GROSSALARM IN WASHINGTON
Vermeintlicher Cessna-Angriff, Weißes Haus evakuiert
Ein Kleinflugzeug in der Nähe des Weißen Hauses hat Großalarm ausgelöst. Der Präsidentensitz wurde evakuiert, Kampf-Flugzeuge nahmen die Verfolgung auf. Der Pilot hatte sich offenbar verflogen. Das FBI warnte erneut vor Anschlägen am 4. Juli, dem Nationalfeiertag.
Washington - Nach Berichten des US-Fernsehsenders CNN war US-Präsident George W. Bush entgegen erster Angaben zur Zeit des Alarms im Weißen Haus. Der Sicherheitsdienst, der mit dem Schutz des Präsidenten beauftragt ist, teilte jedoch nicht mit, ob auch der Präsident das Weiße Haus verlassen musste. Es seien entsprechende Sicherheitsmaßnahmen angewandt worden, hieß es bei CNN. Bush war kurz vorher von einer Veranstaltung in der Hauptstadt in seinen Amtssitz zurückgekehrt.
Der Alarm wurde nach wenigen Minuten wieder aufgehoben, und alle Beschäftigten und Journalisten durften in das Weiße Haus zurückkehren. Wie CNN weiter berichtete, stiegen Kampfflugzeuge vom Typ F16 auf und zwangen die einmotorige Maschine vom Typ Cessna zur Landung. Der US-Luftfahrtbehörde FAA war es nicht gelungen, mit dem Piloten Kontakt aufzunehmen. Die FAA habe den Sicherheitsdienst alarmiert, der daraufhin die Anweisung gegeben habe, das Weiße Haus zu evakuieren. Die Cessna war bis auf 6,5 Kilometer an das Machtzentrum der USA herangekommen.
Obwohl die Insassen des Kleinflugzeuges bisher nicht identifiziert worden seien, gehen die Behörden davon aus, dass das Eindringen in den gesperrten Luftraum ein Missverständnis war. Der Pilot hatte sich offenbar verflogen.
Seit den Terroranschlägen vom 11. September sind die Sicherheitsmaßnahmen um das Weiße Haus und in der US-Hauptstadt verstärkt worden. Das Weiße Haus war nach Einschätzung der Ermittler eines der Ziele der vier am 11. September gekaperten Flugzeuge. Die Maschine, deren Ziel das Weiße Haus hätte sein können, stürzte auf einem Feld im US-Bundesstaat Pennsylvania ab.
Die kurzfristige Evakuierung des Weißen Hauses fällt zusammen mit den verschärften Sicherheitsmaßnahmen im Zusammenhang mit den anstehenden Feiern zum amerikanischen Unabhängigkeitstag. Die US-Bundespolizei FBI hatte kürzlich seine Büros vor eventuellen Anschlägen am 4. Juli gewarnt, wie am Mittwoch aus Kreisen der Behörde verlautete.
Es liege zwar keine spezielle Information über einen geplanten Anschlag am amerikanischen Unabhängigkeitstag vor, verlautete aus den Kreisen. Dennoch sei der 4. Juli von historischer Bedeutung, und terroristische Gruppen hätten in der Vergangenheit immer wieder Anschläge an derartigen Terminen geplant. Alle 56 FBI-Büros in den USA seien daher zu besonderen Vorsichtsmaßnahmen aufgerufen worden. An Feiertagen wie dem Unabhängigkeitstag versammelten sich gewöhnlich Menschenmengen etwa zu Paraden oder Feuerwerken, hieß es weiter. Das könne von Terroristen ausgenutzt werden.
Die US-Bundespolizei hatte nach den Anschlägen vom 11. September eine Reihe von Warnungen ausgegeben. So waren beispielsweise Anschläge auf Banken oder auf Wahrzeichen von New York wie die Freiheitsstatue oder die Brooklyn Bridge befürchtet worden.
Spiegel