Sehr geehrter User,
ich habe mit meinen ,,Europa steht vor dem Kollaps" http://www.ariva.de/Europa_steht_vor_dem_Kollaps_t364036 und ,,Prognose um den Aktienmarkt" http://www.ariva.de/Prognosen_um_den_Aktienmarkt_t358506 zwei Prognosethreads eröffnet, die für sich Gutes und (vor allem für Europa) viel schlechtes an Fakten beinhalten.
Nun erachte ich es für die Zeit mal über die USA ein Thread zu eröffnen. Bis jetzt bin ich hier herumgeschlichen, habe nur in den anderen Threads Ansätze dazu gemacht. Jetzt werde ich mich dem Thema zuwenden, weil ich es als jetzt für den richtigen Zeitpunkt erachte auf das Ursprungsland der Krise zu zeigen und wie die Krise hier bekämpft wird.
Ich hoffe das Sie ebenfalls schöne Beiträge dem Thread zufügen werden.
Themenanfang – Was machen die USA?
Der Herr Obama macht bis jetzt alles richtig, was man nur richtig machen kann:
Er löst nach und nach seine Versprechen ein, was ihn in seiner Glaubwürdigkeit und in seiner Unterstützung von außen starke Zuwüchse beschert.
Er haut den Verursachern der Krise gehörig auf die Finger.
Er unterstützt die Gewerkschaft und fordert von Ihnen im Gegenzug ein Bekenntnis zu seinen Reformen, an welche er sie bei Unterstützung integriert.
Er fängt an kleine und mittlere Unternehmen zu unterstützen.
Er wird versuchen die geringeren und mittleren Einkommen zu entlasten.
Und das wichtigste ist. Dieser Mann tut gleich etwas. Er strotzt vor Aktionismus und vergeudet keine Zeit.
Barack Obama wird ein Bad Banken-System, ich denke in dieser oder er nächsten Woche, einfügen, bei dem er einige toxische Assets in eine Bad Bank eingliedert und für andere tosische Assets garantieren wird. Der Staat wird damit die Haushaltskasse des Staates entlasten. Er muß nehmlich nicht gleich das ganze Geld auf den Tisch legen, sondern nur wenn etwas an Wert verliert, diesen Wertverlust ausgleichen. Dieses Programm wird schätzungsweise 700 bis 800 Mrd USD kosten, es ist aber weitaus billiger aus 2 Billionen USD.
Er setzt auch gleich an den wichtigen Komponenten für eine Volkswirtschaft an, in dem er günstige Kredite für diejenigen herausgeben wird, die bis jetzt noch nicht davon begünstig waren und diese sind:
Verbrauchervertrauen
Verbraucherkredite
Schaffung von Arbeitsplätzen
Sicherung von Arbeitsplätzen
Entlastungen für Hauseingentümer
Diese günstigen Kredite werden wahrscheinlich mit einer ,,buy american“ Klausel behaftet sein. Das finde ich richtig, denn dies ist kein übertriebener Protektionismus. Das hätte zum Beispiel die Folge wenn ich ein US-Auto kaufe dann zahle ich 2% Zinsen, kaufe ich ein ausländisches Auto dann bezahle ich 8% Zinsen. Da die Amerikaner eh meist Patrioten sind, kommt diese Massnahme sicherlich gut an. Vor allem gibt sie aber auch den gebeutelten japanischen Unternehmen die Hoffnung schlimmeres zu vermeiden, wenn sie verstärkt in den USA produzieren, wo schon viele japanische Firmen ansässig sind. Also Standorte ausbauen in den USA. Ebenfalls werden deutsche Hersteller mit ihren US-Modellen profitieren. Aber warum sollte ein US-Bürger eine koreanische Klobrille kaufen? Irgendwo ist die Globalisierung auch schwachsinnig. Was vorher wegen Subventionen und Steuervorteilen in andere Länder outsourced wurde, kommt jetzt wohl eher zurück in die USA.
Dann wäre da noch die Ökoindustrie ein wichtiges Rad, welches Obama kräftig drehen wird. Aber bitte nur mit der Berücksichtigung das es Made in USA sein muss. Liefern wir den USA Teile zu, dann haben alle was davon. Vor allem wenn der Dollar stark ist. Die Endmontage wird wohl dann zukünftig in den USA stattfinden. Das gilt nicht für alle Produkte, aber für viele.
