Bulle & Bär
Vorsicht vor der Börsen-Zukunft
Der tolle Börsenstart ins neue Jahr verheißt eigentlich Gutes für die verbleibenden Monate. Denn die Historie belegt: wie der Januar, so das ganze Jahr.
DÜSSELDORF. Doch jedeg Statistik hat ihre Tücken. Erstens beginnt ein Börsenjahr – statistisch betrachtet – fast immer gut, ohne dass es stets schön endet. Und zweitens lösen sich die Kurse selten von fundamentalen Entwicklungen. Und hier sieht es zwar gut aus, aber bei weitem nicht mehr so rosig wie bisher.
Es ist wie mit zwei schulpflichtigen Brüdern. Verbessert sich der eine von fünf auf vier, loben ihn die Eltern. Verschlechtert sich der andere von zwei auf drei, halten sie ihn an, mehr zu lernen. Der Glücklichere mit den vielleicht besseren Perspektiven ist der Vierer- und nicht der Dreier-Bruder.
Peu à peu verbesserten sich an der Börse die Bedingungen, nachdem die Kurse bis zum Frühjahr 2003 in den Keller gerauscht waren. Die Unternehmen verdienten wieder kräftig und erhöhten ihre Dividenden. Anleger fassten wieder Mut, und die Kurse stiegen kräftig. Gleichzeitig verloren andere Anlagen wie etwa Anleihen an Attraktivität, weil deren Renditen sanken. Weil dann die Unternehmen immer neue Rekordgewinne vorlegten, blieben Aktien niedrig bewertet. Die perfekte Börsenwelt also.
Doch inzwischen steigen die Kurse schneller als die Firmengewinne. In den ersten sechs Wochen 2006 legte der Deutsche Aktienindex (Dax) sechs Prozent zu. Das ist nicht dramatisch, solange Aktien unterbewertet sind. Doch setzt sich der erfolgreiche Start fort, dauert es nicht lange, bis Aktien wieder zu teuer sind.
Dahin kommen wir umso schneller, je geringer die Unternehmen ihre Gewinne steigern. Für die 50 größten europäischen Konzerne erwarten die Finanzanalysten ein Plus von acht Prozent, für Deutschlands Dax-Firmen zwölf Prozent. Würden Aktien ihr jetziges Bewertungsniveau halten, dürfen die Kurse im Euro Stoxx 50 und im Dax im gesamten Jahr also nur um diese Prozentzahlen zulegen.
Daran gemessen ist schon viel verfrühstückt. Zwar spricht einiges dafür, dass die Kurse weiter steigen. Schließlich sind Aktien immer noch unterbewertet, neues Geld strömt an die Börse und gute Wirtschaftsdaten für die nächsten Quartale untermauern den Optimismus.
Doch wie sieht es danach aus? In den USA mehren sich die Zeichen, dass der Konjunktur die Puste ausgeht. Steigende Zinsen verteuern Kredite und werden die Ausgaben der Unternehmen und Verbraucher dämpfen. Ähnliches, wenn auch abgeschwächt und verzögert, gilt für Euroland. Das Anlageland Deutschland werden die Investoren mit Blick auf die höhere Mehrwertsteuer ab 2007 besonders kritisch hinterfragen, wie nachhaltig es um den zarten Aufschwung bestellt ist.
Die Lage scheint besser als die Perspektiven. Weil die Börse auf die Zukunft wettet, sollte also niemand den tollen Jahresstart voreilig fortschreiben.
Quelle: HANDELSBLATT, Mittwoch, 15. Februar 2006, 07:00 Uhr
...be invested
Der Einsame Samariter
Vorsicht vor der Börsen-Zukunft
Der tolle Börsenstart ins neue Jahr verheißt eigentlich Gutes für die verbleibenden Monate. Denn die Historie belegt: wie der Januar, so das ganze Jahr.
DÜSSELDORF. Doch jedeg Statistik hat ihre Tücken. Erstens beginnt ein Börsenjahr – statistisch betrachtet – fast immer gut, ohne dass es stets schön endet. Und zweitens lösen sich die Kurse selten von fundamentalen Entwicklungen. Und hier sieht es zwar gut aus, aber bei weitem nicht mehr so rosig wie bisher.
Es ist wie mit zwei schulpflichtigen Brüdern. Verbessert sich der eine von fünf auf vier, loben ihn die Eltern. Verschlechtert sich der andere von zwei auf drei, halten sie ihn an, mehr zu lernen. Der Glücklichere mit den vielleicht besseren Perspektiven ist der Vierer- und nicht der Dreier-Bruder.
Peu à peu verbesserten sich an der Börse die Bedingungen, nachdem die Kurse bis zum Frühjahr 2003 in den Keller gerauscht waren. Die Unternehmen verdienten wieder kräftig und erhöhten ihre Dividenden. Anleger fassten wieder Mut, und die Kurse stiegen kräftig. Gleichzeitig verloren andere Anlagen wie etwa Anleihen an Attraktivität, weil deren Renditen sanken. Weil dann die Unternehmen immer neue Rekordgewinne vorlegten, blieben Aktien niedrig bewertet. Die perfekte Börsenwelt also.
Doch inzwischen steigen die Kurse schneller als die Firmengewinne. In den ersten sechs Wochen 2006 legte der Deutsche Aktienindex (Dax) sechs Prozent zu. Das ist nicht dramatisch, solange Aktien unterbewertet sind. Doch setzt sich der erfolgreiche Start fort, dauert es nicht lange, bis Aktien wieder zu teuer sind.
Dahin kommen wir umso schneller, je geringer die Unternehmen ihre Gewinne steigern. Für die 50 größten europäischen Konzerne erwarten die Finanzanalysten ein Plus von acht Prozent, für Deutschlands Dax-Firmen zwölf Prozent. Würden Aktien ihr jetziges Bewertungsniveau halten, dürfen die Kurse im Euro Stoxx 50 und im Dax im gesamten Jahr also nur um diese Prozentzahlen zulegen.
Daran gemessen ist schon viel verfrühstückt. Zwar spricht einiges dafür, dass die Kurse weiter steigen. Schließlich sind Aktien immer noch unterbewertet, neues Geld strömt an die Börse und gute Wirtschaftsdaten für die nächsten Quartale untermauern den Optimismus.
Doch wie sieht es danach aus? In den USA mehren sich die Zeichen, dass der Konjunktur die Puste ausgeht. Steigende Zinsen verteuern Kredite und werden die Ausgaben der Unternehmen und Verbraucher dämpfen. Ähnliches, wenn auch abgeschwächt und verzögert, gilt für Euroland. Das Anlageland Deutschland werden die Investoren mit Blick auf die höhere Mehrwertsteuer ab 2007 besonders kritisch hinterfragen, wie nachhaltig es um den zarten Aufschwung bestellt ist.
Die Lage scheint besser als die Perspektiven. Weil die Börse auf die Zukunft wettet, sollte also niemand den tollen Jahresstart voreilig fortschreiben.
Quelle: HANDELSBLATT, Mittwoch, 15. Februar 2006, 07:00 Uhr
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Der Einsame Samariter