Warner verärgert Harry-Potter-Fans

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schnee:

Warner verärgert Harry-Potter-Fans

 
12.05.02 18:50
Warner verärgert Harry-Potter-Fans

Seit gestern ist es offiziell in Deutschland erhältlich: Das DVD-Set zum Erfolgsfilm "Harry Potter und der Stein der Weisen", das neben der Disc mit dem eigentlichen Streifen noch eine Bonus-DVD enthält, auf der unter anderem sieben Deleted Scenes, also gedrehte und später wieder verworfene Szenen, zu finden sind.

Doch viele Käufer des Sets kennen den Inhalt eben dieser zweiten DVD nur aus Erzählungen -- auf ihren Playern lässt sich die Disc einfach nicht wiedergeben; der Bildschirm bleibt schwarz oder zeigt nur bunte Klötzchen. Vor allem die meist als "Billiggeräte" bezeichneten Einsteigermodelle von Firmen wie Cyberhome und Yamakawa kommen mit der Bonus-DVD nicht zurecht. In diesen Playern werden in der Regel DVD-ROM-Laufwerke verbaut, wie sie ansonsten in PCs zu finden sind -- eben deshalb sollen sie Probleme mit dem Datenteil der zweiten DVD haben. Tatsächlich läuft die Bonus-DVD aber nach Erfahrungsberichten enttäuschter User im Forum der Infoseite DVD-Center auch auf einigen Consumer-Geräten wie Denon DVD-2800, Denon ADV-700, Philips 701 und Grundig GDV 135 nicht.

Nun sind DVDs mit kleinen oder größeren Macken keine echte Seltenheiten -- gerade in letzter Zeit bereiteten die DVD zu "The Fast And The Furious" und die Special Edition von "Die fabelhafte Welt der Amélie" Probleme. Doch während sich hier die Studios gleich an Neupressungen machten und nun die fehlerhaften DVDs gegen fehlerfreie Exemplare austauschen, plant Warner nach Informationen der Website Digital Movie bislang offenbar keine derartige Aktion. Warner meint angeblich, dass es sich hierbei um einen Mangel an den Abspielgeräten handele, für den das Unternehmen nicht gerade stehen müsse.

Eine offizielle Stellungnahme des Studios liegt aber auch nach Aussagen von Digital Movie noch nicht vor, sodass es immerhin noch Hoffnung auf eine Neuauflage und Umtauschaktion gibt. (nij/c't)
vanSee:

Harry Potter, unverschlüsselt

 
17.06.02 17:01
Harry Potter, unverschlüsselt

Der Konzern Time Warner, berichtet das britische Magazin "New Scientist", hat offenbar darauf verzichtet, DVDs des Filmhits "Harry Potter" gegen Vervielfältigung zu sichern. Ein Versehen - oder die Einsicht, das Verschüsselung nutzlos ist?

Don Quichote konnte nicht gewinnen: Mit einer Lanze gegen Windmühlenflügel anzukämpfen, mag tapfer gewesen sein - es war aber auch töricht und machte aus dem Ritter von der traurigen Gestalt entgültig eine tragische Figur.

Seit Jahren führen auch die großen Entertainment-Konzerne ohne spürbaren Effekt einen Kampf gegen "Riesen" der Neuzeit. Die heißen CD-Recorder, Internet und P2P sorgen dafür, dass sich die Erzeugnisse der Industrie weit häufiger verbreiten, als dieser lieb sein kann: Die Zahl der Raubkopien, die den Unternehmen das Geschäft verderben, wächst unaufhörlich.

Dagegen hält die Industrie zunehmend mit technischen Mitteln. "Kopierschutz" heißt das Zauberwort, das etwa dem noch relativ neuen DVD-Standard ein schönes, unbehelligtes Marktwachstum bescheren sollte. Inzwischen sind längst DVD-Kopierer auf dem Markt und die gängigen Codes natürlich geknackt.

