Wie der IWF das Dollarsystem stützt

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Wie der IWF das Dollarsystem stützt

 
15.10.04 00:45
Wie der IWF das Dollarsystem stützt
von F. William Engdahl, USA/Deutschland

Eine der tragenden Säulen zur Stützung des heutigen Dollarsystems ist Washingtons Kontrolle des Internationalen Währungsfonds, des IWF. Wie das tatsächlich funktioniert, wird sorgfältig hinter einer Fassade von Technokraten und einer Wirtschaftstheorie, die auf der Ideologie des freien Marktes beruht, verborgen. In Wirklichkeit ist der IWF eine moderne Geldsammelstelle für das Dollarimperium. Er fordert seinen Tribut mittels bedeutender internationaler Banken, die die Dollars dazu verwenden, die Macht der amerikanischen Finanz- und Geschäftshegemonie weiter auszudehnen - effektiv der treibende Motor dessen, was man Globalisierung nennt.

Obwohl der IWF eine Hauptstütze des Dollarsystems darstellt, ist sein nomineller Direktor ironischerweise ein Europäer, derzeit der Deutsche Horst Köhler. Davor war es der Franzose Michel Camdessus. Die wirklichen Machtverhältnisse werden sorgfältig hinter dieser Fassade verdeckt. Die Statuten des IWF legen fest, dass keine wichtige Entscheidung ohne die Zustimmung von 85% des Exekutivdirektoriums getroffen werden kann. Die Vereinigten Staaten, welche 1944 die ursprüngliche IWF-Charta in Bretton Woods in New Hampshire entwarfen, sorgten dafür, dass sie mit einem Stimmenanteil von 18% über die entscheidende Sperrminorität verfügen. Diese Sperrminorität besteht bis heute. Insider wissen sehr wohl, dass der IWF von Washington aus geführt wird. Und es ist kein Zufall, dass sich der Hauptsitz auch dort befindet.

Ursprüngliche Zielsetzungen

Der IWF wurde 1944 anlässlich der internationalen Währungskonferenz von Bretton Woods in New Hampshire ins Leben gerufen; auf Initiative Präsident Roosevelts wurde dort ein Währungs- und Handelssystem für die Nachkriegszeit gegründet. Der IWF sollte ein Fonds sein, um die Stabilität der Währungen und des Handels der europäischen Alliierten in der Nachkriegszeit zu unterstützen. Zu dieser Zeit besassen die USA den grössten Teil der Weltgoldreserven und rechneten damit, Dollarkredite für den Wiederaufbau Europas zu gewähren. Die ursprüngliche IWF-Idee bestand darin, die Reserven der Mitgliedstaaten in einem Pool zusammenzulegen, aus dem jeder einzelne Staat im Falle einer kurzfristigen Zahlungsschwierigkeit Kredit aufnehmen konnte, um seine Währung zu stabilisieren. Zehn Jahre nach der grossen Depression lag es im Interesse der grösseren Industrienationen, einschliesslich der USA, ein stabiles, wachsendes Europa zu schaffen, nicht zuletzt als Exportmarkt für amerikanische Produkte. Das erste Land, welches nach dem Krieg Kredit aufnahm, war Grossbritannien. Das letzte europäische Land war 1977 Italien.

Umstrukturierungen in den 80er Jahren
Seit 1977 wandte sich keines der europäischen G-7-Länder mehr an den IWF, um Geld zu leihen. Statt dessen haben sie Geld bei Privatbanken aufgenommen oder Staatsschulden gemacht. Sie wissen alle nur zu gut, wie zerstörerisch sich die IWF-Bedingungen auswirken. Ende der 70er Jahre vertraten einige die Auffassung, dass der IWF seine Rolle erfüllt habe, ähnlich wie manche sich nach Beendigung des kalten Krieges bezüglich der Nato äusserten. Washington hatte allerdings andere Pläne mit dem IWF.

In den frühen 80er Jahren änderte sich die Rolle des IWF unter dem Druck der USA dramatisch. Statt als Stabilisierungsfonds für die Industrieländer in Europa oder Japan zu dienen, wurde der IWF nun das entscheidende Instrument zur Kontrolle der Wirtschaftspolitik der unterentwickelten Länder. Im Zuge der ersten lateinamerikanischen Schuldenkrise zu Beginn der 80er Jahre übernahm der IWF eine völlig neue Rolle als Polizist, der Dollaranleihen für private New Yorker und internationale Banken sammelte. Der IWF wurde die treibende Kraft dessen, was später als «Globalisierung» bezeichnet wurde.

Lateinamerikanische Schuldenkrise
Nach dem ersten Anstieg des Ölpreises um 400% in den 70er Jahren nahmen viele Entwicklungsländer wie Brasilien, Argentinien und die meisten Länder in Afrika grosse Kredite auf, um die notwendigen Ölimporte oder Handelsdefizite zu finanzieren. Sie tätigten Dollaranleihen bei grossen internationalen Banken, die im Londoner Eurodollarmarkt operierten. London war das tatsächliche Zentrum, über das das Recycling der grossen Summen von Petrodollars der arabischen OPEC-Länder in die USA und auf andere bedeutende Banken abgewickelt wurde.

Die Grossbanken nahmen die neuen Öldollars und verliehen sie mit einem hübschen Profit sofort wieder an Länder wie Argentinien oder Ägypten. Vor den 70er Jahren war Argentiniens Wirtschaft schnell gewachsen und hatte eine moderne Industrie und Landwirtschaft entwickelt, die seiner Bevölkerung einen steigenden Lebensstandard brachten. Es hatte beinahe keine Auslandsschulden. Zehn Jahre später befand sich das Land unter der Kontrolle des IWF und ausländischer Banken. Die USA veränderten die Regeln und schufen dadurch die Schuldenkrise.

Der «Volcker-Zins-Schock»
Im Oktober 1979 erlebten die verschuldeten Länder einen dramatischen Schock. Über Nacht kosteten ihre billigen Dollaranleihen 300% mehr Zinsen. Paul Volcker von der US-Notenbank (FED) veränderte unilateral die Zinspolitik, um den Dollar gegenüber anderen Währungen aufzuwerten. Als Folge wurden die US-Zinsraten um 300%, diejenigen der Londoner Banken gar noch massiver erhöht. Die Bankkredite an Argentinien und andere Länder waren mit «floatenden», das heisst frei schwankenden Zinssätzen vereinbart worden. War der internationale Referenzzinssatz am Londoner Bankenmarkt, Libor (London Interbank Offered Rate, Londoner Interbanken-Angebotssatz), niedrig, zahlte Argentinien einen niedrigen Zinssatz auf seine Schulden. Als dieser aber zwischen 1979 und 1980 plötzlich um 300% stieg, waren viele Länder auf einmal mit einer Zahlungskrise konfrontiert.

1982 erreichte sie das Niveau der Zahlungsunfähigkeit. An diesem Punkt verlangte Washington, dass der IWF eingeschaltet werde, um einen Prozess der Schuldeneintreibung bei den sich zu Schuldnern entwickelnden Ländern zu beaufsichtigen. Daraus entstand das, was dann als Schuldenkrise der dritten Welt bezeichnet wurde. Dabei wurde der Eindruck erweckt, als ob Länder wie Argentinien diese durch eigenes Missmanagement verschuldet hätten. In Wirklichkeit war - wie gross das Ausmass an politischer Korruption in den Schuldnerländern auch immer gewesen sein mag - die Korruption des IWF-Systems und des Petrodollar-Recycling bei weitem grösser. Der Volcker-Zinssatz-Schock vervollständigte das Bündel der Zerstörung des Lebensstandards durch die Dollarschulden.

Wie agierte nun der IWF während der Schuldenkrise der dritten Welt? Es ist dieser Ablauf, der deutlich macht, dass die Rolle des IWF darin bestand, die Dollarhegemonie der USA zu unterstützen, und nicht darin, armen Ländern beim Überwinden einer vorübergehenden Schuldenkrise zu helfen.

IWF als überstaatliche Organisation
Der IWF wird ab und zu als Werkzeug des Neo-Kolonialismus bezeichnet. Das ist jedoch zu harmlos ausgedrückt, denn der britische oder europäische Kolonialismus des 19. Jahrhunderts - so rücksichtslos er auch war - brachte niemals ein derartiges Ausmass an Abbau und Zerstörung des Gesundheits- und Lebensstandards zustande wie der IWF seit den 70er Jahren.

Der IWF operiert als eine überstaatliche Organisation mit dem Ziel, hilflose Schuldnerstaaten zu kontrollieren und ihnen eine Wirtschaftspolitik aufzudrängen, die die Länder noch mehr in ihre Schuldenkrise hineintreibt, während er deren Märkte gleichzeitig für die Ausbeutung durch ausländisches, oft US-amerikanisches Kapital und globale Konzerne öffnet. Dass die Schuldnerstaaten nie aus ihren Dollarschulden herauskommen, sondern immer tiefer hineingeraten, ist so gewollt. Die Politik des IWF stellt das in der Tat sicher. Die Dollarverschuldung ist einer der Hauptstützen des Dollarsystems und der internationalen Privatbanken. Würden die Schulden zurückgezahlt, verlören die Banken ihren Einfluss und ihre Kreditverträge. Solange die Schulden zunehmen, wachsen auch die Kreditgeschäfte, das Paradox des modernen Bankwesens.

Ein Hinweis darauf, dass die wirklichen Ziele des IWF sich deutlich von seinen öffentlichen Stellungnahmen unterscheiden, ist die Tatsache, dass er trotz wiederholter Beweise für die zerstörerische Wirkung seiner Politik, «Konditionalitäten» genannt, seine Methoden nie geändert hat. Das hat seinen Grund.

Zum Beispiel Argentinien
Nehmen wir zum Beispiel Argentinien: Im Frühjahr 2002 war Argentinien nicht in der Lage, seinen Zahlungsverpflichtungen über 141 Milliarden Dollar Auslandsschulden nachzukommen. Als Folge erlebte es eine der verheerendsten Wirtschaftskrisen der modernen Geschichte. Der IWF spielte eine entscheidende Rolle. Im Frühjahr 2000 hatte sich Argentinien an den IWF gewandt, um einen Notkredit aufzunehmen, mit Hilfe dessen der Zusammenbruch seiner Währung verhindert werden sollte, die damals an den starken US-Dollar gebunden war. Als der Dollar an Wert gewann, brach der argentinische Exporthandel zusammen. Das Land erlebte eine Rezession. Der IWF schritt ein mit einem «Rettungs»-Paket über 48 Milliarden Dollar - aber er stellte Bedingungen.

Als erstes, und bevor irgendwelche Kredite gezahlt wurden, musste die Regierung einschneidenden Ausgabenkürzungen, die vom IWF diktiert wurden, zustimmen. Staatliche Subventionen auf Lebensmittel für Menschen mit niedrigem Einkommen wurden gestoppt, was zu Plünderungen von Lebensmitteln führte. Die Zinssätze explodierten beim vergeblichen Versuch, damit ausländische Banken und Inhaber von Wertpapieren vom Verkauf abzuhalten. Dadurch verschlimmerte sich die wirtschaftliche Depression nur noch mehr. Staatliche Gesellschaften sahen sich zur Privatisierung gezwungen, um an Geld zu kommen und sich für die Liberalisierung des freien Marktes einzusetzen. Die Wasserversorgung von Buenos Aires wurde zu einem lächerlich niedrigen Preis an Enron verkauft genauso wie eine Pipeline von Argentinien nach Chile.

Mit dem Argument, das Vertrauen ausländischer Besitzer von Wertpapieren und ausländischer Gläubiger habe oberste Priorität, bestand Washington darauf, dass Argentinien seine feste Währung beibehielt. Dadurch geriet das Land in die schwerste Depression seiner Geschichte: Millionen Menschen verloren ihre Arbeit, im Endstadium wurden sogar die Bankkonten eingefroren; der gewöhnliche Bürger konnte sein erspartes Geld nicht einmal mehr für das Lebensnotwendigste abheben.

