05.02.2001: Das Geheimnis der Sieger-Aktien
Sieger bleiben Sieger. So einfach ließen sich prinzipiell die Erkenntnisse zusammenfassen, die Dr. Robert Levy im Jahr 1967 zu ungeheuerem Ruhm in der Finanzwelt verhalfen. In einer fünfjährigen Studie, in der Levy von 1960 bis 1965 genau 200 Aktien an der New York Stock Exchange auf Wochenschlusskursbasis beobachtete, fiel ihm ein Detail auf, dem noch kein anderer Wissenschaftler vor ihm Bedeutung beigemessen hatte. Er erkannte, dass Aktien, die sich in einem gewissen Zeitraum besser als der Markt entwickelt hatten, dies auch in Zukunft so tun würden. Levy bezeichnete diese Aktien, die zuletzt den Markt outperformt hatten, als „relativ stark“.
Dieses Phänomen für seine Doktorarbeit genauer untersuchend, fand Levy bald heraus, dass Aktien meist nur sechs bis zwölf Monate als relativ stark zu bezeichnen waren. Dann schien der Markt zumeist neue Favoriten zu suchen.
Levy definierte nun relative Stärke genauer. Seine 200 zu beobachtenden Aktien ordnete er jede Woche nach dem Prozentsatz, um den sich der aktuelle Kurs einer Aktie von ihrem 26-Wochen-Durchschnitt (130 Tage) entfernt hatte. Ganz oben auf der Liste standen die Aktien, die am weitesten über diesem Durchschnitt lagen.
Bessere Performance durch starke Aktien
Mit dieser Liste begann er nun zwei Investmentstrategien nachzustellen. Zunächst vollzog er nach, wie sich ein Depot entwickeln würde, das die obersten 20 Aktien seiner Liste zu je 5 % beinhaltete. Jede Woche wurde dieses Depot kontrolliert. Eine Auswechslung wurde erst dann fällig, wenn eine von den im Depot enthaltenen Aktien in Levys Liste auf einen der letzten 40 Plätze abgerutscht war. In diesem Fall wurde diese Aktie aus dem Depot entfernt und gegen die höchstplatzierte, noch nicht im Depot enthaltene Aktie ausgetauscht. Das Resultat der Strategie war sehr erfreulich. Levys Aktien schlugen in einem Fünfjahreszeitraum Ihren Vergleichsindex im Schnitt mit 9 % pro Jahr.
Doch die zweite Strategie brachte ein noch besseres Ergebnis. Levy nahm zu Beginn der 5 Jahre nur die obersten 10 Aktien aus seiner Liste auf und verkaufte bereits dann eine Aktie, wenn sie in der Liste auf einen der letzten 60 Plätze gefallen war. Das Ergebnis verbesserte sich gegenüber der ersten Strategie. Nun schlug das Depot seinen Vergleichsindex gar um 15 % pro Jahr.
Bereits 1975 veröffentlichte der Finanzexperte Norman Fosback eine wesentlich umfangreichere Studie mit 750 Aktien der AMEX, die über 8 Jahre beobachtet worden waren, auf Basis von Levys Vorarbeit und bestätigte seine Erkenntnisse. Zusätzlich konnte er die Vermutung bestätigen, dass Aktien, die in einer nach relativer Stärke sortierten Liste ganz unten standen, auch die schlechteste künftige Kursentwicklung versprachen.
Das bringt Ihnen Levys Erkenntnis
Auf Basis der Strategie von Levy, die den Namen Momentum-Strategie trägt, wurde zuletzt eine Reihe von Zertifikaten auf diverse Indizes von Banken emittiert, die nach diversen Varianten der Momentum-Strategie anlegen. Interessierte Anleger können sich hier ein DAX-Zertifikat der Dresdner Bank mit der WKN 575.749 bzw. ein Euro-Stoxx-Zertifikat von Merrill Lynch mit der WKN 292.835 ansehen.
Sie können aber selbstverständlich auch selber nach „relativ starken“ Aktien Ausschau halten. Besonders interessant scheint diese Methode aktuell im NEMAX All Share-Index zu sein. Auffällig stark notieren am Neuen Markt derzeit Werte wie Pfeiffer Vacuum, CAA, Technotrans und auch Comroad. Diese Firmen standen während der gesamten oder zumindest in großen Teilen der Marktkorrektur kaum unter Abgabedruck.
