Viele Anlage-Fehler sind leicht zu vermeiden

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Viele Anlage-Fehler sind leicht zu vermeiden

 
18.05.03 10:34
Finanz-Verhaltensforschung


Viele Anlage-Fehler sind leicht zu vermeiden


Von Kathrin Quandt


Denn sie wissen nicht, was sie tun – Anlegern geht es oft wie der Gruppe von Jugendlichen in einem der bekanntesten Filme von James Dean. Unbewusst wiederholen sie immer wieder dieselben Fehler. Eine Verhaltensanalyse bietet Chancen, Fehler in Zukunft zu vermeiden und damit die Gewinnchancen zu erhöhen.

 



HB FRANKFURT. Manche Anleger kaufen nur Deutsche Telekom, ignorieren internationale Konkurrenten – und wundern sich, wenn ihre Strategie schief geht. Wissenschaftler der Forschungsrichtung Behavioral Finance, die verhaltenswissenschaftliche Kenntnisse nutzen, nennen das Phänomen „home bias“; damit meinen sie, dass Anleger am liebsten nur kaufen, was sie kennen, etwa Aktien aus dem eigenen Land. Diese Haltung ist zwar psychologisch verständlich, zahlt sich aber in der Regel nicht aus, weil die Anleger das Risiko ihrer Aktienkäufe zu wenig streuen.

Neben dem „home bias“ haben Behavioral-Finance-Theoretiker zahlreiche Fehlverhaltensmuster bei Investoren ausgemacht. Die neusten Untersuchungen kommen aus der Universität Mannheim, wo Prof. Martin Weber und Thomas Langer den „Cost-Average-Effekt“ als „Mythos“ entlarven. Dieser Effekt behauptet, dass Anleger bei wiederholter Investition eines identischen Geldbetrags in ein Wertpapier oder einen Fonds von zwischenzeitlichen Kursschwankungen profitieren, da sie bei niedrigen Kursen relativ viele, bei hohen Kursen aber nur wenige Papiere gekauft haben. Der durchschnittliche Kaufpreis der Anteile liege damit unterhalb des durchschnittlichen Wertpapierkurses im entsprechenden Zeitraum, so die Argumentation.

Weber und Langer belegen hingegen theoretisch und empirisch, dass der Cost-Average-Effekt kein Automatismus ist: Der vermeintliche Vorteil der Strategie, bei fallenden Kursen relativ größere Stückzahlen zu erwerben, sei nur dann gegeben, wenn der Kurs in der Folge tatsächlich wieder steigt. Generell könnte man nicht von einer renditesteigernden Wirkung des Cost Average sprechen.

Zwei Faktoren sind für den Erfolg der Durchschnittskosten-Strategie verantwortlich

Dass die Durchschnittskosten- Strategie dennoch so populär ist, führen die Wissenschaftler auf zwei Faktoren zurück: Einerseits bedienten sich viele Banken in ihrer Werbung des Effektes, weil dessen Intention gut vermittelbar sei: Fallende Kurse sollten Anleger nicht als Ärgernis, sondern als Chance verstehen, dem Depot zu günstigerem Preis eine größere Zahl an Fondsanteilen oder Aktien hinzufügen zu können.

Andererseits sei die Strategie gerade bei Privatanlegern beliebt, weil diese ein regelmäßiges Einkommen erzielten und damit auch das monatliche Sparvermögen der Anleger etwa konstant bleibe. Dies lasse Sparpläne mit regelmäßigen, gleich hohen Einzahlungen attraktiv erscheinen. Außerdem könnten sich Anleger, die an den Effekt „glauben“, in Baissephasen damit trösten, eine wichtige und renditesteigernde Phase ihrer langfristigen Anlagestrategie zu durchlaufen. Diesen Trugschluss gelte es zu vermeiden, betonen die Wissenschaftler, auch wenn sie zugeben, dass regelmäßige Einzahlungspläne manchen Anlegern helfen können, sich selbst zu disziplinieren.

Abgesehen vom Home Bias und vom Cost-Average-Effekt haben Behavioral-Finance-Experten weitere wichtige Fehler ausgemacht, die Anleger immer wieder machen. Joachim Goldberg, Mitinhaber des psychologischen Research-Instituts Cognitrend in Frankfurt, gibt einen Überblick: Anleger halten grundsätzlich an Entscheidungen zu lange fest. Das gelte insbesondere dann, wenn mit der Entscheidung hohe materielle und psychologische Kosten verbunden waren.

Investoren neigen zur Selbstüberschätzung

Außerdem verarbeiteten viele Investoren Informationen falsch, erklärt Goldberg: Sie sammeln in Gewinnphasen zu wenig Informationen und überprüfen die Strategie zu selten. Generell hat Goldberg beobachtet, dass viele Anleger Informationen nur selektiv wahrnehmen: „Sie blenden aus, was ihnen nicht passt.“ Zudem neigten Investoren zur Selbstüberschätzung, was den möglichen Erfolg ihrer Anlageentscheidung betrifft („overconfidence bias“).

Auch mangelnde Sorgfalt ist ein häufiges Phänomen: Viele Anleger geraten in die roten Zahlen, weil sie sich, von Angst und Gier getrieben, ohne eine Strategie bzw. einen Handelsplan auf das Parkett stürzen. Das betont etwa Claus David Grube von der Grube Trainings GmbH in Hamburg. Grube ist einer der prominentesten deutschen Verhaltenstrainer für Anleger auf dem Spezialgebiet Derivate. Grube zufolge ist es besonders wichtig, den möglichen maximalen Verlust vor dem Handeln festzulegen. Den gleichen Rat gibt Autor Franz-Josef Buskamp in seinem Buch „Mentale Börsenkompetenz – Investieren mit Fingerspitzengefühl“.

Anleger sollten sich mit den psychologischen Erkenntnissen der Behavioral-Finance-Experten befassen. Daraus zu lernen dürfte sich für sie in barer Münze auszahlen.


HANDELSBLATT, Freitag, 16. Mai 2003, 15:02 Uhr


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anbei mal eine geldwerte seite.
die charts dieser aktien negieren die letzten 3 jahre, warum wohl?
weil hier die fonds etc., das geld bunkern welches aus dem mega-short-gewinnen anderer sparten erzielt wurde. sie setzen auf long, also steigende kurse.

www.businessweek.com/pdfs/2003/13A-performance.pdf


gruß
proxi
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