Wie immer werde ich Prognosen durch Sekundärquellen stützen, in diesem Falle wieder Zeitungsartikel. Sollte sich das Blatt zu Ungunsten der USA wenden, so werde ich das auch vermelden.
Die ersten Zeitungsartikel:
Neues Rettungspaket
Obama will Hausbesitzern und Mittelstand helfen
Dem bisherigen Rettungspaket mangele es an Transparenz, kritisierte Obama
01. Februar 2009 Der amerikanische Finanzminister Tim Geithner wird in Kürze einen neuen Rettungsplan für das angeschlagene Finanzsystem des Landes vorstellen. Das hat Präsident Barack Obama am Wochenende angekündigt. Ziel des Vorhabens, für das die zweite Hälfte eines 700 Milliarden Dollar schweren Hilfspakets eingesetzt werden soll, seien eine Verringerung der Hypothekenzinsen und ein leichterer Zugang für kleine und mittelgroße Unternehmen zu notwendigen Krediten, sagte Obama.
In der Diskussion sind einige Maßnahmen, von der Schaffung einer „Bad Bank“ bis zur Übernahme weiterer Ausfallbürgschaften durch die Regierung. Auf diese Weise könnten Banken entweder ganz von der Last fauler Kredite und „giftiger“ Wertpapiere befreit oder ihnen zumindest die Gewissheit gegeben werden, mögliche Verluste aus diesen Geschäften nicht allein tragen zu müssen. Nach Berichten vom Wochenende stoßen die Pläne für eine „Bad Bank“ auf Schwierigkeiten, auch wegen der damit verbundenen Kosten. Sie werden auf bis zu 2 Billionen Dollar geschätzt. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel hat am Wochenende den Hoffnungen einiger Banken in Deutschland auf eine zentrale „Bad Bank“ eine Absage erteilt. Die Steuerzahler dürften nicht die Kosten für schlechte Produkte aufgebürdet bekommen, während die Banken mit guten Produkten rasch wieder Gewinne machten, sagte Merkel.
„Es steht zu viel auf dem Spiel“
Obama kritisierte, dass es in der Verwirklichung des im vergangenen Herbst geschnürten Rettungspakets bisher an Transparenz gemangelt habe und wichtige Ziele nicht erreicht worden seien: „Den Banken wurde die Hand gereicht, aber Hausbesitzer, Studenten und kleine Unternehmen, die Kredite benötigen, sind nach wie vor auf sich allein gestellt.“ Seine Regierung werde sicherstellen, dass Bankvorstände sich nicht auf Kosten der Steuerzahler bereicherten und Geld abzweigten, welches zu Belebung der Wirtschaft dringend gebraucht werde, sagte Obama. Unterdessen haben am Wochenende drei kleinere Banken aus Maryland, Florida und Utah Insolvenz angemeldet. Damit sind 2009 bereits sechs Banken zusammengebrochen, 2008 gab es 25 Pleiten.
Den amerikanischen Senat forderte Obama in seiner wöchentlichen Ansprache auf, zügig ein Konjunkturpaket zu schnüren. „Es steht zu viel auf dem Spiel, als dass wir mit dem alten Parteiengezänk fortfahren könnten. Wir müssen eine neue Richtung einschlagen.“ Das Repräsentantenhaus hat in der vergangenen Woche einem Gesetzentwurf für ein rund 820 Milliarden Dollar teures Konjunkturprogramm zugestimmt, das aus Steuersenkungen für die Mittelschicht und Investitionen in die Infrastruktur besteht. Obama war es allerdings nicht gelungen, wie erhofft die Unterstützung der Republikaner zu erhalten.
http://www.faz.net/s/...8FAE746D96B7B4BCF7~ATpl~Ecommon~Scontent.html
Protektionismus
Das Ende der Offenheit - der Welthandel ist in Gefahr
01. Februar 2009 Nach Russland geht nicht mehr viel. Jedenfalls keine Autos. Im Containerterminal von Bremerhaven, dem größten europäischen Umschlagplatz für die Verschiffung von Fahrzeugen, warten vor allem Mazda und chinesische Wagen auf ihren Abtransport nach Russland. Wie lange sie da noch stehen werden, weiß niemand. Denn Russland hat zum 12. Januar die Einfuhrzölle auf neue oder gebrauchte ausländische Fahrzeuge drastisch erhöht. Das Ziel ist klar: Die Kraftfahrzeugindustrie des Landes soll in der Wirtschaftskrise vor der Konkurrenz des Auslands geschützt werden. „Der russische Markt ist verstopft“, sagt Andreas Hoetzel von der BLG Logistics, einem Logistikunternehmen, das den Hafenumschlag in Bremerhaven organisiert.