So sieht die Relative Stärke der NEMAX All Share-Werte derzeit aus.
Wir wollen Ihnen die beiden NEMAX 50-Mitglieder aus dieser Auswahl in kleinen Kurzporträts auch von der fundamentalen Seite vorstellen.
Comroad
Comroad (WKN 544.940) ist in einem der aktuell wohl am schnellsten wachsenden Märkte der mobilen Kommunikation tätig: Der Telematik. Unter Telematik ist vereinfacht alles zu verstehen, das benötigt wird, um Autos zu mobilen Kommunikationszentren auszubauen. Angefangen beim Handy über das Navigationssystem bis hin zum Internetanschluss des Bordcomputers fallen alle elektronischen Geräte, die an Kommunikationsnetze angeschlossen sind, hier mit hinein. In diesem Geschäft gehört Comroad zu den Weltmarktführern. Gemeinsam mit Nokia und Microsoft setzt man aktuell die weltweiten Vernetzungsstandards für diese boomende Industrie. Kürzlich folgt ein Einstieg in den nordamerikanischen SMS-Markt. In den USA werden die 160-Zeichen-Mitteilungen, die bei uns bereits Kultstatus erlangt haben, bei den meisten Netzbetreibern erst seit wenigen Monaten oder noch gar nicht angeboten. Ein immenser Wachstumsmarkt für die Gesellschaft. Das Unternehmen, das seit seinem Börsengang im November 1999 stets die Erwartungen seiner Aktionäre erfüllt hat, zählt zu seinen Partnern bekannte Firmen wie Infospace.com, DaimlerChrysler Research, Ericsson und Mannesmann. Die Zukunftspläne sind jedenfalls mutig: Comroad strebt für die kommenden vier Jahre ein Umsatzwachstum um durchschnittlich 70 % p.a. an.
Umsatz 2000: 43,6 Mio. Euro
Umsatz 2001e: 84,2 Mio. Euro
Umtatz 2002e: 155,6 Mio. Euro
Gewinn 2000: 0,25 Euro pro Aktie
Gewinn 2001e: 0,65 Euro pro Aktie
Gewinn 2002e: 1,33 Euro pro Aktie
Die Aktie verfügt bei 20 Millionen ausstehenden Aktien derzeit über eine stattliche Bewertung von rund 900 Mio. Euro. Dennoch erscheint sie aufgrund des bisherigen „Track records“ sehr interessant und ist als spekulative Depotbeimischung geeignet.
Pfeiffer Vacuum
Pfeiffer Vacuum (WKN 691.660) ist spezialisiert auf Spezialmaschinenbau und erzielt hier einen Großteil seiner Umsätze mit Pumpentechnologien. Neu im Produktportfolio des Unternehmens sind sogenannte Heliumlecksuchsysteme, die im laufenden Jahr aber mit einem erwarteten Umsatzanteil von 4% noch kaum Relevanz haben dürfte. Das durchschnittliche jährliche Umsatzwachstum der Firma soll in den nächsten 3 Jahren bei etwa 1 5% liegen. Die Firma erwartet allerdings, dass die Gewinne etwas zügiger klettern werden.
Umsatz 2000e: 179 Mio. Euro
Umsatz 2001e: 205 Mio. Euro
Umsatz 2002e: 240 Mio. Euro
Gewinn 2000e: 2,05 Euro pro Aktie
Gewinn 2001e: 2,82 Euro pro Aktie
Gewinn 2002e: 3,48 Euro pro Aktie
Auf Basis dieser Unternehmenskennzahlen wäre für das Technologieunternehmen eine Bewertung mit dem 20fachen Jahresgewinn angemessen. Dies würde einen Aktienkurs von rund 55 Euro bedeuten. Ein Investment in Pfeiffer ist aus heutiger Sicht innerhalb des NEMAX-50 als relativ konservativ einzustufen. Fraglich ist aber im Falle Pfeiffer Vacuum, ob die Aktie den Markt auch outperformen kann, wenn dieser nach oben dreht. Hier muss vermutet werden, dass spekulative Hightech-Titel wesentlich schneller nach oben laufen könnten, als eine in der Old Economy verwurzelte Firma.