Hallo,
bin selber nicht in primacom investiert, doch erscheint mir dieser Bereich Telekommunikationsdienste (wie z.B. breitbandigen Internetzugang) über Kabelfernsehnetze doch sehr spekulativ, da:
1. die DTAG mit T-DSL wohl den Markt aufrollen wird, ohne das die Kunden einen BK-Anschluss haben müssen, was für viele wieder ein Schritt in Richtung "Anbieterzwang" wäre im vergleich zu dem beliebten Caöö-by-Call in anderen TK-Bereichen.
2.Ausserdem ist die Umrüstung der bisherigen BK-Netze sehr kostenintensiv, und wird wohl auch nur eine sehr begrenzte Zahl von Nutzern erreichen (nur in ausgewählten Grosstädten mit entsprechendem Potential). Derzeit gibt es rund 300.000 Haushalte, die einen breitbandigen Internetzugang über Kabel-TV-Netze beziehen. M.E. ist das zu wenig, um auf wirtschaftliche Größen zu kommen.
3. Wenn man sich die aktuellen Angebote ansieht www.teltarif.de/i/tvkabel.html, so erkennt man keinen Preisvorteil eines solchen zugangs im Vergleich zu einer normalen PSTN-oder DSL-Flatrate. Ganz abgesehen davon ist die gebotenen geschwindigkeit mit ca. 256 kbit/s auchnicht gerade atemberaubend. Ganz abgesehen davon, dass ichnicht weiss, wie gut die Performance auf der Backbone-Seite ist.
4. Kommt m. E. diese Alternative zum herkömmlichen PSTN-Netz zu spät. Vor zwei Jahren hätte man da die Leute zu hinbewegen können; aber heute? Ähnlich sehe ich auch die Situation für die METABOX (sorry Leute).
5. Gehen die Kabelnetzbetreiber immer mehr dazu über, Mehreinnahmen über Inhalte zu realisieren. Callahan oder klesch, die neuen Eigner der verkauften Telekom-Kabelnetze reden zwar von weiteren Mehrwertdienste, doch kommen sie als Amerikaner bzw. Briten eher von der Contentseite, woe Pay-TV einen viel größeren Rang hat als in Deutschland; nicht zuletzt wegen dem geringen Angebot von frei empfangbaren Programmen.
6. Hat z.B. PRIMACOM damit begonnen, Programme, die nicht in der Must-Carrier Regelung liegen, für seine Teilnehmer zu verschlüsseln (so u.a. Pro7). Zur Zeit gibt es heftige Kritik an dieser Massnahme von Seiten der angeschlossenen Haushalte (warum sollte ich für Bull-Content wie Pro7 auch noch was mehr zahlen).
7. Insgesamt befinden sich die Kabelnetzbetreiber in der Zwickmühle:
auf der einen Seite starken wettbewerb durch DSL-Angebote (nicht nur durch die DTAG)
auf der anderen Seite sind Pay-TV-Angebote (wie die entwicklung von DF1 und Premiere gezeigt haben) in Deutschland (noch?) nicht markfähig.
Nix für ungut
sonnige Grüße aus Mainz
m o t o r m a n