Sahne: Weltkonjunktur beflügelt Robotik und Automation
25.11.03 12:53
Weltkonjunktur beflügelt Robotik und AutomationIndustrie: Deutsche Hightechbranche überwindet die Wachstumsdelle – Mittelfristig werden zweistellige Umsatzsteigerungen angepeilt |
VDI nachrichten, 21.11.2003 Wieder zurück zu zweistelligem Wachstum will die deutsche Branche Robotik + Automation, nachdem 2003 immerhin ein Umsatzplus von 7,5 % auf 6,5 Mrd. € in Sicht ist; aktueller Wachstumsträger ist die Teilbranche Bildverarbeitung mit +15 %. Robotik sowie Montage-/Handhabungstechnik könnten mittelfristig folgen. Weltweit gehört die Robotertechnik zu den Zukunftsbranchen, wenn auch 2002 eine um 12 % verringerte Nachfrage verzeichnet wurde. Aber die Auftragseingänge zeigen: 2003 wird wieder ein Rekordjahr mit 80 000 verkauften Geräten gegenüber 68 000 in 2002. Insgesamt sind dann rund 850 000 Industrieroboter im Einsatz. Vom Nachfragerückgang konnte sich auch die exportorientierte deutsche Roboterbranche nicht abkoppeln. Aber: Die knapp 26 000 Beschäftigten des Hightechbereichs Robotik + Automation (inklusive Bildverarbeitung) werden 2003 wahrscheinlich 6,5 Mrd. € Umsatz erreichen, nach 6,1 Mrd. € in 2002. Das sagte der neue Verbandsvorsitzende Joachim Rohwedder am 30. Oktober in Frankfurt/Main. Der Vorstandsvorsitzende der Rohwedder AG in Bermatingen, ist im Oktober für drei Jahre zum neuen Vorstandsvorsitzenden des VDMA-Fachverbands „Robotik + Automation“ gewählt worden, zu einer Zeit, in der Hoffnungen zur konjunkturellen Wende keimen. In dem Fachverband R+A sind 200 Firmen organisiert, die Robotersysteme, Montage- und Handhabungstechnik sowie Industrielle Bildverarbeitung herstellen. Rohwedder hat für nächstes Jahr ein vorrangiges Ziel – nach dem Auszug aus dem Branchenverbund der Hannoverschen Frühjahrsmesse: „Wir wollen die Messe Automatica, die vom 15. bis 18. Juni 2004 erstmalig stattfindet, zum Erfolg bringen“. Absicht des Fachverbandes ist es, die Automatica in Zusammenarbeit mit der Messe München GmbH als internationale Leitmesse für Robotik + Automation zu etablieren. Rund 270 Aussteller hätten bereits ihre Teilnahme zugesagt und insgesamt etwa 16 000 m² Netto-Fläche gebucht. Als mittelständischer Unternehmer hat Rohwedder (52) schon einiges erreicht. Der 125 Mio. €-Konzern mit seinen 800 Mitarbeitern ist ein Full-Service-Anbieter komplexer Systemlösungen mit Bildverarbeitung, Roboter- und Fertigungstechnik in den drei Technologiesegmenten Montage und Mikromontage; Elektronikproduktion sowie Plasma-, Solar- und Vakuumbeschichtungstechnik. Die Aktie der Rohwedder AG ist im Börsensegment Prime Standard gelistet. Das Anfang der 90er Jahre vom Vater geerbte Unternehmen hatte damals 50 Mitarbeiter und erreichte 8 Mio. DM Umsatz. Rohwedder steht damit mitten in einer breit aufgestellten deutschen Vorzeigebranche, die 1991 auch erst 2 Mrd. € Umsatz hatte – und 1980 700 Mio. €. Damals wurden gerade mal 800 Industrieroboter in Deutschland produziert, heutzutage sind es 12 000. In den vergangenen 20 Jahren hat sich die Anzahl der in Deutschland installierten Roboter von 1300 auf 133 500 verhundertfacht.
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Trotz des industriellen Erfolgs und angesichts eines erwarteten Wachstums des Maschinenbaus von 2 % in 2004, Joachim Rohwedder sieht Probleme: „Die Lage könnte deutlich besser sein, wären da nicht die wirtschaftspolitischen Probleme des Standorts Deutschland – hohe Arbeitslosigkeit und mangelnde Standortqualität.“ Die Politik müsse alles daransetzen, damit sich investieren und arbeiten wieder lohnt.
Als Gründe für das Wachstum in schwierigem wirtschaftlichen Umfeld – der Maschinen- und Anlagenbau insgesamt schrumpft 2003 um 2 % – führt Rohwedder an: „Unsere Branche liefert extremes Know-how in Fertigungstechnik, das z.B. die Automobilindustrie bei ihrer Modelloffensive optimal unterstützt. Auch sind wir hinsichtlich der Zielmärkte viel breiter aufgestellt als noch vor einigen Jahren.“ So falle es leichter, konjunkturelle Schwankungen in einzelnen Ländern oder Regionen abzufedern.
„Die Exportquote von Robotik + Automation liegt bei 43 % – Tendenz steigend“, freut sich R+A-Chef Rohwedder. Außerdem profitiere die R+A-Branche von allen Phasen der Konjunktur: „Im Aufschwung werden wir für Erweiterungsinvestitionen gebraucht, und wenn das Bruttoinlandsprodukt stagniert, stehen Rationalisierungsinvestitionen an.“
Die deutschen Anbieter von Robotersystemen mussten 2002 zwar einen Umsatzrückgang von 6 % auf 1,7 Mrd. € (Vorjahr
1,8 Mrd. €) hinnehmen. 2003 wird wohl ein Umsatzwachstum von 4 % eingefahren: Trotz des Rückgangs war 2002 nach Stückzahlen das dritterfolgreichste Jahr überhaupt. Innerhalb der EU behauptet Deutschland seine Rolle als der mit Abstand führende Robotik-Anwender mit 46 % der EU-Neuinstallationen.
Die VDMA-Verbandsstatistik weist – in der Stückzahlbetrachtung – für das 1. Halbjahr 2003 im Vergleich zum entsprechenden Vorjahres-Zeitraum einen Zuwachs von 27 % aus. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass das 1. Halbjahr 2002 von einer schwachen Nachfrage geprägt war. Trotzdem: Hält das 2. Halbjahr 2003, was das erste verspricht, rückt für 2003 ein neuer Stückzahlrekord in greifbare Nähe – also mehr als 13 500 Geräte. RuA/KÄM