manager-magazin.de, 31.10.2002, 18:25 Uhr
www.manager-magazin.de/geld/artikel/0,2828,220713,00.html
U S - K O N J U N K T U R
BIP soll im vierten Quartal wieder sinken
Die Wirtschaft wächst langsamer als erwartet. Kann die Börse weiter schwachen Daten trotzen?
Washington – Schwache Konjunkturdaten hat die Wall Street am Donnerstag erstaunlich gut verkraftet. Der Chicagoer Einkaufsmanager-Index ist im Oktober überraschend deutlich eingebrochen und die Wirtschaft im dritten Quartal nicht so kräftig gewachsen, wie erwartet. Zugleich waren die wöchentlichen Anträge auf Arbeitslosen-Unterstützung ebenfalls schlechter ausgefallen als Ökonomen dies vorausgesagt hatten.
Der Dow Jones pendelte gegen 18 Uhr (MESZ) um seinen Vortagesschluss bei 8437 Punkten. Der Nasdaq Composite präsentierte sich leicht im grünen Bereich bei 1329 Zählern. Der Kurs des Euro kletterte im Gefolge der schwachen Wirtschaftsdaten vorübergehend über die Marke von 0,99 Dollar.
Ob die Börse schwachen Konjunkturdaten weiter trotzen kann, wird sich schon am Freitag zeigen: Die Arbeitslosenrate soll im Oktober von 5,6 auf 5,8 Prozent gestiegen sein. Und Ökonomen erwarten, dass nur 10.000 neue Arbeitsplätze geschaffen wurden.
Die zweite düstere Nachricht könnte erneut von den Einkaufsmanagern kommen: Der nationale Einkaufsmanager-Index soll von 49,5 auf 49 Prozent gefallen sein. Ein Wert unter 50 signalisiert Schrumpfung der industriellen Produktion. Womöglich wird er aber noch schlechter ausfallen. Der am Donnerstag veröffentlichte Index für den Großraum Chicago lässt jedenfalls diese Vermutung zu.
Einkaufsmanager wenig zuversichtlich
Der Chicagoer Konjunkturindex der Einkaufsmanager ist im Oktober unerwartet gesunken und signalisiert eine weiter rückläufige Geschäftstätigkeit im Verarbeitenden Gewerbe der Region. Der an den Finanzmärkten viel beachtete Index fiel auf saisonbereinigt 45,9 von 48,1 Punkten im September, wie die Vereinigung der Chicagoer Einkaufsmanager am Donnerstag mitteilte.
Von Reuters befragte Volkswirte hatten dagegen einen Anstieg auf 48,7 Punkte vorausgesagt. Der Index verharrt damit unter der Marke von 50 Punkten, die er im September erstmals seit Februar wieder unterschritten hatte. Unter der Marke von 50 Zählern zeigt das Barometer für das Verarbeitende Gewerbe der für die US-Konjunktur wichtigen Region im Mittleren Westen eine rückläufige Geschäftstätigkeit an, darüber eine Steigerung der wirtschaftlichen Aktivitäten.
BIP-Wachstum lebt von günstigen Autos
Auch die Daten zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) konnten nicht überzeugen. Die starke Nachfrage vor allem nach neuen Autos, die durch eine Null-Zins-Politik der Konzerne stimuliert wird, und eine lebhafte Bautätigkeit haben der US-Konjunktur zu einem Zwischenspurt verholfen. Das BIP legte im dritten Quartal um 3,1 Prozent zu, wie das Handelsministerium am Freitag in Washington mitteilte. Das ist eine deutliche Verbesserung gegenüber dem zweiten Quartal (plus 1,3 Prozent). Die meisten Experten hatten allerdings ein Wachstum von 3,6 Prozent erwartet. Im ersten Quartal hatte das Wachstum bei starken fünf Prozent gelegen.
Rückläufiges Wachstum im vierten Quartal erwartet
Angesichts starker Anzeichen für einen einsetzenden Rückgang bei den Verbraucherausgaben wird damit gerechnet, dass der Zuwachs des BIP im vierten Quartal wieder ähnlich ausfällt wie im zweiten Vierteljahresabschnitt. Gestützt wird diese Prognose von jüngsten Umfragen, denen zufolge das Vertrauen der US-Verbraucher in die Wirtschaft im Oktober auf den niedrigsten Stand seit neun Jahren gesunken ist.
