Wall Street schaut wieder auf die Risiken

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EinsamerSam.:

Wall Street schaut wieder auf die Risiken

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12.05.05 08:55
Gerüchte um Schieflage von Hedge-Fonds und Finanzierungsprobleme für Beteiligungsfirmen verunsichern Investoren

Wall Street schaut wieder auf die Risiken

So schnell kann der Wind sich drehen. Bis vor wenigen Tagen erschienen die Manager von Hedge-Fonds und Beteiligungsfirmen als neue Herren der Wall Street. Kein Übernahmeziel schien ihnen zu groß, keine Anlagestrategie zu gewagt. Doch plötzlich knirscht es im Getriebe der Geldmaschine.

NEW YORK. So ranken sich Gerüchte um eine Schieflage einiger Hedge-Fonds, die sich mit einer Spekulation auf Aktien und Anleihen des weltgrößten Autoherstellers General Motors die Finger verbrannten. Mehrere Hedge-Fonds wetteten darauf, dass General-Motors-Anleihen sich besser entwickeln als die Aktie.

Doch genau das Gegenteil geschah, weil die Ratingagentur Standard & Poor’s die Bonds herabstufte und ein Kaufangebot des US-Milliardärs Kirk Kerkorian den Aktienkurs beflügelte. Die Sorge, dass Hedge-Fonds nun solche und ähnliche Position gezwungenermaßen auflösen, belastete zum Wochenbeginn den gesamten US-Aktienmarkt.

„Monatelang kannte die Zuversicht der Investoren kaum Grenzen. Jetzt erinnern die Leute sich plötzlich daran, dass an den Finanzmärkten auch mal was schief läuft“, sagt Robert Kessler, Chef des US-Anleihehauses The Kessler Companies. Wenn Anleger nervös werden, leiden darunter häufig die Aktienkurse, während vergleichsweise sichere Staatsanleihen profitieren. Dieses Muster war in den vergangenen Tagen an den US-Finanzmärkten zu beobachten.

Von einer „panikartigen Stimmung“ spricht Tobias Levkovich, oberster US-Anlagestratege der Citigroup. „Die Anleger sehen die Aktienmärkte derzeit durch eine sehr negative Brille“, sagt Levkovich. Kein Wunder. Seit Jahresbeginn sind die großen US-Börsenindizes gefallen. Auch Hedge-Fonds, die eigentlich positive Renditen unabhängig vom Markttrend anpeilen, liegen im Minus. Das zeigt eine Auswertung des New Yorker Beratungshauses Hennessee Group, wonach die verschiedenen Hedge-Fonds-Strategien im Schnitt von Anfang Januar bis Ende April ein Minus von 1,6 Prozent erzielten.

„Die meisten Anleger sitzen zwar nicht auf hohen Verlusten“, sagt Anlageexperte Jerry Byrne vom Geldhaus Phibro Capital. „Aber das richtungslose Auf und Ab der Börsen wirkt ermüdend.“

Selbst Firmen für private Kapitalbeteiligungen (Private Equity), deren Übernahmedeals bislang die US-Börsen stützten, scheinen nicht mehr unverletzbar. So kursieren an der Wall Street Gerüchte, wonach einige Private-Equity-Firmen Mühe bei der Finanzierung ihrer jüngsten Milliardendeals haben. Der Aktienkurs des US-Luxushändlers Neiman Marcus fiel, seit zwei Beteiligungsfirmen die Übernahme der Kaufhauskette für 5,1 Mrd. Dollar ankündigten. Die Neiman-Aktie notierte zuletzt deutlich unter dem angekündigten Übernahmepreis von 100 Dollar. Offenbar bezweifeln einige Aktionäre, dass der Deal zum genannten Preis zu Stande kommt.

Ähnliche Sorgen bestehen bei der größten Private-Equity-Übernahme seit 15 Jahren – dem geplanten Kauf des US-Softwareanbieters Sungard für 11,3 Mrd. Dollar. Sungards Aktienkurs stand zeitweise mehr als sieben Prozent unter dem Preis von 36 Dollar, den ein Konsortium von sieben Beteiligungsfirmen bietet. Der hohe Abschlag spiegelt die Unsicherheit bei Sungard-Aktionären über den geplanten Deal.

Private-Equity-Firmen finanzieren ihre Anlagen zum Großteil über Kredite. Je mehr Fremdkapital sie einsetzen, desto stärker können sie die Erträge auf ihr Eigenkapital hebeln. Bislang schnüren Großbanken wie Citigroup, JP Morgan Chase und auch die Deutsche Bank gerne Finanzierungspakete. Doch die Bereitschaft der Banken hängt davon ab, ob sie ihr Risiko an den Markt für Hochzinsanleihen abwälzen können. Dort emittieren die Banken Anleihen, deren Zinsen die Private-Equity-Firmen aus den Einnahmen ihrer Zukäufe leisten. Auf dem Markt für Hochzinsanleihen zählen jedoch Hedge-Fonds zu den wichtigsten Käufern. Die jüngsten Sorgen um Hedge-Fonds gefährden deshalb auch Private-Equity-Deals.

Quelle: HANDELSBLATT, Donnerstag, 12. Mai 2005, 07:24 Uhr

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