Der Chief Operating Officer des Internet-Portals hatte keine Chance gegen die Gründerfamilie. Hans Wachtel scheiterte am Kontrollwahn der Greve-Brüder.
Hans Wachtel (47) konnte sich in bester Gesellschaft wähnen, als er im März 2001 in den Vorstand von Web.de eintrat - jener Firma, die das gleichnamige Internet-Portal betreibt. Der ehemalige Verlagsmanager von Gruner + Jahr gehörte zu einem ganzen Stoßtrupp von Führungskräften aus der alten Wirtschaft, die sich in den Dschungel des Neuen Marktes wagten.
So bemüht sich Ex-IBM-Mann Michael Tsifidaris (32), den lahmenden Vertrieb des Softwarehauses Intershop auf Touren zu bringen. Peter Ostermann (45), vormals Vorstand der Erste Bank AG in Wien, soll die Mitarbeiter der Internet-Agentur Pixelpark auf Effizienz trimmen. Und der ehemalige Siemens-Nixdorf-Manager Gerhard Burtscher (52) versucht, den angeschlagenen Linux-Distributor Suse zu retten.
Die Hoffnung ist überall die gleiche: Die alten Fahrensleute werden dem losen Start-up-Völkchen schon das Wirtschaften beibringen.
Dass die Realität bisweilen anders aussieht, verdeutlicht der Fall Wachtel. Nach gerade mal acht Monaten hat der Mann Web.de schon wieder verlassen.
Die Beteiligten zeigen sich wortkarg. "Es gab unterschiedliche Auffassungen über die Strategie des Unternehmens", sagt Wachtel selbst. Und Web.de-Vorstandschef
Matthias Greve (34) will die Personalie nicht kommentieren.
Wachtels Abschied macht klar, dass zwischen dem Managementstil der alten und der neuen Wirtschaft noch immer Welten liegen können. Zwar durfte sich Wachtel bei Web.de Chief Operating Officer nennen. Das Sagen hatten allerdings allein die beiden Unternehmensgründer Matthias Greve und dessen Bruder, der Technikvorstand Michael Greve (38).
Die Greve-Brüder besitzen über eine zwischengeschaltete Holding die Mehrheit an Web.de. Kontrolliert wird das am Neuen Markt notierte Internet-Portal von einem Aufsichtsrat, in dem auch Vater Felix Greve Sitz und Stimme hat. Mitten in diesem Familienklüngel versuchte Wachtel, das operative Geschäft von Web.de in Fahrt zu bringen. Allzu häufig sah er sich dabei von den Gründern ausgebremst.
Web.de-Insidern zufolge wollte Wachtel zum Beispiel den Verkauf der Online-Werbeflächen an eine Vermarktungsgesellschaft vergeben, um Kosten zu senken. Doch die Greve-Brüder fürchteten den Verlust an Kontrolle. Sie setzten durch, dass der Vertrieb im Hause blieb.
Ein klassischer Kulturkonflikt zwischen alter und neuer Wirtschaft: hier der kühl kalkulierende Kaufmann; dort die Gründer, die ihre börsennotierte Aktiengesellschaft am liebsten auch weiterhin wie ein kleines Start-up führen wollen.
Web.de verfügt über eine gut eingeführte Marke und einen Schatz von acht Millionen registrierten Nutzern - Tendenz steigend. Doch die Greve-Brüder schafften es bislang nicht, einen nennenswerten Anteil dieser Nutzer des Gratis-Portals in zahlende Kunden zu verwandeln. Bis heute hängt Web.de vor allem von Werbeeinnahmen und Provisionen aus dem elektronischen Handel ab.
Anders als bei Pixelpark oder Intershop reicht bei Web.de der Leidensdruck nicht aus, um einem Mann wie Wachtel freie Hand zu lassen. Womöglich, weil zu viel Geld vorhanden ist. Der Börsengang von Web.de spülte 183 Millionen Euro in die Firmenkasse. 123 Millionen sind noch übrig.
