Was Börsenmagazine taugen

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EinsamerSam.:

Was Börsenmagazine taugen

 
12.10.06 16:10
AKTIENTIPPS

Was Börsenmagazine taugen

Eine neue Studie nimmt Anlageempfehlungen von Finanzjournalisten ins Visier. Wer Gewinne einfahren will, sollte schnell sein, lautet ein Ergebnis. Besonders gut haben es die Abonnenten. Aktionärsschützer raten jedoch zur Vorsicht.

Tübingen - Orakeln die Finanzjournalisten bei den Börsenmagazinen ins Ungewisse oder stecken doch Insiderinformationen hinter den Kaufempfehlungen? Und lohnt es sich für Kleinanleger, ihre Tipps zu verfolgen? Eine Untersuchung der Universität Tübingen bringt Klarheit.

Wissenschaftler vom Lehrstuhl für Bankwirtschaft der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität konnten in einer Studie belegen, dass Privatanleger mit Börsenmagazinempfehlungen kurzfristig Gewinne realisieren können.

Im Durchschnitt verdienen Privatanleger, die am Erscheinungstag des Magazins die empfohlenen Aktien kaufen und nach drei Tagen wieder veräußern, eine Rendite von 1,34 Prozent. Dieser Wert ist bereits um die generelle Marktentwicklung und das Risiko korrigiert. "Dies ist ein Durchschnittswert aller von uns untersuchten Empfehlungen, der die Transaktionskosten wie Courtagen oder Brokergebühren nicht beinhaltet", schränkt Andreas Walter, Co-Autor der Tübinger Studie, ein. "Eine richtige Profitmöglichkeit ergibt sich zunächst nicht."

Vorsicht bei Modeaktien

Profitieren können die Leser aber dennoch: Befolgt der Kleinanleger die Kaufempfehlungen für Substanzwerte, kann er im selben Zeitraum eine Überrendite von 2,16 Prozent erwarten. Substanzwerte, auch Value Stocks genannt, sind Aktien mit einem geringen Börsenwert im Vergleich zu ihrem Buchwert. Bei diesen Papieren sind auch mittelfristig noch Gewinne realisierbar.

Ganz anders sieht es dagegen bei den Modeaktien aus: Hier konstatierten die Tübinger nur sehr kurzfristige Effekte. "Bei den Internet- und Biotech-Firmen sind die Kleinanleger Enten hinterhergelaufen", meint Walter. "Hätte man hier eher auf die Value Stocks, also auf die eher langweiligen Papiere gesetzt, hätten Gewinne eingefahren werden können." Werden die Anlagetipps für kleine Unternehmen umgesetzt, kann laut Studie sogar eine Überrendite von bis zu 2,67 Prozent erzielt werden.

Was Journalisten schreiben, bewirkt Zweierlei: Zum einen den Preisdruckeffekt. "Hier resultiert der Kursanstieg ausschließlich aus den Zukäufen naiver Anleger, die der Meinungsmache der Journalisten folgen. Dieser Effekt ist allerdings kurzfristig und kehrt sich in der Regel binnen vier Wochen um", erklärt Walter. Zum anderen der Informationseffekt. "Hierbei handelt es sich um langfristige Wertänderungen durch neue, relevante Informationen, die die Journalisten in ihren Empfehlungen preisgeben."

Insgesamt prüften die Wirtschaftswissenschaftler Alexander Gabriel Kerl und Andreas Walter über 2800 Aktienempfehlungen aus den Magazinen "Effecten-Spiegel", "Börse Online", "Wertpapier", "Telebörse" und "Capital" für den Zeitraum von 1995 bis 2003.

Abonnenten sind im Vorteil

Die Verfasser der Studie sehen für die Abonnenten der Börsenmagazine gegenüber den Kioskkäufern einen deutlichen Vorteil: Einige der Abo-Bezieher erhalten das Heft bereits einen Tag vor dem offiziellen Verkauf. Dadurch lesen sie die Tipps einen Tag vorher und könnten so innerhalb der viertägigen Haltedauer im Durchschnitt 2,42 Prozent verdienen. Bei Substanzaktien und Small Caps sind dementsprechend höhere Überrenditen erzielbar.

Kaufempfehlungen: "Hunderte gehen in die Hose"

Ganz unumstritten sind die Ergebnisse der Tübinger indes nicht. Eine andere Untersuchung aus dem Jahre 2001 beurteilt die Qualität der Kaufempfehlungen eher kritisch. Im Fazit der Analyse aus Essen ist zu lesen: "Die Analysten der betrachteten Zeitschriften haben sich im beobachteten Zeitraum sicherlich nicht mit Ruhm bekleckert. Für den Kleinanleger ist es unakzeptabel, wenn 38,6 Prozent der ihm zum Kauf empfohlenen Aktien schließlich zu einem Verlust führen."

Die Autoren Peter von der Lippe und Andreas Kladroba raten den Anlegern, ihr Geld in sichere, aber oftmals wenig renditeträchtige Anlagen zu investieren oder eventuell auf den Sachverstand professioneller Anleger wie Fondmanager zu hoffen und diesen das Geld anzuvertrauen.

"Andere Studien arbeiten mit einem geringeren Untersuchungszeitraum und einer anderen Methodik, was den Vergleich erschwert", verteidigt der Co-Autor der Tübinger Untersuchung seine Ergebnisse. "Es gibt in diesem Bereich national und international nur sehr wenige Untersuchungen." Zudem stehe eine Analyse vor der Veröffentlichung, die auch die langfristigen Kursentwicklungen nach Kauf- und Verkaufempfehlungen der Finanzjournalisten ins Visier nimmt.

Aber auch die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) rät zu vorsichtigem Handeln. "Am Kapitalmarkt sollte man immer alles kritisch betrachten. Es gibt auch hunderte von Empfehlungen, die in die Hose gehen", sagt der stellvertretende SdK-Vorsitzende Markus Straub. Zwar taugen die Aktienempfehlungen als Hilfsmittel, eine eigene Recherche sei aber unerlässlich. Blind sollten die Privatanleger den Tipps folglich nicht vertrauen.

Vorsicht, die Profis nicht immer walten lassen. 80 Prozent der Fondsmanager schaffen es regelmäßig nicht, besser zu sein als der jeweilige Index. Welche Rolle die Magazine bei den Profis spielen wurde allerdings nicht untersucht.


Quelle: manager-magazin.de

Euer

   Einsamer Samariter

louplu:

Nix taugen die

 
12.10.06 16:13
Schnelle Anfangsgewinne und dann reichlich Verluste.

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