Börsenbubbles! Ob Tulpen, Südsee oder Eisenbahnen, Menschen handeln irrational
Was geschah 1987 wirklich?
Allen, die mit der Börse und Kursen zu tun hatten, ist der Börsencrash vom 19. Oktober 1987, der schwarze Montag, ein Begriff, vielen sogar noch persönlich in Erinnerung. Was geschah damals wirklich? Waren die Ereignisse damals nur durch Fakten zu begründen oder waren die auslösenden Momente eher in der Psychologie der Massen zu finden?
Zunächst ist die grundsätzliche Ansicht der Massen zu berücksichtigen, Geld werde in einem Crash vernichtet, indem es aus der Aktie herausdriftet und irgendwo verschwindet. Dieser Glaube, Geld sei im Crash 1987 vernichtet worden, ist massepsychologisch falsch. Sieht man den Wertpapiermarkt als Ganzes, so ist nur eines richtig:
Geld fließt im Markt, ohne dass es neu geschaffen oder zerstört wird. Geld kann nur von den Investoren aus dem Markt genommen werden, indem sie zum Beispiel in einem Crash möglichst viele Aktien an andere verkaufen, welche die Papiere halten oder wieder andere Käufer finden. Der Verkäufer akzeptiert daher jeden Preis gebotenen Preis. Dabei ist Psychologie im Spiel, und die Marktteilnehmer schaffen oder vernichten Wohlstand, nicht aber umlaufendes Geld. Der Preisverfall im Crash ist geradezu notwendig, damit gewährleistet ist, dass auch ein Käufer für jeden Verkäufer die Eckpunkte der Werte stellen. Nur so kann der Gesamtmarkt weiter funktionieren.
Der psychologische Countdown beginnt dann, wenn die Massen in ihren Papieren den persönlichen Wohlstand hochrechnen und, in Träumen verschlungen, die Lombardkredite vergessen. Sam Walten, der bei einem Privatvermögen von 8,3 Mrd. Dollar am Crash-Tag 600 Mio. Dollar verloren hatte, tat dies damals lächelnd mit den Worten ab: "Ich habe Papier besessen, und ich besitze immer noch Papier. Ich werde es auch nicht verkaufen, denn diese 600 Millionen machen mir gar nichts aus. Ich war der reichste Mann der Welt und ich werde der reichste bleiben." Er blieb, vor allem auch durch den dann erfolgenden Anstieg des Dow Jones der reichste Mann der Welt mit seiner Wal-Mart-Gruppe. Er sah die Papiere genau als das, was sie in Wirklichkeit sind: Rechnerische Einheiten, welche nur dann Geld vernichten, wenn man tätig wird. Wenige Jahre danach waren aus 600 Mio. Dollar Buchverlusten mehrere Milliarden Gewinn geworden, weil die Psychologie insoweit berücksichtigt wurde, als Wohlstand auf dem Papier von Menschen in den persönlichen Entscheidungen vernichtet oder gebildet wird.
Psychologie ist nahezu mit 90 Prozent Auslöser aller Entscheidungen im Leben wie auch an der Börse. Es ist eben eine traurige Wahrheit für diejenigen, welche im Crash den Wohlstand auf Papier in Cash verwandeln und dabei auch jemanden finden müssen, der daran glaubt, dass sein Bargeld in Wohlstand auf Papier mehr erbringt.
Dieses Nullsummenspiel ist in Krisenzeiten immer vorab erkennbar. Schon gegen Ende August 1987 zeigte sich die labile Tendenz. Schon damals hatte die auf Krediten aufgebaute fünfjährige Hausse mit der maßlosen Fusionitis-Welle in den anglo-amerikanischen Ländern mit mehr als 40 Mrd. Dollar nie gekannte Höhen erreicht. Heute lächeln wir darüber. Aber seien wir sicher, die US-Defizite sind heute auch höher. Ein erneutes Erwachen wird, wenn es geschieht, in einigen Jahren nur potenziert gegenüber 1987 auftreten.
