Wallstreet-Ausblick: Bush & die Nebenwirkungen

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vega2000:

Wallstreet-Ausblick: Bush & die Nebenwirkungen

 
13.01.03 10:33
US-Präsident George W. Bush hat mit seinem Steuersenkungsplan den Börsianern den Kopf verdreht. Doch sein Programm hat unerwünschte Nebenwirkungen - und diese Woche werden es ohnehin wieder die Quartalszahlen sein, die die Märkte bewegen.
Wirtschaftspolitiker Bush: Nach dem ersten Atemholen wird deutlich, dass die Fantasie mit den Börsianern durchgegangen ist

New York - 2003 beginnt ganz nach dem Geschmack der Bullen: voller irrationalen Überschwangs. Seit Neujahr hat der Dow Jones über fünf Prozent gewonnen, der Nasdaq Composite sogar 8,3 Prozent. Bushs Steuersenkungsrede vergangene Woche ließ die Börsianer auf dem Parkett tanzen. Schnell waren die ersten Zahlen im Umlauf: Optimisten glauben, dass allein die geplante Abschaffung der Dividendensteuer die Kurse um fünf bis zehn Prozent anheben könne.
Das ist natürlich pures Wunschdenken. Richtig ist, dass Aktien im Vergleich zu anderen Anlagen attraktiver werden. Doch nach dem ersten Atemholen wird deutlich, dass die Fantasie mit den Börsianern durchgegangen ist. Erstens wird der Steuerplan, nachdem er den Kongress verlassen hat, nicht mehr ganz so radikal aussehen. Zweitens werden Firmen, die sich bisher geweigert haben, Dividenden auszuschütten, auch weiterhin mauern. Die zwei Hauptverdächtigen, Microsoft und Cisco, haben bereits angekündigt, es ändere sich nichts. Beide sitzen auf riesigen Bargeldbergen, doch sie wollen das Geld lieber investieren als an ihre Anleger ausschütten.

Auch unterstützt die Abschaffung der Dividendensteuer einen unerwünschten Anlagetrend: die Flucht in Old-Economy-Werte. 70 Prozent der im S&P 500 gelisteten Großunternehmen zahlen Dividenden, während wachstumsorientierte Start-Ups ihre Gewinne eher in die Forschung stecken. Anleger erhalten so einen zusätzlichen Anreiz, in Blue Chips zu investieren.

Quartalszahlen: Die Tech-Schwergewichte bluten

Doch diese Woche ist die Steuersenkung an der Wall Street längst Vergangenheit. Während der Kongress noch die Pros und Contras debattiert, blicken die Börsianer bereits auf die nächsten "Market Mover": die Quartalszahlen. Im Mittelpunkt steht der Technologiesektor. Von Microsoft und IBM über Intel und Sun bis hin zu eBay und Yahoo! meldet alles, was in der Branche Rang und Namen hat.

Während die Bilanz des abgelaufenen Quartals wohl schmerzhaft ausfallen wird (Microsoft-Gewinn minus sechs Prozent, IBM minus elf Prozent, Intel minus sieben Prozent), bietet der Ausblick auf 2003 noch Hoffnung. Der Branchenverband der Halbleiterindustrie erwartet, dass die Nachfrage nach Chips dieses Jahr um 20 Prozent anzieht. Die Börsianer sind gespannt, ob Weltmarktführer Intel das am Dienstag ähnlich sieht.

IT-Krise noch nicht vorbei

Eine Goldman-Sachs-Umfrage unter IT-Managern hingegen legt nahe, dass die Krise des Tech-Sektors noch lange nicht vorbei ist. Zwei Drittel der befragten Manager erwarten weitere Kürzungen. Nach Auswertung aller Meinungen kommt Goldman Sachs zu dem Schluss, dass der IT-Umsatz dieses Jahr um ein Prozent fallen werde.

Zwar sind Marktführer wie IBM und Microsoft weniger von der Krise betroffen als die Masse der Wettbewerber. Doch selbst die Wunderfirma Microsoft erwartet für 2003 nur ein mageres Gewinnwachstum von 4,7 Prozent. Auch IBM leidet: Im abgelaufenen Jahr fiel der Gewinn voraussichtlich um 15 Prozent. Beide Unternehmen melden am Donnerstag.

Autobauer General Motors hingegen hat ein glänzendes Jahr hinter sich. Der Gewinn hat sich wohl verdoppelt, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilen wird. Doch dieses Jahr sieht es düster aus. Der US-Automarkt soll um 3,5 Prozent schrumpfen - nicht zuletzt auf Grund der zinslosen Kredite, mit denen die "Big Three" den Umsatz im vergangenen Jahr künstlich aufgeblasen haben. Zusätzlich wird bei General Motors der unterfinanzierte Pensionsfonds den Gewinn drücken: Vergangene Woche kündigte der weltgrößte Autobauer daher für dieses Jahr einen Gewinneinbruch um 25 Prozent an.

Hoffen auf positive Überraschungen

Auf dem Kalender stehen noch eine ganze Reihe weiterer Old-Economy-Giganten, darunter Sears (Donnerstag), Delta Airlines (Donnerstag) und General Electric (Freitag). Die Chance auf einen weiteren Stimmungstöter wie Alcoa ist daher groß. Doch Beobachter glauben, dass die positiven Überraschungen überwiegen werden. Der Grund: Es gab kaum Gewinnwarnungen im Vorfeld.

Klare Prognosen sind jedoch nicht zu erwarten, am allerwenigsten im Tech-Sektor. Die Unsicherheit ist weiterhin groß - auch wenn die Anleger im Moment schlechte Nachrichten zu ignorieren scheinen. Beobachter waren überrascht, wie folgenlos der katastrophale Arbeitsmarktbericht am Freitag blieb. Im Dezember hat die US-Wirtschaft unterm Strich 101.000 Arbeitsplätze verloren, obendrein wurde die Novemberzahl nach unten revidiert (von 40.000 auf 88.000 verlorene Arbeitsplätze). Doch die Kurse schwankten kaum. Für David Wyss, Chefvolkswirt von Standard and Poor's ein klares Zeichen: "Der Markt will die Rallye".

Spiegel
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