Schlimmer noch: Die Crackerszene wartete noch nicht einmal darauf, dass bezahlbare DVD-Recorder erschienen. Sie "crackte" die DVD-Verschlüsselung und verbreitete die jeweils neuesten Blockbuster einfach per CD-Rom als Mpeg2-Video. Das ist im Vergleich zur DVD qualitativ zwar eher bescheiden - aber daran sind VHS-gestählte Filmfans ja gewöhnt.
Die Kosten der Verschlüsselung

In Sachen Verschlüsselung und Kopierschutz gilt für die Industrie also zunehmend, was auch für Don Quichote galt: Außer Spesen nichts gewesen.

Denn Kopierschutz kostet, und das gleich in zweifacher Hinsicht. Natürlich halten die, die den Kopierschutz entwickeln, die Hand auf: Im Falle Time Warner ist dies Macrovision. Zum anderen kostet Kopierschutz die Industrie eine Menge Punkte auf der Beliebtheitsskala: Viele Käufer begreifen es tatsächlich als ihr gutes Recht, Kopien des von ihnen erstandenen Produktes zu ziehen. Handelt es sich dabei um Sicherungskopien, so liegen sie da gar nicht so falsch: Dies wird in der Rechtsprechung der meisten Länder tatsächlich sanktioniert.

Entsprechend wütend reagieren viele Verbraucher auf die Kopierschutzmaßnahmen der Entertainment-Industrie. Viele Kunden verlangen Schadenersatz, manche klagen und einige rufen nach Boykottaktionen, während der Elektronik-Konzern Philips Sympathiepunkte sammelt, weil er sich gegen Kopierschutzmaßnahmen bei CDs stellt. Auch bei Time Warner muss da wohl jemand nachgedacht haben.

Denn ausgerechnet der Blockbuster "Harry Potter", als populärer Kinderfilm ganz besonders Kopier-gefährdet, erschien zumindest in seiner englischsprachig Version als völlig kopierschutzfreie DVD. Ein Experiment, um zu sehen, wieviel "Schaden" das anrichtet?

Potter gehörte bereits zum Kinostart zu einem der meist-raubkopierten Filme überhaupt - man könnte also behaupten, das Kind sei schon im Brunnen. Ein Grund, auch dem Heimanwender darum das Kopieren zu erleichtern, wäre das nicht.

Time Warner streitet heftig ab, dass Absicht dahinter stecke, wie der "New Scientist" berichtet. Lediglich ein Teil der Auflage sei ohne Kopierschutz ausgeliefert worden. Das widerum bestreitet Macrovision: Ein solches Handling sei vorab per Vertrag verhindert worden. Warner sei verpflichtet, ganz oder gar nicht vor Kopien zu schützen - anderenfalls könne ja Macrovisions Kopierschutz in den Ruch geraten, lückenhaft zu sein.

Des Rätsels Lösung mag schlicht und einfach im Portemonnaie zu suchen sein. Wie die Jahresbilanzen der Musikindustrie zuletzt zeigten, sind die durch Raubkopien verursachten Schäden hoch - aber nicht ein Bruchteil so hoch, wie von der Industrie vorher laut lamentierent beklagt.

Tatsächlich könnte es sich bei der Veröffentlichung des "ungeschützten Potter" also um ein Experiment um Bilanzen handeln: Immerhin fünf Prozent der Verkaufssumme einer kopiergeschützten DVD gehen an Macrovision. Die hat Warner nun eingespart und kalkuliert womöglich, das der durch Raubkopien entstandene Schaden niedriger sei als fünf Prozent - einmal ganz abgesehen - siehe Philips - von den positiven Imageeffekten.

Ob dem so ist, da sind sich Branchenkenner einig, wird man schnell erfahren: Die Veröffentlichungsdaten der nächsten Blockbuster stehen fest. Time Warner etwa hat im August den "Herr der Ringe" zu bieten. Sollte unter dem Strich beim Verkauf des ungeschützten Potter mehr herauskommen, als man mit Kopierschutz erwartet hatte, könnte dies eine Wende einleiten, meint der "New Scientist": "Wenn der ebenfalls ungeschützt auf den Markt kommt, könnte Hollywood entschieden haben, dass es billiger wäre, ein paar Leute den Film kopieren zu lassen, als Geld für die Verschlüsselung auszugeben".

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