Wahlanalyse ohne Nachkarten

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Apfelbaumpfla.:

Wahlanalyse ohne Nachkarten

 
23.09.02 13:40
Hallo,

um jetzt mal sachlich die Wahl zu analysieren, möchte ich mal mit zwei Beobachtungen beginnen und bitte um Kommentare.

1. Zusammenhang zwischen Wahlverhalten und Arbeitslosigkeit

Wahlanalyse ohne Nachkarten 794268
Wahlanalyse ohne Nachkarten 794268

Offensichtlich gibt's da eine Korrelation. Nun gibt's da zwei Möglichkeiten:

a) Arbeitslose wählen eher SPD
b) SPD-Wähler werden eher arbeitslos bzw. SPD-regierte Länder haben höhere Arbeitslosigkeit.

Wie seht ihr das? Habe ich da noch was übersehen? Was ist Ursache, was Wirkung?

2. Stadt-Land

Zumindest in Baden-Württemberg scheint mir ein extremes Gefälle zwischen den Lagern zu bestehen, wenn man städtische Regionen mit ländlichen Regionen vergleicht. Besonders die Anteile der Grünen sind in den Städten viel höher.

Kann mir das mal einer erklären?





Grüße

Apfelbaumpflanzer
TopBroker:

Der SPD Wahlkreis 219 in München ist

 
23.09.02 13:48
doch ein rotes Schaf in der schwarzen Herde.
Klasse!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Nee, aber Du hast schon recht, Arbeitslose wählen SPD, weil es denen bei der SPD so gut geht, wie nie zuvor. Jeder wählt doch den, von dem er am meisten bekommt, oder????

Snagglepuss:

er meinte "sachlich" topbroker

 
23.09.02 13:56
Schmarr also nicht rum, sonst müssen wir
noch einen Extrathread über Bauern und
Arbeiter aufmachen

Grüsse Pussy

PS: Iss ja geil, ich wohne im einzigen
roten Wahlkreis in ganz Bayern. Ich
werde nachher auf der Wiesn zur Melodie
won "Anton aus Tirol" die "Internationale"
schmettern :-)
Rheumax:

1.)Das SPD-regierte Länder höhere Arbeitslosigkeit

 
23.09.02 14:02
aufweisen, ist doch wohl Fakt? Was gibt es da zu spekulieren?
Wenn ich arbeitsscheu wäre, würde ich auch SPD oder PDS wählen.
Wer nichts hat, ist doch gerne zum Teilen bereit? Bei der SPD nennt man das "soziale Gerechtigkeit".
2.)
Die Studenten wohnen halt doch in UNI-Nähe, also in den Städten.
Darunter sind nun mal viele Grüne.
Bei uns kann man das sehr gut auch nach Stadtteilen verfolgen.Wo die Studentenbuden sind, geht der Grünenanteil schlagartig hoch.
Solange man sich keine Gedanken machen muss, wo das Geld überhaupt herkommt, läßt sich anscheinend besonders gut Grün wählen.

Gruß
Rheumax
Poelsi7:

gut analysiert Rheumax, seh ich genauso o.T.

 
23.09.02 14:09
TK-ONE:

Im Wahlkreis 219 München wohnt das Gesindel...

 
23.09.02 14:12
SPD und Grüne haben eine Affinität zur Armut.
Bei Schach nennt man das die Bauern.

Wer es zu was gebracht hat im Leben,
hat seinen Wohnsitz im Wahlkreis 2 oder 225.

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echekrates:

Versuch der Deutung ohne Nachkarten:

 
23.09.02 14:30
Dass die SDP dort punktet, wo die Arbeitslosigkeit hoch ist, geht wohl tatsächlich darauf zurück, daß man von ihr am ehesten einen Begriff von Gerechtigkeit erwartet, der einer Verteilungsgerechtigkeit nahe kommt.

CDU/CSU und vor allem FDP machen sich eher für eine Leistungsgerechtigkeit stark und das erklärt, warum die Leistungsstarken Regionen schwarz wählen.

Was die Städte angeht, kann man dort wohl von einem höheren Bildungsniveau ausgehen als in ländlichen Gebieten. Wahrscheinlich ist dies die Voraussetzung für ein Denken, das sich von einer direkten Korrelation von Leistung und Kapitalvermehrung zu lösen vermag. M.a.W. ermöglicht Bildung das Verfolgen von Ideen, die jenseits der reinen Kapitalanhäufung liegen und Kapital also nicht als Selbstzweck sondern eher als Mittel zum Zweck ansehen. Die Grünen sind wenn ich es recht einschätze, die Partei, die solche Ideen am offensivsten zu ihrem Ziel macht (ob das gut oder schlecht ist, hängt davon ab, welches moralische Konzept man verfolgt).

Gruss, echekrates
maxperforma.:

schon wirklich

 
23.09.02 15:30
paradox, dass die Leute die von Arbeitslosigkeit bedroht
oder betroffen sind mit Ihrer Lage so zufrieden sind,
dass sie die Regierung bestätigen.

Umkehrschluss der nahe liegt:
Sind die Arbeitlosen überhaupt arbeitswillig??

sehr gute Beiträge übrigens von rheumax, Apfelbaumpflanzer und
echekrates
Apfelbaumpfla.:

echekrates

 
23.09.02 15:35
Interessante Diskussion bis jetzt.