Man spürte schon im August 1987, wie Politiker in undifferenzierten Durchhalteparolen verdummend den Leuten die heile Welt demonstrierten. Bis August 1987 hatten die USA, unter dem damaligen Finanzminister Baker versiert in der internationalen Vernebelungstaktik, den Dollar mutwillig fallen lassen. Die anderen Nationen bezahlten die erstrebenswerten Fortschritte der USA. Insoweit internationale Psychologie vom feinsten.
Der deutsche Finanzminister Stoltenberg goss in den Tagen vor dem Crash 1987 noch in höchst unqualifizierter Weise Öl ins Feuer, indem er die Quellensteuer einführte. Die Folge waren Abwanderungen in Milliardenhöhe ins Ausland. Und Herr Stoltenberg vertrat gleichzeitig die Anhebung des deutschen Zinssatzes, worauf sich der amerikanische Finanzminister James Baker in einer Fernsehsendung des NBC zu der psychologisch gefährlichen Äußerung verstieg: "Wenn das so weitergeht, werde ich mich dagegen wehren, notfalls unter Inkaufnahme eines schwächeren Dollarkurses." Diese unüberlegten Worte verunsicherten die Märkte nun dadurch, dass die USA ihre Zinsen in die Höhe schraubten, teilweise bis zu elf Prozent. Dagegen stand die zehnprozentige Quellensteuer von Herrn Stoltenberg und damals gleichzeitig die sich verschärfende Irankrise. Altmeister André Kostolany kommentierten damals, er werde erst wieder deutsche Aktien kaufen, wenn Herr Stoltenberg abgelöst sei. Man sieht es gab auch vernünftige Börsianer. Ich spielte am 19.10.1987 Golf in Ottawa und hatte vor der Abreise in Voraussicht der Psychologie und Politik fast alles verkauft.
Börsengurus wie der Amerikaner Bob Prechter, Anhänger der Elliot-Wave-Theorie und damaliges Wunderkind unter Amerikas Aktienanalysten, sagte eine Woche vor dem Crash:" Erst bei einem Dow-Jones-Indexstand von 3600 Punkten ist das vorläufige Ende der Fahnenstange." Wie arg er danebenlag, dürfte er am 19. Oktober 1987 bemerkt haben. Prechter sagte damals als Antwort auf seinen psychologischen Rattenfänger-Schwachsinn: "I want to analyse things objectively" und zog sich dann auf eine Farm im mittleren Westen zurück. Das war´s - eine Episode aus dem Leben eines verhätschelten Gurus, der vielen anständigen Börsianern den Wohlstand vernichtete. Aber solche Börsengurus beeinflussten 1987 in erheblichem Maße die Börsianer. Die psychologischen Signale der Rezession waren lange vorher erkennbar. Die langfristigen Zinsen in den USA überschritten kurz vor dem 19. Oktober 1987 die zehn Prozent Marke und Deutschland versucht die Schere zu schließen. Ein Unterfangen, was damals dazu führte, dass Politiker mit blanken Nerven Schuldzuweisungen in den Zeitungen lancierten. Heute weiß man, es musste mutwillige geschehen sein; denn so arrogant und dumm konnten die hoch bezahlten Herren nicht gewesen sein (Anm. des Webmaster: oder vielleicht doch?).
Zurück zu den Börsengurus. So tat sich vor dem Börsencrash 1987 der berühmte Schwarzseher P.C.M. aus der Schweiz hervor. Er erzählte damals, dass im Falle eines Crashs die Weltwirtschaft total in sich zusammenbrechen würde. Nach dem Crash milderte er seine Aussage ab, meldete allerdings wegen Fehlspekulation mit Aktien in Zürich Konkurs an. Warum ein Weltuntergangsprophet überhaupt Aktien kaufte, wunderte damals fast jeden. Aber diese Leute brachten Pep in den Abwärtsstrudel. Man glaubte ihnen, weil die Medien ihre irrationalen Aussagen eben gut fanden. Aber wie ist es denn heute?
