Von Gertrud A. Hussla, Handelsblatt
Die Zeiten, in denen große US-Konzerne und schnell wachsende Hightech-Werte mit aufgeplusterten Quartalsergebnissen mogelten, sind auch nach dem Platzen der Spekulations-Blase nicht vorbei.
DÜSSELDORF. In der zu Ende gehenden Quartalssaison gab es wieder jede Menge geschönte Zahlen – vor allem aus Silicon Valley. Das bestätigen Analysten und der Finanzinformationsdienst Thomson Financial.
Mit Sonderposten haben zahlreiche Unternehmen erneut Unschönes herausgerechnet oder außerordentliche Erträge zum Ergebnis gezählt, stellt Chuck Hill von Thomson Financial fest.
Der Kosmetik- und Waschmittelkonzern Procter & Gamble etwa habe den beliebten Trick, Restrukturierungs-Kosten geltend zu machen und sie damit als Sonderposten unter den Tisch fallen zu lassen zum siebten Mal in Serie angewandt. Das habe den Gewinn jeweils optisch um bis zu 30 % verbessert.
Der Glasfaser-Konzern JDS Uniphase habe sogar zum neunten Mal solche Restrukturierungskosten geltend gemacht. Der Internetausrüster Cisco lasse gar reguläre Kosten regelmäßig unter den Tisch fallen. Das habe diesmal den Gewinn um 11 % aufgeblasen.
Auch E-Bay und Amazon hätten ihre Ergebnisse künstlich verbessert. „Die Situation ist nach den Bilanz-Skandalen der vergangenen Jahre besser geworden, aber vor allem Hightech-Werte stellen ihre Zahlen immer noch günstiger dar, als sie sind“, sagt Chuck Hill.
Die Konzerne nutzen wieder einmal die Möglichkeit, mit so genannten „Pro-Forma“-Zahlen ihre öffentlich präsentierten Ergebnisse zu frisieren. Diese Pro-Forma-Ergebnisse entstanden ursprünglich aus dem Bestreben, Quartalsgewinne mit den Zahlen vorhergehender Perioden vergleichbar zu machen. Einmalige Kosten aus der Aufgabe eines Betriebszweigs oder Sondereinnahmen, wie sie aus dem Erlös von Immobilienverkäufen entstehen können, sollten nicht die Ergebnisse verzerren. Doch das Frisieren mit solchen Sonderposten wurde für viele Unternehmen zur schönen Regel:
Im Jahr 2001 war die Summe aller Sonderpositionen der im S&P 500 vertretenen Firmen höher als die Summe der ausgewiesenen Gewinne.
Die Pro-Forma-Ergebnisse werden lediglich der Presse und den Analysten präsentiert. Bei der Wertpapieraufsicht SEC dagegen muss jeder Konzern die nach den US-Standard errechneten Ergebnisse vorlegen.
„Wir finden es äußerst beunruhigend, dass „Pro-Forma-Ergebnisse“, „Gewinne unter Ausschluss bestimmter Posten“ oder Ergebnisse, die nicht auf den amerikanischen Bilanzregeln US-GAAP beruhen, erneut fester Bestandteil der veröffentlichten Zahlen waren“, meint Chefstratege Richard Bernstein von der Investmentbank Merrill Lynch. Die Tatsache, dass die Konzerne zu solchen Mitteln greifen um Wachstum zu demonstrieren, bestätige nur die Sorge, dass sie nicht genügend echtes Wachstumspotenzial haben. „Warum kann es nicht eine einfache Vorschrift geben, die den Firmen verbietet, irgendetwas andere als die Ergebnisse nach GAAP zu veröffentlichen“, fragt Bernstein.
Marktstratege James Montier von der Investmentbank Dresdner Kleinwort Wasserstein in London errechnete in einem Report mit dem Titel „Lügen und Gewinnzahlen“, dass die in den vergangenen Wochen veröffentlichten US-Gewinne um 35 % übertrieben waren.
Als Messgröße nennt er die Gewinne auf sämtliche im S&P 500 Index vertretenen Werte. Das Investment von je einem Dollar in jeden dieser Werte hätte nach Darstellung der Presse-Statements einen Quartalsgewinn von insgesamt 13,50 $ gebracht. Die nach GAAP errechneten Zahlen würden dagegen nur einen entsprechenden Gewinn von 8,48 $ erbringen.
Bei Cisco etwa habe eine neue Abschreibungsmethode von immateriellen Gütern auf dem Papier 178 Mill. $ Kostenersparnisse gebracht, sagt Montier. Eine Verringerung der Rückstellungen für faule Kredite habe das Ergebnis optisch um 152 Mill. $ verbessert. „Die Analysten akzeptieren Pro-Forma-Statements, weil sie immer noch mehr auf der Seite der Firmen als auf der Seite der Anleger stehen“, betont Montier.
Der Investor zahle die Zeche, weil aufgeblasene Ergebnisse zu überteuerten Aktienkursen führten.
Der Finanzinformationsdienst Standard&Poor’s hat das in Langzeit-Untersuchungen bestätigt: Danach unterliegen die Kurse von Firmen, welche häufig außerordentliche Posten geltend machen, größeren zyklischen Schwankungen und haben langfristig eine schlechtere Entwicklung als bei korrekt berichtenden Firmen. Außerdem sind künftige Ergebnisse für Analysten und Investoren schwerer einschätzbar.
