Fed senkt Zinsen auf tiefsten Stand seit vier JahrzehntenDie US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hat am Dienstag die Leitzinsen in den USA wie erwartet erneut um 50 Basispunkte gesenkt. Nach dem neunten Zinsschritt dieses Jahres ist der Zielsatz für Tagesgeld mit 2,50 Prozent so niedrig wie zuletzt im Mai 1962. Der Zielsatz ist damit insgesamt vier Prozentpunkte niedriger als zu Jahresbeginn. Die Notenbank begründete den Zinsschritt mit den Risiken einer weiteren Abschwächung der Konjunktur. Die Anschläge vom 11. September hätten die Unsicherheit in der Wirtschaft deutlich erhöht. Die Ausgaben der Unternehmen und Privathaushalte seien dadurch weiter gedämpft worden. Gleichwohl blieben die langfristigen Aussichten für die Produktivitätsrate und die US-Wirtschaft ingesamt günstig, betonte die Fed. Den von den Märkten weniger beachteten Diskontsatz senkte die Notenbank ebenfalls um einen halben Prozentpunkt auf 2,0 Prozent.
Reaktionen von Volkswirten Peter Cardillo, Volkswirt bei Westfalia Investements, sagte zu der Entscheidung der US-Währungshüter: "Sie haben um einen halben Prozentpunkt gesenkt und die Tür für eine weitere Zinssenkung offen gelassen. Das wird dem Aktienmarkt wohl kurzfristig Auftrieb verleihen. Aber soweit ich das beurteilen kann, ist das eine negative Erklärung, mit der die Fed andeutet, dass sie wenn nötig noch einmal die Zinsen senken wird. Das bedeutet, die Fed ist besorgt über die Wirtschaftslage jetzt und in der Zukunft." Sein New Yorker Kollege Paul Cherney von S&P Marketscope hielt dagegen: "Ich glaube, sie sind mit Schritten von 50 Basispunkten jetzt am Ende. Sie haben in zwei Wochen um 100 Basispunkte gesenkt und das Finanzsystem mit Liquidität überflutet."
Analysten erwarten keine erneute Signalwirkung
Die Fed hatte zuletzt am 17. September - dem ersten Handelstag der US-Börsen nach den Anschlägen in New York und Washington - die Zinsen um einen halben Prozentpunkt gesenkt. Auch andere führende Notenbanken wie die Europäische Zentralbank (EZB) und die Bank of England waren diesem Schritt gefolgt, um das Vertrauen von Wirtschaft und Finanzmärkten zu stärken. Nach Einschätzung von Analysten wird die EZB der Fed diesmal aber nicht unmittelbar folgen.
Bushs Wirtschaftsberater: Rezession wahrscheinlich
Eine Rezession in den USA wird immer wahrscheinlicher. Das räumte der Chefwirtschaftsberater von US-Präsident George W. Bush, Glenn Hubbard, am Dienstag in Washington ein. Während die meisten Ökonomen bereits ein Schrumpfen des Bruttoinlandsprodukts im 3. und 4. Quartal voraussagen, war Hubbard der erste Regierungsvertreter, der offen von einer Rezession sprach.
Die Schocks der Terroranschläge "haben die Wahrscheinlichkeit, dass die Wirtschaft sich in der Rezession befindet, bedeutend erhöht", sagte Hubbard in einer Senatsanhörung. Präsident Bush wich auf eine entsprechende Reporterfrage hin am Dienstag aus: "Das sollen die Erbsenzähler sagen. Wir brauchen keine Zahlen, um festzustellen, das die Menschen leiden."