Umfrage unter technischen Analysten
Charttechniker sehen beim Dax Warnsignale
Wäre er ein Boxer, dann müsste man dem Dax erstaunliche Nehmerqualitäten bescheinigen. Weder fiese Haken in Form der ungünstigen Saisonalität noch die Serie schwacher US-Konjunkturdaten haben den deutschen Aktienmarkt bislang ins Wanken gebracht. Doch nun zeigt der Markt nach Meinung von technischen Analysten erste Ermüdungserscheinungen.
HB FRANKFURT. Ungerührt schüttelt er die auf ihn einprasselnden Schläge ab, ohne in die Knie zu gehen. Doch wie den Defensivkünstlern im Ring häufig die offensiven Qualitäten abgehen, so zeigt auch der Dax im Vorwärtsgang gewisse Defizite. Ein Befreiungsschlag ist bislang ausgeblieben. Denn wenn es um eine nachhaltige Überwindung der Marke von 6 000 Punkten geht, zeigt der Markt Ermüdungserscheinungen. Fast scheint es, als hätte der Dax in den vorangegangenen Runden zu viel Kraft gelassen, um noch einmal in den Angriff überzugehen.
Eine nachlassende Dynamik ist es denn auch, die Manfred Wolter von der Landesbank Rheinland-Pfalz konstatiert. Den baldigen K.O. bedeute das aber nicht: Die Konsolidierung sei bisher „flach“ verlaufen und die nächste Trendunterstützung verlaufe bei 5 850 Punkten in beruhigendem Abstand. „Weiter trendfolgend long“ fasst Wolter daher seine Sicht der Dinge zusammen. „Eine gewisse Unentschlossenheit“ konstatieren indes die technischen Analysten der DZ Bank, Armin Kremser und Dirk Oppermann. Ein vielversprechendes charttechnisches Gesamtbild werde etwas von Markttechnik konterkariert. So sei in der mittelfristig aufwärts gerichteten Bewegung ein Momentumverlust zu erkennen, was eine markttechnische Schwäche im Aufwärtstrend anzeige.
Warnsignale sieht auch Jörg Scherer von HSBC Trinkaus & Burkhardt. Mit einem Keil, dessen Unterseite bei 5 844 Punkten und dessen Oberseite bei 5 987 Punkten angesiedelt seien, bleibe die Situation angespannt. „Die Ausbruchsrichtung wird über die weitere Entwicklung entscheiden“, betont Scherer im Gespräch mit Dow Jones Newswires. Trotz der „bisher sehr robusten Verfassung“ des deutschen Aktienmarktes überwögen dabei die Risiken. Negative Divergenzen auf Indikatorenseite und die saisonal eher schwierige Phase begrenzten das Potenzial nach oben hin und erhöhten die Rückschlaggefahren.
Sollte der Dax unter den Unterstützungsbereich bei 5 844 bis 5 860 Punkten fallen, drohe ein Absacken bis zur nächsten Auffangzone bei 5.730 bis 5.742 Punkten. Gelinge doch ein Ausbruch aus dem aufgezeigten Keil nach oben hin, reiche das Potenzial zunächst bis 6.044/6.047 Punkte, wo ein kleines Gap angesiedelt sei. Angesichts der Warnsignale vom US-Markt, wo der Dow-Jones- Transportation-Index die Hochs anderer Indizes nicht bestätigt habe, sei dies aber unwahrscheinlich.
Die US-Indizes sind es auch, die die Einschätzung von Volker Bien von der Hypo-Vereinsbank bestimmen. Beim S&P-500 stellt der Analyst eine Rounding-Bottom- Formation fest, deren Potenzial noch nicht ausgeschöpft sei. „Eine lehrbuchmäßige Spiegelung des Kursverlaufs an der Nackenlinie bei 1 280 Punkten kommt zum Kursziel 1 340 Punkte“, betont Bien. Der Prozeß des Rounding-Bottom könnte sich noch etwas hinziehen, um dann vom Thema Doppeltop abgelöst zu werden.
Der Dax dürfte diese Vorgabe in einer Seitwärtsentwicklung nachvollziehen. Als Spanne nennt Bien 5 870 bis 5 960 Punkte. Ein Ausbruch nach oben könnte dann den Widerstand bei 6 030 Punkten ins Spiel bringen.
