are considering the expansion of the hours,'' said Thain, 49. ``It would probably be just an hour or two at the beginning or the end, more likely at the beginning.''

Seat prices have fallen by more than half since their August 1999 peak of $2.65 million, as the U.S. Securities and Exchange Commission rewrites rules governing trading. Thain is developing a hybrid plan to mesh electronic and manual trading to fend off competition from all-automated competitors, such as the Archipelago Exchange.

Archipelago plans to open for trading by 4 a.m. New York time as soon as March to lure business from Europe, the Financial Times reported Jan. 18.

``Any extension of market hours would be beneficial,'' said Christian Holland, a fund manager at Cavendish Asset Management in London, which oversees the equivalent of $564 million, including $100 million in U.S. stocks.

1985 Change

The current trading hours of the exchange have been in place since 1985. On Sept. 30 of that year, the NYSE advanced its opening from 10 a.m. Not everyone said extended hours would lead to more trading.

``It doesn't automatically mean trading activity will go up,'' said Leif Millarg, who sells U.S. stocks to European clients at Atlantic Equities LLP in London. Millarg was a former fund manager at Activest Investment in Munich. ``Volumes will remain the same, just be spread over a longer time period. I don't think it will make a difference.''

Thain, a former co-president of Goldman Sachs Group Inc., also ruled out joining with the London Stock Exchange and said he expects U.S. exchanges to combine.

He said he saw no ``synergy'' in a NYSE combination with the London Stock Exchange. The London exchange has rejected a takeover offer by Germany's Deutsche Boerse AG.

``I don't see the same types of synergies between the U.S. market and the London market that are being talked about at the moment,'' said Thain. ``There is plenty to do in the U.S. market right now. The U.S. market is much more fragmented than European markets and so we are really focused on the U.S. at the moment.''

Asked whether that means NYSE is looking at mergers in the U.S., he said, ``regardless of what we ourselves would do, I think there needs to be consolidation in the U.S. markets.''



To contact the reporter on this story:
Stephen Voss in Davos  sev@bloomberg.net

To contact the editor responsible for this story:
Tim Coulter in London  tcoulter@bloomberg.net
Last Updated: January 26, 2005 07:32 EST  



Wie New Yorks Börse zweitklassig wurde 1793543    Wie New Yorks Börse zweitklassig wurde 1793543

 

geldschneider:

US Trading Zeiten

 
15.03.05 10:20
Das wäre sehr zu begrüßen.
die US-Trader würden es danken.


In der ersten Sunde der US Börsenzeit lohnt sich das traden noch nicht, dann ist es bei uns 16.30. Dann kommt die flaue  Mittagszeit von 12 bis 14 Uhr, da kann  man gerade mal billig nachkaufen, verkaufen kann tödlich sein, das ist dann bei uns bis 20.30.  Und ab 21 Uhr, 14.30 sind wir Deutschen dann schon richtig müde, wer den ganzen Tag am traden bzw. über  Börsengeschäften ist.
Bis 22 Uhr nach deutscher Zeit ist verdammt hart. Der US Börsentag ist sehr kurz.


Es gibt keine neuen Beiträge.


Börsen-Forum - Gesamtforum - Antwort einfügen - zum ersten Beitrag springen
--button_text--