Der «Washington Consensus»
Was genau unternimmt der IWF, wenn er in einem Land eingreift, das in einer Krise um einen Notkredit ersucht, um eine Verschuldung oder eine Währungskrise zu überbrücken? Der IWF geht immer nach dem gleichen Muster vor, sei es in Russland, Argentinien, Simbabwe oder Südkorea - alles sehr unterschiedliche Kulturen, Wirtschaftssysteme und gesellschaftliche Situationen. Die Forderungen des IWF werden häufig auch als der «Washington Consensus» bezeichnet; ein Begriff, den der amerikanische Wirtschaftswissenschafter und IWF-Förderer John Williamson 1990 prägte, um die Angriffsmethode des IWF zu umschreiben. (vgl. unten)

Die Medizin des IWF beinhaltet fast immer Forderungen nach Privatisierung der staatlichen Industrien, er verlangt, dass die öffentlichen Ausgaben - selbst für Gesundheit und Bildung - drastisch gekürzt werden, dass die inländische Währung gegenüber dem Dollar abgewertet wird und dass das Land für den freien Fluss des internationalen Kapitals geöffnet wird - sowohl für den ins Land hinein als auch insbesondere für das Kapital, das aus dem Land fliesst.

«Memorandum of Understanding» - die Voraussetzung
Als erstes verlangt der IWF von der jeweiligen Regierung, ein geheimes «Memorandum of Understanding» mit dem IWF zu unterzeichnen, in welchem sie sich mit einer Liste von «Konditionalitäten» (Bedingungen) einverstanden erklärt - Voraussetzung für jegliche finanzielle Zuwendung durch den IWF. Bei den globalisierten freien Kapitalmärkten von heute investieren die Banken in keinem Land, das nicht die offizielle Zustimmung des IWF hat. Daher besteht die Rolle des IWF in weit mehr als nur dem Gewähren eines Notkredits. Er legt fest, ob ein Land überhaupt Geld erhält, sei es von der Weltbank, von Privatbanken oder aus einer anderen Quelle.

Die vier Schritte der IWF-Kur:I. Die Privatisierung
Die Bedingungen eines IWF-Deals sind immer dieselben: Oberste Priorität hat die Privatisierung der staatlichen Industrien. Die Privatisierung bei einem schwachen Peso oder Rubel führt dazu, dass ausländische Dollarinvestoren in der Lage sind, die Hauptvermögenswerte eines Landes spottbillig aufzukaufen. Häufig werden die zuständigen Politiker des Landes mit verlockenden heimlichen Deals dazu korrumpiert, nationales Vermögen zu privatisieren. Ausländische multinationale Konzerne können sich mit ihren Dollars profitablen Bergbau, Öl oder andere wertvolle nationale Ressourcen schnappen.

Zum Beispiel Russland
Klassisches Beispiel dafür ist die russische Regierung unter Jelzin: Über Nacht tauchten Dollar-Milliardäre auf - im Zuge der Plünderung des Volksvermögens via vom IWF diktierter Privatisierung. Die Clinton-Administration stand voll hinter diesem Prozess. Sie wusste, dass Russland sich so zu einer Dollarzone entwickeln würde, und das war auch die Absicht.

II. Die Liberalisierung der Finanzmärkte
Als zweite Auflage verlangt der IWF, dass das jeweilige Land seine Banken- und Finanzmärkte liberalisiert, das heisst für ausländische Investoren öffnet. Dies ermöglicht es hochprofilierten Spekulanten, wie zum Beispiel einem George Soros, der Citibank oder einem anderen Geldinstitut, sich in einem Land zu etablieren, Vermögenswerte in einer Spekulation zusammenkommen zu lassen, immensen Profit zu machen, wie in Thailand Mitte der 80er Jahre, und schnell wieder zu verkaufen, um schliesslich mit riesigen Gewinnen das Land zu verlassen, während die Wirtschaft des Landes hinter ihnen zusammenbricht. Dann können sich die multinationalen Konzerne des Westens einschalten und die Hauptvermögenswerte sehr billig aufkaufen.

Zum Beispiel Asien
Genau dies spielte sich in den 90er Jahren in Asien ab. Der IWF und das US-Finanzministerium, das eigentlich die US-IWF-Politik bestimmt, begannen 1993, starken Druck auf die schnell wachsenden ostasiatischen «Tigerstaaten» auszuüben, um deren nationale Kontrolle über den Kapitalfluss zu unterbinden. Sie argumentierten, dass man Asien so zu grossen Geldsummen für Investitionen verhelfen würde. In Wahrheit eröffnete dies amerikanischen Rentenfonds und grossen Banken einen riesigen neuen Markt für ihre Spekulationsgeschäfte. Es floss viel zuviel Geld ins Land, und der Immobilienmarkt wurde in ungesunder Weise aufgeblasen. Dieser Ballon platzte, als Soros und andere US-Spekulanten 1997 bewusst den Hahn zudrehten und damit die Asien-Krise auslösten. Als Endresultat sahen sich die asiatischen Wirtschaften gezwungen, sich für Rettungsmassnahmen an den IWF zu wenden.

... Kollaps der Banksysteme in Indonesien
Der IWF «rettete» 1998 jedoch keine dieser asiatischen Wirtschaften. Er rettete vielmehr die internationalen Banken und den Hedge-Fond-Spekulanten. In Indonesien verlangte der IWF von der Regierung, die Zinssätze auf 80% anzuheben, mit der Begründung, dies würde die ausländischen Investoren davon abhalten, das Land zu verlassen und die Situation des Landes stabilisieren. In Wahrheit - das hatten IWF-Kritiker wie Joseph Stiglitz damals auch zum Vorwurf gemacht - garantierten die Zinsauflagen des IWF den totalen Kollaps des indonesischen und anderer asiatischer Banksysteme.

... versuchte Schwächung Südkoreas
Sobald der IWF auf Südkorea, weltweit eine der stärksten industriellen Wirtschaftsmächte, Einfluss gewonnen hatte, machte er zur Auflage, die grossen Industrie-Konglomerate aufzulösen, denen er «Korruption» und kapitalistische «Vetternwirtschaft» vorwarf. In Wirklichkeit hoffte Washington, einen heranwachsenden Konkurrenten schwächen zu können und amerikanischen Firmen wie GM (General Motors) und Ford die Türe für eine Übernahme zu öffnen. Dies gelang auch zum Teil - bis Korea und andere regionale Wirtschaftsmärkte stark genug waren, wieder eigene nationale Kontrollen aufzubauen. Malaysia widersetzte sich offen den Auflagen des IWF und verhängte während der Krise Währungskontrollen. Als Folge trug es nur einen geringen Schaden davon - was den IWF in grosse Verlegenheit brachte.

III. Die «Marktpreis»-Forderung
Die nächste Stufe der IWF-Auflagen besteht darin, dass ein Land seine inländischen Preise «dem Markt entsprechend» festlegt - so die verschlüsselte Formulierung, die im Klartext die Abschaffung staatlicher Subventionen und Preiskontrollen bedeutet. In Entwicklungsländern werden häufig Benzin, Lebensmittel oder andere für die Bevölkerung lebensnotwendige Güter vom Staat subventioniert. 1998 verlangte der IWF zum Beispiel von Indonesien, die staatlichen Subventionen für die Armen zu streichen. Die Vorstellung eines «auf dem Markt basierenden» Preises ist in sich selbst eine Fiktion. Der Markt wird immer von Menschen gemacht. Der Markt in der Schweiz oder in Dänemark oder Japan ist ein anderer als in Kuba oder Kamerun. Das Ziel des IWF ist es, die Staatsbudgets drastisch zusammenzustreichen, um den Einfluss des Staates auf die Wirtschaft zu minimieren und das jeweilige Land wehrlos zu machen gegen die ausländische Übernahme seiner wichtigsten Vermögenswerte. Auch die Regierungsanteile an der schwachen Wirtschaft werden gekürzt, um damit den ausländischen Banken ihren Anteil an der Beute zu sichern.

IV. Die Abwertung
Schliesslich verlangt der IWF vom jeweiligen Land, seine Währung abzuwerten, und dies in massivem Umfang, häufig um 60 bis 70% oder mehr. Hier ist das Argument, dass dies den Export «wettbewerbsfähiger» mache und zu einem höheren Einkommen führe, mit dem man die ausländischen Dollarschulden dann abzahlen könne. Das ist ein entscheidender Bestandteil der Washingtoner Konsens-Medizin des IWF. Wenn zum Beispiel Chile den Peso um die Hälfte abwertet, oder die Republik Kongo, müssen zweimal soviel Tonnen Kupfer exportiert werden, um den gleichen Dollargewinn wieder aus Exportüberschüssen zu erwirtschaften. Für die riesigen multinationalen Konzerne der Industrieländer bedeutet dies eine Verringerung der Rohstoffpreise um die Hälfte.

In den letzten 20 Jahren - seit der IWF sich eingeschaltet hat, um bei der Restrukturierung der Entwicklungsländer die entscheidende Rolle zu spielen - sind die Rohstoffpreise drastisch gedrückt worden, und dies, obwohl die Nachfrage gestiegen ist. Der Grund liegt darin, dass die Länder Afrikas und Lateinamerikas vorwiegend rohstoffexportierende Länder sind, und ihre Waren, wie zum Beispiel Öl, alle zu Dollarwerten verkauft werden. Sie müssen Dollars verdienen, um ihre Dollarschulden begleichen zu können. Der IWF hat also mit seiner Politik die Rohstoffpreise, die in Dollars berechnet werden, nach unten getrieben. Das war auch so beabsichtigt, wird aber nie zugegeben. Der IWF ist eine Agentur, die sicherstellt, dass der Dollar den Weltmarkt beherrscht, er ist nicht eine Organisation, die den Entwicklungsländern hilft.

Der wahre Leistungsausweis des IWF
Leider ist nichts von alledem Übertreibung. Verteidiger des IWF behaupten, die «Marktliberalisierung» habe während der letzten 20 Jahre in den Entwicklungsländern zu einem grösseren Wirtschaftswachstum geführt. Das Gegenteil ist Realität. Gemäss einer Studie, die Joseph Stiglitz während seiner Zeit bei der Weltbank durchführte, fiel das Bruttoinlandprodukt in allen Ländern der früheren Sowjetunion zwischen 1989 und 1997 auf 30% bis 80% des Standes, der vor dem Zusammenbruch der staatlichen Kontrolle erreicht worden war - einzige Ausnahme war Polen.

Schnelle Privatisierung in Russland ...
Das Bruttoinlandprodukt Russlands betrug nur noch 60% vom Ergebnis von 1989. Es brach um 40% ein, und die Zahl der Arbeitslosen stieg von 2 Millionen auf 60 Millionen. Die schnelle Privatisierung ohne angemessene gesetzliche und institutionelle Absicherungen, wie eine Arbeitslosen- oder Krankenversicherung, führte zu einer sozialen Katastrophe - derjenigen in Kriegszeiten vergleichbar. Die Forderungen des IWF nach freiem Kapitalverkehr erlaubten es den neuen russischen Dollar-Oligarchen wie Beresovsky, Milliarden von Dollars zu plündern und auf geheime Bankkonten in Zypern oder Liechtenstein zu verschieben und Luxusvillen in Monte Carlo zu kaufen.1

... Wirken des IWF in Afrika
Das Wirken des IWF in Afrika ist ebenso ungeheuerlich und zerstörerisch. In Zimbabwe verlangte der IWF von der Regierung, bestimmte staatliche Unternehmen zu privatisieren und die Subventionen für Lebensmittel, Bildung und Gesundheitsversorgung zu kürzen, um Hilfe vom IWF zu bekommen. Die Regierung erfüllte die meisten Forderungen, doch dann erhob der IWF den Vorwurf, sie unterstütze den Krieg in der Demokratischen Republik Kongo und verweigerte unter diesem Vorwand die Vergabe von Krediten an Zimbabwe. In Kenia hatte der IWF verlangt, dass bestimmte westlichen Interessen wohlgesonnene Personen in die Regierung Moi berufen werden. Später beschuldigte Washington diese Regierungen, «korrupt» zu sein, ein Vorwurf, der sich gut eignet, um die öffentliche Meinung im Westen blind zu machen gegenüber dem moralischen Zerrbild, das die Vorgänge unter der Schirmherrschaft des IWF abgeben.