Allerdings stimme ich

"Wahrscheinlich ist dies die Voraussetzung für ein Denken, das sich von einer direkten Korrelation von Leistung und Kapitalvermehrung zu lösen vermag. M.a.W. ermöglicht Bildung das Verfolgen von Ideen, die jenseits der reinen Kapitalanhäufung liegen und Kapital also nicht als Selbstzweck sondern eher als Mittel zum Zweck ansehen. "

zumindest für Baden-Württemberg aus meiner Erfahrung nicht zu. Selbst auf dem Land ist hier immer noch in UNI-Nähe, so dass auch viele Studierte einfach noch auf dem Land bleiben und evtl. in der Stadt wohnen.

Vielleicht ist es auch am Beispiel ÖPNV zu erklären: Bei Städtern funktioniert das prima, die sind da voll dafür. Auf dem Lande klappt das nicht.
Genauso mit der Naturverbundenheit: Die "Landeier" haben das tagtäglich, wohnen im Grünen. Die Städter leben im Dreck und kompensieren vielleicht ihr schlechtes Stadtgewissen mit der Wahl einer Umweltpartei.

Nur so ein Versuch der Erklärung.

Grüße

Apfelbaumpflanzer
Apfelbaumpfla.:

ups...

 
23.09.02 15:37
Meinte natürlich "in der Stadt arbeiten".

Grüße

Apfelbaumpflanzer
neo andersson:

aha

 
23.09.02 15:54

also ein arbeitsloser, der die spd wählt, der macht dies aus leistungsunwilligkeit und
ein arbeitsloser, der die cdu wählt, der macht dies, weil er der cdu die notwendigen reformen zutraut?

euch ist schon aufgefallen, dass der wahlkampf zu ende ist, und diese kleinernaweisheiten jetzt erst mal für 4 jahre wieder in die mottenkiste können?

diese "sachliche" analyse basiert auf der idee, das der staat/die regierung für arbeitsplätze zuständig sind. das ist aber nur bei einer staatwirtschaft so. also wenn ihr glaubt, dass die cdu für arbeitsplätze sorgen wird ( was sie in der vergangeheit ebenso wie die spd noch nie geschafft hat), dann haltet ihr die cdu für eine partei, die die bessere staatswirtschaft betreibt? so schlecht müsst ihr die nun auch nicht machen.

geh hin lieber politiker, und mach mir arbeitsplätze. was für eine niedliche einstellung. genauso intelligent wie die mär von den "rahmenbedingungen schafen, die unternehmer dazu veranlassen, mehr arbeitsplätze zu schaffen". da werden dann immer die worthülsen "entbürokratisierung" und "entlastung" abgeschossen. warum aus welcher konkreten entbürokratisierung allerdings wann welche arbeitsplätze etstehen sollen, dass steht irgenwie in keinem wahlprogramm.

aber macht mal alle so weiter. de wähler lassen sich dieses märchen von der arbeitsplatzerzeugenden regierung eh immer weniger verkaufen, und kriegen dass in den medien dann als politikverdrossenheit vorgehalten.

wahlkampf sollte nur aus themen bestehen, die direkt von den gewählten personen beinflusst werden können, sonst wird es lächerlich. ich stelle mich ja auch nirgends vor, und verspreche meinem auftraggeber eine längere lebenserwartung, weil er sich bei meiner leistung weniger ärgern muss, als bei der der konkurrenz und somit ein geringeres herzinfarktrisiko hat. das köönte ich ihm ja als rahmenbedingung für eine längere lebenserwartung in diesem kontext gut einquatschen.

in diesem sinne
Apfelbaumpfla.:

neo

 
23.09.02 16:04
ich habe nur eine Korrelation festgestellt und nach Kausalität gefragt.
Ich habe die Antworten nicht.

Das einzige was D helfen kann, ist eine bessere wirtschaftliche Lage. Wer oder was die herbeiführen kann, weiss ich nicht.


Grüße

Apfelbaumpflanzer
Dr.UdoBroem.:

@Apfelbaumpflanzer

 
23.09.02 16:15
Ich sehe da nicht unbedingt eine Kausalität - eher spielen da Faktoren wie Religionszugehörigkeit und ländliches/städtisches Umfeld eine Rolle.

www.alexander-lucas.de/uni/ma/index.html target="_new" rel="nofollow">Untersuchung Abhängigkeit Konfession/Wahlverhalten

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Snagglepuss:

@TK-ONE

 
23.09.02 16:48
also mir gefällts in Schwabing und das
bisschen Gsindel halt ich leicht aus :-)

Grüsse Pussy
Apfelbaumpfla.:

@DOC

 
23.09.02 17:58
Interessanter Aspekt. Muss ich mir mal anschauen.

Korrelation aufgrund ähnlicher Ursachen.

Das mit Stadt/Land stimmt auf jeden Fall (s.o.) aber warum genau?

Soziale Struktur oder Bildungsgefälle? Oder noch was?

Ich tippe auf Struktur.

Und was bedeutet das für die Zukunft?


Grüße

Apfelbaumpflanzer
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