Der Ausblick auf die nächsten Themen, die den Markt bewegen werden
von Jochen Steffens
Einige werden sich sicherlich noch erinnern, dass ich im letzten Jahr die Wahlrallye bis zu Jahresende und dann fallende Kurse prognostiziert hatte. Sie werden sich auch erinnern, dass ich von dieser Prognose am Jahresende etwas abgewichen bin und den weiteren Verlauf nicht prognostizieren wollte. Nun, im Nachhinein könnte man fast sagen, schade eigentlich. Doch auch hierfür mache ich den Unterschied zwischen Dax und Dow verantwortlich, während die Amis seit Jahresanfang tatsächlich Kursverluste hinnehmen mussten, stieg der Dax zunächst einfach weiter an.
Ich überlege nun, ob diese unterschiedliche Entwicklung zwischen Dax und Amis nicht bald wieder weiter gehen wird, alle Signale für den Dax sind extrem bullish, schauen Sie allein auf die Unternehmenszahlen im Zusammenhang mit der niedrigen Bewertung und den niedrigen Zinsen auf Extremniveau. Auf jeden Fall muss man zurzeit bei der Analyse amerikanischer und europäischer Indizes diese Möglichkeit einer zwar abhängigen, aber trotzdem differenzierten Entwicklung der Indizes unbedingt im Auge behalten.
Doch zurzeit ist es wieder fast wie früher, die Amis fallen und der Dax fällt. Noch immer sind meine Korrekturmarken nicht erreicht worden. Aber die Stimmung scheint sich immer weiter zu verschlechtern. Die Konjunkturzahlen gestern belegen, dass die Sorge vor steigender Inflation bei gleichzeitig schwachem Wirtschaftswachstum in den USA berechtigt waren und sind. Wir können nun davon ausgehen, dass die Kursverluste seit Anfang des Jahres unter anderem mit diesen Zahlen zu tun haben.
Wie geht es nun weiter? Die Rohstofffirmen kommen aktuell weltweit in Bedrängnis, da mittlerweile weltweit die Diskussionen über ein Abflauen der Weltwirtschaft diskutiert wird. Die Folge davon: Es besteht die große Chance, dass bald auch die Rohstoffpreise fallen. Und hier ist insbesondere das Öl zu nennen. Nun gab es gestern eine Meldung, dass in einer wichtigen texanischen Wasserstraße zwei Schiffe zusammengestoßen sind. Dieser Unfall verursachte die Sperrung dieser Wasserstraße, davon sind mehrere Raffinerien betroffen, die nun nicht mehr mit Öl versorgt werden können. Was passierte? Der Ölpreis stieg wieder an.
Seltsam, seltsam – ausgerechnet immer dann, wenn gerade mal wieder der Ölpreis ins Fallen gerät, passieren ölpreistreibende Unfälle. Vielleicht erinnern Sie sich noch an den Brand in einer Raffinerie in den USA beim letzten Ölpreiseinbruch. Nun kommt es zu einem Zusammenstoß, gerade noch rechtzeitig, um einen Kurseinbruch beim Öl zu verhindern. Diese drohte nämlich nach den deutlich gestiegenen Rohöllagerbeständen vom Mittwoch.
Um die Zwickmühle der Fed zwischen Inflation und schwachen Wirtschaftswachstum in Gänze zu verstehen, müssen Sie auch den Ölpreis in die Analyse einbeziehen. Ein hoher Ölpreis führt zu einem Anziehen der Produktionskosten, die irgendwann durch steigende Preise auf den Endverbraucher umgesetzt werden. Gleichzeitig steigen auch die Benzinkosten, die Heizkosten und die Stromkosten. Wenn Produktpreise und Energiepreise steigen, zieht natürlich auch die Inflation an.
Auf der anderen Seite führt ein hoher Ölpreis auch zu einer Abschwächung der Wirtschaft. Denn die gestiegenen Energie- und Rohstoffkosten können nicht vollkommen auf die Verbraucher umgelegt werden, so dass die Gewinnmargen und damit die Gewinne der Unternehmen schrumpfen.
Eigentlich wäre Öl damit ein fantastischer Regulator, um die Wirtschaft zu steuern, eine Überhitzung zu vermeiden, etc.
Andererseits führt eine schwächer werdende Wirtschaft und steigende Ölpreise dazu, dass weniger Öl verbraucht wird – zum einen, da weniger produziert wird, zum anderen, da mehr gespart wird. Unlängst war diese erhöhte Sparbereitschaft an den Autoabsätzen in den USA zu erkennen. Dort wurden die sparsamen Autos bevorzugt.
