Ich sehe das auch so: Pay-TV hat eine Zukunft in D. Allerdings nicht in der Alleinstellung des Pleitesenders Premiere, sondern es wird in Zukunft sich etwas verteilen auf verschiedene Anbieter. Ich bin mal gespannt, wo es Live-Fußball in 2002/3 zu sehen gibt:
Aus der FTD vom 14.6.2002
Doppeltes Spiel im Bundesliga-Poker
Von Lutz Meier, Berlin, und René Gribnitz, Hamburg
Im Bieterrennen um die TV-Rechte der Bundesliga ist die Deutsche Telekom bei konkurrierenden Geboten dabei. Die Telekom ist als Abnehmer der Rechte für die Live-Übertragung im Internet und über Mobilfunk auch Partner des Angebots der Kirch Media, erfuhr die FTD aus Unternehmenskreisen.
Bisher war nur bekannt, dass die Telekom sich an einem Bieterkonsortium beteiligt hat, das die Sportrechteagentur AIM des Filmhändlers Herbert Kloiber anführt. "Die tanzen natürlich auf allen Hochzeiten", beschrieb am Donnerstag AIM-Geschäftsführer Bernard Derose die Rolle der Telekom gelassen. Man habe keine exklusive Vereinbarung mit der Telekom.
Die Entscheidung über die Rechte zieht sich hin. Eine für Freitag geplante Aufsichtsratssitzung der Deutschen Fußball-Liga (DFL) wurde auf die Dienstag verschoben. Die DFL plant zudem eine außerordentliche Vollversammlung am Mittwoch, bestätigte ein Sprecher. Es ist aber unklar, ob dann eine Entscheidung fällt.
Zwar präferieren viele Fußballmanager das Gebot der Kirch Media, die jeweils rund 300 Mio. Euro für die nächsten beiden Spielzeiten der Liga bietet. Die DFL fordert aber eine Bankbürgschaft über die Summe, die die insolvente Kirch Media nicht beibringen kann. Nach der Insolvenz kann Kirch Media die bestehenden Verträge über 380 und 460 Mio. Euro lösen. Sie strebt ein günstigeres Angebot an.
Angebote werden nachgebessert
Kloiber hat mindestens 20 Mio. Euro mehr geboten als Kirch Media. Laut Derose ist das Gebot "komplett mit Bankbürgschaften besichert". Die AIM hatte ihr Angebot, das vier Jahre umfasst, erst diese Woche nachgebessert und auch auf die kommende Spielzeit ausgeweitet. Zwar kann auch Kloiber darauf vertrauen, einen Teil der Pay-TV-Rechte an Premiere-Chef Georg Kofler weiterzureichen, mit dem sich der Filmhändler prinzipiell geeinigt hat. Aber Kloiber lässt die Ligamanager im Ungewissen darüber, wo er die Free-TV-Rechte unterbringen will.
Auch Premiere präferiert inzwischen wieder das Kirch Media-Angebot, weil der Sender alle Live-Spiele über längere Zeit bekommt, und hofft, zusammen mit Kirch Media das Bürgschaftproblem zu lösen, die Premiere auch gesondert beibringen müsste. Kirch Media plant die Free-TV-Rechte wie bisher an Sat 1 weiterzugeben, wo die Ligashow "ran" künftig um 18 Uhr beginnen soll.
Auch Kirch Media bemüht sich nun, ihr Gebot nachzubessern. Sanierungsgeschäftsführer Hans-Jörg Ziems führt am Freitag weitere Gespräche mit der DFL. Der DFL wurde nach Auskunft aus Unternehmenskreisen als Ersatz für eine Bürgschaft auch ein maßgeblicher Anteil am Sportsender DSF angeboten. Damit hätte die Liga die von ihr angestrebte eigene TV-Plattform, hieß es.
© 2002 Financial Times Deutschland
Quelle: www.ftd.de/tm/me/1014399194673.html?nv=hpm