Märchen geht zu Ende. Vor einem Jahr träumte Thomas Haffa noch davon, den Disney-Konzern zu überflügeln. Dann machte EM.TV 2,8 Mrd. DM Verlust.
EM.TV-Chef Thomas Haffa hat sich verrechnet.
Haffa musste die Kirch-Gruppe ans Steuer seines Medienunternehmens lassen. Jetzt will er offenbar von Bord - kurz vor einer stürmischen Hauptversammlung und der Entscheidung über eine Anklage wegen falscher Gewinnprognosen.
Undementiert berichtete die Financial Times Deutschland am Dienstag, Haffa werde als Vorstandschef seinen Hut nehmen und sein Aktienpaket von 43 Prozent verkaufen. Doch Haffa muss seine traumhafte Karriere nicht mittellos beenden: Für seine Aktien soll er immerhin noch 175 Mio. DM erhalten.
Das ist wenig für jemanden, dessen Vermögen das Wirtschaftsmagazin "Forbes" vor einem Jahr noch mit vier Mrd. DM beziffert hatte.
Aber nicht schlecht für einen Mann, der nach dem Abbruch der Schule als Verkäufer bei IBM angefangen hatte.
Bei Leo Kirch hatte Haffa dann als Filmhändler gearbeitet und gelernt und 1989 seine eigene Firma aufgemacht: EM.TV. Geld mache ihn glücklich, "es hat mich schon im Alter von 15 Jahren glücklich gemacht", hatte er vor einem Jahr der "Süddeutschen Zeitung" gesagt.
Haffa und EM.TV waren damals Börsenstars: Das Unternehmen hatte die Biene Maja und die Muppet-Show gekauft, Familie Feuerstein und die Formel 1. Die Aktie wurde mit 116 Euro gehandelt, EM.TV war mehr wert als die Lufthansa oder MAN. "Am 18.4. 2002 werde ich 50. Bis dahin soll EM.TV der größte Anbieter von Kinder- und Familien-Entertainment sein. Ich meine weltweit", sagte Haffa damals.
Entscheidung über Anklage steht bevor
Doch er hatte sich verrechnet. Die Schulden für die Einkäufe zogen das Unternehmen in den Keller, sein Bruder Florian musste als Finanzvorstand gehen. Kurz vor der Hauptversammlung sind die Aktionäre noch immer stinksauer: Der Kurs ist inzwischen um 99 Prozent abgestürzt.
Der Vorstand habe die Lage lange Zeit bewusst falsch dargestellt, sagen Aktionärsschützer. Haffa hatte zu Jahresbeginn heimlich 200.000 Aktien abgestoßen. Im November waren noch 600 Mio. DM Gewinn angekündigt.
Doch die Bilanz schloss mit 2,8 Mrd. DM Schulden ab. Dass der Vorstand die Abstimmung über seine Entlastung jetzt vertagen und den Aufsichtsräten höhere Entgelte genehmigen lassen will, schürt die Empörung weiter.
Zudem will die Staatsanwaltschaft München übernächste Woche über Anklage oder Einstellung des Strafverfahrens entscheiden. Oberstaatsanwalt Manfred Wick bestätigte, dass die Behörde mehrere Mio. DM für eventuelle Schadenersatzansprüche sicher gestellt habe.
In dieser Situation scheint Haffa für EM.TV zunehmend zur Last zu werden. Die Börse reagierte erleichtert auf die Nachricht von seinem möglichen Abgang: Der Kurs der EM.TV-Aktie legte um 19 Prozent zu und lag am Nachmittag mit 1,90 Euro noch sechs Prozent im Plus.
Feine Gesellschaft
jo.