Ein genaues Konzept soll sich in den kommenden Wochen herauskristallisieren. Man erwarte weiterhin Vorschläge von der Bank, sagte Nordrhein-Westfalens Finanzminister Jochen Dieckmann gestern der FTD. Es sei nicht Aufgabe des Landes, Vorgaben zu machen. NRW ist mit 43 Prozent größter Anteilseigner.
Alte Modelle auf dem Prüfstand
Erst im Vorjahr hatte das Land das so genannte Mutter-Tochter-Modell gestartet. Grund: Ab 2005 fallen die staatlichen Ausfallgarantien für Landesbanken weg. Dadurch kann sich die Bank verbilligt refinanzieren. Die ehemals größte deutsche Landesbank hatte sich daher in eine öffentlich-rechtliche Muttergesellschaft, die Landesbank NRW, und eine Geschäftsbankentochter aufgespalten, die WestLB AG. Dieses Modell gilt nun als gefährdet: In etwa einem Jahr wollen die Sparkassen ihren Anteil an der Landesbank in einen direkten Anteil an der WestLB wandeln.
Sparkassen- und Landschaftsverbände verlangen nun eine Besinnung auf regionale Interessen. Die WestLB AG hatte auch die Funktion als Sparkassen-Zentralbank übernommen. Diese Aufgabe hat sie nach Ansicht der Sparkassenvertreter zuletzt vernachlässigt.
Schärfere Risikokontrolle
Vor allem aber fordern alle Anteilseigner zügige Fortschritte bei der Risikokontrolle. Der dafür verantwortliche Vorstand, Adolf Franke, musste am Montag zwar nicht zurücktreten, bekommt aber wohl seinen Vertrag nicht verlängert. Die Eigentümer beklagen den Substanzverzehr: Sie müssen nach dem Milliarden-Verlust des Vorjahres Reserven auflösen, um die Risiken zu kompensieren, die vornehmlich aus dem Auslands-Kreditgeschäft stammen. Sie befürchten, schon bald für eine Kapitalerhöhung zur Kasse gebeten zu werden.
Künftige Rolle und Strategie der Bank wird entscheidend dafür sein, welchen Nachfolger die Eigentümer für den Top-Job gewinnen können. Bereits in einem Monat will Dieckmann, der in Kürze in den Aufsichtsrat der WestLB AG einziehen wird, einen neuen Chef gefunden haben. Ein profilierter Banker solle es sein, heißt es unter den WestLB-Eigentümern. Für eine "Regionalklitsche", bemängeln Kritiker, werde sich ein solches Kaliber aber nicht verdingen wollen.
Angst vor Stellenstreichungen
Vor allem die Belegschaft ist besorgt. Eine abgespeckte WestLB, befürchten Arbeitnehmervertreter, werde deutlich weniger als die rund 7000 Mitarbeiter brauchen, mit denen man bislang plant. "Das Geschäft mit den Sparkassen reicht nicht aus", sagte der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrates und stellvertretende Aufsichtsratschef, Gerd-Uwe Löschmann, am Montag. Die Belegschaft rechnet Sengera hoch an, dass er den Personalabbau von rund 1500 Arbeitsplätzen bei der WestLB AG geräuschlos und sozialverträglich organisierte.
Der WestLB-Chef hatte zuletzt immer wieder betont, die Bank habe im Sinne völliger Transparenz in der verheerenden Bilanz 2002 jedem denkbaren Risiko Rechnung getragen. Doch schon gibt es neue Befürchtungen, etwa wegen des Flugzeugfinanzierers Boullion Aviation, der der WestLB zu 100 Prozent gehört. Auch der Streit mit der EU-Kommission über die Verzinsung des landeseigenen Wohnungsbauvermögens ist noch nicht ausgestanden. Ebenso wenig wie die Aufarbeitung von Verantwortlichkeiten. In der Bank stößt es einigen bitter auf, dass etwa der Sengera Stellvertreter Johannes Ringel nicht zur Verantwortung gezogen wurde, obwohl auch er für die betroffenen Ressorts Verantwortung trug.
© 2003 Financial Times Deutschland