Die jüngsten Daten sind von besonderer Bedeutung, da in der kommenden Woche erneut der für die Zinsen zuständige Offenmarktausschuss der US-Notenbank zusammentritt. Viele Experten erwarten eine weitere Senkung der ohnehin schon extrem niedrigen Leitzinsen. Der Satz für Tagesgeld liegt derzeit bei 1,75 Prozent.
Insgesamt gehen Experten davon aus, dass die Wirtschaft in den ersten drei Quartalen dieses Jahres hochgerechnet auf zwölf Monate um 2,2 Prozent gewachsen ist. Da es sich bei den Angaben zum dritten Quartal um eine erste Berechnung handelt, können sich noch leichte Veränderungen ergeben. 2001 hatte das BIP im Vergleich zum Vorjahr lediglich um 1,2 Prozent zugelegt.
Autokäufe werden wohl wieder abflauen
Neben der starken Nachfrage auf dem Automarkt trug auch lebhafte Bautätigkeit im kommerziellen Bereich zur Expansion der Wirtschaft im dritten Quartal bei. Insgesamt wuchsen die Verbraucherausgaben, die zwei Drittel der Wirtschaft ausmachen, nach Ministeriumsangaben um 4,2 Prozent auf hochgerechneter Jahresbasis nach lediglich 1,8 Prozent im Zeitraum April bis Juni. Experten erwarten aber, dass die Fahrzeugkäufe in der nächsten Zeit deutlich zurückgehen werden, weil bisher stark genutzte zinsfreie Kreditangebote an Attraktivität zu verlieren beginnen.
Trotz der sich abzeichnenden erneuten Abkühlung erwarten US- Analysten aber keinen Rückfall in eine Rezession. "Die Wirtschaft ist unregelmäßig und stockend", zitierte die Agentur Bloomberg Chefvolkswirtin Sherry Cooper von BMO Nesbitt Burns Inc. in Toronto. Es werde eine Verlangsamung geben, aber nicht Schlimmeres.
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U S - K O N J U N K T U R
BIP soll im vierten Quartal wieder sinken
Die Wirtschaft wächst langsamer als erwartet. Kann die Börse weiter schwachen Daten trotzen?
Washington – Schwache Konjunkturdaten hat die Wall Street am Donnerstag erstaunlich gut verkraftet. Der Chicagoer Einkaufsmanager-Index ist im Oktober überraschend deutlich eingebrochen und die Wirtschaft im dritten Quartal nicht so kräftig gewachsen, wie erwartet. Zugleich waren die wöchentlichen Anträge auf Arbeitslosen-Unterstützung ebenfalls schlechter ausgefallen als Ökonomen dies vorausgesagt hatten.
Der Dow Jones pendelte gegen 18 Uhr (MESZ) um seinen Vortagesschluss bei 8437 Punkten. Der Nasdaq Composite präsentierte sich leicht im grünen Bereich bei 1329 Zählern. Der Kurs des Euro kletterte im Gefolge der schwachen Wirtschaftsdaten vorübergehend über die Marke von 0,99 Dollar.
Ob die Börse schwachen Konjunkturdaten weiter trotzen kann, wird sich schon am Freitag zeigen: Die Arbeitslosenrate soll im Oktober von 5,6 auf 5,8 Prozent gestiegen sein. Und Ökonomen erwarten, dass nur 10.000 neue Arbeitsplätze geschaffen wurden.
Die zweite düstere Nachricht könnte erneut von den Einkaufsmanagern kommen: Der nationale Einkaufsmanager-Index soll von 49,5 auf 49 Prozent gefallen sein. Ein Wert unter 50 signalisiert Schrumpfung der industriellen Produktion. Womöglich wird er aber noch schlechter ausfallen. Der am Donnerstag veröffentlichte Index für den Großraum Chicago lässt jedenfalls diese Vermutung zu.