Tiefer in die Schulden
Nimmt man die offiziellen Schuldenstatistiken der Weltbank, wird offensichtlich, dass das Spiel des IWF dazu dient, den Dollar zu stützen. Die erste Schuldenkrise in der dritten Welt brach 1982 aus. Der IWF griff ein, um das Schuldenproblem zu «stabilisieren». Seither sind die Auslandschulden der Entwicklungsländer exponentiell angestiegen. In Argentinien, dem früheren «Erfolgsland» des IWF, lagen die Auslandschulden 1990 bei 62 Milliarden Dollar. Im Jahr 2000 waren es 146 Milliarden Dollar. Brasiliens Auslandschulden sind im gleichen Zeitraum von 120 Milliarden Dollar auf 240 Milliarden Dollar gestiegen. Der Iran, durch US-Sanktionen vom IWF-System isoliert, ist eines der wenigen Entwicklungsländer, die es zustande gebracht haben, ihre Auslandschulden zu reduzieren.

Die gesamten Dollarschulden aller Länder mit niedrigen und mittleren Einkommen stiegen von 1,4 Billionen 1990 auf 2,5 Billionen (2500000000000) Dollar im Jahr 2000; sie haben sich also nahezu verdoppelt. In den meisten Fällen wurden die unbezahlbaren Zinskosten lediglich dem Kapitalbetrag, der ausländischen Kreditgebern geschuldet wurde, hinzugefügt - natürlich mit Zinseszinsraten. Bei Zinseszinsen in Höhe von oftmals 10 bis 15% pro Jahr wachsen die Schulden exponentiell.

Eine Schuldenpyramide
Das Ergebnis ist eine Ponzi-Schuldenpyramide:2 Je mehr ein Land zahlt, desto mehr verschuldet es sich. Banker nennen das «Zinskapitalisierung». Es besteht kein Unterschied zu der Zwangslage eines armen verschuldeten Ladenbesitzers, der gezwungen ist, sich an einen Kredithai der Mafia zu wenden, um zu überleben, und der am Ende mehr und mehr Zinsen bezahlt, bis er bankrott ist und die Mafia seinen gesamten Besitz übernimmt. IWF und Banken wissen, dass nur ungefähr 80% der Schulden der dritten Welt überhaupt jemals zurückgezahlt werden können. Worauf es ihnen ankommt, ist lediglich die Fiktion der Legalität und die Möglichkeit, die Schulden als Hebel zu benutzen, um das Vermögen der Länder billig an sich zu reissen. Laut Weltbank wurden zwischen 1980 und 1986 von einer Gruppe von 109 Schuldnerländern an die ausländischen Kreditoren insgesamt 326 Milliarden Dollar allein an Zinsen gezahlt; die Rückzahlungen der eigentlichen Schuld beliefen sich auf weitere 322 Milliarden Dollar. So floss also als Schuldendienst ein Gesamtkapital von 648 Milliarden Dollar auf New Yorker Banken und anderer Kreditinstitute - und dies für eine ursprüngliche Kreditsumme von 430 Milliarden Dollar. Aber trotz dieser enormen Anstrengung schuldeten die 109 Schuldner den Banken 1986 noch immer eine Summe von 882 Milliarden Dollar. Die Gründe dafür sind der Pyramideneffekt von Zinseszins, Zinskapitalisierung und Volckers Zinspolitik der floatenden Zinsen.

1990 zahlten die Entwicklungsländer ungefähr 150 Milliarden an Zinsen auf ihre Dollarschulden, dreimal mehr als das, was sie insgesamt an Hilfe erhielten. Dies gab dem Dollarkreditsystem mächtigen Auftrieb, welches Geld auf der Basis der Annahme verleiht, dass die gesamten 2,5 Billionen Schulden der dritten Welt zurückgezahlt werden. Der IWF lässt diesen Mythos weiter bestehen. Der besetzte Irak muss trotz seiner verheerenden Situation heute noch die Milliarden von Schulden aus der Hussein-Ära «anerkennen», viele davon gegenüber der ehemaligen Sowjetunion. Russland ist immer noch gezwungen, Milliarden von Schulden aus der sowjetischen Ära gegenüber westlichen Agenturen zu akzeptieren. Unter dem IWF-System sind Schulden heiliger als Menschenleben.3

Der gemeine Trick aller vom IWF durchgeführten «Schuldenumstrukturierungen» ist folgender: Solange der Schuldner in der Lage ist, die Zinsen auf seine Schulden zu bezahlen, müssen die kreditgebenden Banken in New York, London oder wo auch immer ihre Kredite nicht als überfällig deklarieren. Auch wenn sie wissen, dass sie niemals zurückbezahlt werden, behandeln sie die Darlehen, als wären es gute Kredite, und nutzen sie als zusätzliche Sicherheit für weitere Kreditvergaben durch ihre Bank. Das Bankensystem der Dollarwelt ist zu einem überwiegenden Teil abgestützt durch die Pyramide der nichtbezahlbaren Schulden der dritten Welt - von Afrika bis Indonesien, von Argentinien bis Kroatien.

Entwicklung rückwärts dank IWF
Das Wirtschaftswachstum in den Entwicklungsländern hat sich in den letzten beiden Jahrzehnten dramatisch verlangsamt - seit der IWF 1982 begonnen hat, die Schuldnerstaaten zu überwachen. Hier besteht ein direkter Zusammenhang. Wenn wir das Wachstum des Bruttoinlandproduktes pro Kopf zugrunde legen, wies Lateinamerika zwischen 1960 und 1980 ein Wachstum von 75% auf. In den folgenden 20 Jahren bis 2000 stieg das Bruttoinlandprodukt pro Kopf lediglich um 6%.

In den subsaharischen Ländern Afrikas wuchs das Bruttoinlandprodukt pro Kopf in den zwei Jahrzehnten bis 1980 um 36%. In den nächsten beiden Jahrzehnten ging es um schwankende 15% zurück. Gemäss eigenen Angaben der Weltbank müssen ungefähr 300 Millionen Afrikaner - fast die Hälfte der Bevölkerung des Kontinents - mit weniger als 0,65 Euro pro Tag überleben. Die vom IWF diktierten Einschnitte in das System der nationalen Gesundheitsversorgung haben zu einem Anstieg der Kindersterblichkeit auf dem ganzen Kontinent geführt. Im Jahr 2002 machte Malawi eine Hungersnot durch. Dies fiel mit der Entscheidung des IWF vom April 2002 zusammen, Malawi mit dem Vorwurf der «Korruption» von Hilfsgeldern auszuschliessen. Der IWF hatte die Regierung Malawis angewiesen, die Getreidereserven des Landes zu verkaufen, um ein Darlehen der Nationalen Food Reserve Agency bei einer Bank von Südafrika zurückzuzahlen. Der IWF verlangte auch den Export von Mais, um die Schulden zu bedienen, und ignorierte dabei die sich entwickelnde Hungersnot. Der IWF leugnete scheinheilig, dass dieses Vorgehen bei der Hungersnot irgendeine Rolle gespielt habe.4

Bei den arabischen Staaten, einschliesslich Algerien und Marokko, ging das Wachstum des Bruttoinlandprodukts pro Kopf zwischen 1960 und 1980 von plus 175% auf minus 2% in den folgenden zwei Jahrzehnten zurück, ein atemberaubender Zusammenbruch.

Die einzige offensichtliche Ausnahme in dieser negativen Entwicklung bildet Ostasien, einschliesslich China. Hier war das Wachstum zwischen 1980 und 2000 höher. Dafür gibt der Einbezug von China den Ausschlag: Das Land erlebte einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 400% und umfasst 83% der regionalen Bevölkerung. China hat alle Geschäfte mit dem IWF unnachgiebig verweigert, es führt eine kontrollierte Staatswirtschaft bei voller Kontrolle über die eigene Währung - also kaum ein Modellstaat im Sinne des IWF.

Fazit
Globalisierung ist ein Begriff, der heute oft ungenau benutzt wird. Wenn wir den Begriff Globalisierung verwenden, um auf den Gesamtprozess des von IWF und WTO geführten Neokolonialismus unter dem Dollarsystem zu verweisen, dann ist dies ein beschreibender Begriff. Er beschreibt die Schaffung eines weltweiten Dollarimperiums, einer Pax Americana. Etablierte Kritiker des IWF-Systems, wie beispielsweise Joseph Stiglitz, der früher Berater von Clinton und Chefökonom der Weltbank war, formulieren präzise Vorwürfe gegen den IWF. Sie vermuten jedoch, dass es lediglich eine fehlgeleitete Politik ist, die die Probleme verursacht. Aber die Institution des IWF an sich, wie auch die Weltbank und die WTO, sind vorsätzlich entwickelt worden, um die Globalisierung des Dollarsystems - neben der militärischen Macht die zweite Säule der Pax Americana - voranzutreiben. Es ist keine fehlgeschlagene Politik, kein Ergebnis verwaltungstechnischer Fehler. Das ist der entscheidende Punkt, der verstanden werden muss: Der IWF besteht, um das Dollarsystem zu stützen.5

1 Marc Weisbrot et al. Growth may be good for the poor but are IMF and World Bank Policies good for growth? Center for Economic Policies Research Washington, August 2000. In diesem Papier wird die Politik des IWF scharf kritisiert. Es dokumentiert das reale Sinken des Lebensstandards seit 1980 in Ländern, die Zielscheibe des IWF sind.

2 Charles Ponzi versprach den Leuten in den 20er Jahren, er kenne einen Weg, wie sie ihr Vermögen in lediglich 90 Tagen verdoppeln könnten. Er erstellte dazu ein eigenes Schema in Pyramidenform. Für ihn funktionierte es eine gewisse Zeit, bis er schliesslich wegen Betrugs usw. ins Gefängnis musste.

3 Weltbank. World Development Indicators 2002, Table 4.16, External Debt.

4 Belege für die Auswirkungen der IWF-Forderungen an Afrika finden sich unter www.africanperspective.com und im dem Magazin African Business vom Januar 2003, im Artikel «Who Caused the Malawii Famine?» von Kwesi Owusu und Francis Ng'ambi.

5 Eine nützliche, aber begrenzte Kritik der Politik des IWF findet sich im Buch von Joseph Stiglitz. Schatten der Globalisierung. Berlin 2002. (Englisch: Globalization and its Discontents. London 2002)



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«Als Teil des amerikanischen Systems muss ausserdem das weltweite Netz von Sonderorganisationen, allen voran die internationalen Finanzinstitutionen, betrachtet werden. Offiziell vertreten der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Weltbank globale Interessen und tragen weltweit Verantwortung. In Wirklichkeit werden sie jedoch von den USA dominiert, die sie mit der Konferenz von Bretton Woods im Jahre 1944 aus der Taufe hoben.»

Zbigniew Brezinski. Die einzige Weltmacht. Amerikas Strategie der Vorherrschaft. Frankfurt am Main 1999. S. 49.


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Was ist der «Washington Consensus»?
we. Die Politik, die der IWF einem Land abverlangt, wurde in einer Liste von Punkten beschrieben, die als «Washington Consensus» bezeichnet wird. Der Consensus, der nirgends als offizielles Dokument dieser Politik existiert, ist eine genaue Beschreibung der politischen Leitlinien des IWF und wird auch als solche verwendet. Er wurde 1989/1990 von John Williamson, einem Wirtschaftswissenschafter am Institut für Internationale Wirtschaftslehre in Washington entworfen. Er listete 10 zentrale Ziele der Politik auf und bezeichnete sie als «Washington Consensus». Diese umfassen «Disziplin» beim Staatshaushalt, das heisst die Beschneidung öffentlicher Ausgaben, selbst im Gesundheits- und Erziehungswesen; Liberalisierung der Finanzmärkte, selbst wenn die meisten Länder nicht in der Lage sind, die grossen Mengen ins Land fliessenden ausländischen Kapitals zu handhaben; das Zulassen «wettbewerbsfähiger» Wechselkurse, um ein schnelles Exportwachstum anzukurbeln; die Aufhebung von Schutzzöllen, was ausländischen Importen den Weg freimacht, wobei es sich oft um amerikanische Landwirtschaftsprodukte handelt, die die heimischen Reis- oder andere Nahrungsproduzenten in den Bankrott treiben; die Abschaffung von Barrieren für ausländische Direktinvestitionen; die Privatisierung staatlicher Unternehmen; die Deregulierung, auch bei den Gewerkschaften, um einen neuen Wettbewerb zuzulassen, der auch ausländische Firmen einbezieht, die weit mehr Mittel zur Verfügung haben; die Garantie von Eigentumsrechten, besonders für ausländische Betriebe und Banken.

