Wo man in USA hinblickt, ergibt sich dasselbe Bild: Reihenweise bleiben Firmen hinter ihren Vorjahresergebnissen zurück, weil seit Januar 2006 per Gesetz die Kosten für Mitarbeiter-Optionsprogramme in den Gewinnrechnungen berücksichtigt werden müssen.
Gestern patzte Amazon aus diesem Grund. Die Aktie fiel nachbörslich um 12 %, weil sich der Gewinn halbiert hat - größtenteils wegen der Options-Anrechnung: "Amazon shares were down 12% at $29.50 after the Seattle-based company said second-quarter profit fell by more than half, hurt by the cost of employee stock options and higher operating expenses." (CBS Marketwatch).
Dasselbe bei Intel, die ohne Berücksichtigung der Mitarbeiteroptionen 4 Cents pro Aktie mehr verdient hätte, nämlich 19 statt 15 Cents. Bei Sun Microsystems machte die Differenz gestern sogar 7 Cents aus: Die Firma verlor 9 Cents pro Aktie, ohne Optionen wären nur 2 Cents Verlust angefallen: "Sun Micro... were the most actively traded, according to Instinet. The company reported a fiscal fourth-quarter loss of $301 million, or 9 cents a share... Excluding charges for restructuring and stock-option expenses, Sun would have lost $61 million, or 2 cents a share.
Praktisch jede US-Firma ist von den Gewinnrückgängen aus den jetzt anrechnungspflichtigen Mitarbeiter-Optionen betroffen. Dies ist einer der Gründe, warum die US-Aktienindizes seit Mai so deutlich Federn ließen. Analysten hatten dies bei ihren Gewinnschätzungen offenbar nicht hinreichend berücksichtigt - was jetzt reihenweise für "Enttäuschungen" sorgt. Da sich an diesem Gesetz zur Anrechnungspflicht nichts ändern wird, bleiben die Gewinne der US-Firmen dauerhaft davon belastet. (Ein zweiter wichtiger Grund für die Kursrückgänge ab Mai sind die Inflations-/Zinsängste.)
Da der DAX, wie sich seit Mai mal wieder überdeutlich zeigt, kein Eigenleben hat, sondern als bloße Marionette zur aus USA kommenden Musik tanzt, wirkt sich diese US-Gesetzesänderung auch auf hiesige Kurse aus.
Dass dieses US-Gesetz verabschiedet wurde, ist im Prinzip ein Segen. Die Mitarbeiter-Optionsprogramme waren/sind nichts anderes als ein "Selbstbedienungsladen", in dem sich Bosse und Mitarbeiter auf Kosten ihrer Aktionäre bereichern. Bis 2006 durfte dieser "Griff in die Ladenkasse" in der Gewinnrechnung steuerlich versteckt bleiben. Nun zwingt das neue Gesetz die Firmen, diese Machenschaften transparenter zu machen. Folge: Die Aktien von Firmen, die zuviele Mitarbeiteroptionen rausgeben, fallen, weil die Bilanz-Gewinne sinken. Der Missbrauch schlägt sich auf den Kurs nieder.
Die Ausplünderung der eigenen Aktionäre trägt teilweise sogar kriminelle Züge - beim
"Options-Backdating", das knapp 30 % aller US-Firmen praktizieren:
July 16, 2006
Option Backdating: Tech is the Worst Offender
A new paper by Eric Lie and Randall Herron on stock option backdating is going to get lots of attention. Among other things, it says that almost 30% of companies have used backdated options. I was particularly fond of the following table showing the worst backdating offenders stratified along various dimensions -- and tech is well out in front.
www.biz.uiowa.edu/faculty/elie/Grants%207-14-2006.pdf
A.L.
Gestern patzte Amazon aus diesem Grund. Die Aktie fiel nachbörslich um 12 %, weil sich der Gewinn halbiert hat - größtenteils wegen der Options-Anrechnung: "Amazon shares were down 12% at $29.50 after the Seattle-based company said second-quarter profit fell by more than half, hurt by the cost of employee stock options and higher operating expenses." (CBS Marketwatch).
Dasselbe bei Intel, die ohne Berücksichtigung der Mitarbeiteroptionen 4 Cents pro Aktie mehr verdient hätte, nämlich 19 statt 15 Cents. Bei Sun Microsystems machte die Differenz gestern sogar 7 Cents aus: Die Firma verlor 9 Cents pro Aktie, ohne Optionen wären nur 2 Cents Verlust angefallen: "Sun Micro... were the most actively traded, according to Instinet. The company reported a fiscal fourth-quarter loss of $301 million, or 9 cents a share... Excluding charges for restructuring and stock-option expenses, Sun would have lost $61 million, or 2 cents a share.
Praktisch jede US-Firma ist von den Gewinnrückgängen aus den jetzt anrechnungspflichtigen Mitarbeiter-Optionen betroffen. Dies ist einer der Gründe, warum die US-Aktienindizes seit Mai so deutlich Federn ließen. Analysten hatten dies bei ihren Gewinnschätzungen offenbar nicht hinreichend berücksichtigt - was jetzt reihenweise für "Enttäuschungen" sorgt. Da sich an diesem Gesetz zur Anrechnungspflicht nichts ändern wird, bleiben die Gewinne der US-Firmen dauerhaft davon belastet. (Ein zweiter wichtiger Grund für die Kursrückgänge ab Mai sind die Inflations-/Zinsängste.)
Da der DAX, wie sich seit Mai mal wieder überdeutlich zeigt, kein Eigenleben hat, sondern als bloße Marionette zur aus USA kommenden Musik tanzt, wirkt sich diese US-Gesetzesänderung auch auf hiesige Kurse aus.
Dass dieses US-Gesetz verabschiedet wurde, ist im Prinzip ein Segen. Die Mitarbeiter-Optionsprogramme waren/sind nichts anderes als ein "Selbstbedienungsladen", in dem sich Bosse und Mitarbeiter auf Kosten ihrer Aktionäre bereichern. Bis 2006 durfte dieser "Griff in die Ladenkasse" in der Gewinnrechnung steuerlich versteckt bleiben. Nun zwingt das neue Gesetz die Firmen, diese Machenschaften transparenter zu machen. Folge: Die Aktien von Firmen, die zuviele Mitarbeiteroptionen rausgeben, fallen, weil die Bilanz-Gewinne sinken. Der Missbrauch schlägt sich auf den Kurs nieder.
Die Ausplünderung der eigenen Aktionäre trägt teilweise sogar kriminelle Züge - beim
"Options-Backdating", das knapp 30 % aller US-Firmen praktizieren:
July 16, 2006
Option Backdating: Tech is the Worst Offender
A new paper by Eric Lie and Randall Herron on stock option backdating is going to get lots of attention. Among other things, it says that almost 30% of companies have used backdated options. I was particularly fond of the following table showing the worst backdating offenders stratified along various dimensions -- and tech is well out in front.
www.biz.uiowa.edu/faculty/elie/Grants%207-14-2006.pdf
A.L.