Brezel traf den Vagusnerv
Die Verringerung der Herzschlagfrequenz hat zu einem Ohnmachtsanfall von US-Präsident George W. Bush im Weißen Haus geführt. Bush hatte sich beim Fernsehen an einer Brezel verschluckt. Das Gebäck hatte daraufhin offenbar den Vagusnerv stimuliert, was den Herzschlag verlangsamt haben könnte.
AP
George W.Bush: Leichte Blessuren nach dem Ohnmachtsanfall
Washington - Bushs Leibarzt Richard Tubb sagte, der Präsident sei der Ansicht, nur für einige Sekunden ohnmächtig gewesen zu sein. Als er wieder zu sich gekommen sei, haben die beiden Hunde dagesessen wie zuvor und ihn "komisch angeschaut".
Der 55-Jährige fiel gegen 17.35 Uhr (23.35 MEZ) durch den Anfall vom Sofa auf den Boden. Dabei verletzte er sich leicht. Er zog sich Abschürfungen an der linken Wange zu und schlug sich die Unterlippe auf. Während des Vorfalls war Bush allein im Zimmer und schaute sich ein Football-Spiel der National League zwischen den Miami Dolphins und den Baltimore Ravens an. Bushs Ehefrau Laura telefonierte gerade in einem anderen Raum.
Um 17.40 Uhr sei eine im Weißen Haus stationierte Krankenschwester alarmiert worden. Acht Minuten später sei Bushs Leibarzt Tubb verständigt worden, der sogleich ins Weiße Haus eilte, wo er im Behandlungszimmer ein Elektrokardiogramm veranlasste. Dabei sind nach Tubbs Angaben keine Auffälligkeiten festgestellt worden. Auch der Blutdruck sei für Bush normal gewesen. Allein die Pulsfrequenz sei etwas niedrig, was allerdings aufs Bushs guten Trainingszustand zurückzuführen sei. Er habe ihm keine Medikamente verschreiben müssen, sagte Tubb.
Nach Angaben Tubbs ist der Ohnmachtsanfall Ergebnis verschiedener Faktoren. Zunächst habe die Brezel, an der sich Bush verschluckt haben soll, den Vagusnerv gereizt. Dieser Nerv signalisiere dann dem Herzen, die Schlagfrequenz zu reduzieren. Dies könne zu einer kurzen Ohnmacht führen. "Vasovagale Ohnmacht", so der medizinische Ausdruck, kann auch durch Angstzustände oder Bauchkrämpfe ausgelöst werden.
Der Präsident habe sich zudem schon während der vergangenen Tage nicht ganz wohl gefühlt und über eine aufziehende Erkältung geklagt. Zusätzlich habe Bush am Wochenende unter Wetterfühligkeit gelitten. Dennoch habe der Präsident am Samstag trainiert und auch am Sonntag ein leichtes Training absolviert, sagte Tubb.
Tubb sagte, der Schwächeanfall des Präsidenten scheine nicht mit Stress oder zusätzlicher Arbeit auf Grund des Afghanistan-Krieges in Verbindung zu stehen.
Vergangenen August bescheinigten Ärzte dem Präsidenten nach einer Routineuntersuchung, "ausgesprochen gesund" zu sein. Was den Zustand seines Kreislaufes angehe, befinde sich Bush unter den besten zwei Prozent aller Männer seines Alters.
Im Dezember waren Bush allerdings diverse Hautgeschwüre entfernt worden. An den Wangen wurden ihm zwei so genannte Lichtkeratosen mit flüssigem Stickstoff abgefroren. Die Ärzte operierten auch zwei Alterswarzen von Bushs Stirn und Schläfe. Lichtkeratosen können eine Vorstufe von Hautkrebs sein. Sie entstehen durch intensive Sonneneinstrahlung.
Bushs Gesundheitszustand scheint damit wesentlich besser zu sein als der Dick Cheneys. Der Vizepräsident erlitt in den vergangenen 25 Jahren vier Herzinfarkte. Im Juni vergangenen Jahres wurde ihm ein Herzschrittmacher eingesetzt.
Wie Bushs Sprecher Ari Fleischer mitteilte, will der 55-jährige Präsident wie geplant am heutigen Montag zu einer Reise in den Mittelwesten aufbrechen.