Was haben 6 Londoner Spesenritter für 44.007 Pfund zu feiern?
London, 13. Juli (Bloomberg) - Sechs Herren aus der Londoner City gaben letzte Woche in einem Londoner Restaurant 44.007 Pfund für Alkohol aus. 7 Pfund kosteten zwei Flaschen Bier und für den Rest bestellten sie fünf Flaschen Wein. Allein für den 1947er Chateau Petrus gingen 12.300 Pfund pro Flasche drauf. Hatten sie nun den Mega-Deal zu feiern oder handelten sie mehr nach der Devise "nach uns die Sintflut"?
Es sieht mehr nach letzterem aus. An den Kapitalmärkten gibt es eine Reihe von unheilverkündenden Anzeichen, die stark an die Krise von 1998 erinnern. In dem Jahr konnte Russland seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen, was eine Vertrauenskrise an den Kapitalmärkten der Schwellenländer auslöste. Es war auch das Jahr des Beinahe-Zusammenbruchs des Hedgefonds Long Term Capital Management. Hier musste die amerikanische Zentralbank eine Rettungsaktion einleiten.
Und derzeit scheint sich wieder ein Unwetter an den Kapitalmärkten zusammenzubrauen. In Argentinien geht das Gespenst eines Zahlungsausfalls um. Mit dem Umschuldungsprogramm des Landes werden die heutigen Zinszahlungen auf einen späteren Zeitpunkt zu einem höheren Zinssatz verschoben. Dies funktioniert aber nur, wenn Argentinien die Verschnaufpause nutzen kann, um Wirtschaftswachstum und Exporte anzukurbeln. Diese Strategie erinnert stark an Russlands Optimismus, ständig neue kurzfristige Gelder durch Verlängerung der laufenden Papiere zu beschaffen. Beide verhalten sich wie ein Ertrinkender, der hofft, mit jeder Ozeanwelle Luft einzuatmen und kein Salzwasser zu schlucken.
Die Anleger hingegen prügeln die Währungen der Emerging Markets von Taiwan bis Südafrika über Polen, Brasilien, Ungarn bis Russland nach unten. Wenn Argentinien seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen kann, wird dies einen Dominoeffekt auf die Schwellenländer haben.
Bei den Hedgefonds gibt es statt des Sorgenkindes LTCM nun eine ganze Branche, in der sich frisch gebackene Portfolio-Manager tummeln. Diese sind alle felsenfest überzeugt, dass sie cleverer als der Markt sind. Wer behauptet dies? Barton Biggs, der weltweite Chef-Stratege von Morgan Stanley Dean Witter & Co. "Die Hedgefonds-Euphorie in den USA und Europa weist zunehmend Merkmale einer klassischen Blasenbildung auf," schrieb er am Montag in der Financial Times. "Hedgefonds sind als Anlageinstrument stark in Mode gekommen. 400 Mrd. Dollar sind derzeit in rund 6.000 Hedgefonds investiert, vollkommen unreguliert und hochgradig Kredit-finanziert. Viel Geld ist zu den Lehrlingen geflossen, die für die alten Meister gearbeitet haben. Vielleicht sind das alles kleine Einsteins. Was kann schon wegen dieser Hedgefonds Euphorie Schlimmes an den Kapitalmärkten passieren?
Aber nicht nur in den Emerging Markets braut sich das Unheil zusammen. Auch die Prognosen für die Unternehmensgewinne werden immer bescheidener. Die Analysten schätzen einer Umfrage von First Call/Thomson Financial zufolge den durchschnittlichen Gewinn für das vierte Quartal bei den S&P 500-Werten nur noch auf 4,2 Prozent. Zu Anfang des Monats hatten sie noch 5,5 Prozent und im April noch 12,6 Prozent erwartet. Die Technologiebörse Nasdaq ist dieses Jahr um 20 Prozent abgesackt.
Und bei Junk Bonds, den Hochzinsanleihen, verlangen die Anleger im Schnitt eine Risikoprämie von 990 Basispunkten gegenüber Staatsanleihen. Das sind 100 Basispunkte mehr als noch vor sechs Wochen. Damit müssen Unternehmen mit Junk Bond Status, exorbitante Zinsen zahlen, wenn sie am Kapitalmarkt Geld beschaffen wollen. "Es sieht nach einer Neuauflage von 1998 aus. Nur diesmal ist es schlimmer, weil sowohl die Industrieländer und die Schwellenländer weltweit in einem schrecklichen Dilemma stecken," befürchtet Henrik Lumhold, Geschäftsführer bei Strategic Economics in Madrid.
Über die hohe Spesenrechnung bei Petrus - der Besitzer Gordon Ramsay stellte die lächerlichen 300 Pfund für die verzehrten Speisen nicht in Rechnung - wurde in einigen britischen Zeitungen berichtet. Der Guardian zitierte Ramsay, der erzählte, dass die sechs Banker "nicht mit der Wimper zuckten, als sie die Rechnung erhielten." Ramsay wollte sich zu seinen Kunden nicht näher äußern, er beschrieb sie nur als "Gentlemen aus der City". Mit 7.333 Pfund pro Kopf stellten sie einen neuen Rekord bei Geschäftsspesen im Guiness-Buch der Rekorde auf. Der bisherige lag bei 4.363 Pfund. Diesen pro-Kopf Betrag ließen drei Gäste in dem Londoner Restaurant La Gavroche im September 1997. Der frühere Spesenrekord fiel zeitlich mit dem Einbruch des thailändischen Baht zusammen, der die asiatische Währungskrise auslöste. Hat hier jemand ein Deja vu-Erlebnis?
