Die Botschaft der am 26. Oktober in den Amtlichen Handel gehenden Wedeko AG klingt vielversprechend: "Verschmutztes Wasser läßt sich durch die Bestrahlung mit ultraviolettem Licht von Bakterien, Viren und Keimen befreien."
Die UV-Technologie von Wedeco ermöglicht rückstandslose Desinfektion und wird in der Abwasseraufbereitung, bei der Trinkwasserversorgung und in der Lebensmittelindustrie angewendet. Vor allem in Schwimmbädern, für Fischzucht oder auf Schiffen ist die Technologie besonders effektiv. Ein weiteres Anwendungsgebiet ist die Pharma- und Halbleiterindustrie, wo Wasser mit besonders hohem Reinheitsgrad benötigt wird.
Der Börsenneuling ist durch Fusion der deutschen Wedeco GmbH und schweizerischen Katadyn Holding AG entstanden. Die Unternehmensgruppe baut Anlagen, die eine Alternative zur herkömmlichen Verfahren bei Wasseraufbereitung bieten. Bisher erfolgt die Desinfektion überwiegend durch Einsatz von Chlor. Dieses Verfahren wird aber zunehmend kritisch betrachtet, weil dabei schädliche Rückstände und Nebenprodukte entstehen.
Bis heute beträgt der Marktanteil der traditionellen Methoden weltweit immer noch 90 Prozent. Nach der Einschätzung der Experten soll der Anteil von UV-Verfahren auf 30 Prozent bis zum Jahr 2005 steigen. Zu diesem Zeitpunkt wird das weltweite Marktvolumen für dieses Verfahren auf 2,25 Mrd. Mark geschätzt. An diesem Wachstum will Wedeco überproportional teilhaben.
Die Firma ist Marktführer in Europa und die Nummer zwei weltweit hinter der kanadischen Trojan. Bereits jetzt erwirtschaften die Düsseldorfer 80 Prozent ihres Umsatzes im Ausland. In einigen Jahren will Wedeco auch weltweit die Nummer eins sein. Einen Vorsprung den Kanadiern gegenüber sehen die Europäer in der Vielfältigkeit der eigenen Verfahren, wohingegen Trojan sich hauptsächlich auf die Abwasserreinigung konzentriert hat.
Geschäftsdaten
Die erwartete Wachstumsrate für die nächsten Jahre liegt bei durchschnittlich 36 Prozent. So sehen die Planungen für das laufende Geschäftsjahr einen Umsatz von 56,9 Mio. Mark vor, im Jahr 2000 sollen es 78,4 Mio., im 2001 mehr als 101 Mio. und 2002 sogar fast 143 Mio. Mark werden.
Auch der Nachsteuer-Gewinn läßt sich sehen: Das Unternehmen erwartet in diesem Jahr einen Rein-Gewinn 3,5 Mio. Mark. Im nächsten Jahr sollen bereits 9 Mio. Mark im Unternehmen verbleiben. Für 2001 werden 12,6 Mio., 2002 16,3 Mio. Mark Gewinn prognostiziert.
Ausblick
Mit dem Schritt an die Börse will sich das Unternehmen das Kapital für die Expansion beschaffen und seine noch bescheiden Marktanteile in Asien, Nord- und Südamerika ausbauen. Seine potentielle Märkte sieht Wedeco sowohl in den Industriestaaten als auch in der Dritten Welt, da das UV-Verfahren nicht nur bei großen Industriekonzernen, sondern auch bei kommunalen und privaten Wasserbetrieben einsetzbar ist.
Bis zum Jahr 2005 sollen die Umsätze auf rund 500 Mio. Mark wachsen, von denen etwa 150 Mio. Mark aus bis dahin akquirierten Unternehmen stammen sollen. Die Übernahme einer US-amerikanischen Gesellschaft mit einem Umsatz von rund 10 Mio. Mark ist bereits für die erste Hälfte des Jahres 2000 geplant. Zur Finanzierung der Pläne will Wedeco bis zum Jahr 2005 zwei bis drei weitere Kapitalerhöhungen durchführen.
Emissionsdaten
Die interessierten Anleger können die Aktien der Wedeco AG mit der Kennnummer 514 180 in der Zeit vom 19. bis zum 22. Oktober zeichnen. Die Preisspanne liegt bei 6,50 bis 7,80 Euro. Insgesamt werden bis zu 4,5 Mio. Papiere unter Führung von Sal. Oppenheim zum Kauf angeboten. Weiter sind im Konsortium Merck Finck , die SGZ-Bank, die Sparkasse Leverkusen sowie die Stadtsparkasse Düsseldorf vertreten.
Von den angebotenen Aktien stammen 2,5 Mio. aus einer Kapitalerhöhung, die restlichen 2 Mio. Papiere steuern die Altaktionäre bei. Der Streubesitz soll nach der Plazierung 45 Prozent betragen.
Bewertung
Das Produkt und die Marktstellung der Gesellschaft klingen vielversprechend. Wer langfristig in neue und praktisch angewandte Technologien investieren will, sollte zeichnen. Bei einem 2000er-KGV von knapp unter 17 ist die Aktie auch nicht zu teuer. Außerbörslich werden bereits Aufschläge von rund 15 Prozent bezahlt (Stand: 20.10., 10 Uhr), so daß sich sogar kleine Zeichnungsgewinne ergeben könnten. Wegen des nach wie vor schwierigen Börsenumfeldes kann man sich darauf aber nicht verlassen.