(Bis die Börse wieder aufwärts geht!)
Hauptstadt der Versuchungen
1,5 kg Rind. 500 g Schwein. 15 g Schmalz. 250 g Wammerl, fett mit Schwarte. Durch den Fleischwolf gequetscht, bei 180 Grad gedunsen, eine Scheibe separiert, zwischen zwei Semmelhälften geklemmt – und fertig ist die fetteste Versuchung seit John Harvey Kellogg die Erdnussbutter verbrach. Die 465 Kalorien-Apokalypse. Die Leberkässemmel. Der Ruin Münchens. Die Vernunft – wie figurverbiegenden Auswirkungen dieses nur vermeintlichen Lebensmittels auf den Münchner hat schon Ludwig Thoma aufgezeigt (in „Finstere Zeiten oder der Leberkas“): Der kleine Pepi heulend: I mecht an Leberdas!
Der alte Eckmaurer, erschütternd:I mecht ja a oan . . . Wann ma’s richtig o’schaugt, waars ma glei liaba a guatsBier, a Trumm Schwartnmag’n, a Surhax’n un an Kabidalismus dazua.
Der Leberkäs und die Folgen. Wir resümieren: Bier 230 kcal, Trumm Schwartnmagn 560 kcal, Surhaxn 851 kcal. Nicht zu vergessen der Kabidalismus: inflationäre viele kcal. Besinnungslos heruntergeschlungen in einer Stadt, die Lebensfreude nach Kilogramm bemisst und unter dem „Body Mass Index“ schon immer die Anzahl der pro Körper einzugießenden Maß Helle verstanden hat. Weshalb es nicht weiter verwundert, dass der erste, der „Big Diet“ satt hatte, Marco aus München war. Zur Erinnerung: Mit „Big Diet“ bezeichnet man das bisher ungeklärte Phänomen, dass zwölf Kandidaten vor laufender Kamera auf Diät gesetzt werden und die Zuschauer abnehmen. Mittendrin unser Marco: 25 Jahre, 127 kg Lebendgewicht, BMI 37, ergo: hochgradig Leberkässemmelgeschädigt. Stellvertretend für eine Stadt tat er Buße, durchlitt Turnen mit Inga, Fitness mit Georg, Plaudern mit Margarethe, und am siebten Tag hatten sich sieben Kilo Lebensfreude verdünnisiert. Am achten verdünnisierte sich Marco. Es ist unser aller Niederlage. Während Gladbeck, Aschaffenburg, Paderborn und Essen (Essen!) tapfer aushalten, quittiert München den Dienst am Diätkörper.
„Leberkässemmel“ sprach der Münchner im Hungerhaus beim freiwilligen Auszug aus demselben. „Auf eine Leberkässemmel und ein Maß freu’ ich mich.“ Wir stellen uns vor, dass er in diesem Moment in einem verschwiegenen Biergarten sitzt, über und über mit Leberkässemmelbröseln bestreut und so einem eklig glücklichen Ausdruck um die betriebsame Kaupartie. Wenn das nicht noch mal zentnerschwer auf München zurückfällt.
Tanja Rest SZ vom 09/10 Juni 2001-06-11
Das wollte ich euch einfach nicht vorenthalten.
Gruß Borgling
Hauptstadt der Versuchungen
1,5 kg Rind. 500 g Schwein. 15 g Schmalz. 250 g Wammerl, fett mit Schwarte. Durch den Fleischwolf gequetscht, bei 180 Grad gedunsen, eine Scheibe separiert, zwischen zwei Semmelhälften geklemmt – und fertig ist die fetteste Versuchung seit John Harvey Kellogg die Erdnussbutter verbrach. Die 465 Kalorien-Apokalypse. Die Leberkässemmel. Der Ruin Münchens. Die Vernunft – wie figurverbiegenden Auswirkungen dieses nur vermeintlichen Lebensmittels auf den Münchner hat schon Ludwig Thoma aufgezeigt (in „Finstere Zeiten oder der Leberkas“): Der kleine Pepi heulend: I mecht an Leberdas!
Der alte Eckmaurer, erschütternd:I mecht ja a oan . . . Wann ma’s richtig o’schaugt, waars ma glei liaba a guatsBier, a Trumm Schwartnmag’n, a Surhax’n un an Kabidalismus dazua.
Der Leberkäs und die Folgen. Wir resümieren: Bier 230 kcal, Trumm Schwartnmagn 560 kcal, Surhaxn 851 kcal. Nicht zu vergessen der Kabidalismus: inflationäre viele kcal. Besinnungslos heruntergeschlungen in einer Stadt, die Lebensfreude nach Kilogramm bemisst und unter dem „Body Mass Index“ schon immer die Anzahl der pro Körper einzugießenden Maß Helle verstanden hat. Weshalb es nicht weiter verwundert, dass der erste, der „Big Diet“ satt hatte, Marco aus München war. Zur Erinnerung: Mit „Big Diet“ bezeichnet man das bisher ungeklärte Phänomen, dass zwölf Kandidaten vor laufender Kamera auf Diät gesetzt werden und die Zuschauer abnehmen. Mittendrin unser Marco: 25 Jahre, 127 kg Lebendgewicht, BMI 37, ergo: hochgradig Leberkässemmelgeschädigt. Stellvertretend für eine Stadt tat er Buße, durchlitt Turnen mit Inga, Fitness mit Georg, Plaudern mit Margarethe, und am siebten Tag hatten sich sieben Kilo Lebensfreude verdünnisiert. Am achten verdünnisierte sich Marco. Es ist unser aller Niederlage. Während Gladbeck, Aschaffenburg, Paderborn und Essen (Essen!) tapfer aushalten, quittiert München den Dienst am Diätkörper.
„Leberkässemmel“ sprach der Münchner im Hungerhaus beim freiwilligen Auszug aus demselben. „Auf eine Leberkässemmel und ein Maß freu’ ich mich.“ Wir stellen uns vor, dass er in diesem Moment in einem verschwiegenen Biergarten sitzt, über und über mit Leberkässemmelbröseln bestreut und so einem eklig glücklichen Ausdruck um die betriebsame Kaupartie. Wenn das nicht noch mal zentnerschwer auf München zurückfällt.
Tanja Rest SZ vom 09/10 Juni 2001-06-11
Das wollte ich euch einfach nicht vorenthalten.
Gruß Borgling