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Reisemarkt fürchtet neuen Preiskampf
DÜSSELDORF. Europas größter Tourismuskonzern Tui AG versetzt die deutsche Konkurrenz mit dem Start einer neuen Billigmarke in helle Aufregung. In der Sonnenbranche wird befürchtet, dass auch andere Anbieter umgehend mit Preisnachlässen reagieren könnten und damit die ohnehin dünnen Gewinnmargen im Reisegeschäft weiter unter Druck bringen. Nach Informationen des Fachmagazins „Touristik Report“ will der schärfste Tui-Rivale Thomas Cook („Neckermann“) mit Preisaktionen seiner Billigmarke Bucher Reisen kontern. Die Tui wird ihre neue Billigmarke, die voraussichtlich „Discount Travel“ heißen soll, heute in Hannover vorstellen. Wie es heißt, plane der Konzern einen Teil seiner Hotelbetten mit aggressiven Niedrigpreisen über den neuen Veranstalter zu verkaufen. Zwar soll „Discount Travel“ von der bekannten Qualitätsmarke Tui so fern wie nur möglich gehalten werden. Doch Experten warnen bereits davor, dass das rote Smiley-Logo der Tui Schaden nehmen könnte: „Tui beginnt seine touristischen Produkte zu verramschen. Das halte ich für äußerst gefährlich“, sagt ein Brancheninsider. Noch vor zwei Jahren wollten die Schwergewichte Tui und Thomas Cook den Billigtrend durch Verzicht auf Preissenkungen eindämmen, um die Margen zu verbessern. Jetzt allerdings surfen sie wie alle anderen auf der Billigwelle: Tui bedient das Preiswertsegment schon mit seiner Hausmarke 1-2-fly, dem Direktvertreiber Berge & Meer (Tui-Beteiligung 75 %) sowie dem Last-Minute-Anbieter L’Tur (Beteiligung 46 %). Die Branche verfolgt die neuen Pläne des Marktführers deshalb mit einiger Verwunderung. „Die Tui kann im eigenen Haus nicht billig produzieren – nicht mit 70 000 Beschäftigten und nicht mit dieser Kostenstruktur“, sagt ein früherer Tui-Manager. Der Konzern sitze noch auf vielen Hotelbetten, die zu hohen Preisen eingekauft wurden. Nun wolle er sie offenbar verscherbeln – koste es, was es wolle. Der Branchenverband DRV warnt bereits vor einem Rückfall in alte Preiskämpfe: „Es macht keinen Sinn, Reisen unter Preis zu verkaufen“, sagte ein DRV-Sprecher. Analyst Christian Obst von der Hypo-Vereinsbank ist gleichfalls skeptisch, „ob bei der Spreizung des Marken-Portfolios noch Vorteile übrig bleiben, die sich in Rendite niederschlagen“. Generell hält er den verstärkten Einstieg ins Billiggeschäft jedoch für strategisch richtig: „Ein Konzern in dieser Größenordnung muss sehen, dass er in allen Bereichen tätig ist.“ Und da für das Billigsegment weiteres Wachstum erwartet werde, „muss man da rein“. Dass der Trend zur Sparreise anhält, sehen auch andere so: „Eine Woche Mallorca für 99 Euro – auf diesen Preis können sich die Verbraucher noch in diesem Sommer einstellen“, prophezeit Karlheinz Kögel, Chef des erfolgreichen Last-Minute-Anbieters L’Tur. Die Hauptinsel der Balearen, traditionell Lieblingssonnenziel der Deutschen, habe in diesem Sommer mit immensen Überkapazitäten zu kämpfen. Kögel: „Wir werden Preise erleben, die man ganz lange nicht gesehen hat.“ Dafür sorgen nicht zuletzt die aggressiv expandierenden Billigfluggesellschaften, die längst auch Sonnenziele anfliegen und mit ihren Schnäppchenpreisen immer mehr Passagiere anlocken. Ihr Geschäftsmodell bedroht zusehends auch Ferienflieger wie Thomas Cook Airlines (früher Condor) oder die Charter-Airline der Tui, Hapag Lloyd. Nach Meinung vieler Luftfahrtexperten haben viele Chartergesellschaften ihre Kostenstrukturen den neuen Marktgegebenheiten noch nicht angepasst. Die Tui hat im März immerhin angekündigt, mit dem Sparen nun Ernst machen zu wollen. Noch in diesem Jahr sollen im Tui-Konzern die Sach- und Personalkosten um 260 Mill. Euro und 2004 um weitere 100 Mill. Euro gesenkt werden; der konzerneigene Ferienflieger Hapag Lloyd ist dabei nur ein Problemkandidat unter vielen. Bei der geplanten Reduktion von konzernweit 2 000 Arbeitsplätzen scheinen betriebsbedingte Kündigungen inzwischen kaum mehr vermeidbar. Ein Konzernsprecher verwies auf die Bilanz-Pressekonferenz der Tui an diesem Mittwoch: Dort würden „einzelne Schritte zur Umsetzung des Sparprogramms“ erläutert. Auch Thomas Cook hat in der Vorwoche angekündigt, seine Belegschaft um 1 200 Stellen zu verkleinern und bis Jahresende noch 250 Mill. Euro einsparen zu müssen. Vorstandschef Stefan Pichler räumte dabei ein, dass die Sommerbuchungen noch ein zweistelliges Minus gegenüber dem bereits schwachen Vorjahr aufwiesen. Aus dem Kreis einiger mittelständischer Veranstalter, die sich in der Krise besser schlagen, wird die Kritik an den Branchenführern lauter: „Bei den Großen kommt die Strategie vor dem Geschäft“, heißt es hinter vorgehaltener Hand. Ein Touristikmanager: „Die einzige Strategie von Tui und Thomas Cook besteht derzeit im Sparen und Kostensenken.Das reicht nicht.“ | |||||
HANDELSBLATT, Montag, 05. Mai 2003, 07:58 Uhr |
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