Einen weiteren Fall in der psychologischen Crash-Prophetie 1987 stellte Herr Roland Leuschel in Persona dar. Alle seine nicht eingetroffenen Crashprognosen sind Legende und wie vielen Shorties er Haus und Hof gekostet hat, ist nur zu vermuten. Am 6. November 1987 erklärte Leuschel in typischer Crashlaune: "Gold wird bald 600 Dollar kosten." Machen wir es einfach: Gold ist bis heute nie mehr auf 600 Dollar gewesen. Herr Leuschel hat damals in dieser absoluten Crash-Prophetie viel dazu beigetragen, dass die Psychologie der Einzelanleger gebündelt wurde. Wie gesagt, man glaubte ihm. Heute verzehrt er sich möglicherweise darin, weil man ihm nicht mehr glaubt.
Was geschah technisch und psychologisch nach dem 19. Oktober 1987? Manche Kommentatoren verstiegen sich zu der Behauptung, dass man die Geschichte der Börse einmal einteilen werde in den Zeitraum vor und nach dem 19. Oktober 1987. Der Dow verlor damals 508 Punkte. Mit zwei Millionen gehandelten Aktien pro Minute war das Umsatzvolumen an der New Yorker Börse doppelt so hoch wie sonst. In der Krisenzeit 1987 verdienten die Broker dagegen gutes Geld. Zwei Brokerfirmen wurden zwar durch eigene Fehlspekulationen geschlossen, aber in Krisenzeiten verdienen die Experten am Slippage nicht schlecht.
Wie ging es also weiter in der Psychologie des Jahres 1987? Die Kaspereien fanden nicht sofort ein Ende. Die britische Regierung hat damals die Anteile an British Petroleum, den sie noch hielt, für 7,25 Milliarden englische Pfund verkauft und diese gewaltige Summe wurde vorab von den englischen Großbanken garantiert. Leider erwies sich die gewaltige Emission in dieser Crash-Lage als Flop. Die Aktien notierten weit unter dem von den Banken garantierten Wert. Und was sagt uns dieser Sachverhalt aus 1987? Die englischen Banken waren nach dem Crash zusätzlich in irrer Liquidität geschwächt, d.h. sie mussten sich Gelder beschaffen, um diese Liquiditätsschwäche auszugleichen. Deshalb warfen die englischen Banken und ausländische Anteilseigner der BP-Emission deutsche Standardwerte Waschkörbeweise auf den Markt, was noch zusätzlich zum Crash für längere Zeit einen Druck auf deutsche Aktien ausübte. Wenn man damals alle deutschen Blue Chips im Kurs verfolgte, so war zu bemerken, dass sie etwa drei Wochen nach dem großen Crash so niedrig waren wie nie zuvor, aber alle Zeitungsmeldungen dem total entgegenliefen. Wieso war dies möglich? Eine korrekte Börse rechnet am gleichen Tage ab. Dies war eben in Deutschland 1987 als einem der wenigen Länder der Fall. Man holte sich die Liquidität also dort, wo es am einfachsten war.
Nach dem Crash traten Meinungen und Schuldzuweisungen in den Medien auf, die Computerprogramme seien schuld. Heute wissen wir, dies stimmt nicht. Die Computer machen die Dinge etwas schneller, sie machen sie aber nicht unbedingt schlechter. Man kann so argumentieren, sie brächten nur eine gewisse Geschwindigkeit in die Börsenaktionen, in Aktionen, die auch ohne Computer stattfinden würden, d.h. ein Crash, der vor der Tür steht, kommt auf jeden Fall. Er wird nur in der Geschwindigkeit im zeitlichen Ablauf durch die Computerprogramme verstärkt. Es war daher völlig falsch zu sagen, die Computerprogramme seien allem schuld. Schuld war das Geldverdienen ohne Arbeit, was sich von 1982 bis 1987 kontinuierlich fortgesetzt hatte. Damals spekulierten sich große Firmen wie VW - die Fälle sind noch heute bekannt - mehr Geld zusammen, als sie durch ihre Produktion einnahmen. Als diese terminlich gebundenen Computerprogramme 1987 schief liefen, entstanden Verluste, die im VW-Fall eine halbe Milliarde ausmachten.