Der Consensus als politisches Paket stellt sicher, dass ein schwaches Entwicklungsland wie Indonesien oder Zimbabwe gezwungen ist, seine Wirtschaft auf allen Ebenen für die Übernahme seiner wertvollsten Ressourcen durch ausländische Kräfte zu öffnen. Der Consensus enthält technische Beschreibungen, die vernünftig klingen. In Wirklichkeit ist er die Vorlage für eine fremde multinationale Herrschaft, von einigen Kritikern Neo-Kolonialismus genannt. Einmal ihrer Verteidigung und ihres Schutzes beraubt, vermögen nur wenige Länder mit riesigen multinationalen Unternehmen oder Banken zu konkurrieren.

Die IWF-Strategie wird ausserdem durch die US-Vorherrschaft in der Welthandelsorganisation (WTO) und bei der Weltbank unterstützt, was bedeutet, dass ein Entwicklungsland nur wenige Möglichkeiten hat, den Forderungen zu widerstehen. Um überhaupt ausländisches Kapital in seinen Wirtschaftskreislauf zu bekommen, benötigt ein Land zuerst die Zustimmung des IWF. Das bedeutet, mehr oder weniger mit dem einverstanden zu sein, was im Washington Consensus beschrieben wird. Der ehemalige Chefökonom der Weltbank, Joseph Stiglitz, erhebt den Vorwurf, dass viele Länder in Lateinamerika und Afrika «dem Diktat des 'Washington Consensus' - Herabsetzung der Inflation und Haushaltsdefiziten, Handelsliberalisierungen, Privatisierung staatseigener Unternehmen gefolgt sind - aber sie warten noch immer auf die Entwicklung».

Im Gegensatz dazu verfolgten viele lateinamerikanische und afrikanische Wirtschaften in den sechziger Jahren gegenteilige Strategien und erfreuten sich eines starken Wirtschaftswachstums. Aus naheliegenden Gründen sieht man beim IWF gewöhnlich über diesen Punkt hinweg. Trotz der zunehmenden Angriffe auf die Vorstellungen des Washington Consensus und seiner marktwirtschaftlichen Politik, wird diese Politik weiterverfolgt. Dies deswegen, weil es nicht um Wirtschaftswachstum geht, sondern um ökonomische Steuerung durch multinationale Banken und Firmen, die das Dollarsystem stützen.



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«Die erste Stufe ist die Privatisierung - die laut Stiglitz treffender 'Korruptisierung' genannt werden kann. Anstatt dem Ausverkauf staatlicher Betriebe zu widersprechen, sagt er, verscherbeln nationale Führungspersönlichkeiten fröhlich Elektrizitäts- und Wasserwerke, wobei sie die Forderung der Weltbank nutzen, um lokale Kritiker zum Schweigen zu bringen. 'Man konnte zusehen, wie ihre Augen gross wurden' bei der Aussicht auf die zehnprozentigen Provisionen, die allein dafür auf Schweizer Bankkonten gezahlt wurden, dass einfach der Verkaufspreis der nationalen Vermögenswerte um ein paar Milliarden gekürzt wurde.»

«The Globaliser who came in from the cold»Interview mit Joe Stiglitz von Greg Palast. London Observer vom 10. Oktober 2001



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«Die sich stetig weitende Kluft zwischen den Besitzenden und den Habenichtsen hat eine wachsende Zahl von Menschen in der dritten Welt, die mit weniger als einem Dollar pro Tag auskommen müssen, in bittere Armut gestürzt. Trotz wiederholter Versprechen in den neunziger Jahren, die weltweite Armut zu verringern, hat die Zahl der Menschen, die in Armut leben, tatsächlich um 100 Millionen zugenommen. Im gleichen Zeitraum ist das gesamte Welteinkommen im Schnitt um 2,5 Prozent jährlich gestiegen.»

Stiglitz, Joseph, Die Schatten der Gloabalisierung. Berlin 2002. ISBN 3-88680-753-3. S. 20



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«Die moderne High-Tech-Kriegführung ist darauf ausgerichtet, physischen Kontakt zum Feind zu vermeiden: Wenn man Bomben aus einer Höhe von 10000 Metern abwirft, Ðspürtð man nicht, was man tut. Bei der modernen Wirtschaftssteuerung verhält es sich ganz ähnlich: Von einem Luxushotel aus kann man gefühllos Konditionen auferlegen, über die man zweimal nachdächte, würde man die Menschen kennen, deren Leben man zerstört.»

Stiglitz, Joseph, Die Schatten der Gloabalisierung. Berlin 2002. ISBN 3-88680-753-3. S. 38
Depothalbierer:

Ist ja interessant.

 
15.10.04 08:07
Da haben die Länder, die nicht mitgespielt haben, ja nochmal Glück gehabt.
DarkKnight:

Wirklich interessant. o. T.

 
15.10.04 09:35
Schnorrer:

up, für alle Freunde des

 
18.10.04 23:06
amerikanischen Alptraums.
Schwachmat:

Cross Border Leasing - Versklavung auf Raten

 
24.10.04 20:19
Alarmstufe ROT für alle europäischen Nationen!

Mit Cross-Border-Leasing-Geschäften geraten deutsche Kommunen in eine völlig unüberschaubare Abhängigkeit von US-Kapitalgebern


Nachdem in den 80er Jahren sich die Niederlande, Belgien und die Schweiz in die Fänge des Cross-Border-Leasings  begeben haben, boomt es nun an der deutschen Front für die US-Leasingstrategen.


Kaum eine Stadt und eine Gemeinde in der Bundesrepublik Deutschland scheint nun ohne diesen „geldsegensreichen Steuertrick" aus den USA leben zu können.


Wie im Märchenwunderland scheinen unsere politischen Vertreter zu glauben, sie hätten einen unerschöpflichen Dukatenesel entdeckt, mit dessen Hilfe man die fehl gelaufene Politik der letzten 20 Jahre kaschieren könnte!


Wie dumm/naiv sind eigentlich unsere Politiker?


Oder ist es keine Dummheit, sondern nur rücksichtlose Befriedigung der eigenen finanziellen Versorgung? Wollen sich unsere Politiker nur ihre hoch dotierten Posten, einschließlich ihrer überbezahlten hohen Pensionen sichern?


Die Cross-Border-Leasing-Verträge sichern den US-Investoren Vertragsrechte mit einer Laufzeit von 99 Jahren zu!

Kein Wirtschaftswissenschaftler in der BRD kann zur Zeit  diese Verträge in ihrem Gesamtumfang beurteilen. Aber alle damit befassten Politiker unterschreiben blindlings diese Machwerke, die bis zu 2000 Seiten lang sind!
Diese beurteilungsunfähigen Politiker unterschreiben diese Leasingverträge, weil sie hiermit kurzfristig an flüssige Mittel kommen können, die im Moment nur teilweise die Finanzkrise vertuscht, in dem sich viele Gemeinden und Städte befinden.


Ein solches Vorgehen nenne ich verantwortungslos gegenüber dem Wählervolk. Es zeigt aber auch an, wie ernst man den Eid nimmt  

….." dem deutschen Volk zu dienen und es vor Schaden zu bewahren!"


Bindet man die globale Wirtschaftsstrategie und die Außenpolitik der USA in Vergangenheit und Gegenwart in  die Beurteilung dessen, was in Zukunft hiermit auf uns zu kommt ein, dann zeichnet sich ein schlimmes Szenario ab!


Diese unübersichtlichen und in ihrer Gesamtheit kaum zu durchschauenden Cross-Border-Leasing-Verträge beruhen auf einer langen amerikanischen Tradition der vertraglichen Übervorteilung von „schwachen Vertragspartnern".


Ist der Vertragsnehmer einmal in die Ecke der Zahlungsunfähigkeit gedrängt worden, dann stehen den US-Investoren alle Türen und Tore offen. Er kann sich fast alles zum Nulltarif unter dem Nagel reißen, einschließlich politischer Einflußnahme und Verurteilung zum Vasallentum!


Es kommt noch ein weiterer Punkt hinzu:


Der Dollar wird durch den weltweiten Handel, der fast ausschließlich in US-Währung getätigt wird, künstlich vor dem völligen Bankrott am Leben erhalten! Die Nationen dieser Erde sind gezwungen, sich Dollarreserven anzulegen. Diese Dollarreserven werden durch die jeweilige nationale Wirtschaftskraft der einzelnen Länder in ihrer Wertigkeit am Leben erhalten.


Der Druck und die Garantie für diese  „Sicherung" wird durch die Welthandelsorganisation  formuliert, diese wiederum wird vollkommen durch die USA kontrolliert.


Die amerikanische Wirtschaftskraft sollte eigentlich der Garant für den Kurs des Dollars sein. Die US-Wirtschaft ist schon lange am Boden! Der Dollar dürfte eigentlich nicht mehr wert sein als 0,50 €, vielleicht auch weniger!
Der Ausweg aus diesem Desaster ist unter anderem das Cross-Border-Leasing-Geschäft!  Da der Druck des Dollars Sache des amerikanischen Staates bzw. der US-Banken ist, kann man sich eben so viele Dollarnoten drucken, wie es notwendig ist!


Die Wertigkeit dieser in Wirklichkeit wertlosen Währung kann man mit Leasingverträgen künstlich wieder herstellen, die dazu noch über 99 Jahre laufen! In Zukunft wird also der Vertragsnehmer so oder so für den Erhalt der Werte Sorge tragen müssen.


Die USA greifen die Wirtschaftsmacht Europa von zwei Seiten an. Während man unter dem Deckmantel eines vereinigten Europas versucht, die Schaltstellen und Schalthebel der Macht auf wenige Positionen zu konzentrieren, um bei einer späteren Übernahme dieser Positionen den größtmöglichsten  Einfluss  zu haben, rollt man mit den Cross-Border-Leasing-Geschäften die Front von Hinten auf!

Keine in Zukunft amtierende US-Regierung, gleich welcher politischen Gruppe, wird der Versuchung widerstehen können, diese zur Zeit  als Supersteuertrick angesehene Möglichkeit, den US-Finanzbehörden Millarden aus den Ärmel schütteln zu können, irgendwann mal den Hahn abzudrehen und hierbei nun die Vertragsrechte einzufordern.***



Ein Argument derjenigen hier in Deutschland, die die Cross-Border-Leasing-Verträge schönreden wollen ist, dass die US-Behörden diese Steuertricks dulden, weil damit die amerikanische Wirtschaft angekurbelt würde!  


Was für ein durchsichtiges fatales dummes Geschwätz!  


Hier geht es nur um Transaktionen, die auf dem Papier stattfinden. Damit werden keine Arbeitsplätze in den USA geschaffen!


Das einzige was in Zukunft damit geschaffen wird , ist der unermessliche Honorarfluss für amerkanische  Anwaltbüros und die amerikanische Justiz!


Da es sich bei allen Cross-Border-Leasing-Geschäften  um Geschäfte handelt die mindestens in zweistelliger Millionenhöhe, meist aber in dreistelliger Millionenhöhe abgewickelt werden, wird es in Zukunft ein wahres Schlachtfest der Anwaltsgebühren und der Gerichtsgebühren in New-York geben, wenn diese Verträge irgendwann einmal vom amerikanischen Finanzministerium angefochten werden.


Die psychologische Taktik ist einfach zu durchschaubar, nur unsere Politiker wollen das nicht begreifen!


Wenn es denn nun einmal soweit sein sollte, dass sämtliche europäischen Nationen mit Hilfe der Cross-Border-Leasing-Verträge  vollkommen in die Ecke gedrückt werden, so ist der Schritt zur totalen Kontrolle der europäischen Staaten (wenn denn noch überhaupt irgendwelche Selbstbestimmungsrechte für die einzelnen Nationen übrig geblieben sein sollten) nicht mehr weit.


Man könnte doch dann als letztes Mittel auch die zukünftige EU-Regierung an die USA verkaufen! Die Vorbereitungen laufen ja auf Hochtouren! Man denke an die GAT-Abkommen, die staatsmonopolistische Bereiche der einzelnen europäischen Staaten öffnen soll für die Globalisierung, oder deutlicher gesagt, für die amerikanischen Superkapitalisten. Es kann also sein, dass in Zukunft die Gefängnisse in der BRD von amerikanischen Konzernen betrieben werden oder die Müllverbrennungsanlagen in US-Händen sind usw.