Im Moment ist das Hauptthema der Märkte etwas, worauf ich schon im letzten Jahr hingewiesen habe, als es noch fast niemand interessierte: Inflation bei schrumpfendem Wachstum. Jetzt, wo alle davon sprechen, interessiert mich diese "Angst" nicht mehr, sie ist im Markt und damit in den Kursen eingepreist.
Also muss ein Blick in die Zukunft gewagt werden: Sollte sich das Wirtschaftswachstum in den USA weiter verlangsamen, und vieles weist darauf hin, kann auch der Ölpreis weiter sinken. Denn eine schwache US-Wirtschaft würde sich bremsend auf die Weltwirtschaft auswirken. Wenn der Ölpreis sinkt, wird natürlich auch der Inflationsdruck in den USA abnehmen, und zwar deutlich. Zudem wirkt sich ein sinkendes Wirtschaftswachstum grundsätzlich inflationsmildernd aus. Mit anderen Worten: Es ist sehr wahrscheinlich, dass zur Verwunderung der Masse die Inflation in den USA wieder deutlich zurückgehen wird. Das wiederum ermöglicht der Fed, die Zinsen niedrig zu halten, bzw. den Kurs moderater Zinserhöhungen fortzuführen. Das wiederum wird sich auf noch längere Sicht natürlich wachstumsfördernd auswirken.
Die Börse spielt Zukunft: Seit Anfang des Jahres wurde das Thema Inflation/Zinserhöhung gespielt, die Kurse fielen. Irgendwann in der nächsten Zeit, wenn alle das Thema gefressen haben und in Panik verfallen sind, wird das Thema (sinkende Rohstoffpreise, sinkende Inflation/niedrige Zinsen) gespielt werden. Die Kurse werden wieder steigen (wie weit, das ist eine andere Frage) – das geht so lange, bis wieder belastende Faktoren gespielt werden.
Wenn Sie das weiter verfolgen, haben Sie ein schönes Bild für das typische Auf und Ab der Börsen. Die Börse ist wie eine Meer, wir hatten nun lange ruhiges Wetter, eitlen Sonnenschein, mit leichten Brisen und kleinsten Wellen, nun wird es zunehmend stürmisch, die Wellen werden größer – aber direkt von einem Tsunami sprechen? Die sind sehr, sehr selten und kommen dann, wenn keiner mit Ihnen rechnet.
von Jochen Steffens
Einige werden sich sicherlich noch erinnern, dass ich im letzten Jahr die Wahlrallye bis zu Jahresende und dann fallende Kurse prognostiziert hatte. Sie werden sich auch erinnern, dass ich von dieser Prognose am Jahresende etwas abgewichen bin und den weiteren Verlauf nicht prognostizieren wollte. Nun, im Nachhinein könnte man fast sagen, schade eigentlich. Doch auch hierfür mache ich den Unterschied zwischen Dax und Dow verantwortlich, während die Amis seit Jahresanfang tatsächlich Kursverluste hinnehmen mussten, stieg der Dax zunächst einfach weiter an.
Ich überlege nun, ob diese unterschiedliche Entwicklung zwischen Dax und Amis nicht bald wieder weiter gehen wird, alle Signale für den Dax sind extrem bullish, schauen Sie allein auf die Unternehmenszahlen im Zusammenhang mit der niedrigen Bewertung und den niedrigen Zinsen auf Extremniveau. Auf jeden Fall muss man zurzeit bei der Analyse amerikanischer und europäischer Indizes diese Möglichkeit einer zwar abhängigen, aber trotzdem differenzierten Entwicklung der Indizes unbedingt im Auge behalten.
Doch zurzeit ist es wieder fast wie früher, die Amis fallen und der Dax fällt. Noch immer sind meine Korrekturmarken nicht erreicht worden. Aber die Stimmung scheint sich immer weiter zu verschlechtern. Die Konjunkturzahlen gestern belegen, dass die Sorge vor steigender Inflation bei gleichzeitig schwachem Wirtschaftswachstum in den USA berechtigt waren und sind. Wir können nun davon ausgehen, dass die Kursverluste seit Anfang des Jahres unter anderem mit diesen Zahlen zu tun haben.
Wie geht es nun weiter? Die Rohstofffirmen kommen aktuell weltweit in Bedrängnis, da mittlerweile weltweit die Diskussionen über ein Abflauen der Weltwirtschaft diskutiert wird. Die Folge davon: Es besteht die große Chance, dass bald auch die Rohstoffpreise fallen. Und hier ist insbesondere das Öl zu nennen. Nun gab es gestern eine Meldung, dass in einer wichtigen texanischen Wasserstraße zwei Schiffe zusammengestoßen sind. Dieser Unfall verursachte die Sperrung dieser Wasserstraße, davon sind mehrere Raffinerien betroffen, die nun nicht mehr mit Öl versorgt werden können. Was passierte? Der Ölpreis stieg wieder an.