Das optimistische Public-Relations-Getue wurde also ungewollt von Auslands- wie Inlandsentscheidungen ad absurdum geführt. Die Aktien fielen weiter. So wurden Anfang November 1987 Zwangsexekutionen Not leidender Depots in aller Welt durchgeführt. Dies wurde damals nur hinter vorgehaltener Hand diskutiert. In Deutschland wurden genau am 10. November 1987 von der größten deutschen Bank in allen Filialen gleichzeitig Zwangsexekutionen durchgeführt. Diese damals recht eigenartige Kundenbetreuung trug nicht zum guten Ruf der Banken bei, versetzte aber am 10.11.87 den Aktienmärkten einen besonderen Kick nach unten. Die so genannten starken Hände kauften, denn sie kannten den Verkaufstermin. Sie vernichteten - wie schon gesagt - nicht Geld, sondern Wohlstand.
Die psychologischen Aspekte der Crash-Börse von 1987 waren so komplex, dass sie schon lange vor dem 19. Oktober 1987 spürbar waren. Der eigentliche schwarze Montag war der Medienkick, mit dem man die Auflagenzahlen erhöhen konnte. Die Vor-Crash-Zeit wie auch die Nach-Crash-Zeit spülte viele "Nincompoops" (Schwachköpfe), so englische Zeitungen, an die Oberfläche, die dazu beitrugen, dass ein ganz normaler korrektiver Vorgang zum Weltereignis hochstilisiert wurde. Sie trugen vorher psychologisch zum Kaufwahn bei und verhinderten nach dem Crash die beruhigende Glättung zur Korrektur. Alles im Leben und auch an der Börse verläuft in stochastisch berechenbaren Bahnen, alles ist erkennbar. Die Massen machenden Trend. Der Crash vom 19. Oktober 1987 war eine ganz normale Börsenbegebenheit, technisch und psychologisch voraussehbar.
mfG
Was geschah 1987 wirklich?
Allen, die mit der Börse und Kursen zu tun hatten, ist der Börsencrash vom 19. Oktober 1987, der schwarze Montag, ein Begriff, vielen sogar noch persönlich in Erinnerung. Was geschah damals wirklich? Waren die Ereignisse damals nur durch Fakten zu begründen oder waren die auslösenden Momente eher in der Psychologie der Massen zu finden?
Zunächst ist die grundsätzliche Ansicht der Massen zu berücksichtigen, Geld werde in einem Crash vernichtet, indem es aus der Aktie herausdriftet und irgendwo verschwindet. Dieser Glaube, Geld sei im Crash 1987 vernichtet worden, ist massepsychologisch falsch. Sieht man den Wertpapiermarkt als Ganzes, so ist nur eines richtig:
Geld fließt im Markt, ohne dass es neu geschaffen oder zerstört wird. Geld kann nur von den Investoren aus dem Markt genommen werden, indem sie zum Beispiel in einem Crash möglichst viele Aktien an andere verkaufen, welche die Papiere halten oder wieder andere Käufer finden. Der Verkäufer akzeptiert daher jeden Preis gebotenen Preis. Dabei ist Psychologie im Spiel, und die Marktteilnehmer schaffen oder vernichten Wohlstand, nicht aber umlaufendes Geld. Der Preisverfall im Crash ist geradezu notwendig, damit gewährleistet ist, dass auch ein Käufer für jeden Verkäufer die Eckpunkte der Werte stellen. Nur so kann der Gesamtmarkt weiter funktionieren.