London, 13. Juli (Bloomberg) - Sechs Herren aus der Londoner City gaben letzte Woche in einem Londoner Restaurant 44.007 Pfund für Alkohol aus. 7 Pfund kosteten zwei Flaschen Bier und für den Rest bestellten sie fünf Flaschen Wein. Allein für den 1947er Chateau Petrus gingen 12.300 Pfund pro Flasche drauf. Hatten sie nun den Mega-Deal zu feiern oder handelten sie mehr nach der Devise "nach uns die Sintflut"?
Es sieht mehr nach letzterem aus. An den Kapitalmärkten gibt es eine Reihe von unheilverkündenden Anzeichen, die stark an die Krise von 1998 erinnern. In dem Jahr konnte Russland seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen, was eine Vertrauenskrise an den Kapitalmärkten der Schwellenländer auslöste. Es war auch das Jahr des Beinahe-Zusammenbruchs des Hedgefonds Long Term Capital Management. Hier musste die amerikanische Zentralbank eine Rettungsaktion einleiten.
Und derzeit scheint sich wieder ein Unwetter an den Kapitalmärkten zusammenzubrauen. In Argentinien geht das Gespenst eines Zahlungsausfalls um. Mit dem Umschuldungsprogramm des Landes werden die heutigen Zinszahlungen auf einen späteren Zeitpunkt zu einem höheren Zinssatz verschoben. Dies funktioniert aber nur, wenn Argentinien die Verschnaufpause nutzen kann, um Wirtschaftswachstum und Exporte anzukurbeln. Diese Strategie erinnert stark an Russlands Optimismus, ständig neue kurzfristige Gelder durch Verlängerung der laufenden Papiere zu beschaffen. Beide verhalten sich wie ein Ertrinkender, der hofft, mit jeder Ozeanwelle Luft einzuatmen und kein Salzwasser zu schlucken.
Die Anleger hingegen prügeln die Währungen der Emerging Markets von Taiwan bis Südafrika über Polen, Brasilien, Ungarn bis Russland nach unten. Wenn Argentinien seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen kann, wird dies einen Dominoeffekt auf die Schwellenländer haben.
Bei den Hedgefonds gibt es statt des Sorgenkindes LTCM nun eine ganze Branche, in der sich frisch gebackene Portfolio-Manager tummeln. Diese sind alle felsenfest überzeugt, dass sie cleverer als der Markt sind. Wer behauptet dies? Barton Biggs, der weltweite Chef-Stratege von Morgan Stanley Dean Witter & Co. "Die Hedgefonds-Euphorie in den USA und Europa weist zunehmend Merkmale einer klassischen Blasenbildung auf," schrieb er am Montag in der Financial Times. "Hedgefonds sind als Anlageinstrument stark in Mode gekommen. 400 Mrd. Dollar sind derzeit in rund 6.000 Hedgefonds investiert, vollkommen unreguliert und hochgradig Kredit-finanziert. Viel Geld ist zu den Lehrlingen geflossen, die für die alten Meister gearbeitet haben. Vielleicht sind das alles kleine Einsteins. Was kann schon wegen dieser Hedgefonds Euphorie Schlimmes an den Kapitalmärkten passieren?
Aber nicht nur in den Emerging Markets braut sich das Unheil zusammen. Auch die Prognosen für die Unternehmensgewinne werden immer bescheidener. Die Analysten schätzen einer Umfrage von First Call/Thomson Financial zufolge den durchschnittlichen Gewinn für das vierte Quartal bei den S&P 500-Werten nur noch auf 4,2 Prozent. Zu Anfang des Monats hatten sie noch 5,5 Prozent und im April noch 12,6 Prozent erwartet. Die Technologiebörse Nasdaq ist dieses Jahr um 20 Prozent abgesackt.
Und bei Junk Bonds, den Hochzinsanleihen, verlangen die Anleger im Schnitt eine Risikoprämie von 990 Basispunkten gegenüber Staatsanleihen. Das sind 100 Basispunkte mehr als noch vor sechs Wochen. Damit müssen Unternehmen mit Junk Bond Status, exorbitante Zinsen zahlen, wenn sie am Kapitalmarkt Geld beschaffen wollen. "Es sieht nach einer Neuauflage von 1998 aus. Nur diesmal ist es schlimmer, weil sowohl die Industrieländer und die Schwellenländer weltweit in einem schrecklichen Dilemma stecken," befürchtet Henrik Lumhold, Geschäftsführer bei Strategic Economics in Madrid.
Über die hohe Spesenrechnung bei Petrus - der Besitzer Gordon Ramsay stellte die lächerlichen 300 Pfund für die verzehrten Speisen nicht in Rechnung - wurde in einigen britischen Zeitungen berichtet. Der Guardian zitierte Ramsay, der erzählte, dass die sechs Banker "nicht mit der Wimper zuckten, als sie die Rechnung erhielten." Ramsay wollte sich zu seinen Kunden nicht näher äußern, er beschrieb sie nur als "Gentlemen aus der City". Mit 7.333 Pfund pro Kopf stellten sie einen neuen Rekord bei Geschäftsspesen im Guiness-Buch der Rekorde auf. Der bisherige lag bei 4.363 Pfund. Diesen pro-Kopf Betrag ließen drei Gäste in dem Londoner Restaurant La Gavroche im September 1997. Der frühere Spesenrekord fiel zeitlich mit dem Einbruch des thailändischen Baht zusammen, der die asiatische Währungskrise auslöste. Hat hier jemand ein Deja vu-Erlebnis?