Vorstände decken sich mit Aktien ein |
Von Christian Schnell |
Vorstände, Aufsichtsräte sowie deren nahe Angehörige – die so genannten Firmeninsider – haben die Kursschwäche der letzten Wochen genutzt, um sich massiv mit Aktien ihres Unternehmens einzudecken |
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FRANKFURT.Das geht aus dem neuesten Insider-Barometer des Forschungsinstituts für Asset Management (Fifam) an der RWTH Aachen hervor, den das Handelsblatt in Zusammenarbeit mit Commerzbank Private Banking alle zwei Wochen jeweils am Montag veröffentlicht.
Während institutionelle wie private Investoren in den vergangenen Wochen extrem verunsichert reagiert und, wenn überhaupt, nur zögerlich neue Aktienbestände aufgebaut haben, zeigten sich die Insider deutlich kauffreudiger. Lag das von der Fifam berechnete Insider-Barometer vor zwei Wochen noch bei neutralen 100 Punkten, womit sich Käufe und Verkäufe der Firmenlenker in etwa die Waage gehalten hatten, so ist es nun auf 113,18 Punkte gestiegen. Damit liegt es deutlich oberhalb des neutralen Bereichs, der von 90 bis 110 Punkte reicht. „Es ist beträchtlich, wie sehr in den letzten zwei Wochen von Insidern gekauft wurde“, sagt Professor Rüdiger von Nitzsch von der Fifam. Dies trieb das Barometer unerwartet stark in die Höhe.
Für die Anleger bedeutet die jüngste Entwicklung, dass sie nun bei einem Aktienkauf eine Zusatzrendite erzielen können. Denn die wissenschaftlichen Erhebungen der Fifam zeigen: Bei Barometerständen über 110 Punkten lohnt sich der Einstieg am Aktienmarkt besonders.
Daran ändert auch nichts, dass der Anleger zwangsläufig erst mit einer zeitlichen Verzögerung auf die Käufe und Verkäufe der Insider reagieren kann. Wenn er innerhalb von 25 Tagen das nachvollzieht, was die Insider mit ihren Transaktionen vorgemacht haben, erzielt er eine Rendite, die rund drei Prozent über der Durchschnittsrendite liegt, hat Fifam-Experte Olaf Stotz errechnet. Bei mittelgroßen Werten mit einem Börsenwert von über 100 Mill. Euro liegt das Plus sogar bei vier Prozent.
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„Generell hat der Anleger zwei Möglichkeiten, auf die Entwicklungen des Insider-Barometers zu reagieren“, erklärt der Wissenschaftler. Zum einen kann er seine Aktienquote innerhalb des Depots je nach Barometerstand steuern. Bei einem Niveau ab 110 Punkten sollte er seine Aktienquote erhöhen, bei Werten unter 90 Punkten reduzieren. Des Weiteren kann er als so genannter Stockpicker gerade die Einzelwerte kaufen oder verkaufen, die die Insider aufgestockt oder reduziert haben. In den USA orientieren sich seit Jahren Fondsgesellschaften sehr erfolgreich an dieser Theorie. Hier zu Lande wächst das Interesse, weil Insider seit 2002 gesetzlich verpflichtet sind, ihre Transaktionen offen zu legen.
Bei den Einzelwerten fiel in den letzten beiden Wochen zum einen auf, dass es bei den 160 in den Indizes Dax, MDax, TecDax und SDax enthaltenen Werten nur bei zweien bedeutende Verkaufstransaktionen gab (siehe Tabelle). Beim TecDax-Wert Q-Cells stockte der Hauptaktionär Good Energies seine Beteiligung auf und übernahm große Anteile der TVVG Solarbeteiligungen und der Pluto Solarbeteiligungen. Wenig überraschend war bei Schering, dass dort führende Manager Anteile abgaben, da die Übernahme durch Bayer ansteht.
Gekauft haben hingegen die Verantwortlichen bei etlichen MDax- und SDax-Gesellschaften. Deren Kurse hatten in den letzten Wochen besonders stark verloren. Den mit Abstand größten Insiderkauf gab es demnach bei der Douglas Holding, wo die Kreke Immobilien KG, die dem Aufsichtsratsvorsitzenden Jörn Kreke nahe steht, für über 650 000 Euro Aktien geordert hat. „Wir werten die Käufe als Unterstützung unserer vorsichtig positiven Einschätzung zur Aktie“, erklärten die Analysten von Commerzbank Private Banking.
Hinter Douglas folgen auf der aktuellen Kaufliste mit nur geringen Abständen die GEA Group, MPC und Lanxess. Mit Ausnahme des Chemie-Unternehmens Lanxess stehen die Commerzbank-Experten all diesen Aktien positiv gegenüber. Lanxess halten sie dagegen für ausreichend bewertet und raten vom Kauf ab. Der Baustoff-Spezialist Pfleiderer, bei dem Vorstandschef Hans Overdieck zuletzt in größerem Stile zugekauft hat, ist für die Analysten des Bankhauses Lampe eines jener Unternehmen, die auch in von Unsicherheit geprägten Marktphasen als „sicherer Hafen“ gelten.
http://www.handelsblatt.com/Vorsorge-Anlage/...h-mit-aktien-ein-.html