Der psychologische Countdown beginnt dann, wenn die Massen in ihren Papieren den persönlichen Wohlstand hochrechnen und, in Träumen verschlungen, die Lombardkredite vergessen. Sam Walten, der bei einem Privatvermögen von 8,3 Mrd. Dollar am Crash-Tag 600 Mio. Dollar verloren hatte, tat dies damals lächelnd mit den Worten ab: "Ich habe Papier besessen, und ich besitze immer noch Papier. Ich werde es auch nicht verkaufen, denn diese 600 Millionen machen mir gar nichts aus. Ich war der reichste Mann der Welt und ich werde der reichste bleiben." Er blieb, vor allem auch durch den dann erfolgenden Anstieg des Dow Jones der reichste Mann der Welt mit seiner Wal-Mart-Gruppe. Er sah die Papiere genau als das, was sie in Wirklichkeit sind: Rechnerische Einheiten, welche nur dann Geld vernichten, wenn man tätig wird. Wenige Jahre danach waren aus 600 Mio. Dollar Buchverlusten mehrere Milliarden Gewinn geworden, weil die Psychologie insoweit berücksichtigt wurde, als Wohlstand auf dem Papier von Menschen in den persönlichen Entscheidungen vernichtet oder gebildet wird.
Psychologie ist nahezu mit 90 Prozent Auslöser aller Entscheidungen im Leben wie auch an der Börse. Es ist eben eine traurige Wahrheit für diejenigen, welche im Crash den Wohlstand auf Papier in Cash verwandeln und dabei auch jemanden finden müssen, der daran glaubt, dass sein Bargeld in Wohlstand auf Papier mehr erbringt.
Dieses Nullsummenspiel ist in Krisenzeiten immer vorab erkennbar. Schon gegen Ende August 1987 zeigte sich die labile Tendenz. Schon damals hatte die auf Krediten aufgebaute fünfjährige Hausse mit der maßlosen Fusionitis-Welle in den anglo-amerikanischen Ländern mit mehr als 40 Mrd. Dollar nie gekannte Höhen erreicht. Heute lächeln wir darüber. Aber seien wir sicher, die US-Defizite sind heute auch höher. Ein erneutes Erwachen wird, wenn es geschieht, in einigen Jahren nur potenziert gegenüber 1987 auftreten.
Man spürte schon im August 1987, wie Politiker in undifferenzierten Durchhalteparolen verdummend den Leuten die heile Welt demonstrierten. Bis August 1987 hatten die USA, unter dem damaligen Finanzminister Baker versiert in der internationalen Vernebelungstaktik, den Dollar mutwillig fallen lassen. Die anderen Nationen bezahlten die erstrebenswerten Fortschritte der USA. Insoweit internationale Psychologie vom feinsten.
Der deutsche Finanzminister Stoltenberg goss in den Tagen vor dem Crash 1987 noch in höchst unqualifizierter Weise Öl ins Feuer, indem er die Quellensteuer einführte. Die Folge waren Abwanderungen in Milliardenhöhe ins Ausland. Und Herr Stoltenberg vertrat gleichzeitig die Anhebung des deutschen Zinssatzes, worauf sich der amerikanische Finanzminister James Baker in einer Fernsehsendung des NBC zu der psychologisch gefährlichen Äußerung verstieg: "Wenn das so weitergeht, werde ich mich dagegen wehren, notfalls unter Inkaufnahme eines schwächeren Dollarkurses." Diese unüberlegten Worte verunsicherten die Märkte nun dadurch, dass die USA ihre Zinsen in die Höhe schraubten, teilweise bis zu elf Prozent. Dagegen stand die zehnprozentige Quellensteuer von Herrn Stoltenberg und damals gleichzeitig die sich verschärfende Irankrise. Altmeister André Kostolany kommentierten damals, er werde erst wieder deutsche Aktien kaufen, wenn Herr Stoltenberg abgelöst sei. Man sieht es gab auch vernünftige Börsianer. Ich spielte am 19.10.1987 Golf in Ottawa und hatte vor der Abreise in Voraussicht der Psychologie und Politik fast alles verkauft.