Nicht anders geht es im Hafen von Wladiwostok zu. Statt wie üblich 900 Autos werden derzeit nur mehr 50 umgeschlagen, meldet der „Russian Transport Daily Report“. Die Wirtschaftskrise ist an der Kaikante angekommen.
Die Jahrzehnte der Expansion sind vorbei
In der Tat sieht es nicht gut aus. Das in den vergangenen Jahren so rasante Wachstum des Welthandels ist ins Stocken geraten. Vorbei sind die Jahrzehnte der Expansion; das Welthandelsvolumen könnte in diesem Jahr nach Einschätzung der Weltbank erstmals seit 1982 sinken - um bis zu drei Prozent, sollten die pessimistischen Prognosen der Vereinten Nationen eintreten.
Ausschlaggebend dafür, wie es mit dem Welthandel weitergeht, ist nicht nur die Schwere der globalen Rezession, sondern auch die Stärke der nationalen Egoismen. Wenn die Staaten beginnen, ihre heimischen Industrien zu schützen, dann laufen sie Gefahr, den internationalen Handel und damit den Motor der Weltwirtschaft abzuwürgen. Und es sieht nicht danach aus, als sei der Protektionismus in den Griff zu bekommen.
Die WTO ist alarmiert
Zwar sind die Bekenntnisse zu einer offenen Weltwirtschaft unüberhörbar. Doch die Welthandelsorganisation (WTO) ist alarmiert. Russland ist zwar noch einer der wenigen Fälle, die zu offensiven Maßnahmen wie Schutzzöllen greifen. Doch sorgen sich auch in Lateinamerika die Regierungen über die Bestrebungen Ecuadors, mit höheren Zöllen und Einfuhrbeschränkungen auf die Krise zu reagieren. Am 9. Februar wird WTO-Generaldirektor Pascal Lamy einen Bericht zu protektionistischen Bestrebungen vorlegen. Die WTO will, so ist es von der Bundesregierung zu hören, ihre Überwachung der Handelspraktiken erheblich verschärfen.
Es ist die Vergangenheit, die die Angst vor einem neuen Protektionismus nährt. Im Jahr 1930, zu Beginn der Großen Depression, erhöhte die amerikanische Regierung drastisch die Zölle im Rahmen des „Hawley-Smoot-Act“, um Landwirtschaft und Industrie vor ausländischer Konkurrenz zu schützen und die Folgen der Krise zu lindern. Um rund 20 Prozent verteuerte die Regierung mittels der Zölle die Waren, die aus anderen Ländern importiert wurden. Zwei Dutzend weitere Regierungen zogen nach, um der amerikanischen Politik einen Riegel vorzuschieben - und machten damit dem Welthandel den Garaus.
Verflechtung als Achillesferse der nationalen Industrien
Der Wirtschaftshistoriker Harold James schreibt in seinem Buch „Der Rückfall. Die neue Weltwirtschaftskrise“ dazu: „Es war der einseitige Protektionismus der Vereinigten Staaten im Hawley-Smoot-Act, der den Finanzmärkten im Jahr 1929 die eindeutigsten Frühwarnzeichen gab und die Ausbreitung jener Krise beschleunigte, die den Zusammenbruch der Globalisierung auslöste.“ Verheerende Wohlstandseinbußen für Millionen Menschen waren die Folge.
Der Großen Depression der dreißiger Jahre war - nicht anders als heute - eine Zeit des freien Handels vorangegangen. Nach James war Ende des 19. Jahrhunderts die Welt aufgrund der Mobilität von Kapital, Informationen, Gütern und Menschen wirtschaftlich stark verflochten. Und wie heute war die Verflechtung die Achillesferse der nationalen Industrien.
