Weltuntergangssituation
Es ist anscheinend mal wieder soweit: Überall liest und hört man derzeit Weltuntergangsstimmung an den Finanzmärkten. Die Kurse der Aktien und Bonds sind hoch – und der Pessimismus wächst beinahe ins Abstruse. Eigentlich ist das ein gutes Zeichen.
Doch die Argumente der Pessimisten sind natürlich überzeugend. Wenn man nicht weiter denkt. „Alle Experimente mit nicht metallgedecktem Geld sind in der Vergangenheit gescheitert“, lese ich gestern. Das ist natürlich schlimm – und das ist (fast) richtig. Dieser Satz ist ein schlimmer Satz, und er kann einem Angst und Bange machen. Krachen demnächst wirklich alle unsere Währungen zusammen? Und gibt es dann wieder einen Goldstandard oder Ähnliches?
Worüber jedoch niemand öffentlich redet, ist Folgendes: Alle Experimente mit metallgedecktem Geld sind in der Vergangenheit ebenfalls gescheitert. Oho.
Die Lage ist jedoch noch etwas krasser: Metallgedeckte Währungen sind bisher alle (!) gescheitert. Denn es gibt heute keine einzige mehr. Und das hat seinen guten Grund. Bei den Papierwährungen gibt es hingegen zumindest einen Fall, der bis heute Bestand hat. Es steht also 0:1.
„Das US-Leitungsbilanzdefizit ist kaum noch tragbar, weil der Rest der Welt es nicht mehr zu finanzieren bereit ist“, lese ich ebenfalls gestern. In der Tat, hier gibt es ein besorgniserregendes Ungleichgewicht. Das ist schlimm und kann einem Angst und Bange machen.
Doch was wäre eigentlich, wenn die USA kein Defizit, sondern einen Überschuss aufweisen würden? Dann würde Asien und Europa wirtschaftlich in einer tiefen Depression nieder liegen – und die USA müssten die gesamte Welt finanzieren. Und die selben Leute, die sich aktuell über das Damoklesschwert der hohen Dollarguthaben der Asiaten sorgen, würden dann die Katastrophe der fehlenden Dollarguthaben und der entsprechenden Kreditfinanzierung in Fremdwährung der Wirtschaften in Asien und Europa an die Wand malen.
Man kann es den Leuten eben einfach nicht Recht machen. Ist es so, dann ist es falsch. Ist es anders, ist es auch schlecht. Und selbst wenn es keine Bedrohungen mehr gäbe, dann, da bin ich ganz sicher, würden postwendend erfinderische Leute auftreten, die sofort eine neue Bedrohung erfunden hätten. Der Mensch ist eben ein erfinderisches wie furchtsames Wesen. Eine Zeit ohne Bedrohungen ist daher undenkbar. Wir sollten die gegenwärtigen Bedrohungen daher ruhig ausgiebig feiern. Denn sie sind die nahezu kleinsten, die man sich überhaupt vorstellen kann.
berndniquet@t-online.de
www.wallstreet-online.de/ws/news/news/...d=1603928&m=3.1.0.0.0
Es ist anscheinend mal wieder soweit: Überall liest und hört man derzeit Weltuntergangsstimmung an den Finanzmärkten. Die Kurse der Aktien und Bonds sind hoch – und der Pessimismus wächst beinahe ins Abstruse. Eigentlich ist das ein gutes Zeichen.
Doch die Argumente der Pessimisten sind natürlich überzeugend. Wenn man nicht weiter denkt. „Alle Experimente mit nicht metallgedecktem Geld sind in der Vergangenheit gescheitert“, lese ich gestern. Das ist natürlich schlimm – und das ist (fast) richtig. Dieser Satz ist ein schlimmer Satz, und er kann einem Angst und Bange machen. Krachen demnächst wirklich alle unsere Währungen zusammen? Und gibt es dann wieder einen Goldstandard oder Ähnliches?
Worüber jedoch niemand öffentlich redet, ist Folgendes: Alle Experimente mit metallgedecktem Geld sind in der Vergangenheit ebenfalls gescheitert. Oho.
Die Lage ist jedoch noch etwas krasser: Metallgedeckte Währungen sind bisher alle (!) gescheitert. Denn es gibt heute keine einzige mehr. Und das hat seinen guten Grund. Bei den Papierwährungen gibt es hingegen zumindest einen Fall, der bis heute Bestand hat. Es steht also 0:1.
„Das US-Leitungsbilanzdefizit ist kaum noch tragbar, weil der Rest der Welt es nicht mehr zu finanzieren bereit ist“, lese ich ebenfalls gestern. In der Tat, hier gibt es ein besorgniserregendes Ungleichgewicht. Das ist schlimm und kann einem Angst und Bange machen.
Doch was wäre eigentlich, wenn die USA kein Defizit, sondern einen Überschuss aufweisen würden? Dann würde Asien und Europa wirtschaftlich in einer tiefen Depression nieder liegen – und die USA müssten die gesamte Welt finanzieren. Und die selben Leute, die sich aktuell über das Damoklesschwert der hohen Dollarguthaben der Asiaten sorgen, würden dann die Katastrophe der fehlenden Dollarguthaben und der entsprechenden Kreditfinanzierung in Fremdwährung der Wirtschaften in Asien und Europa an die Wand malen.
Man kann es den Leuten eben einfach nicht Recht machen. Ist es so, dann ist es falsch. Ist es anders, ist es auch schlecht. Und selbst wenn es keine Bedrohungen mehr gäbe, dann, da bin ich ganz sicher, würden postwendend erfinderische Leute auftreten, die sofort eine neue Bedrohung erfunden hätten. Der Mensch ist eben ein erfinderisches wie furchtsames Wesen. Eine Zeit ohne Bedrohungen ist daher undenkbar. Wir sollten die gegenwärtigen Bedrohungen daher ruhig ausgiebig feiern. Denn sie sind die nahezu kleinsten, die man sich überhaupt vorstellen kann.
berndniquet@t-online.de
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