Warren Buffett ist klug - wir sind dumm?

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Dixie:

Warren Buffett ist klug - wir sind dumm?

 
15.10.02 08:21
Ein Meister der Old Economy ist wieder ganz vorn: Warren Buffett

Er ist der zweitreichste Mann Amerikas und hat auch den jüngsten Aktiencrash blendend überstanden
 

Von Martin Halusa
Als seltsamen Kauz hatten sie ihn beschrieben, als Dinosaurier; als Trottel aus dem Mittleren Westen, dessen Zug leider abgefahren sei; als schrulligen Investment-Oldie. Als Warren Buffett (72) dann auch noch zugab, von High-Tech nichts zu verstehen, nicht zu wissen, wie man E-Mails verschickt, und vom Internet keine Ahnung habe, war der Spott groß.

Sie alle sind verstummt - vor Ehrfurcht, vor Erstauen und peinlich berührt. Warren Buffett - das "Orakel von Omaha" - ist wieder da: Die Aktie seines Superkonglomerats Berkshire Hathaway steuerte neulich auf ein neues All-Time-High zu; auch wenn der Gewinn 2001 mit 795 Mio. Dollar fast 76 Prozent unter dem Vorjahr lag, aber immerhin.

Damals im März 2000, als der Börsen-Hype seinen Höhepunkt hatte und die Web-Millionäre nur so vom Himmel fielen, schien den Mann mit dem goldenen Riecher das Glück verlassen zu haben. Die Aktie, die teuerste der Welt, war auf 41 000 Dollar abgerutscht. Jetzt ist die Notierung wieder obenauf: Vor kurzem übersprang sie die Marke von 75 000 Dollar. Vor zwei Jahren warnte Buffett vor den Gefahren des Booms, damals wollten ihm nur wenige glauben.

Hunderttausende weltweit, die den Worten ihres Gurus - der am liebsten Coke mit Kirschgeschmack und blutige Steaks zu sich nimmt - folgen, sehen sich bestätigt. Warren hat es wieder mal allen gezeigt. Dabei sah die Lage vor einem Jahr gar nicht mal so gut aus: Als Terroristen die Twin Towers in Schutt und Asche legten, war Buffetts Imperium um Milliarden leichter geworden. Allein sein Rückversicherer General Re muss 2,4 Milliarden Dollar für den Schaden zahlen.

Auf seiner Aktionärsversammlung - einer zweitägigen Investmentshow mit allerlei Slapstick-Einlagen des Firmenchefs - sah sich Buffett gezwungen, sich bei seinen Anteilseignern zu entschuldigen. Schon im Frühjahr 2000 musste er für einen niedrigen Kurs Abbitte leisten; in diesem Jahr war er kleinlaut, weil er die Risiken eines Attentats unterschätzt habe. "Ich habe die Arche-Noah-Regel verletzt: Regen vorherzusagen zählt nicht; der Bau einer Arche zählt."

Gerade veröffentlichte das Magazin "Forbes" die Liste der reichsten Amerikaner - Warren Buffett steht dort nicht nur mit einem Vermögen von 36 Mrd. Dollar (nach Bill Gates, 43 Mrd.) auf Platz zwei. Buffett - der noch nie eine Aktie verkauft hat und strikt gegen die Vergütung per Aktienoption ist - war zugleich der Einzige, dessen Reichtum sich im vergangenen Jahr erhöhte; und zwar um drei Milliarden.

Trotz seines Reichtums wohnt Buffett noch in dem Haus, das er vor 30 Jahren für eine Hand voll Dollar gekauft hat; geizig sei er nicht, sagt er, doch selbst wenn er sich teure Anzüge kaufe, sähen diese an ihm billig aus. Seit Jahrzehnten trägt er die gleiche, altmodische Brille. Buffett gibt sich schrullig, das ist sein Naturell: Wenn er doziert, fällt ihm oft eine Pointe ein, über die er dann schelmisch ins Lachen stolpert.

Doch der Baseballfreund - dem das mittelmäßige Team Omaha Spikes gehört - gilt als Finanzgenie. Das Geheimnis seines Geldanlegens lässt sich auf die Formel "Value-Investing" reduzieren. Aktien, so orakelt der erklärte Langfristinvestor, haben einen "inneren Wert". Anders als der Tageskurs definiere sich dieser aus Kennziffern wie Umsatz, Wert der Anlagen und dem Cash-Flow. Die Kunst des Investierens bestehe darin, Aktien zu finden, die unter ihrem "inneren Wert" gehandelt werden. Einfacher gesagt: Wenn alle Anleger gierig sind, gehe er in Deckung; und wenn alle anderen den Mut zu neuen Engagements verloren haben, schlage er zu.

Vor 35 Jahren gründete Buffett sein Imperium, als er die Hemdenfabrik Berkshire Hathaway kaufte. Wer damals 10 000 Dollar in das Unternehmen steckte, kann sich heute eines Vermögens von 50 Mio. Dollar erfreuen. In Omaha leben 30 Familien, die früh investierten und deren Aktienpaket nun 100 Millionen schwer ist. Heute gehören zu der Holding - die ein fettes Dollar-Bündel als Firmenlogo hat - ein paar der größten Versicherungen der Welt, Industriebeteiligungen wie Coca-Cola (8,1 Prozent), Gillette (9 Prozent), American Express (11,3) und Mittelständler aus dem Raum Omaha, die Eisdielenkette Dairy Queen oder der Juwelier Borsheim's. Neuerdings hat sich Buffett sogar - entgegen früherer Aussagen - eine High-Tech-Firma zugelegt: Level 3 sowie mehrere Firmen aus dem Energiesektor - die sind wegen Enron gerade günstig zu haben. Gesteuert wird das Imperium von einem gesichtslosen Gebäude in Omaha aus - von 13 Mitarbeitern.


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