Wer den Lotto-Jackpot knackt, ..........

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das Zentrum d.:

Wer den Lotto-Jackpot knackt, ..........

 
23.06.01 19:42
......  muß mit einem Schlag 36 Millionen DM investieren

Das Knacken des Jackpots läßt die Sorge um die Anlage der Millionen folgen

hbe. FRANKFURT, 22. Juni. Ein Porsche, ein Ferienhaus, eine Kreuzfahrt, ein Nerzmantel - die meisten wissen sofort, was sie mit einem Lottogewinn anstellen würden. Am heutigen Samstag darf wieder bis zum frühen Abend geträumt werden. Wenn dann Lottofee Franziska Reichbacher gegen 19 Uhr die Gewinnzahlen des Samstagslottos verkündet, kann man rasch feststellen, ob man den Golf gegen den Porsche und den Wohnwagen gegen ein Luxus-Hotel tauschen kann: Sage und schreibe 36 Millionen DM, die derzeit im Lotto-Jackpot schlummern, winken vielleicht dem glücklichen Gewinner - zudem noch steuerfrei. Doch was, wenn der Ernst- oder Glücksfall wirklich eintritt und man mit einem Schlag um 36 Millionen DM reicher wird? Was macht man, wenn man über Nacht zum vielfachen Millionär wird, und wie legt man das Geld richtig an?

"Viele Kunden, die plötzlich zu großem Reichtum gekommen sind, verbrennen das Geld rasch", sagt Matthias Werwigk, Leiter der Vermögensverwaltung der Landesbank Baden-Württemberg. Solchen Kunden - beispielsweise Lottogewinnern oder Erben - fehle oft das Gefühl für den Umgang mit einem großen Vermögen: "Da werden rasch 80 000 bis 100 000 DM Zusatzkonsum im Monat angehäuft - teure Hotels, Reitpferde, reiche Gaben an Freunde: wer rasch reich wird, wird rasch leichtsinnig." Viele der Neureichen verwechseln seinen Erfahrungen nach Vermögen mit Einkommen und vergessen, daß man nur über die Erträge des Vermögens disponieren kann, wenn man die Substanz erhalten will. Werwigks Empfehlung für den möglichen Jackpot-Gewinner: "Als einfache Faustregel empfehle ich, jeweils ein Drittel der Summe in Immobilien, Aktien und Renten anzulegen." Wer es noch nicht besitze, könne sich natürlich den Traum vom eigenen Häuschen erfüllen, den Rest empfiehlt Werwigk in offene und geschlossene Immobilienfonds zu streuen: "Der Aufwand und das Risiko, in eine eigene große Immobilie zu investieren, ist für den Normalbürger einfach zu groß", rät er. Ein Investment in Immobilien - einen Teil solle der Anleger auch im Ausland investieren - erbringe auf mittlere Sicht eine Ausschüttungsrendite zwischen 6 und 8 Prozent, meint Werwigk.

Bei den Aktien rät Werwigk zu einer breiten Streuung: "Zumindest in europäischen Standardwerten kann man auch 2 bis 3 Millionen direkt in Aktien investieren - am besten mit Hilfe von ein oder zwei Vermögensberatern", meint er. Die restlichen Mittel könne man in Fonds investieren und international streuen. Auf mittlere Sicht sieht er bei dieser Strategie eine Rendite von 9 bis 12 Prozent. Der konservative Teil der Anlagestrategie seien die festverzinslichen Papiere. Hier rät Werwigk, etwa zwei Drittel des Betrages in europäische Anleihen zu investieren, und bevorzugt mittlere Laufzeiten. "Einen kleinen Teil würde ich in Staatsanleihen investieren und ein wenig norwegische oder ungarische Anleihen beimischen, die einen höheren Kupon haben." Auch sein Rentenportfolio solle der glückliche Gewinner in die Hände eines erfahrenen Vermögensverwalters geben, dann sei eine Rendite von 6 Prozent vor Steuern möglich.

"Der wichtigste Rat ist: nicht auffallen, Anonymität bewahren, keine protzigen Neuanschaffungen", meint Georg Thilenius, Vermögensverwalter aus Stuttgart. Der Gewinner könne sich schon ein paar Träume erfüllen, doch zur Schau gestellter Reichtum locke auch falsche Freunde und dubiose Gestalten an. Deren Angebote solle man meiden: "Finger weg von Beteiligungskapital, von Gold, Diamanten, windigen Immobilienprojekten und Ostimmobilien", meint Thilenius. Wenn der Gewinner ein Durchschnittsverdiener sei, so solle er ein Drittel des Betrages in Renten, vorzugsweise D-Mark-Anleihen, anlegen, das sichere ihm ein vom Arbeitsplatz unabhängiges Einkommen. "Wenn Sie 10 Millionen in Renten anlegen, dann bleiben Ihnen etwa 500 000 bis 600 000 DM zu versteuerndes Einkommen im Jahr", rechnet Thilenius vor. Das eigene Haus könne sich der Anleger natürlich gönnen; falls er bereits eines besitze, solle er sich um eine möglichst rasche Schuldentilgung bemühen. Der Rest des Gewinnes - rund 26 Millionen DM - sei in Aktien zu investieren: "Die Hälfte davon am besten in konservative Werte zur Substanzerhaltung wie Wella, Unilever, Danone oder Procter & Gamble, das sollte Ihnen langfristig eine Rendite von 10 Prozent nach Steuern bringen." Die andere Hälfte solle der Anleger in dynamischen Wachstumswerten anlegen, die bis zu 20 Prozent nach Steuern erbringen könnten. Als Beispiele nennt er hier Pfizer, Altana oder auch gute Biotechnologiewerte wie Amgen oder Biogen. "Etwa 3 bis 4 Millionen des Gewinns sollten Sie in eine Stiftung für einen wohltätigen Zweck investieren", lautet der letzte Ratschlag von Thilenius. Möglicherweise hat er sich hier an die Worte Demokrits erinnert, die auch jenen als Trost dienen sollten, denen Fortuna am heutigen Samstag nicht hold ist: Das Glück wohnt nicht im Besitze und nicht im Golde, das Glücksgefühl ist in der Seele zu Hause.

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.06.2001, Nr. 143 / Seite 25
 
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