Seltsam, seltsam – ausgerechnet immer dann, wenn gerade mal wieder der Ölpreis ins Fallen gerät, passieren ölpreistreibende Unfälle. Vielleicht erinnern Sie sich noch an den Brand in einer Raffinerie in den USA beim letzten Ölpreiseinbruch. Nun kommt es zu einem Zusammenstoß, gerade noch rechtzeitig, um einen Kurseinbruch beim Öl zu verhindern. Diese drohte nämlich nach den deutlich gestiegenen Rohöllagerbeständen vom Mittwoch.
Um die Zwickmühle der Fed zwischen Inflation und schwachen Wirtschaftswachstum in Gänze zu verstehen, müssen Sie auch den Ölpreis in die Analyse einbeziehen. Ein hoher Ölpreis führt zu einem Anziehen der Produktionskosten, die irgendwann durch steigende Preise auf den Endverbraucher umgesetzt werden. Gleichzeitig steigen auch die Benzinkosten, die Heizkosten und die Stromkosten. Wenn Produktpreise und Energiepreise steigen, zieht natürlich auch die Inflation an.
Auf der anderen Seite führt ein hoher Ölpreis auch zu einer Abschwächung der Wirtschaft. Denn die gestiegenen Energie- und Rohstoffkosten können nicht vollkommen auf die Verbraucher umgelegt werden, so dass die Gewinnmargen und damit die Gewinne der Unternehmen schrumpfen.
Eigentlich wäre Öl damit ein fantastischer Regulator, um die Wirtschaft zu steuern, eine Überhitzung zu vermeiden, etc.
Andererseits führt eine schwächer werdende Wirtschaft und steigende Ölpreise dazu, dass weniger Öl verbraucht wird – zum einen, da weniger produziert wird, zum anderen, da mehr gespart wird. Unlängst war diese erhöhte Sparbereitschaft an den Autoabsätzen in den USA zu erkennen. Dort wurden die sparsamen Autos bevorzugt.
Im Moment ist das Hauptthema der Märkte etwas, worauf ich schon im letzten Jahr hingewiesen habe, als es noch fast niemand interessierte: Inflation bei schrumpfendem Wachstum. Jetzt, wo alle davon sprechen, interessiert mich diese "Angst" nicht mehr, sie ist im Markt und damit in den Kursen eingepreist.
Also muss ein Blick in die Zukunft gewagt werden: Sollte sich das Wirtschaftswachstum in den USA weiter verlangsamen, und vieles weist darauf hin, kann auch der Ölpreis weiter sinken. Denn eine schwache US-Wirtschaft würde sich bremsend auf die Weltwirtschaft auswirken. Wenn der Ölpreis sinkt, wird natürlich auch der Inflationsdruck in den USA abnehmen, und zwar deutlich. Zudem wirkt sich ein sinkendes Wirtschaftswachstum grundsätzlich inflationsmildernd aus. Mit anderen Worten: Es ist sehr wahrscheinlich, dass zur Verwunderung der Masse die Inflation in den USA wieder deutlich zurückgehen wird. Das wiederum ermöglicht der Fed, die Zinsen niedrig zu halten, bzw. den Kurs moderater Zinserhöhungen fortzuführen. Das wiederum wird sich auf noch längere Sicht natürlich wachstumsfördernd auswirken.
Die Börse spielt Zukunft: Seit Anfang des Jahres wurde das Thema Inflation/Zinserhöhung gespielt, die Kurse fielen. Irgendwann in der nächsten Zeit, wenn alle das Thema gefressen haben und in Panik verfallen sind, wird das Thema (sinkende Rohstoffpreise, sinkende Inflation/niedrige Zinsen) gespielt werden. Die Kurse werden wieder steigen (wie weit, das ist eine andere Frage) – das geht so lange, bis wieder belastende Faktoren gespielt werden.
Wenn Sie das weiter verfolgen, haben Sie ein schönes Bild für das typische Auf und Ab der Börsen. Die Börse ist wie eine Meer, wir hatten nun lange ruhiges Wetter, eitlen Sonnenschein, mit leichten Brisen und kleinsten Wellen, nun wird es zunehmend stürmisch, die Wellen werden größer – aber direkt von einem Tsunami sprechen? Die sind sehr, sehr selten und kommen dann, wenn keiner mit Ihnen rechnet.