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Größe wird zum Politikum
Bei manchen Zahlen zucken selbst hartgesottene "number cruncher" zusammen. Beispiel gefällig? Gestern hat der US-Handelskonzern Wal-Mart gemeldet, im Jahr 2006 die stolze Summe von 345 Mrd. Dollar umgesetzt zu haben. Wie bitte? Dreihundertfünfundvierzig Milliarden Dollar entsprechen dem Bruttoinlandsprodukt der aufstrebenden Türkei und fast der Wirtschaftsleistung der reichen Schweiz. Die Summe ist höher als der ökonomische Output von Tschechien, der Slowakei, Ungarn und Slowenien zusammen.
Wäre Wal-Mart ein Staat, würde er mit seinen 1,5 Millionen Mitarbeitern in der Bevölkerungsstatistik zwar nur bei Mauritius rangieren - mit seiner Wirtschaftskraft käme der Konzern aus der amerikanischen Provinz aber fast unter die Top 20 der Welt.
Was sagt uns das? Erstens, dass multinational operierende Konzerne inzwischen riesige Größenordnungen erreicht haben. Zweitens, dass diese Unternehmen sich angesichts ihrer Masse nicht wundern sollten, wenn sie intensiver von der Öffentlichkeit beobachtet werden. Drittens, dass sich die Lenker dieser Giganten dringend Gedanken über ihr Selbstverständnis machen müssen: "Will ich nur ein Unternehmen mit Gewinnerzielungsabsicht führen oder eine Organisation, die auch gesellschaftliche Verantwortung trägt?"
Wal-Mart tut sich schwer damit. Das sieht man an den zahllosen Klagen wegen angeblicher Ungleichbehandlung der Geschlechter und zweifelhafter Arbeitsbedingungen in den Märkten. Andere Firmen wie Exxon oder BP haben Probleme, sich auf die von der Öffentlichkeit geforderte "Nachhaltigkeit" umzustellen.
In Deutschland hat Siemens im vergangenen Jahr die schmerzliche Erfahrung gemacht, an den Pranger gestellt zu werden: Die Insolvenz der an BenQ verkauften Handy-Sparte brachte den Konzern aus München in Erklärungsnot. Die Giganten müssen lernen, politischer zu denken. Manager, die nur auf die Höhe und nicht auf die Qualität ihrer Zahlen schauen, sind out.
Berni, Marcello
Größe wird zum Politikum
Bei manchen Zahlen zucken selbst hartgesottene "number cruncher" zusammen. Beispiel gefällig? Gestern hat der US-Handelskonzern Wal-Mart gemeldet, im Jahr 2006 die stolze Summe von 345 Mrd. Dollar umgesetzt zu haben. Wie bitte? Dreihundertfünfundvierzig Milliarden Dollar entsprechen dem Bruttoinlandsprodukt der aufstrebenden Türkei und fast der Wirtschaftsleistung der reichen Schweiz. Die Summe ist höher als der ökonomische Output von Tschechien, der Slowakei, Ungarn und Slowenien zusammen.
Wäre Wal-Mart ein Staat, würde er mit seinen 1,5 Millionen Mitarbeitern in der Bevölkerungsstatistik zwar nur bei Mauritius rangieren - mit seiner Wirtschaftskraft käme der Konzern aus der amerikanischen Provinz aber fast unter die Top 20 der Welt.
Was sagt uns das? Erstens, dass multinational operierende Konzerne inzwischen riesige Größenordnungen erreicht haben. Zweitens, dass diese Unternehmen sich angesichts ihrer Masse nicht wundern sollten, wenn sie intensiver von der Öffentlichkeit beobachtet werden. Drittens, dass sich die Lenker dieser Giganten dringend Gedanken über ihr Selbstverständnis machen müssen: "Will ich nur ein Unternehmen mit Gewinnerzielungsabsicht führen oder eine Organisation, die auch gesellschaftliche Verantwortung trägt?"
Wal-Mart tut sich schwer damit. Das sieht man an den zahllosen Klagen wegen angeblicher Ungleichbehandlung der Geschlechter und zweifelhafter Arbeitsbedingungen in den Märkten. Andere Firmen wie Exxon oder BP haben Probleme, sich auf die von der Öffentlichkeit geforderte "Nachhaltigkeit" umzustellen.
In Deutschland hat Siemens im vergangenen Jahr die schmerzliche Erfahrung gemacht, an den Pranger gestellt zu werden: Die Insolvenz der an BenQ verkauften Handy-Sparte brachte den Konzern aus München in Erklärungsnot. Die Giganten müssen lernen, politischer zu denken. Manager, die nur auf die Höhe und nicht auf die Qualität ihrer Zahlen schauen, sind out.
Berni, Marcello