Die Zeiten, in denen große US-Konzerne und schnell wachsende Hightech-Werte mit aufgeplusterten Quartalsergebnissen mogelten, sind auch nach dem Platzen der Spekulations-Blase nicht vorbei.
DÜSSELDORF. In der zu Ende gehenden Quartalssaison gab es wieder jede Menge geschönte Zahlen – vor allem aus Silicon Valley. Das bestätigen Analysten und der Finanzinformationsdienst Thomson Financial.
Mit Sonderposten haben zahlreiche Unternehmen erneut Unschönes herausgerechnet oder außerordentliche Erträge zum Ergebnis gezählt, stellt Chuck Hill von Thomson Financial fest.
Der Kosmetik- und Waschmittelkonzern Procter & Gamble etwa habe den beliebten Trick, Restrukturierungs-Kosten geltend zu machen und sie damit als Sonderposten unter den Tisch fallen zu lassen zum siebten Mal in Serie angewandt. Das habe den Gewinn jeweils optisch um bis zu 30 % verbessert.
Der Glasfaser-Konzern JDS Uniphase habe sogar zum neunten Mal solche Restrukturierungskosten geltend gemacht. Der Internetausrüster Cisco lasse gar reguläre Kosten regelmäßig unter den Tisch fallen. Das habe diesmal den Gewinn um 11 % aufgeblasen.
Auch E-Bay und Amazon hätten ihre Ergebnisse künstlich verbessert. „Die Situation ist nach den Bilanz-Skandalen der vergangenen Jahre besser geworden, aber vor allem Hightech-Werte stellen ihre Zahlen immer noch günstiger dar, als sie sind“, sagt Chuck Hill.
Die Konzerne nutzen wieder einmal die Möglichkeit, mit so genannten „Pro-Forma“-Zahlen ihre öffentlich präsentierten Ergebnisse zu frisieren. Diese Pro-Forma-Ergebnisse entstanden ursprünglich aus dem Bestreben, Quartalsgewinne mit den Zahlen vorhergehender Perioden vergleichbar zu machen. Einmalige Kosten aus der Aufgabe eines Betriebszweigs oder Sondereinnahmen, wie sie aus dem Erlös von Immobilienverkäufen entstehen können, sollten nicht die Ergebnisse verzerren. Doch das Frisieren mit solchen Sonderposten wurde für viele Unternehmen zur schönen Regel:
Im Jahr 2001 war die Summe aller Sonderpositionen der im S&P 500 vertretenen Firmen höher als die Summe der ausgewiesenen Gewinne.
Die Pro-Forma-Ergebnisse werden lediglich der Presse und den Analysten präsentiert. Bei der Wertpapieraufsicht SEC dagegen muss jeder Konzern die nach den US-Standard errechneten Ergebnisse vorlegen.
„Wir finden es äußerst beunruhigend, dass „Pro-Forma-Ergebnisse“, „Gewinne unter Ausschluss bestimmter Posten“ oder Ergebnisse, die nicht auf den amerikanischen Bilanzregeln US-GAAP beruhen, erneut fester Bestandteil der veröffentlichten Zahlen waren“, meint Chefstratege Richard Bernstein von der Investmentbank Merrill Lynch. Die Tatsache, dass die Konzerne zu solchen Mitteln greifen um Wachstum zu demonstrieren, bestätige nur die Sorge, dass sie nicht genügend echtes Wachstumspotenzial haben. „Warum kann es nicht eine einfache Vorschrift geben, die den Firmen verbietet, irgendetwas andere als die Ergebnisse nach GAAP zu veröffentlichen“, fragt Bernstein.
Marktstratege James Montier von der Investmentbank Dresdner Kleinwort Wasserstein in London errechnete in einem Report mit dem Titel „Lügen und Gewinnzahlen“, dass die in den vergangenen Wochen veröffentlichten US-Gewinne um 35 % übertrieben waren.
Als Messgröße nennt er die Gewinne auf sämtliche im S&P 500 Index vertretenen Werte. Das Investment von je einem Dollar in jeden dieser Werte hätte nach Darstellung der Presse-Statements einen Quartalsgewinn von insgesamt 13,50 $ gebracht. Die nach GAAP errechneten Zahlen würden dagegen nur einen entsprechenden Gewinn von 8,48 $ erbringen.
Bei Cisco etwa habe eine neue Abschreibungsmethode von immateriellen Gütern auf dem Papier 178 Mill. $ Kostenersparnisse gebracht, sagt Montier. Eine Verringerung der Rückstellungen für faule Kredite habe das Ergebnis optisch um 152 Mill. $ verbessert. „Die Analysten akzeptieren Pro-Forma-Statements, weil sie immer noch mehr auf der Seite der Firmen als auf der Seite der Anleger stehen“, betont Montier.
Der Investor zahle die Zeche, weil aufgeblasene Ergebnisse zu überteuerten Aktienkursen führten.
Der Finanzinformationsdienst Standard&Poor’s hat das in Langzeit-Untersuchungen bestätigt: Danach unterliegen die Kurse von Firmen, welche häufig außerordentliche Posten geltend machen, größeren zyklischen Schwankungen und haben langfristig eine schlechtere Entwicklung als bei korrekt berichtenden Firmen. Außerdem sind künftige Ergebnisse für Analysten und Investoren schwerer einschätzbar.