Das Wichtigste aber wird von kaum jemanden angedacht:

Hat die USA einmal alle Rechte über die Hintertüre der Cross-Border-Leasing-Verträge in der Hand und werden die Leasing-Nehmer irgendwann mit Sicherheit zahlungsunfähig, dann wird kein Lamentieren darüber, dass diese Verträge evtl. nicht gültig sein könnten, nichts nutzen!

Die USA wird dann ihre wirtschaftlichen Interessen knallhart militärisch schützen, so wie sie das auch heute macht! Europa kann schneller ein neuer Bananenstaat der USA werden, als sich dies manch ein Zeitgenosse träumen mag!


Auch das Internet in der jetzigen Form wird in Zukunft nicht mehr die Plattform für eine breite Kommunikation sein. Die USA kontrollieren jetzt schon das gesamte Mobiltelefonnetz der Welt und das Internet. In Zukunft dürfte wohl nur noch die E-Mail an den Empfänger gesendet werden können, die den US-amerikanischen Interessen nicht entgegenstehen.

Ich erinnere hierzu an die vor kurzen in der Weltpresse zu lesende Meldung, dass die USA ganz offen die Kontrolle eines jeden amerikanischen Bürgers über alle Medien einführen wollen, dies geht bis hin zu den Daten, was der Einzelne liest und öffentlich sagt oder was für politische Gesinnungen Familienangehörige haben.

Die technischen Voraussetzungen für eine weltweite Kontrolle eines jeden Internet-Teilnehmers laufen zur Zeit auf  Hochtouren - natürlich unter dem Deckmantel der Terroristenbekämpfung!


Schwachmat:

Wer das Schicksal der Welt lenkt

 
25.10.04 20:34
Die 500 Großen – global agieren, lokal schmieren

Während in den letzten zehn Jahren der Umsatz der 500 größten Unternehmen um 45 Prozent anstieg, haben sich die Profite beinahe verdreifacht. Zur Struktur der weltweit größten Konzerne 1994 und 2003
 
Dreihundert Männer, von denen jeder jeden kennt, leiten heute die Geschicke des Kontinents.« Diese Worte sagte der Siemens-Mitbegründer Walther Rathenau vor knapp 100 Jahren. Auf heute übertragen läßt sich sagen: 500 Menschen, von denen jeder jeden kennt, leiten die Geschicke der Welt. Sie dirigieren die 500 größten Konzerne der Welt und bestimmen die Geschicke von Hunderten Millionen Menschen im globalen Kapitalismus. Nach meinem Überblick sind das 498 Männer und zwei Frauen; die Unternehmen Hewlett-Packard und Xerox leisten sich mit Carleton S. Fiorina bzw. Anne M. Mulcahy jeweils eine Frau als CEO, als Central Executive Officer, im deutschen Raum mit der Funktion eines Vorstandsvorsitzenden vergleichbar. Ansonsten ist die Geschäftswelt wie vor 100 Jahren eine reine Männerwelt.

Es handelt sich um die Gruppe der weltweit größten Unternehmen aller Art, also Industriekonzerne ebenso wie Banken, Versicherungen, Handelshäuser und Dienstleistungsunternehmen. Diese Gruppe wird jährlich von dem US-Wirtschaftsblatt Fortune als »Global 500« zusammengestellt und statistisch aufgearbeitet. An der Spitze der Gruppe steht erneut und seit drei Jahren das US-Handelsunternehmen Wal-Mart Stores mit einem Umsatz von 263 Milliarden US-Dollar und 1,5 Millionen Beschäftigten. Auf Platz zwei folgt BP (232 Mrd. Dollar Umsatz), dann Exxon Mobil (223 Mrd. $), Royal Dutch Shell (202 Mrd $). Der erste deutsche Konzern auf dieser Liste ist DaimlerChrysler auf Rang sieben mit einem Umsatz von 157 Milliarden US-Dollar und 362 000 Beschäftigten.

Insgesamt zählten diese 500 Konzerne im vergangenen Jahr 45 908 637 Beschäftigte, rund 46 Millionen. Sie vereinten auf sich eine Umsatzsumme von 14 873 Milliarden US-Dollar. Das entsprach knapp 45 Prozent des weltweiten Bruttosozialprodukts. Sie wiesen einen addierten Gewinn von 731 Milliarden US-Dollar aus.

Da die Statistik seit nunmehr zehn Jahren in dieser Form veröffentlicht wird, ist ein aussagekräftiger Vergleich über die Entwicklung der Konzernmacht binnen eines Jahrzehnts möglich. Danach steigerte sich der Umsatz der 500 größten Konzerne zwischen 1994 und 2003 um 45 Prozent (von 10300 Mrd. auf 14900 Mrd. US-Dollar). Der Anteil am weltweiten addierten Bruttosozialprodukt lag 1994 mit knapp 40 Prozent noch deutlich unter dem gegenwärtigen Anteil von knapp 45 Prozent. Das heißt, das spezifische Gewicht der 500 größten Unternehmen in der Weltwirtschaft hat sich nochmals deutlich erhöht, was den allgemeinen Diskurs in der Globalisierungsdebatte unterstützt. Die Zahl der von diesen Konzernen Beschäftigten – das dort ausgebeutete Arbeitskräfteheer – stieg in einem Jahrzehnt um rund ein Drittel, um elf Millionen Lohnabhängige. Die Tatsache, daß das Umsatzwachstum größer ist als das Wachstum der Beschäftigung, ist Ausdruck einer Produktivität, die schneller als der Umsatz wächst. In der kapitalistischen Terminologie handelt es sich um wachsende »Kapitalintensität«; marxistisch ausgedrückt um die größere organische Zusammensetzung des Kapitals. Dabei muß bedacht werden, daß es im letzten Jahrzehnt den weltweiten Trend zu prekären Beschäftigungsverhältnissen gab. 2003 dürfte gegenüber 1994 ein deutlich größerer Teil der insgesamt 46 Millionen Beschäftigten bei den »Global 500« kein »Normalarbeitsverhältnis« gehabt haben.

Das US-amerikanische Blatt Fortune jubelte: »Während in dieser Periode (1994-2003) der gesamte Umsatz der 500 größten Unternehmen um 45 Prozent anstieg, haben sich die Profite beinahe verdreifacht.« Da die Jahre 1994 und 2003 Jahre eines – jeweils bescheidenen – wirtschaftlichen Aufschwungs waren und demnach vergleichbar sind, läßt sich durchaus verallgemeinern, daß sich die Profitsituation in dieser Gruppe führender Konzerne nachhaltig verbessert hat. Dies widerspricht im übrigen nicht der Theorie von einer langfristig sinkenden Profitrate. Zum einen war die Profitrate in den achtziger Jahren und in der internationalen Wirtschaftskrise 1990 bis 1992 weltweit auch bei der Gruppe der größten Unternehmen gesunken, so daß der Profitboom teilweise einer »normalen« Erholung gleichkommt. Zum anderen spiegelt sich hier ein typischer Prozeß wider: Durch ihre Marktmacht, also durch oligopolistische und monopolistische Mechanismen, kann die Gruppe der größten Unternehmen der Welt einen überproportionalen Teil des von den weltweiten Arbeitsheeren erzeugten Mehrwerts auf sich vereinen. Die gigantischen 21,5 Milliarden US-Dollar Profite, die beispielsweise der US-amerikanische Ölriese Exxon 2003 auswies, sind nicht ausschließlich von den relativ wenigen Exxon-Beschäftigten (88300) erarbeitet worden; sie flossen dem Unternehmen teilweise aufgrund der Marktmacht zu, die es und wenige andere Ölkonzerne im Energiesektor einnehmen. Allerdings stammen auch diese Profite nicht aus einem mystischen Zusammenwirken von Kapital, Boden und Arbeit; sie wurden von Lohnabhängigen konkret erarbeitet.


US-Konzerne holten massiv auf

Die wohl wichtigste Doppelbotschaft im Zehnjahresvergleich lautet: Die US-Konzerne haben ihre Positionen stark ausbauen können; der große Verlierer sind die japanischen Unternehmen. Im Unterschied zum vorherrschenden Tenor im Globalisierungsdiskurs teile ich nicht die Auffassung, wonach die großen, weltweit führenden Konzerne eine Art »internationales Kapital« zum Ausdruck bringen und weitgehend unabhängig von ihren Heimatländern agieren würden. Es handelt sich vielmehr um Unternehmen, die hinsichtlich der Kapitalstruktur und der »Unternehmenskultur« eng in ihren jeweiligen Nationalstaat eingebunden sind, in dem sich die Machtzentrale befindet. Ihre maßgeblichen Großaktionäre und das Topmanagement sind Teil der herrschenden Klasse ihres Landes. Sie sind auf »ihren« Staat und »ihre« Regierung fixiert. Letzteres erfolgt allerdings nicht im dem Sinne, daß sie patriotisch eingestellt oder gar von »ihrer« jeweiligen Regierung abhängig wären. Sie benutzen die staatlichen Strukturen ihres Heimatlandes rein instrumentell – zur Absicherung ihrer Macht, zum Kampf um Weltmarktanteile, zur Beeinflussung der internationalen Institutionen (IWF, Weltbank, WTO) im Sinne der Profitmaximierung.

Im Fall der europäischen Konzerne verschieben sich zunehmend diese Funktionen von der Ebene der jeweiligen Nationalstaaten hin zu den staatsähnlichen Strukturen der EU (vor allem EZB, EU-Kommission, Ministerrat). Das steht nicht nur nicht in Widerspruch zur Tatsache, daß insbesondere die »Global 500«-Top-Unternehmen« überwiegend auf dem Weltmarkt tätig sind und ihren Umsatz oft zum größeren Teil im »Ausland« realisieren. Im Gegenteil: Beides – das Eingebundensein in die nationale Kapitalistenklasse und das internationale Auftreten – sind zwei Seiten ein – und derselben Medaille. Verkürzt gesagt gilt für die großen Unternehmen die Losung: Global agieren, lokal schmieren.

Das US-Blatt Fortune fragt beim Zehnjahresvergleich: »Wer war der Gewinner der Dekade?« Die Antwort: »Die USA. Zehn Jahre zuvor hatten die USA 151 Unternehmen auf dieser Liste, die 29 Prozent des gesamten Umsatzes der »Global 500« auf sich vereinten. 2003 sind es 189 US-Konzerne, die 39 Prozent des addierten Umsatzes auf sich konzentrierten.« Folgt man der Blocklogik, und rechnet man Kanada und Mexiko als ökonomische Anhängsel der US-Ökonomie hinzu, dann gab es 1994 auf der Liste der »Global 500« 158 Unternehmen aus dem nordamerikanischen Block NAFTA, die 29,4 Prozent des gesamten Umsatzes der Gruppe auf sich vereinten. 2003 sind es 203 Unternehmen, die auf 40,8 Prozent Anteil des Gruppenumsatzes kommen.

Der große Verlierer sind die japanischen Großunternehmen. 1994 gab es auf dieser Liste noch 149 Nippon-Unternehmen, die 37 Prozent des Umsatzes der »Global 500« auf sich vereinten. Japan lag damals also deutlich vor den USA oder dem Nafta-Block. 2003 sind in dieser Gruppe nur noch 82 japanische Unternehmen vertreten. Sie kommen auf einen Umsatzanteil von 14,6 Prozent.


EU hinter dem NAFTA-Block

Und die EU? Hier konnten die Positionen weitgehend gehalten werden. Vor zehn Jahren zählten 171 westeuropäische Konzerne zu dieser Gruppe. Ihr addierter Umsatz entsprach 30,2 Prozent des »Global 500«-Gruppenumsatzes. 2003 waren es mit 167 etwas weniger Unternehmen, die sich allerdings auf 37,5 Prozent Anteil am Umsatz der »Global 500« steigern konnten. Der Block Westeuropa, weitgehend identisch mit der EU, allerdings einschließlich zwölf schweizerischer und zwei norwegischer Konzerne, liegt damit nur knapp hinter dem Block NAFTA.