Globalisierung als Ursache und Therapie
Politiker, Ökonomen und Manager wissen: Die Globalisierung ist gleichzeitig Wurzel des Übels und Remedium. Protektionismus würde die Krise verschlimmern. Und der zeigt sich nicht nur in Importzöllen oder Einfuhrbeschränkungen. Das Arsenal des Protektionismus ist vielfältig. Der Ökonom Horst Siebert sagt dazu: „Anti-Dumping-Maßnahmen, Subventionswettläufe mit defensiven Staatsfonds, Kapitalspritzen oder auch Teilverstaatlichungen - das alles sind Formen, nationale Industrien vor ausländischen Wettbewerbern zu schützen.“ Währungsmanipulationen, wie die Vereinigten Staaten sie jetzt der chinesischen Regierung vorwerfen, gehören ebenso dazu. Es gibt sogar noch feinfühligere Mechanismen. So könnten vor allem die Industrieländer beginnen, Standards für Importprodukte neu zu formulieren mit höheren Anforderungen an Gesundheitsvorschriften, technische Ausführungen oder Umweltstandards.
Nicht immer muss die protektionistische Gesinnung so offenliegen wie derzeit in den Vereinigten Staaten. Dort hat der neue Präsident Barack Obama schon vor seiner Amtseinführung die „buy American“-Klausel ins Gespräch gebracht, mit der jede Maßnahme seines gigantischen Konjunkturpakets verknüpft werden soll. Sind das womöglich Frühwarnzeichen?
Konjunkturstimulus oder Schutzmaßnahme für die heimische Industrie?
Den Rückfall in die dunkelsten Zeiten des Protektionismus zu verhindern, ist ein schwieriges Unterfangen. Das wird schon bei den Konjunkturpaketen und Rettungsaktionen der einzelnen Regierungen deutlich. „Hier stellt sich die Frage, was nun als Konjunkturstimulus bewertet werden kann und was als reine Schutzmaßnahme für die heimische Industrie“, heißt es in Fachkreisen der Bundesregierung und auch bei der WTO. Staatsgeld für den Wälzlagerhersteller Schaeffler oder die Commerzbank, damit diese Unternehmen ihre Übernahmen stemmen können, Bürgschaften für die Realwirtschaft: Ist das Krisenintervention oder schon Protektion? Und obendrein: „Wer wird vor dem Hintergrund möglicher sozialer Verwerfungen im eigenen Land die Rettungsaktionen des Nachbarn anprangern?“
Für die Weltbank ist das Offenhalten nationaler Märkte der Schlüssel, die Folgen der weltweiten Rezession in Grenzen zu halten. Dahinter steht der Gedanke, dass der internationale Austausch von Gütern und die damit einhergehende Arbeitsteilung Wohlstand schafft. Für Deutschland als Exportnation gilt das beispielhaft. Weil deutsche Unternehmen ihre Güter und Dienstleistungen im Ausland weitgehend ungehindert absetzen konnten, haben sie viel verdient. Können sie das nicht mehr, werden ganze Industriezweige untergehen. Nach der Prognose des Bundeswirtschaftsministers wird der Export in diesem Jahr um knapp ein Zehntel schrumpfen. Das ist zunächst der weltweit sinkenden Nachfrage durch die Krise geschuldet. Doch wie wird es aussehen, wenn zusätzlich Länder ihre Industrien oder gar den ganzen Markt gegen deutsche Produkte abschotten?
Noch gibt es Hoffnung
Ökonom Siebert sieht auch Hoffnung. „Die Tatsache, dass internationaler Handel heute vielfach innerhalb eines Sektors stattfindet, bietet einen gewissen Schutz“, sagt er. Denn beide Seiten hätten ein Interesse daran, dass hier nicht eingegriffen werde. „Insofern wäre gerade jetzt der erfolgreiche Abschluss der Doha-Runde der Welthandelsorganisation das beste Antidepressionsprogramm - besser als jedes staatliche Ausgabenpaket.“
Noch sind die wenigsten Länder so weit, ihre heimischen Industrien mit Zöllen und anderen Einfuhrbeschränkungen zu schützen. Russland ist eine der wenigen Ausnahmen. In Bremerhaven macht man sich deshalb auch kaum Gedanken - noch nicht. „Der europaweiten Containerwirtschaft macht das chinesische Neujahrsfest viel mehr zu schaffen, wenn dort drei Wochen die Wirtschaft stillsteht“, sagt Hoetzel von der BLG. Und das in der Krise.
http://www.faz.net/s/Rub58241E4DF1B149538ABC24D0E82A6266/Doc~E6ED36D85DC654570B3637B9345844F92~ATpl~Ecommon~Scontent.html