Christian Rickens
Hans Wachtel (47) konnte sich in bester Gesellschaft wähnen, als er im März 2001 in den Vorstand von Web.de eintrat - jener Firma, die das gleichnamige Internet-Portal betreibt. Der ehemalige Verlagsmanager von Gruner + Jahr gehörte zu einem ganzen Stoßtrupp von Führungskräften aus der alten Wirtschaft, die sich in den Dschungel des Neuen Marktes wagten.
So bemüht sich Ex-IBM-Mann Michael Tsifidaris (32), den lahmenden Vertrieb des Softwarehauses Intershop auf Touren zu bringen. Peter Ostermann (45), vormals Vorstand der Erste Bank AG in Wien, soll die Mitarbeiter der Internet-Agentur Pixelpark auf Effizienz trimmen. Und der ehemalige Siemens-Nixdorf-Manager Gerhard Burtscher (52) versucht, den angeschlagenen Linux-Distributor Suse zu retten.
Die Hoffnung ist überall die gleiche: Die alten Fahrensleute werden dem losen Start-up-Völkchen schon das Wirtschaften beibringen.
Dass die Realität bisweilen anders aussieht, verdeutlicht der Fall Wachtel. Nach gerade mal acht Monaten hat der Mann Web.de schon wieder verlassen.
Die Beteiligten zeigen sich wortkarg. "Es gab unterschiedliche Auffassungen über die Strategie des Unternehmens", sagt Wachtel selbst. Und Web.de-Vorstandschef
Matthias Greve (34) will die Personalie nicht kommentieren.
Wachtels Abschied macht klar, dass zwischen dem Managementstil der alten und der neuen Wirtschaft noch immer Welten liegen können. Zwar durfte sich Wachtel bei Web.de Chief Operating Officer nennen. Das Sagen hatten allerdings allein die beiden Unternehmensgründer Matthias Greve und dessen Bruder, der Technikvorstand Michael Greve (38).
Die Greve-Brüder besitzen über eine zwischengeschaltete Holding die Mehrheit an Web.de. Kontrolliert wird das am Neuen Markt notierte Internet-Portal von einem Aufsichtsrat, in dem auch Vater Felix Greve Sitz und Stimme hat. Mitten in diesem Familienklüngel versuchte Wachtel, das operative Geschäft von Web.de in Fahrt zu bringen. Allzu häufig sah er sich dabei von den Gründern ausgebremst.
Web.de-Insidern zufolge wollte Wachtel zum Beispiel den Verkauf der Online-Werbeflächen an eine Vermarktungsgesellschaft vergeben, um Kosten zu senken. Doch die Greve-Brüder fürchteten den Verlust an Kontrolle. Sie setzten durch, dass der Vertrieb im Hause blieb.
Ein klassischer Kulturkonflikt zwischen alter und neuer Wirtschaft: hier der kühl kalkulierende Kaufmann; dort die Gründer, die ihre börsennotierte Aktiengesellschaft am liebsten auch weiterhin wie ein kleines Start-up führen wollen.
Web.de verfügt über eine gut eingeführte Marke und einen Schatz von acht Millionen registrierten Nutzern - Tendenz steigend. Doch die Greve-Brüder schafften es bislang nicht, einen nennenswerten Anteil dieser Nutzer des Gratis-Portals in zahlende Kunden zu verwandeln. Bis heute hängt Web.de vor allem von Werbeeinnahmen und Provisionen aus dem elektronischen Handel ab.
Anders als bei Pixelpark oder Intershop reicht bei Web.de der Leidensdruck nicht aus, um einem Mann wie Wachtel freie Hand zu lassen. Womöglich, weil zu viel Geld vorhanden ist. Der Börsengang von Web.de spülte 183 Millionen Euro in die Firmenkasse. 123 Millionen sind noch übrig.
Christian Rickens