Wie zu erwarten spielen deutsche Konzerne im Rahmen Europas die führende Rolle. Sie fielen im Dekadenvergleich zwar hinsichtlich ihrer Zahl in diesem Eliteclub zurück, konnten jedoch ihre Position beim Gruppenumsatz ausbauen. 1993 gab es unter den »Global 500« 44 deutsche Unternehmen, die 8,7 Prozent des Umsatzes auf sich vereinten. 2003 sind es 34 deutsche Konzerne mit 9,1 Prozent des Gruppenumsatzes. Die auf Deutschland folgenden Länder in dieser Hackordnung sind Großbritannien, einschließlich der zwei britisch-niederländischen Unternehmen Royal Dutch Shell und Unilever (37 Unternehmen; Umsatzanteil 2003 8,9 Prozent), Frankreich (37 Unternehmen; Umsatzanteil 8,3 Prozent) und die Niederlande (zwölf Unternehmen; Umsatzanteil 2,6 Prozent).

Die Verschiebungen im Zehnjahresvergleich widerspiegeln die weltpolitischen Gegebenheiten. Oder umgekehrt: Die Weltpolitik ist erheblich geprägt von der Macht und Struktur der größten Konzerne. Anfang der neunziger Jahre hatte der aufsteigende japanische Imperialismus seinen Höhepunkt erreicht; eine schwere Krise und eine Depressionsphase hatte bereits 1992 eingesetzt, sich im Zahlenwerk der Großkonzerne jedoch teilweise erst später niedergeschlagen. Die Ausläufer dieser Krise spielen weiterhin eine erhebliche Rolle. Seit 2003 gibt es Anzeichen für eine neuerliche Erholung. Toyota beispielsweise, das achtgrößte Unternehmen der Welt (153 Mrd. $ Umsatz; 264000 Beschäftigte), erwies sich 2003 als der Autobauer mit dem größten Gewinn und der höchsten Gewinnmarge (ausgewiesener Jahresprofit von 10,2 Mrd. $). Andere japanische Autokonzerne sind allerdings inzwischen unter ausländischer Kontrolle: So wird Nissan von Renault und Mazda von Ford kontrolliert.

Eine maßgebliche Ursache für die Krise in Japan war der Umstand, daß sich die japanischen Konzerne in ihrer Region nicht – wie in Westeuropa der Fall – ein strukturiertes Umfeld und einen vergrößerten, nach außen teilweise abgeschotteten Binnenmarkt schaffen konnten. Die Krise der »Tigerstaaten« 1997/98 schlug zusätzlich auf die japanische Ökonomie durch. Hinzu kommt: Japan hat als einzige führende imperialistische Macht keinen größeren Militarisierungsprozeß realisiert und kennt auch keine Auslandseinsätze von Kampftruppen. (Die Revision der Verfassung wird allerdings vorbereitet).

Beim neuerlichen Aufstieg der US-Konzerne spielt die aggressive Politik der US-Regierung im Interesse ihrer Großunternehmen eine gewichtige Rolle, einschließlich der Tatsache, daß die US-amerikanischen Interessen – die Exporte und die Kapitalanlagen – auch militärisch weltweit abgesichert werden. In diesem weltpolitischen Kontext haben die europäischen Konzerne ihre Positionen gut halten können, obgleich die EU erst beginnt, sich staatlich zu strukturieren und ihre Militarisierung erst eingesetzt hat. Das deutet auf das große Potential dieses Konzern-Blocks beim weltweiten Monopoly hin, also auf das gewaltige zerstörerische und Menschen gefährdende Potential der EU und der EU-Konzerne.


Geschlossener Club

»Global 500« bestätigt erneut: Globalisierung heißt keineswegs, daß die großen Konzerne aus allen Ländern am Machtpoker beteiligt wären oder sich an der Ausbeutung von Menschen und Ressourcen gleichberechtigt engagieren dürften. Die 500 größten Unternehmen der Welt konzentrieren sich auf nur 31 Länder. Wenn wir die weit wichtigere Gruppe der 200 größten Unternehmen auswählen und uns gewissermaßen dem Auge des Taifuns nähern, dann haben diese ihre Firmensitze nur noch in 15 Ländern: 77 in den USA, 28 in Japan, 20 in der BRD, 20 in Frankreich, 16 in Großbritannien, sieben in den Niederlanden, sechs in der Schweiz, fünf in Italien, drei in Spanien, zwei in Norwegen, jeweils ein Unternehmen hat seinen Firmensitz in Finnland, Luxemburg, Belgien, Mexiko, Venezuela, Brasilien, Rußland, Malaysia und Indien. Hinzu kommen in dieser 200er Gruppe nur noch vier südkoreanische Unternehmen und drei chinesische. Das heißt, im großen und ganzen spielt sich das Konzern-Monopoly im Kreis der westlichen OECD-Länder ab, was rein zufällig vor hundert Jahren ähnlich war, wobei die gleichen Länder damals überwiegend Kolonialmächte waren.

In der Gruppe der »Global 500« sind inzwischen 15 große Unternehmen aus China gelistet, die auf einen Gesamtumsatz von 358 Milliarden US-Dollar kommen. Das entspricht lediglich 2,4 Prozent des addierten Umsatzes der »Global 500«. 1994 zählten erst drei chinesische Unternehmen zu dieser Gruppe. Allerdings handelt es sich bei den chinesischen Unternehmen unter den »Global 500« bisher kaum um Global Players, um Konzerne, die auf dem Weltmarkt mit den westlichen Konzernen bestehen könnten. Die zwei wichtigsten chinesischen Industriekonzerne in dieser Liste sind die Mineralölunternehmen Sinopec (Rang 53 unter den »Global 500«) und China National Petroleum (Rang 73). Während die produktiven westlichen Ölriesen bei weit größeren Umsätzen nur 100 000 und weniger Beschäftigte zählen, weist Sinopec allerdings 854 000 Beschäftigte und China National Petroleum mehr als eine Million Arbeitskräfte aus. Bei dem wichtigsten chinesischen Autohersteller in dieser Liste, der Shanghai Automotive (Rang 461), handelt es sich um ein Joint venture mit VW.

In den sechziger Jahren galt Indien als aufsteigende kapitalistische Wirtschaftsmacht. Auf der aktuellen Liste der »Global 500« finden sich nur vier indische Konzerne, deren addierter Umsatz 0,4 Prozent des Gesamtumsatzes entspricht. Später wurden Brasilien und Mexiko als »Schwellenländer« gehandelt. Ihre aktuelle Position unter den »Global 500« ist marginal und hat – indem hier die Ölkonzerne Peemex (Mexiko) und du Petrobas (Brasilien) gelistet sind, vor allem mit der Ölgesellschaft zu tun. Am lehrreichsten scheint diesbezüglich der Absturz der südkoreanischen Konzerne zu sein. In der engeren Gruppe der 200 Größten gab es 1994 noch sechs südkoreanische Konzerne. 2003 sind es nur noch vier. Frühere südkoreanische Global Players wurden teilweise aufgekauft (Daewoo von General Motors) oder in andere Unternehmen integriert (Kia in Hyundai).


Konzentration auf Auto und Öl

Untersucht man die »Global 500«-Unternehmen nach ihren Zugehörigkeiten zu einzelnen Branchen, dann stellt sich heraus: Die größte einzelne Branche ist das Ölbusiness (»crude oil production«, »petroleum refining« und »oil equipment«). Allein hier sind mehr als zwölf Prozent des gesamten addierten Gruppenumsatzes gebunden – mehr als beim Bankensektor. Bildet man eine Gruppe derjenigen Großunternehmen, die eng von Öl, Ölverarbeitung und den Ölderivaten (Benzin, Diesel, Kerosin und Treibstoff für Raketen, Panzer und Militärjets) abhängig sind, rechnet man also zu dem Ölgeschäft noch die Autokonzerne, die Airlines, den Flugzeugbau und die Rüstungsindustrie hinzu, dann kommt diese Gruppe »Öl-Auto-Flugzeugbau-Rüstung« auf einen addierten Umsatz von 3726 Milliarden US-Dollar, was bereits mehr als einem Viertel des gesamten Umsatzes der »Global 500« entspricht.
Schließlich ist zu berücksichtigen, eine Zusammenfassung von Industriekonzernen, Banken und Dienstleistungsunternehmen ist methodisch problematisch. Die politische und wirtschaftliche Macht von Wal-Mart auf Platz 1 der »Global 500« ist weit geringer als die von BP oder Exxon auf den Rängen 2 und 3. Und Banken und Versicherungen sind zwar mächtig, sie spielen jedoch im Gesamtkontext als Finanziers und meist auch als Großaktionäre eine spezifische Rolle. Betrachtet man daher in dieser Liste ausschließlich die Industriekonzerne, mehr oder weniger den produktiven Sektor, dann wird die stoffliche Zusammenballung der Gruppe Öl-Auto nochmals eindrucksvoll dokumentiert.

Bei den in der Tabelle aufgeführten 25 weltweit größten Industriekonzernen entfallen fast 74,4 Prozent allein auf den Bereich Ölförderung, Ölverarbeitung, Autoindustrie. Der kommentierende Artikel in Fortune schrieb dazu: »Leading the pack were the oil giants...« Die »Führer im Rudel« seien die Ölgiganten. Die Macht dieser Gruppe hat sich im Zehnjahresvergleich unter den »Global 500« nochmals verstärkt – trotz des Aufkommens neuer Branchen wie der Elektronik- Computerindustrie oder der Telekommunikationskonzerne.

Diese Gruppe stellt den Motor im Kampf um Weltmärkte, im Heißhunger auf Öl und im Prozeß der Militarisierung und Kriegstreiberei dar. Es sind die stoffliche Zusammensetzung der großen Konzerne der Welt und die Logik der Kapitalverwertung – und nicht irgendein »Bushismus« eines US-Präsidenten – die der zerstörerischen Dynamik des Kapitalismus innewohnen.
Schwachmat:

Die letzten Jahre des Dollars?

 
28.10.04 17:21
Ein globales Spiel um Schulden, Geld und Macht
von Dr. Bruno Bandulet, Bad Kissingen

Wenn man heute sieht, wie die USA Russland und China einkreisen, wie sie den Ring ihrer Militärstützpunkte immer enger um die beiden Grossmächte ziehen, wie sie die Nato zu einem Dienstleistungsbetrieb ihrer expansiven Aussenpolitik umfunktionieren, wie sie Europa zu spalten versuchen, wie sie das legale Gewaltmonopol der Uno missachten, wie in Washington Präventivkriege gerechtfertigt werden und selbst der Ersteinsatz von Nuklearwaffen nicht mehr ausgeschlossen wird - dann kann man nur noch von einer imperialen Politik sprechen, nicht mehr von einer Hegemonie. Denn der Hegemon ist ja nur der erste unter Gleichen. Er übt Macht aus, aber er wendet keine Gewalt an. Seine Stellung beruht auf Zustimmung und beiderseitigen Interessen.

Dazu ein Beispiel, das von den deutschen Medien, soviel ich weiss, übersehen wurde. Seit Februar sind Vorausteams der amerikanischen Streitkräfte in Polen, Bulgarien und Rumänien unterwegs, um neue Standorte für die in Europa stationierten US-Truppen auszusuchen. Inspiziert werden Häfen, Flugplätze und Manövergelände. Und diese Reise ist nur die erste von mehreren Erkundungsmissionen in den nächsten Monaten.

Supermacht und Schuldner

Das bedeutet doch nichts anderes als eine Missachtung der Souveränität der EU und ihrer jetzigen und künftigen Mitglieder. Stellen Sie sich einmal vor, die EU würde Erkundungsteams quer durch die USA schicken, um dort nach Gutdünken geeignete Militärbasen auszusuchen. In Europa findet das, wenn es in umgekehrter Richtung geschieht, niemand bemerkenswert, und niemand fragt sich, wozu die Vereinigten Staaten eigentlich noch Stützpunkte in Deutschland und anderswo in Eu-ropa benötigen, wo doch der kalte Krieg längst vorüber ist.

Kaum jemand nimmt auch wahr, in welchem Ausmass das internationale Währungssystem auf die amerikanischen Bedürfnisse zugeschnitten ist. Kaum jemand wundert sich darüber, dass die einzige Supermacht zugleich der grösste Schuldner der Welt ist.

Als England, der Vorläufer der USA, die Welt beherrschte, war die Insel nicht nur die Fabrik der Welt, sondern auch ihr grösster Gläubiger.

Nixon und das Papiergeld
Die jetzige Situation ist historisch einmalig. Sie ist paradox. Das Paradoxon besteht darin, dass die militärische Übermacht der USA stärker wurde, während die wirtschaftliche Hegemonie schwand, dass der Aufwand des Imperiums von denen mitfinanziert wird, die von ihm kontrolliert werden oder sogar - wie China - als seine künftigen geopolitischen Gegenspieler gelten müssen.