Börsengurus wie der Amerikaner Bob Prechter, Anhänger der Elliot-Wave-Theorie und damaliges Wunderkind unter Amerikas Aktienanalysten, sagte eine Woche vor dem Crash:" Erst bei einem Dow-Jones-Indexstand von 3600 Punkten ist das vorläufige Ende der Fahnenstange." Wie arg er danebenlag, dürfte er am 19. Oktober 1987 bemerkt haben. Prechter sagte damals als Antwort auf seinen psychologischen Rattenfänger-Schwachsinn: "I want to analyse things objectively" und zog sich dann auf eine Farm im mittleren Westen zurück. Das war´s - eine Episode aus dem Leben eines verhätschelten Gurus, der vielen anständigen Börsianern den Wohlstand vernichtete. Aber solche Börsengurus beeinflussten 1987 in erheblichem Maße die Börsianer. Die psychologischen Signale der Rezession waren lange vorher erkennbar. Die langfristigen Zinsen in den USA überschritten kurz vor dem 19. Oktober 1987 die zehn Prozent Marke und Deutschland versucht die Schere zu schließen. Ein Unterfangen, was damals dazu führte, dass Politiker mit blanken Nerven Schuldzuweisungen in den Zeitungen lancierten. Heute weiß man, es musste mutwillige geschehen sein; denn so arrogant und dumm konnten die hoch bezahlten Herren nicht gewesen sein (Anm. des Webmaster: oder vielleicht doch?).
Zurück zu den Börsengurus. So tat sich vor dem Börsencrash 1987 der berühmte Schwarzseher P.C.M. aus der Schweiz hervor. Er erzählte damals, dass im Falle eines Crashs die Weltwirtschaft total in sich zusammenbrechen würde. Nach dem Crash milderte er seine Aussage ab, meldete allerdings wegen Fehlspekulation mit Aktien in Zürich Konkurs an. Warum ein Weltuntergangsprophet überhaupt Aktien kaufte, wunderte damals fast jeden. Aber diese Leute brachten Pep in den Abwärtsstrudel. Man glaubte ihnen, weil die Medien ihre irrationalen Aussagen eben gut fanden. Aber wie ist es denn heute?
Einen weiteren Fall in der psychologischen Crash-Prophetie 1987 stellte Herr Roland Leuschel in Persona dar. Alle seine nicht eingetroffenen Crashprognosen sind Legende und wie vielen Shorties er Haus und Hof gekostet hat, ist nur zu vermuten. Am 6. November 1987 erklärte Leuschel in typischer Crashlaune: "Gold wird bald 600 Dollar kosten." Machen wir es einfach: Gold ist bis heute nie mehr auf 600 Dollar gewesen. Herr Leuschel hat damals in dieser absoluten Crash-Prophetie viel dazu beigetragen, dass die Psychologie der Einzelanleger gebündelt wurde. Wie gesagt, man glaubte ihm. Heute verzehrt er sich möglicherweise darin, weil man ihm nicht mehr glaubt.
Was geschah technisch und psychologisch nach dem 19. Oktober 1987? Manche Kommentatoren verstiegen sich zu der Behauptung, dass man die Geschichte der Börse einmal einteilen werde in den Zeitraum vor und nach dem 19. Oktober 1987. Der Dow verlor damals 508 Punkte. Mit zwei Millionen gehandelten Aktien pro Minute war das Umsatzvolumen an der New Yorker Börse doppelt so hoch wie sonst. In der Krisenzeit 1987 verdienten die Broker dagegen gutes Geld. Zwei Brokerfirmen wurden zwar durch eigene Fehlspekulationen geschlossen, aber in Krisenzeiten verdienen die Experten am Slippage nicht schlecht.
