Von Josefine Janert
Es ist nicht klar, wer am 14. Februar wem etwas schenkt: die Dame dem Herrn oder umgekehrt, die Mutter dem Kind, das Kind der Oma oder der Chef der Sekretärin? Erlaubt ist scheinbar, was gefällt. Das Berliner Kaufhaus KaDeWe meldet jedenfalls, daß ein steigender Umsatz seit vier Jahren in der Geschenkabteilung spürbar sei. Viele Kunden würden mit dem Valentinstag die Farbe Rot und die Herzform verbinden. Nach Angaben von Blumenhändlern werden vor allem Rosen, französische Tulpen, weiße Lilien, Löwenmäulchen, Calendula und Anemonen am 14. Februar am häufigsten versandt. Diese Beliebigkeit zeigt, daß der Valentinstag sich von anderen freudigen Ereignissen in den ersten Monaten des Jahres kaum unterscheidet. Der Valentinstag ist erst seit einigen Jahren in Deutschland so populär, im angelsächsischen Raum wird er seit langem gefeiert. Wer nach den Wurzeln des Festes sucht, stößt auf ein heilloses Durcheinander und die Frage, welcher "heilige Valentin" eigentlich gemeint sei. Offenbar gab es in grauer Vorzeit zahllose Männer dieses Namens, die sich allesamt als tapfer, schlau oder romantisch erwiesen und deren kühner Taten nun am 14. Februar gedacht wird. In der Legende vermischen sich die Züge dieser Personen miteinander, und es entsteht die Vorstellung von einem einzigen Valentin, dem nach Bedarf unterschiedliche Merkmale angedichtet werden. Klar scheint nur, daß sich seine Heldentaten im dritten Jahrhundert zugetragen haben müssen. Da wäre zunächst die Geschichte von einem Mönch, der Paaren, die an seinem Klostergarten vorbeispazierten, Blumen schenkte. Dagegen ist allerdings einzuwenden, daß Klöster erst viel später an Bedeutung gewannen, der Mann also kaum im dritten Jahrhundert gelebt haben kann. Eine andere Geschichte berichtet von einem Bischof Valentin, der Paare gegen den Willen des Kaisers heimlich nach christlichem Ritus getraut haben soll. Er bezahlte dafür mit dem Leben. Auch soll ein Geistlicher namens Valentin die Tochter eines Freundes des Kaisers von ihrer Blindheit geheilt haben, worauf sich die gesamte Familie aus Dankbarkeit taufen ließ. Den Kaiser soll das so erzürnt haben, daß er Valentin töten ließ. Berichtet wird außerdem, daß Valentin den Kaiser während eines Disputs mit einer abweichenden Meinung so gereizt habe, daß der Regent ihn köpfen ließ. Gründe, als Märtyrer zu sterben, gab es offensichtlich viele. Den Mann, der am 14. Februar geehrt wird, betrachtet Rainer Kampling von der Freien Universität Berlin daher skeptisch. "Daß dieser Valentin gelebt hat, wage ich zu bezweifeln", sagt der Professor für katholische Theologie. Kampling glaubt vielmehr, daß Feste wie Halloween und der Valentinstag das sinkende Interesse an religiösen Festen kompensieren. Beim Blick auf den Kalender ist auch offensichtlich, daß einheimische Feste an Bedeutung verlieren, während dafür Legenden aus dem Ausland importiert werden. Statt sich wie früher im Freundes- und Familienkreis zusammenzufinden und Traditionen zu pflegen, huldigt man an diesen Tagen vor allem dem Konsum. Immerhin kommt das der Konjunktur zugute. Für den Valentinstag gibt es auch noch eine Legende, die nichts mit Heiligen zu tun hat. Angeblich glaubt das Volk seit dem Mittelalter, daß die Vögel am 14. Februar anfangen, sich zu paaren. Das trifft allerdings nur auf wenige Arten zu. Einige Tiere - zum Beispiel Waldkäuze - finden schon im Januar zueinander. Die meisten Singvögel pflanzen sich im April und Mai fort. Wenn die Temperaturen steigen und es länger hell bleibt, schlüpfen Insekten, und das Federvieh hat ausreichend Nahrung für seine Jungen.