Im folgenden werde ich das Weltwährungssystem mit seinen Finanzströmen so beschreiben, wie es tatsächlich funktioniert, und anschliessend untersuchen, ob es in dieser Form auf Dauer haltbar ist.

Verständlich wird die Situation nur, wenn man sich über die Natur des Papiergeldes im klaren ist. Es waren schliesslich die USA, die der Welt 1971 den totalen Papiergeldstandard oktroyiert haben, als Präsident Nixon damals im August das sogenannte Goldfenster schloss.

Bis dahin war eine abgespeckte Form des alten Goldstandards in Kraft - so, wie sie in Bretton Woods, einem kleinen Ort in Neuengland, 1944 beschlossen worden war. Zwar waren die Banknoten unter diesem System nicht mehr für jedermann einlösbar in Gold, aber der Dollar war fest an das Gold gebunden, der Unzenpreis war bei 35 Dollar fixiert, und jede am System beteiligte ausländische Notenbank konnte ihre Dollar-Schuldscheine in Washington präsentieren und dafür die Herausgabe von Gold verlangen. Die USA muss-ten bis 1971, das war ausschlaggebend, notfalls mit einem Geld zahlen, das in der Natur sehr selten vorkommt und zu hohen Kosten aus der Erde geholt werden muss - mit Gold nämlich.

Übrigens waren auch die europäischen Währungen nach dem Krieg fest an den Dollar und damit auch an das Gold gebunden. Zum Beispiel wurde der Wechselkurs der D-Mark am 28. September 1949 auf 4,20 zum Dollar festgesetzt. Nebenbei bemerkt, waren die damalige leichte Unterbewertung der Mark und vor allem das System der festen Wechselkurse eine äusserst wichtige Voraussetzung für das deutsche Wirtschaftswunder der 50er und 60er Jahre.

Wo das deutsche Gold liegt
Als sich die Vereinigten Staaten in den 60er Jahren immer tiefer in den Vietnam-Krieg verstrickten, als die Regierung Kanonen und Butter gleichzeitig versprach und sich zu verschulden begann, stellte sich für die Europäer zum ersten Mal die Frage der transatlantischen Bündnistreue.

De Gaulle wagte es, von Washington die Herausgabe von Gold gegen Dollar zu verlangen, er schickte sogar seine Kriegsschiffe über den Teich, um das Metall abzutransportieren.

Die Deutschen hatten keine derartige Handlungsfreiheit. Als auch die Bundesbank mit dem Gedanken spielte, Dollar in Gold einzutauschen, kam aus Washington der dezente Hinweis, dass doch Berlin auf den amerikanischen Schutz angewiesen sei.

Das deutsch-amerikanische Quidproquo bestand darin, dass die Bundesbank nicht nur kein amerikanisches Gold verlangte, sondern dass sie darüber hinaus durch den Ankauf von Treasury Bills die amerikanischen Ausgaben mitfinanzieren half. Immerhin weigerte sich die Bonner Regierung, deutsche Soldaten nach Vietnam zu schicken.

Zudem versprach der damalige Bundesbankpräsident Blessing in einem Brief den Amerikanern, die in New York liegenden deutschen Goldreserven nicht zurückzuholen, solange US-Truppen in Deutschland stationiert waren. Dabei ist es bis heute geblieben. Immer noch behalten die Amerikaner das unter dem Pflaster von Manhattan bei der Federal Reserve Bank of New York liegende deutsche Gold als eine Art Pfand, wie mir ein früheres Mitglied der Bundesregierung verriet.

Indem Nixon im August 1971 die vertragliche Goldeinlösungspflicht einseitig aufkündigte, stoppte er den Goldabfluss. Das war die unmittelbare Konsequenz. Darüber hinaus stellte er sicher, dass die USA fortan völlige Handlungsfreiheit besassen, Geld zu drucken und fast beliebig grosse innere und äu-ssere Defizite zu fahren, um Kriege zu führen, Rezessionen zu bekämpfen, die Ölrechnungen zu bezahlen und den Lebensstandard der Amerikaner aufrechtzuerhalten. Daran hat sich bis heute nichts geändert.

Das amerikanische Zwillingsdefizit
Seit den achtziger Jahren sind die enormen amerikanischen Leistungsbilanzdefizite, also ein negativer Saldo beim Handel und bei den Dienstleistungen, der Normalzustand. Zuletzt war die Leistungsbilanz 1991 vorübergehend im Plus. Derzeit liegt das jährliche Aussendefizit der USA bei etwa 550 Milliarden Dollar. Das sind rund 5% des Bruttoinlandproduktes (BIP).

Zusammen mit dem Haushaltsdefizit, das seit dem 11. September und der Invasion des Irak geradezu explodiert ist, ergibt sich ein Zwillingsdefizit in einer Grössenordnung von mindestens 10% der jährlichen Wirtschaftsleistung der USA, also des BIP. Ein Ver-gleich: Als sich Nixon gezwungen sah, das Goldfenster zu schliessen, steuerte das amerikanische Aussendefizit gerade einmal auf 0,5% des BIP zu. Das galt damals als gefährliche Finanzkrise!

Logischerweise hat sich durch die ständigen Aussendefizite der internationale Vermögensstatus der USA drastisch verschlechtert. Das Land verschuldet sich in einem atemberaubenden Tempo beim Rest der Welt. Noch im Jahr 2000 lagen die Nettoschulden bei 2187 Milliarden Dollar, 2003 wurden schätzungsweise 3700 Milliarden erreicht. Dies unter dem Vorbehalt, dass derartige Statistiken - das gilt auch für die Zahlungsbilanz - nie wirklich genau sein können. Beim amerikanischen Vermögensstatus machen übrigens die Direktinvestitionen, bei denen es sich ja nicht um konventionelle Schulden handelt, etwa 10% aus.

Das Ausland finanziert 40%
Nach Angaben des US-Schatzamtes wurden im Dezember 2003 amerikanische Staatsschulden in Höhe von 1531 Milliarden Dollar von ausländischen Notenbanken gehalten. Das war ein Anstieg um 50% innerhalb von 3 Jahren! Ein ähnlich grosser Anteil entfällt auf ausländische Privatinvestoren, so dass die amerikanische Staatsschuld derzeit zu fast 40% vom Ausland getragen wird. Nach einer Berechnung von BNP Paribas absorbieren die USA drei Viertel der Nettoersparnisse der gesamten Welt.

Klar ist, dass dieses System nur im Rahmen der amerikanischen Finanzhegemonie existieren kann. Washington beherrscht die Weltbank und den Internationalen Währungsfonds (IWF), und diese wiederum diktieren die Wirtschaftspolitik der auf Hilfe angewiesenen Länder der dritten Welt. Dass der IWF immer wieder die Türkei so grosszügig mit frischem Geld versorgt und damit vor dem Konkurs bewahrt, ist natürlich kein Zufall. Denn die Türkei ist ein unverzichtbarer strategischer Partner der USA.

Hinzu kommt, dass fast alle wichtigen Rating-Agenturen amerikanisch sind. Sie benoten die Kreditwürdigkeit der Länder und entscheiden damit über die Höhe der Zinsen, die diese zahlen müssen.

Als die Türkei den amerikanischen Truppen den Durchmarsch in den Irak verweigerte, wurde in Washington laut darüber nachgedacht, die Bonität, also die Kreditwürdigkeit, Ankaras herabzustufen. Ein Zufall kann das nicht gewesen sein. Bestandteil dieser Finanzhegemonie ist sicherlich auch die Leitbörse Wallstreet, an der sich Europa immer noch orientiert - obwohl es dafür keinen triftigen Grund mehr gibt.

Entscheidend freilich ist die Rolle des Dollars als internationale Leit- und Reserve-währung, auch als Öl-Währung. Nur so ist garantiert, dass die USA den Vorzug geniessen, sich in der eigenen Währung verschulden zu können - einer Währung also, die sie selbst jederzeit in der benötigten Menge produzieren können. Das Verhängnis Argentiniens war es ja gerade, dass sich das Land nicht in Pesos verschulden konnte, sondern dies in Dollars tun musste. Würden die amerikanischen Schulden auf Euro oder auf Gold oder auf Yen lauten, dann hätte die Grossmacht schon bald ein argentinisches Problem.

Andere Überlegung: Würden die Araber (was Saddam Hussein tatsächlich gewagt hat und womit er den Zorn Washingtons auf sich zog) ihre Ölrechnungen in Euro und nicht mehr in Dollars ausstellen, dann würde erstens eine ständige, zuverlässig garantierte Dollarnachfrage versiegen - und zweitens müssten sich die Amerikaner erst einmal Euro besorgen, um ihre Ölrechnungen bezahlen zu können.

Auf das Quidproquo zwischen Deutschland und den USA aus den Zeiten des kalten Krieges habe ich bereits hingewiesen. Ein vergleichbares Arrangement, nur in einer ganz anderen Grössenordnung, besteht heute mit China und Japan. Den Asiaten wird erlaubt, Amerika mit billigen und oft auch hochwertigen Produkten zu überschwemmen, die Amerikaner geben dafür Dollars, und diese wiederum werden postwendend in Treasury Bills und Treasury Bonds investiert. Wie Sie sehen, ist Globalisierung kein Zufall und kein Schicksal, sondern gewollte Politik.

Auf den ersten Blick profitieren beide Seiten davon. Japan sichert seine Arbeitsplätze, und China könnte ohne den freien Handel sein langfristiges Ziel nicht so schnell erreichen, zur wirtschaftlichen, politischen und militärischen Grossmacht aufzusteigen.

Auf den zweiten Blick vollzieht sich hinter dem Geldschleier ein realer Gütertransfer in die USA, für den mit nichts als Papier gezahlt wird - mit einem Papier, das die Amerikaner wie schon in der Vergangenheit nach Belieben entwerten können. Vergessen Sie nicht, dass der Dollar einmal 4,20 Mark kostete und bis 1995 auf 1,37 Mark absackte - ein Tiefstand, der im Verlaufe dieses Jahrzehnts wieder erreicht, wahrscheinlich sogar unterschritten werden wird.

Asien hat zu viele Dollars
Selbstverständlich wird das erwähnte Arrangement nicht von Dauer sein. Asien wird einen eigenen grossen Kapitalmarkt entwickeln und einen asiatischen Währungsfonds einrichten (was Japan bereits in der Asien-krise 1997/98 zur Irritation Washingtons vorgeschlagen hatte). Asien wird die Vorteile seines riesigen Binnenmarktes voll ausspielen und auf die Idee kommen, die eigenen Ersparnisse bevorzugt zu Hause zu investieren.

Asien wird ausserdem seine Währungsreserven neu ordnen wollen. Sie sind heute extrem dollarlastig und damit risikobehaftet. Ausserdem ist der Goldanteil verschwindend gering. Nach den offiziellen Zahlen von Ende 2003 betrug der Anteil des Goldes an den japanischen Devisenreserven nur 1,5% und im Falle Chinas nur 1,9% (die tatsächlichen Goldreserven Chinas dürften allerdings höher liegen, vielleicht doppelt so hoch). Demgegenüber halten die USA 58,2%, Frankreich 55,2% und Deutschland 45,3% ihrer Devisenreserven in Gold.

Voraussehbar sind auch Umschichtungen von Dollars in Euro - auch dies, um das mit dem Dollar verbundene Bonitätsrisiko auszugleichen. Aber auch deswegen, weil die heutige Zusammensetzung der Währungsreserven nicht mehr im geringsten den wirtschaftlichen Kräfteverhältnissen und den Handelsströmen entspricht. Das Dollarsystem steuert nicht nur deswegen in eine Krise, weil Leistungsbilanzdefizit und Verschuldung nicht beliebig ausgeweitet werden können, sondern auch, weil die Tage des Dollars als mit Abstand führende Weltreservewährung gezählt sind.

Nach Auffassung der Basler Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), die als Bank der Zentralbanken fungiert, ist normalerweise die Schmerzgrenze bei einem Aussendefizit von 5% des BIP und bei einer Nettoverschuldung von etwa 20% des BIP erreicht. (Siehe dazu den Jahresbericht 2003 der BIZ.) Dann ist ein sogenannter Anpassungsprozess fällig, der entweder eine drastische Abwertung des Dollars oder eine Rezession in den USA oder beides erfordert. (Die Abwertung hilft dem Export, die Rezession verringert die Importe.)