Quelle: HANDELSBLATT, Mittwoch, 27. September 2006, 08:59 Uhr
Euer
Einsamer Samariter
Charttechniker sehen beim Dax Warnsignale
Wäre er ein Boxer, dann müsste man dem Dax erstaunliche Nehmerqualitäten bescheinigen. Weder fiese Haken in Form der ungünstigen Saisonalität noch die Serie schwacher US-Konjunkturdaten haben den deutschen Aktienmarkt bislang ins Wanken gebracht. Doch nun zeigt der Markt nach Meinung von technischen Analysten erste Ermüdungserscheinungen.
HB FRANKFURT. Ungerührt schüttelt er die auf ihn einprasselnden Schläge ab, ohne in die Knie zu gehen. Doch wie den Defensivkünstlern im Ring häufig die offensiven Qualitäten abgehen, so zeigt auch der Dax im Vorwärtsgang gewisse Defizite. Ein Befreiungsschlag ist bislang ausgeblieben. Denn wenn es um eine nachhaltige Überwindung der Marke von 6 000 Punkten geht, zeigt der Markt Ermüdungserscheinungen. Fast scheint es, als hätte der Dax in den vorangegangenen Runden zu viel Kraft gelassen, um noch einmal in den Angriff überzugehen.
Eine nachlassende Dynamik ist es denn auch, die Manfred Wolter von der Landesbank Rheinland-Pfalz konstatiert. Den baldigen K.O. bedeute das aber nicht: Die Konsolidierung sei bisher „flach“ verlaufen und die nächste Trendunterstützung verlaufe bei 5 850 Punkten in beruhigendem Abstand. „Weiter trendfolgend long“ fasst Wolter daher seine Sicht der Dinge zusammen. „Eine gewisse Unentschlossenheit“ konstatieren indes die technischen Analysten der DZ Bank, Armin Kremser und Dirk Oppermann. Ein vielversprechendes charttechnisches Gesamtbild werde etwas von Markttechnik konterkariert. So sei in der mittelfristig aufwärts gerichteten Bewegung ein Momentumverlust zu erkennen, was eine markttechnische Schwäche im Aufwärtstrend anzeige.
Warnsignale sieht auch Jörg Scherer von HSBC Trinkaus & Burkhardt. Mit einem Keil, dessen Unterseite bei 5 844 Punkten und dessen Oberseite bei 5 987 Punkten angesiedelt seien, bleibe die Situation angespannt. „Die Ausbruchsrichtung wird über die weitere Entwicklung entscheiden“, betont Scherer im Gespräch mit Dow Jones Newswires. Trotz der „bisher sehr robusten Verfassung“ des deutschen Aktienmarktes überwögen dabei die Risiken. Negative Divergenzen auf Indikatorenseite und die saisonal eher schwierige Phase begrenzten das Potenzial nach oben hin und erhöhten die Rückschlaggefahren.
Sollte der Dax unter den Unterstützungsbereich bei 5 844 bis 5 860 Punkten fallen, drohe ein Absacken bis zur nächsten Auffangzone bei 5.730 bis 5.742 Punkten. Gelinge doch ein Ausbruch aus dem aufgezeigten Keil nach oben hin, reiche das Potenzial zunächst bis 6.044/6.047 Punkte, wo ein kleines Gap angesiedelt sei. Angesichts der Warnsignale vom US-Markt, wo der Dow-Jones- Transportation-Index die Hochs anderer Indizes nicht bestätigt habe, sei dies aber unwahrscheinlich.
Die US-Indizes sind es auch, die die Einschätzung von Volker Bien von der Hypo-Vereinsbank bestimmen. Beim S&P-500 stellt der Analyst eine Rounding-Bottom- Formation fest, deren Potenzial noch nicht ausgeschöpft sei. „Eine lehrbuchmäßige Spiegelung des Kursverlaufs an der Nackenlinie bei 1 280 Punkten kommt zum Kursziel 1 340 Punkte“, betont Bien. Der Prozeß des Rounding-Bottom könnte sich noch etwas hinziehen, um dann vom Thema Doppeltop abgelöst zu werden.
Der Dax dürfte diese Vorgabe in einer Seitwärtsentwicklung nachvollziehen. Als Spanne nennt Bien 5 870 bis 5 960 Punkte. Ein Ausbruch nach oben könnte dann den Widerstand bei 6 030 Punkten ins Spiel bringen.
Quelle: HANDELSBLATT, Mittwoch, 27. September 2006, 08:59 Uhr
Euer
Einsamer Samariter