Wie ging es also weiter in der Psychologie des Jahres 1987? Die Kaspereien fanden nicht sofort ein Ende. Die britische Regierung hat damals die Anteile an British Petroleum, den sie noch hielt, für 7,25 Milliarden englische Pfund verkauft und diese gewaltige Summe wurde vorab von den englischen Großbanken garantiert. Leider erwies sich die gewaltige Emission in dieser Crash-Lage als Flop. Die Aktien notierten weit unter dem von den Banken garantierten Wert. Und was sagt uns dieser Sachverhalt aus 1987? Die englischen Banken waren nach dem Crash zusätzlich in irrer Liquidität geschwächt, d.h. sie mussten sich Gelder beschaffen, um diese Liquiditätsschwäche auszugleichen. Deshalb warfen die englischen Banken und ausländische Anteilseigner der BP-Emission deutsche Standardwerte Waschkörbeweise auf den Markt, was noch zusätzlich zum Crash für längere Zeit einen Druck auf deutsche Aktien ausübte. Wenn man damals alle deutschen Blue Chips im Kurs verfolgte, so war zu bemerken, dass sie etwa drei Wochen nach dem großen Crash so niedrig waren wie nie zuvor, aber alle Zeitungsmeldungen dem total entgegenliefen. Wieso war dies möglich? Eine korrekte Börse rechnet am gleichen Tage ab. Dies war eben in Deutschland 1987 als einem der wenigen Länder der Fall. Man holte sich die Liquidität also dort, wo es am einfachsten war.
Nach dem Crash traten Meinungen und Schuldzuweisungen in den Medien auf, die Computerprogramme seien schuld. Heute wissen wir, dies stimmt nicht. Die Computer machen die Dinge etwas schneller, sie machen sie aber nicht unbedingt schlechter. Man kann so argumentieren, sie brächten nur eine gewisse Geschwindigkeit in die Börsenaktionen, in Aktionen, die auch ohne Computer stattfinden würden, d.h. ein Crash, der vor der Tür steht, kommt auf jeden Fall. Er wird nur in der Geschwindigkeit im zeitlichen Ablauf durch die Computerprogramme verstärkt. Es war daher völlig falsch zu sagen, die Computerprogramme seien allem schuld. Schuld war das Geldverdienen ohne Arbeit, was sich von 1982 bis 1987 kontinuierlich fortgesetzt hatte. Damals spekulierten sich große Firmen wie VW - die Fälle sind noch heute bekannt - mehr Geld zusammen, als sie durch ihre Produktion einnahmen. Als diese terminlich gebundenen Computerprogramme 1987 schief liefen, entstanden Verluste, die im VW-Fall eine halbe Milliarde ausmachten.
Das optimistische Public-Relations-Getue wurde also ungewollt von Auslands- wie Inlandsentscheidungen ad absurdum geführt. Die Aktien fielen weiter. So wurden Anfang November 1987 Zwangsexekutionen Not leidender Depots in aller Welt durchgeführt. Dies wurde damals nur hinter vorgehaltener Hand diskutiert. In Deutschland wurden genau am 10. November 1987 von der größten deutschen Bank in allen Filialen gleichzeitig Zwangsexekutionen durchgeführt. Diese damals recht eigenartige Kundenbetreuung trug nicht zum guten Ruf der Banken bei, versetzte aber am 10.11.87 den Aktienmärkten einen besonderen Kick nach unten. Die so genannten starken Hände kauften, denn sie kannten den Verkaufstermin. Sie vernichteten - wie schon gesagt - nicht Geld, sondern Wohlstand.
Die psychologischen Aspekte der Crash-Börse von 1987 waren so komplex, dass sie schon lange vor dem 19. Oktober 1987 spürbar waren. Der eigentliche schwarze Montag war der Medienkick, mit dem man die Auflagenzahlen erhöhen konnte. Die Vor-Crash-Zeit wie auch die Nach-Crash-Zeit spülte viele "Nincompoops" (Schwachköpfe), so englische Zeitungen, an die Oberfläche, die dazu beitrugen, dass ein ganz normaler korrektiver Vorgang zum Weltereignis hochstilisiert wurde. Sie trugen vorher psychologisch zum Kaufwahn bei und verhinderten nach dem Crash die beruhigende Glättung zur Korrektur. Alles im Leben und auch an der Börse verläuft in stochastisch berechenbaren Bahnen, alles ist erkennbar. Die Massen machenden Trend. Der Crash vom 19. Oktober 1987 war eine ganz normale Börsenbegebenheit, technisch und psychologisch voraussehbar.
mfG