Die kommende Finanzkrise
Wenn im Zuge dieses Anpassungsprozesses die Abwertung in eine Panik ausartet und das Ausland seine Dollarbonds auf den Markt wirft, explodieren die langfristigen Zinsen in den USA, und die Rezession kann sich zu einer Depression ausweiten. Durchaus vorstellbar ist, dass die nächste grosse Finanzkrise nicht (wie in den neunziger Jahren in Russland und Asien) an der Peripherie ausbricht, sondern im Zentrum des Systems, nämlich in New York.

Aber selbst unabhängig von einem solchen Katastrophenszenario stehen die Aussichten für den Dollar schlecht, weil seine Rolle als Leitwährung nicht mehr den globalen Realitäten entspricht. Dazu folgende Zahlen:

1. Laut BIZ bestanden die offiziellen Weltwährungsreserven (und zwar ohne den Goldanteil) Ende 2002 zu 73% aus Dollars. Der Rest entfiel zum grösseren Teil auf den Euro, aber auch auf Yen und Pfund. Der Euro-Anteil war 4 Jahre nach Einführung der Einheitswährung nur unwesentlich höher als vor 1999 der Anteil der einzelnen europäischen Währungen zusammengenommen.

2. Im krassen Gegensatz dazu erreichte die Wirtschaftsleistung Europas einschliess-lich Russlands im vergangenen Jahr 16200 Milliarden Dollar, während die des nordamerikanischen Wirtschaftsraumes (USA, Kanada, Mexiko) bei 12100 Milliarden lag. Selbst im Pro-Kopf-Einkommen haben die Europäer die Nordamerikaner inzwischen leicht überholt. Sicherlich ist die jüngste Verbesserung wechselkursbedingt. Aber der Euro war auch 2003 noch nicht überbewertet.

3. Im Welthandel liegt Europa weit vor den USA und auch deutlich vor Asien. Allein Deutschland exportiert ungefähr soviel wie die Vereinigten Staaten.

4. Dazu kommt der enorme Unterschied in der Vermögensposition. Zusammen mit Kanada und Mexiko hat Nordamerika Nettoschulden von 4250 Milliarden Dollar, während Europa mit 1380 Milliarden und die Region Nordost-Pazifik mit 2170 Milliarden im Plus sind.

Die Zahlen stammen aus einer neuen Studie des regierungsunabhängigen Pestel-Instituts in Hannover, in der die 3 ökonomischen Zentren der Welt miteinander verglichen werden: die nordamerikanische Freihandelszone, Europa einschliesslich Russland sowie die wirtschaftlich hochaktive Region im Nordosten des Pazifiks, bestehend aus Japan, Korea und den chinesischen Küstenprovinzen. Die Bevölkerungszahl dieser drei Regionen: 429 Millionen Nordamerikaner, 555 Millionen Europäer und 600 Millionen Asiaten.

Das neue ökonomische Zentrum
Auf den Kern des langsamen ökonomischen Niedergangs der USA stösst man, wenn man sich den Stellenwert des produzierenden Gewerbes in den 3 genannten Regionen anschaut. In Nordost-Pazifik liegt die Produktion bei 38% des Regionalproduktes, in Europa bei 29% und in Nordamerika nur noch bei 23%.

Seit 1950 ist der Anteil der amerikanischen Industrieproduktion an der Weltproduktion von 60 auf 25% zurückgegangen. 2003 waren nur noch 10,7% der amerikanischen Arbeitnehmer in der Produktion beschäftigt. Die nackte Wahrheit lautet, dass sich die USA selbst entindustrialisiert haben - und zwar auf ein derart tiefes Niveau, dass sie den Bedarf der eigenen Bevölkerung nicht mehr decken können.

Mit anderen Worten: Die militärische Supermacht, die jederzeit in der Lage ist, jeden Punkt der Erde zu bombardieren, steht auf schwachen ökonomischen Füssen. Und die Rolle des Dollars als Leitwährung, die zur Finanzierung des Supermachtstatus unentbehrlich ist, hat sich weit von den Realitäten des Welthandels und der Weltwirtschaft entfernt.

Vor diesem Hintergrund kommt das -Pestel-Institut zu dem Schluss, dass sich das ökonomische Zentrum der Welt verschoben hat - und zwar nach Europa, nicht etwa nach Asien. Vorerst jedenfalls. Das militärische Potential und der Umsatz an Finanztiteln (gemeint ist das Casino an der Wallstreet) könnten, so das Institut, nicht mehr als Indikatoren für die Rolle als ökonomisches Weltzentrum herangezogen werden.

Gestützt wird die These auch durch die Beobachtung, dass die Preise für den wichtigsten monetären Rohstoff, nämlich Gold, und für den wichtigsten Energieträger, nämlich Öl, seit etwa 2001 in Euro gerechnet, mehr oder weniger stabil sind. Seitdem «ruht der Euro in sich selbst», und der Dollar hat sich von der Rolle des «ruhenden Pols» verabschiedet.

Ein Nagel in der Wand
Sicher ist jedenfalls, dass sich die Welt beständig wandelt, dass Währungen kommen und gehen. Im 19. Jahrhundert konnte man überall auf der Welt, in Zentralafrika ebenso wie in Peking, mit dem Pfund Sterling zahlen. 1960 wurden an den Devisenmärkten mehr Pfund und mehr Schweizerfranken gehandelt als D-Mark oder Yen. Auch der Dollar wird - nicht anders als zuvor das Pfund Sterling - seine Funktion als Leitwährung mit der Zeit abgeben. Und damit wird das amerikanische Imperium seine wohl wichtigste Stütze verlieren - auch wenn der Machtwille der US-Führung keinesfalls unterschätzt werden darf.

Selbstverständlich handelt es sich um einen langwierigen Prozess. Ob der Abschied vom Dollar eine rundweg gute Sache ist, das ist eine ganz andere Frage. Die Gefahr besteht, dass die USA wie in den siebziger Jahren Inflation exportieren und vor allem, dass sie die Welt in den Strudel einer grossen Finanzkrise ziehen.

Schon deswegen wird auch der Euro an Kaufkraft verlieren, er kann sogar irgendwann in späterer Zukunft in einer Währungsreform untergehen. Alle ungedeckten Papierwährungen sind schlechtes Geld. Es wird durchaus Phasen geben, in denen der Euro auch einmal gegen den Dollar zurückfällt.

Übrigens halte ich es, zusammen mit dem Nobelpreisträger Robert Mundell, für durchaus möglich, dass am Ende das Vertrauen in die Währungen nur durch eine neuerliche Bindung an das Gold wiederhergestellt werden kann. Damit, wie der unvergessene Wirtschaftspublizist Wolfram Engels sagte, endlich wieder ein Nagel in die Wand des Weltwährungssystems eingeschlagen wird.


Robert Mundell Homepage:       www.robertmundell.net/
jgfreeman:

Sorry, aber die Crashpropheten nerven nur noch

2
28.10.04 20:44
Es ist unglaublich, wie stark manche immer wieder den Crash des Weltfinanzsystem ausrufen. Dollarcrash, Goldhausse, "Militärisch-industrieller-Komplex", "DAS Kapital" (???), "ungedeckten Papierwährungen", "Neo-Kolonialismus", "Casino an der Wallstreet"...

Wirklich verwunderlich, mit wieviel Polemik hier auf unterstem Niveau Stimmung gemacht wird.


"Über Nacht kosteten ihre billigen Dollaranleihen 300% mehr Zinsen."

Wie jetzt? Statt 2% jetzt 8%?

"Dabei wurde der Eindruck erweckt, als ob Länder wie Argentinien diese durch eigenes Missmanagement verschuldet hätten."

Und kein Wort zur Misswirtschaft der Arg. MilitärDIKTATUR? Kaum zu glauben... ;-) Argentinien hat sich durch immer wieder unfähige Regierungen selbst ein Loch gegraben. Cavallo hatte es in der eigenen Hand.

"neuerliche Bindung an das Gold ..."

JA das haben sie im 19. Jahrhundert auch schonmal gemacht. Ergebnis 20 Jahre tiefe Rezession in den USA.  

"5% Defizit der USA"

Ostdeutschland alleinegenommen hat 40% Defizit.

Man könnte stundenlang so weitermachen... Wie lüge ich mit Statistik. Meine Empfehlungen an die "Hobbyökonomen" - Gold kaufen und Klappe halten, haha.

Grüße,
JG
www.chart-me.de  
Reinerzufall:

interessant , aber nichts neues! o. T.

 
31.10.04 11:35
Twinson_99:

@ Schwachmat - ich lese derzeit folgendes

 
31.10.04 12:27

Buch zum Thema. Zielt in die gleiche Richtung, wenngleich manchmal doch etwas extrem...

Wie der IWF das Dollarsystem stützt 1692228

 Eines der besten Bücher zum Thema ;)))

 

 

 

 

Gruß

Gruß

Twinson_99

Your-Investor.com

 

 

.

Schwachmat:

jgfreeman

 
12.11.04 20:57
(angehende) berufsökonomen mögen genervt sein von solchen und anderen crashprognosen, obwohl sie derzeit eher dankbar sein sollten für die gegengewichte. grundsätzlich sind von crashprognosen alle genervt, die in negativer weise davon betroffen wären - anlageberater, versicherungsvertreter, börsenmakler, n-tv-moderatoren, kleinanleger, menschen die finanzmarktprodukte vertreiben, vom finanzmarkt leben, arbeitnehmer, rentner... eigentlich alle homo oeconomicus! menschen die nur bei steigenden kursen/florierender wirtschaft geld verdienen, unterliegen somit einer psychologischen hürde. ihre objektive sicht der dinge wird einseitig, schmalwinklig, verschleiert...  
wie unsere medien, die ebenfalls vom verkaufen leben, über das "big money business" berichten, soll jeder selbst beurteilen. ich habe sehr konkrete vorstellungen davon. die stimmungsmache 2000 und 2002 war besonders aufschlußreich.
die manipulation der massen ist derweil erschreckend.

ich behaupte mal folgendes: es gibt keinen crash mehr zu prophezeien, weil wir bereits mitten im crash stehen! wem die kapitalmarkt-benchmarks anderes zeigen, der sieht höchstens auf einem auge oder läßt sich blenden durch die charts so mancher indices. diese werden finanziert auf kosten weiterer krasser massen rip-offs (soziale einschnitte, massenarbeitslosigkeit, ausrottung des mittelstands, enteigungen, inflation (versteckte), kriege, dehumanisierung, ökonomische havarieen... weitere pleiten, pech und pannen) zu gunsten einer globalisierten monokulti welt, die ausschließlich von wenigen multinationalen großkonzernen, also von reiner profitgier gesteuert und geregelt wird. dieses szenario könnte schnell zur orwell'schen vision führen, wenn man bedenkt mit welchem atemberaubenden tempo wir in den letzten jahren gerade darauf zugesteuert sind.

ich denke unabhängig von den indices, daß dieser schleichende crash die 90% kursverlust der 30'er in allen konsequenzen noch weit in den schatten stellen wird, wenn es ihm nicht längst gelungen ist.

zu deiner empfehlung an die "Hobbyökonomen - Gold kaufen und Klappe halten": gold hat in den letzten 4 jahren 50% gewonnen, mit aktien dürften es eher 50% verlust (dax), für viele mehr (neuer markt u.ä. tünnef), gewesen sein. somit hat deine späte empfehlung +200% gebracht! zusätzlich haben die goldkäufer etwas physisches inflationsstabiles in den händen, während wertpapieranleger und cash-holder lediglich virtuelles papier auf virtuellen konten bei virtuellen banken besitzen. und an dieser stelle sind wir wieder bei der mathematik angelangt - wie würdet ihr entscheiden?

deine webpage finde ich übrigens gut und ich wünsche dir beruflich viel erfolg.
völlig neue kreationen und konzepte von finanzmarktprodukten, die allerdings radikales umdenken und flexibilität erfordern, werden eine große zukunft haben. :)
Schwachmat:

twinson

 
12.11.04 21:04
vergleiche bitte die "milden" medien mit den "extremen" medien der letzten jahre.
wer lag näher an der realität?

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