Einkaufsmanager wenig zuversichtlich
Der Chicagoer Konjunkturindex der Einkaufsmanager ist im Oktober unerwartet gesunken und signalisiert eine weiter rückläufige Geschäftstätigkeit im Verarbeitenden Gewerbe der Region. Der an den Finanzmärkten viel beachtete Index fiel auf saisonbereinigt 45,9 von 48,1 Punkten im September, wie die Vereinigung der Chicagoer Einkaufsmanager am Donnerstag mitteilte.
Von Reuters befragte Volkswirte hatten dagegen einen Anstieg auf 48,7 Punkte vorausgesagt. Der Index verharrt damit unter der Marke von 50 Punkten, die er im September erstmals seit Februar wieder unterschritten hatte. Unter der Marke von 50 Zählern zeigt das Barometer für das Verarbeitende Gewerbe der für die US-Konjunktur wichtigen Region im Mittleren Westen eine rückläufige Geschäftstätigkeit an, darüber eine Steigerung der wirtschaftlichen Aktivitäten.
BIP-Wachstum lebt von günstigen Autos
Auch die Daten zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) konnten nicht überzeugen. Die starke Nachfrage vor allem nach neuen Autos, die durch eine Null-Zins-Politik der Konzerne stimuliert wird, und eine lebhafte Bautätigkeit haben der US-Konjunktur zu einem Zwischenspurt verholfen. Das BIP legte im dritten Quartal um 3,1 Prozent zu, wie das Handelsministerium am Freitag in Washington mitteilte. Das ist eine deutliche Verbesserung gegenüber dem zweiten Quartal (plus 1,3 Prozent). Die meisten Experten hatten allerdings ein Wachstum von 3,6 Prozent erwartet. Im ersten Quartal hatte das Wachstum bei starken fünf Prozent gelegen.
Rückläufiges Wachstum im vierten Quartal erwartet
Angesichts starker Anzeichen für einen einsetzenden Rückgang bei den Verbraucherausgaben wird damit gerechnet, dass der Zuwachs des BIP im vierten Quartal wieder ähnlich ausfällt wie im zweiten Vierteljahresabschnitt. Gestützt wird diese Prognose von jüngsten Umfragen, denen zufolge das Vertrauen der US-Verbraucher in die Wirtschaft im Oktober auf den niedrigsten Stand seit neun Jahren gesunken ist.
Die jüngsten Daten sind von besonderer Bedeutung, da in der kommenden Woche erneut der für die Zinsen zuständige Offenmarktausschuss der US-Notenbank zusammentritt. Viele Experten erwarten eine weitere Senkung der ohnehin schon extrem niedrigen Leitzinsen. Der Satz für Tagesgeld liegt derzeit bei 1,75 Prozent.
Insgesamt gehen Experten davon aus, dass die Wirtschaft in den ersten drei Quartalen dieses Jahres hochgerechnet auf zwölf Monate um 2,2 Prozent gewachsen ist. Da es sich bei den Angaben zum dritten Quartal um eine erste Berechnung handelt, können sich noch leichte Veränderungen ergeben. 2001 hatte das BIP im Vergleich zum Vorjahr lediglich um 1,2 Prozent zugelegt.
Autokäufe werden wohl wieder abflauen
Neben der starken Nachfrage auf dem Automarkt trug auch lebhafte Bautätigkeit im kommerziellen Bereich zur Expansion der Wirtschaft im dritten Quartal bei. Insgesamt wuchsen die Verbraucherausgaben, die zwei Drittel der Wirtschaft ausmachen, nach Ministeriumsangaben um 4,2 Prozent auf hochgerechneter Jahresbasis nach lediglich 1,8 Prozent im Zeitraum April bis Juni. Experten erwarten aber, dass die Fahrzeugkäufe in der nächsten Zeit deutlich zurückgehen werden, weil bisher stark genutzte zinsfreie Kreditangebote an Attraktivität zu verlieren beginnen.
Trotz der sich abzeichnenden erneuten Abkühlung erwarten US- Analysten aber keinen Rückfall in eine Rezession. "Die Wirtschaft ist unregelmäßig und stockend", zitierte die Agentur Bloomberg Chefvolkswirtin Sherry Cooper von BMO Nesbitt Burns Inc. in Toronto. Es werde eine Verlangsamung geben, aber nicht Schlimmeres.
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